Die Reise

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Ich bin gerade in einer Phase, wo ich mich bemühe, wertfreie Texte zu schreiben.


Die Reise

Deine grauen Augen streifen
Durch ein Land, das ich nicht seh
Deine Lippen schwingen leise
Viel zu leis, sie zu verstehn

Deine Hände, die begreifen
Meine Hände wie ein Kind
Und die Stunden, sie verstreichen
Unermesslich, stumm und blind

Stumm und blind
Stumm und blind
Stumm und blind
Wie der Wind

Die Gedanken sind auf Reisen
Um den Kern, den keiner kennt
Sterne geben ferne Zeichen
Um ein Licht, das immer brennt

Stumm und blind
Stumm und blind
Stumm und blind
Wie der Wind

Deine grauen Augen streifen
Viel wird immer weniger
Deine Lippen schwingen leise
Weniger wird immer mehr
Weniger sagt mehr…
 
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Dein Text gibt Rätsel auf , macht aber nichts er ist schön , erinnert mich
ein Wenig an Neil Young,s Like a Hurricane
 
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...ich mich bemühe, wertfreie Texte zu schreiben.
Wenn dies Dein Ziel war, dann muss ich leider mitteilen, dass es Dir nicht gelungen ist, denn es ist ein sehr schöner Text. Und mein Beitrag ist auch ein "Korrektheitstest", dass auch ein Ausländer, für den Deutsch nicht seine Muttersprache ist, Dein Text fühlen kann. Schreib weiter!

VG, Vladimir
 
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Wenn dies Dein Ziel war, dann muss ich leider mitteilen, dass es Dir nicht gelungen ist, denn es ist ein sehr schöner Text
Ach, lieber Vladimir, wenn das doch mein polnischer Papa und mein russischer Opa noch lesen könnten! :m_key:

ich meine das sehr ernsthaft. „Wertfrei“ bedeutet für mich, das alles und jeder von der gleichen Quelle stammt… und wenn uns die Worte noch fehlen, hüllt uns alle die selbe Stille ein...:mmmh:

„Wertfrei“ heißt: der/die Andere ist erst mal nichts anderes, als.. ähm…, sagen wir ..,. fremd… unbekannt…geheimnisvoll… Wertfrei bedeutet zunächst nur die drei ???
 
Zuletzt bearbeitet:
Stumm und blind... Wie der WIND??? Das hat mich stolpern lassen. Der Wind ist geräuschvoll vom zärtlichen Summen bist zum Gebrüll. Oder meