Ein Trip in die Welt der irisch-schottischen Musik

Geheimtipps. Dann spontan reagieren, evtl. Ortswechsel ...
Ja, das scheint ein Weg zu sein. Man muss halt findig sein. Dabei kann man leicht ins Schwimmen geraten, was mich zum Wasser bringt;):

Tutorial 10: Out on the Ocean
Das Stück ist ziemlich bekannt und wird überall in Sessions gespielt. Außerdem kann man damit leichter in die Jigs einsteigen. Darum möchte ich das Stück jetzt doch noch einschieben:

OutOnTheOcean.JPG

 

Anhänge

  • Out on the Ocean.pdf
    16,5 KB · Aufrufe: 51
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Das ist Deutschland: Für alles gibt es ein Museum, für alles eine Ausstellung. Stellt man Dinge nicht mehr her, stellt man sie zur Schau. Das gilt für alles: für Gießkannen, Geflügel, Gartenzwerge, Garkartoffeln...

Irland ist nicht Deutschland. Klar. Mich wundert aber, wie Irland sein musikalisches Erbe zur Schau stellt. Das gilt auch für einen der Nationalheiligen: Turlough O’Carolan. 1670 geboren, erkrankte er mit 18 an Pocken und erblindete. Eine Mäzenin ermöglichte ihm ein dreijähriges Harfenstudium. Mit 21 gab man ihm ein Pferd und einen Führer. So zog er jahrzehntelang durch die Lande und komponierte für Patronen, die ihm ein Obdach boten. Schließlich heiratete er, bekam sechs Töchter und einen Sohn. Der Tod seiner Frau machte ihn depressiv. Er verließ seine Heimat und nahm sein Vagabundenleben wieder auf. 1738 starb er. Freilich konnte er am Todestag sein wohlgefülltes Whiskeyglas nicht mehr zum Munde führen. "It was a pity that such friends should part at least without kissing", sprach er und verschied. Zu deutsch: "Schade, dass sich nun zwei Kumpels ohne einen letzten Kuss trennen." Das nenne ich mal ein passables letztes Wort. Besser als "Mehr Licht".

Wo ist die Harfe von O'Carolan? Wo die Noten seiner Arrangements? Es gibt eine Harfe im Nationalmuseum Irlands, die man O'Carolan zuschreibt, aber nicht öffentlich ausgestellt ist. Der Grund scheint zu sein, dass sie zwar alt, aber nicht ganz so echt ist. Ok. Und die Noten? Ich stellte mir Unmengen eng beschriebenen Notenpapiers vor, altes leicht vergilbtes Material, Harfennoten geschrieben mit Tuschfeder auf Pergament, Notenpapier mit Whiskeyflecken. Aber auch hier Fehlanzeige. O'Carolan hat selbst keine selbst geschriebenen Noten hinterlassen. Es gibt Melodielinien und Texte zu seinen Liedern, die andere aufgezeichnet haben (Beispiel des Stückes Eleanor Plunkett: http://simonchadwick.net/2020/12/eleanor-plunkett.html#tunes). Wie genau der Meister gespielt hat, weiß man nicht. All das verschwand mit seinem Tod - und zwar so gründlich, dass der Harfen-Kundler Simon Chadwick es sich zu seinem privaten Projekt gemacht hat, nicht nur alte Harfen zu sichten und zu beschreiben, sondern auch die ursprüngliche Spielweise O'Carolans zu rekonstruieren.

Sollte Simon keinen Erfolg haben, geht es so weiter wie bisher. Jeder nimmt sich eine O'Carolan-Melodie und bastelt eine Begleitung dazu. Da man kein Gälisch kann, singt man lieber nicht. So entsteht ein diy-Carolan-Stil, zu dem ich nun auch meinen Beitrag leisten möchte:

Tutorial 11: Eleanor Plunkett
EleanorPlunkett.JPG



Sollte man mir sagen: Bei dieser Interpretation dreht sich der Meister im Grabe um, so bitte ich um ein Beweisfoto. Denn eins gibt es - Geocaching zu den letzten Überresten von Turlough O’Carolan . Aber Vorsicht beim Überqueren der Straße, wie uns Zola67 mit auf den Weg gibt! Das ist Irland und mein Touristen-Tipp 1. :);)
 

Anhänge

  • Eleanor Plunkett.pdf
    20,8 KB · Aufrufe: 65
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 11 Benutzer
Danke fürs einspielen, und auch für die vielen Noten hier in letzter Zeit, ich speichere alles ab, und wenn ich dann spielerisch soweit bin, freu ich mich aufs spielen. Dieses Stück ist so schön. Kekse kann ich leider keine vergeben, mir ist nicht klar warum
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Bei deiner sehr schönen Interpretation weht mich ein Hauch von Winnetou, Freiheit und Abenteuer an. Ich weiß aber nicht genau aus welcher Richtung
Vielen Dank für das Lob. Bestimmt ist die richtige Antwort "Winnetou". Ich habe in der Schule gelernt, dass es immer die richtige Antwort gibt. Je nach Lehrer war das "Jesus", "42" oder "Winnetou".:);):cool::D

Solltest Du den Eindruck haben, die Interpretation sei völlig ungeeignet, habe ich dafür das vollste Verständnis.:great: Gleichzeitig bitte ich aber um das Geocaching-Beweisfoto.;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde, das war eine gelungene Interpretation. Kekse sind unterwegs.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Irish Folk und nicht Irish Fake
Laut Frank atmet meine "Eleanor Punkett"-Interpretation "Freiheit und Abenteuer". Ich sehe das weite Meer und grüne Wiesen vor mir, ich rieche den Atlantik und spüre dem letzten Glas irischen Whiskeys nach. Frank sieht auch "Winnetou", ich ergänze "Old Shatterhand" und die "Silberbüchse" vor seinem geistigen Auge. Eleanor Punkett=Winnetou-Wildwestromantik? Armer irischer Folk.

"Irische Musik muss IRISCHE Musik bleiben!" Ende des 19. Jahrhunderts waren engagierte konservative Kreise genau dieser Meinung. Man gründete die "Gälische Liga", die sich besonders um die irische Sprache und Musik kümmerte. Man legte strikte Regeln fest, was und wie wie man zu tanzen habe und veranstaltete Instrumental-Wettbewerbe. In London trieb man es auf die Spitze: Um sich von den Schotten abzugrenzen, legte man einen Kanon fest, was irisch ist und was nicht. Bestimmte Jigs und Reels waren nun ok, Walzer und Schottisches aber nicht. Dabei ignorierte völlig, dass die schottische und die irische Kultur über Jahrhunderte hinweg gegenseitig beeinflusst haben. Es gibt Jigs, die aus Schottland kommen, aber nur in Irland überlebt haben und umgekehrt.
(Gearóid Ó hAllmhuráin. Pocket History of Irish Traditional Music. Dublin: O'Brien Press, 1998 Seiten 96f.111f).

Aus diesem Erbe lebt auch Tomás Ó Canainn: Um herauszufinden was Tradition ist und was Tradition nicht ist und nicht sein kann, müsse man das Akkordeon und die Concertina komplett ignorieren. Ein Akkordeon ist kein geniun irisches Instrument, es ist ein Wirt, der Schädlinge in die irische Musik hineinträgt - in Form von wesensfremden Ornamenten und Verzierungen. (Traditional Music in Ireland. Cork (u.a.): Ossian Publications,1978. Seite 2). Dabei gerät völlig aus dem Blick, dass das Melodeon zu einem Instrument geworden ist, das die irische Tradition nicht nur getragen, sondern weiterentwickelt hat, ohne dass die Tänzer aus dem Tritt gekommen wären. Ja, es sind irische Stücke auf dem Akkordeon entstanden und ohne Akkordeon undenkbar. So trägt der über viele Jahre meistgespielte Reel den Namen eines in Irland bekannten Akkordionisten, von Joe Cooley.

Joe Cooley wurde 1924 in Peterswell im County Galway geboren. Mit 10 nahm er eine C#/D-Diatonische in die Hand und begann irische Musik zu spielen. Ihn verschlug es nach Dublin, wo er mit seiner Tulla Ceili Band einen Musikwettbewerb gewann und im Radio spielte. 1954 siedelte er in die USA und tourte dort. Mittlerweile berühmt geworden, wurde er zu einem der einflussreichsten irischen Akkordionisten. Als er krank wurde, kehrte er 1973 nach Irland zurück: "Cooley returned to east Galway like a musical messiah returning to a long-lost congregation", feiert die Pocket History die Rückkehr des Diatonikers auf die Insel (Seite 160). "Cooley kehrte zu seiner lange verlorenen Gemeinde als musikalischer Messias zurück!" Halleluja! Der Erlöser war wieder da, versammelte seine Gläubigen in kleinen Pubs in Clare und Galway um sich, gab Sessions mit einem Freund, starb aber 1973 an Krebs und wurde in seinem Geburtsort begraben. Mit seiner Webseite https://joecooleytapes.org stand er von den Toten auf. Dort kann man dem Meister auf Ikonen und in digitalisierten leiernden Kassettenmitschnitten aus dem letzten Jahrtausend selber begegnen. In seinem "Cooley's Reel" wird er bis ans Ende aller Zeiten weiterleben, sagen seine Freunde.

Tutorial 12: Cooley's Reel
Cooley's Reel.JPG




Akkordeon und irische Musik gehören zusammen. Dieser Ansicht ist auch die Online Academy of Irish Music. Freilich sollte man als Akkordionist die Musik der maßgeblichen irischen Melodeon-Spieler anhören: "Examples of well known B/C players are Paddy O’Brien and Joe Burke. Popular C♯/D players are Maritin O’Connor and Sharon Shannon. Another not so well known tuning is D/D♯ which is played by Tony MacMahon." Wer Cooley und diese Apostel hört, erlebt irischen Folk und nicht irischen Fake. Der Apatchenhäuptling gerät immer mehr aus dem Blick. Ich sehe das weite Meer und grüne Wiesen vor mir, ich rieche den Atlantik und spüre dem letzten Glas irischen Whiskeys nach.

P.S. Tourist-Tipp 2: Galway, das Mekka der Straßenmusiker, wie @lil und Daniel Hope in seinem Film sagen.
 

Anhänge

  • Cooley's Reel.pdf
    22 KB · Aufrufe: 51
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 4 Benutzer
Jigs und Reels bilden das Standardrepertoire der irischen traditionellen Musik. Dazu kommen Hornpipes. Wikipedia sagt:

"Nach Irland kam die Hornpipe erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts. In den Hornpipes des Irish Folk wird durchgehend im 4/4 Takt gespielt. Die Melodien bestehen überwiegend aus Achtelnoten, werden aber manchmal auch punktiert geschrieben. Gespielt werden die irischen Hornpipes – abweichend von der Notation – praktisch immer in einem Triolenfeeling: die Zeitaufteilung zwischen 1. und 2. Achtel entspricht etwa 60:40 bis 66:33."

Damit ist klar, dass Noten eine Hornpipe nur eingeschränkt wiedergeben können. Bei den Jigs und Reels verhält es sich ähnlich. Beide Schreibweisen sind richtig wie falsch - die punktierte Schreibweise wie auch die triolische. Weil es nicht geht, schreiben die Iren zwei Achtel und stürzen uns in Verwirrung: Wie lange hält man die erste Achtel aus und wie lange die zweite? Wie spielt man das richtig? Die Frage stellen viele, die sich mit Irish Folk beschäftigen. Sie kam auch in den Videos, auf die hier im Rahmen des Threads verwiesen wurde, vor. Die Antwort darauf: "Hör, was andere spielen..." Da es immer mehr Nicht-Iren gibt, die Irish Folk machen, ist das ein mutiger Tipp. Ich hoffe, die vielen irischen Musikstücke bringen mir einer richtigen Antwort langsam näher...

Bei den Hornpipes habe ich mich für das "Rights of Man" entscheiden. Das Stück ist nach www.thesession.org einer der beliebtesten und klingt so, wenn man es langsamer angehen will:

Tutorial 13: Rights of man


Zwei Notenfassungen finden sich im Anhang: Zum einen Noten mit der Melodie, zum anderen ausgeschriebene Noten mit Variationen über die Melodie. Ein geübter Spieler variiert ja in jedem Durchgang den Notentext etwas. Je kreativer er das macht, desto spannender wird die Sache für die Zuhörer. Das ist etwas, was mir am Irish Folk gut gefällt. Aber wie kommt man da rein? Ich habe mir gedacht, ich schreibe einfach mal ein paar Variationen aus, die ich auf Youtube gefunden habe. Dann kann man versuchen, die Freiräume auszuloten und eigene Versuche zu starten. Ich finde die Variationen etwas einfacher als Improvisationen im Jazz. Man bleibt ja vergleichsweise nahe am Original. Insofern ist Irish Folk ein guter Einstieg in den kreativen Umgang mit Stücken. Dabei wachsen die eigenen Fertigkeiten mit der Zeit.

Apropos Hornpipe: Die Stücke heißen Hornpipe, weil sie auf Hornpipes (Hornflöten?) gespielt wurden. Soweit ich weiß, sind die ziemlich aus der Mode. Wenn jemand trotzdem eine Tonaufnahme einer Hornpipe hat, die von ihrem Klang den irischen Instrumenten nahekommt, bitte her damit. Ich verstehe davon reichlich wenig.
 

Anhänge

  • The Rights Of Man - Beispiel.pdf
    40,4 KB · Aufrufe: 47
  • The Rights Of Man - Grundfassung.pdf
    22,5 KB · Aufrufe: 48
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 2 Benutzer
Ein Hornpipe ist also ein Gemshorn? Ich hab in deinem Wikipedia-Artikel gelesen, dass man dafür auch Kuhhörner genommen hat. Das ist ja spannend. Die Dinger sind ja biologisch bedingt total unterschiedlich groß. Da frag ich mich, wie man so ein Ding stimmt, dass mein Nebenmann mit einer Flöte keinen Herzinfarkt kriegt... :gruebel:

Spannend, spannend. Ich bin neugierig. Instrumentenexperten bitte vor.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
@Jonny W, das ist wirklich sehr interessant. Die Pibgorn wurde in deinem Wikipedia-Artikel auch angesprochen, ein Instrument aus Wales, also im Einzugsbereich der irischen Musik, die sich ja nicht nur aus schottischem, sondern auch aus walisischem Repertoire speisen und weiterentwickeln kann. Sie hat auch einen eigenen Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Pibgorn. Es könnte sein, dass dieses Instrument ursprünglich bei den Stücken Verwendung fand, die man heute noch in Irland spielt. Auffällig ist der geringe Tonumfang - das Instrument kann nur eine diatonische Oktave. Sollte dieses Instrument verwendet worden sein, verbieten sich alle Oktavierungsaktionen am Akkordeon, wenn man möglichst nahe dran bleiben will. Mein "Rights of Man" wäre dann historisch gesehen nicht korrekt.
 
Sollte dieses Instrument verwendet worden sein, verbieten sich alle Oktavierungsaktionen am Akkordeon, wenn man möglichst nahe dran bleiben will.
bei aller "historical correctness" - sei mal ein bisschen pragmatischer! Nur weil ein Stück evtl. (auch) mit diesem Instrument gespielt wurde, heißt das noch lange nicht, dass man (bzw. du) sich oder dich an die Beschränkungen dieses Instruments halten muss(t). Auch im Entstehungszeitraum des Stücks gab es z.B. die Fiddle mit größerem Tonumfang, die sich beim Spielen sicherlich nicht auf die eine Oktave einschränkte, weil die Pibgorn ja nicht mehr konnte. Nur weil es Autos gibt, die z.B. auf 45km/h eingeschränkt sind, heißt noch lange nicht, dass nicht ein anderes auf der gleichen Straße schneller fahren dürfte ...
Nachtrag: dass "hornpipe" sowohl Name des Instruments als auch des Tanzes ist, heißt nicht, dass der Tanz (ausschließlich) von diesem Instrument gespielt wurde oder gar gespielt werden durfte!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich verstehe davon reichlich wenig.
Um die Hornpipe als Musikstück und speziell als Volkstanz zu verstehen, ist das meiner Meinung nach auch überhaupt nicht notwendig. Ich finde, Du gehst viel zu verkopft an die Sache heran:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hornpipe_(Tanz) (hast Du sicher selbst schon gefunden ;))

Was hast Du vor - eine staubtrockene wissenschaftliche Abhandlung über theoretische Hintergründe zu verfassen oder einfach selbst mit Spaß zu musizieren :nix:...?

Ansonsten volle Zustimmung zum Beitrag meiner Vorrednerin :great:.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Nachtrag: dass "hornpipe" sowohl Name des Instruments als auch des Tanzes ist, heißt nicht, dass der Tanz (ausschließlich) von diesem Instrument gespielt wurde oder gar gespielt werden durfte!
Nö bestimmt nicht, aber vielleicht geht einem das Stück näher, wenn man sich tatsächlich mal auf eine Oktave beschränkt. Kann ja auch eine Erfahrung sein.

Was hast Du vor - eine staubtrockene wissenschaftliche Abhandlung über theoretische Hintergründe zu verfassen oder einfach selbst mit Spaß zu musizieren
Mir machen auch staubtrockene wissenschaftliche Abhandlungen Spaß. Muss kein Widerspruch sein.:whistle:;) Ich probier's einfach mal aus. Was ändert sich, wenn man das Stück nur auf eine Oktave beschränkt? Vielleicht passiert ja ebbes.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallöle.
Also zum Tonumfang etc. gehen bei mir Fragen auf:
Wenn es nur eine Oktave ist (diatonisch- also im Grunde 8 Töne) muss man sich fragen, welche Skala da abgebildet ist. (z.b. Dur oder Moll) Dementsprechend ändert sich die Oktavierung, bzw Nicht Oktavierung.
(Hat man als Beispiel eine Oktave "weiße Tasten" - also c' - c'', dann wäre das eine Duroktave in C - ODER eine Molloktave a-moll- jedoch mit C als tiefstem Ton.
Dein obiges Stück ist in Moll, man könnte das auf einer Oktave spielen, weil es hauptsächlich von e' - e'' geht. Wenn ich nun etwas in G-Dur hätte, klingt das dann überhaupt mit eine so gearteten Oktave?
und wenn diese Oktave gar nicht unseren gewohnten Tonabständen entspricht? o_O Könnte ja sein.

Zum anderen: Ein Instrument nachzumachen geht ja über den Tonumfang hinaus. Vielmehr geht es meinem Empfinden nach gar nicht so sehr nur um die Tonhöhen, sondern eher um die Rhythmik, Artikulation - letzten Endes das Feeling dabei. Und weniger um das genutzte (Original-) Instrument.

Fiktives Gegenbild dazu:
-> Nehmen wir einfach mal das Klavier als Beispiel... Jemand sagt/ glaubt, dass man auf Klavier original Blues gespielt hat und will das auf ner Gitarre nachahmen, immerhin ist das auch ein Saiteninstrument. Nun tüftelt er aus, welche Töne auf so nem Klavier vorkommen und versucht, diese auf der Gitarre zu nutzen. Wenn er glaubt, die Töne und das Instrument (Klavier) zu kennen, glaubt er, Blues zu spielen ... was aber nicht hinhaut
--- > Ein Klavier ist uns bekannt als sehr vielseitiges Instrument, auf dem man Barock, Romantik, Western, Rock, Blues, psychedelisch, alles mögliche spielen kann - nicht weil es diese und jene Töne hat, sondern weil der Interpret den Spirit dieser Musikrichtungen aus dem Instrument rausholt durch die Gestaltung seines Spiels in Rhythmik, Ausdruck, Tempi, Artikulationen etc etc.
-----> Will nun der Gitarrist Blues spielen, ist es meiner Empfindung nach sinnvoll, sich dem Gefühl des Blues, der Stilistik / Rhythmus, dem zweck dieser Musik anzunähern. Dann wird das Instrument zweitrangig, vielmehr ist das Instrument nur ein Vehikel, das es zu nutzen gilt. Und zwar so, wie es das Instrument im Einzelnen hergibt. und jedes Instrument hat seine Eigenart, die man eben nutzt. Also entwickelt der Gitarrenspieler eben nicht den Klavierblues (den er ja ohnehin nicht auf der Gitarre performen kann, weil sie kein Klavier ist) sondern den Gitarrenblues. Damit es aber auch Blues ist, braucht es die entsprechenden grundsätzlichen Stilmittel.

So gesehen kann man auch mit synthetischen Klangfarben, Tönen eine Musikrichtung produzieren, indem man die wesentlichen Aspekte herauskristallisiert.

Wie sollte man das hinbekommen ...? hmm :/

Ich kann es mal auf den Swing eingrenzen.
Um Swingend Musik zu machen, braucht es das "Swing-Feel" in der Bewegung, also im Körper - jenseits von Tönen, Instrument etc. Man braucht also quasi rein das Gefühl für diese Art des Rhythmus (der sich im Grunde nicht wirklich gut in unser Notensystem festmachen lässt) Ohne dieses Swing Feel spielt man meinetwegen zwar Töne aus Swing-Titeln, aber es tut sich nix - es "dudelt" mehr oder weniger. Töne stimmen, Harmonien sind passend, alles gut, aber es ist kein Swing. Selbiges kann man von im Grunde allen Musikgattungen beschreiben, die zumindest emotional geprägt sind. Tango, Musette ... extrem emotional und bewegend im wörtlichen Sinn. Dabei spielt das Instrument eine nicht wirklich tragende Rolle, oder anders gesagt, selbst mit einem "original" Instrument - nehmen wir einfach mal das Akkordeon- spielt man in keiner Weise einen Musette, bloß weil man Akkordeon spielt, ja nicht mal, wenn man Musette- Noten spielt. Das ist wie mit einer Sprache, die man zwar rein verbal lernen kann, die sich aber nach allem anhört aber nicht nach der Nationalität, in deren Sprache man was sagt. Bloß noch extremer, da Musik immer auch bewegend ist, körperlich wie emotional.

Mal auf das Irische übertragen: Ich persönlich habe keinen Bezug zu der Mentalität, dem Gefühl des "Irischen". Drum kann ich auch keine irische Musik produzieren aktuell. Das gleiche galt auch für Tango. Technik kein großes Problem aber es tat sich nix. Es dudelte, machte auch wenig Spaß. Erst nach jahrelangem Hören alter Tangomusik, Erleben von argentinischen Bands und intensivem Erlernen des Tanzes kommt eine Ahnung, keine Rede davon, das auch umzusetzen, aber immerhin eine Ahnung :D

Ich würde also die Sache nicht so sehr auf Stücke, Töne und einzelne Charakteristiken (Ausschmückungen etc) angehen. Das scheint nicht DAS Ding zu sein. Ich persönlich würde erst versuchen, anhand einfachster Spielereien versuchen das zu fühlen, was eigentlich so luftig tänzerisch an dieser Musik ist (was im Tanz ja ganz exklusiv zum Ausdruck kommt mit den vielen Sprüngen und den flotten Beinschlägen) Da muss was sein, was dazu anregt... (ebenso wie im Swing dieses "Zucken" im Körper anregt, sobald man es hört, oder diese Schwere/Trägheit/Verzögerung im Hip-Hop, oder dieses Gefühl der "Rundheit" beim Musette oder Tango- Valz, etc ...)

Mir ist schon klar, dass das ein (mein) eigener Anspruch ist und daher auch nur individuell bedeutsam ist. Dennoch schreibe ich das als Anregung/ Feedback mal so auf, wie ich es empfinde. :)

Grüßle!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Guten Morgen!
Mir fällt dazu was sehr Lustiges ein :)
Ihr kennt Hape Kerkeling.
Eins seiner Talente ist es, Sprachen zu imitieren :D
Er labert dabei kompletten Müll auf „russisch“, „schwedisch“, „spanisch“ - egal was und ohne auch nur ein Wort zu verstehen glaubt man, einen echten Landsmann vor sich zu haben
oder er baut in sein Deutsch einen solchen Akzent ein.
Es wirkt :)
D h er erkennt quasi den „Groove“ der Sprachen, die Essenz.

Das übertrage man auf Musikrichtungen 🙃

Vielleicht (!) wäre es eine gute Übung, schlichte Lieder auf irische (bzw. beliebige Weise) zu interpretieren, um diese Essenz zu finden.
Sobald „Hänschen Klein“ irisch klingt, hat man es, quasi …
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Sobald „Hänschen Klein“ irisch klingt, hat man es, quasi …
... aber tut mir dann bitte den Gefallen diese Trivialbeispiele nicht auf Treffen vorzuführen, auf denen ich dabei bin. ... Denn stets und immer wieder werden genau "Hänschen klein" und "alle meine Entchen" zitiert um daran Anpassungen an irgendwelche Stile vorzuführen....ich glaub ich müsste sonst erstmal ne Weile "mit dem Hund raus" .:engel:

Es gibt soviele andere Stücke die sich hierfür ebenfalls anbieten und die nicht so abgedroschen sind.

nix für ungut und sonst weiter viel Spaß beim Erkunden des Wesens der irischen Musik! :great:
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben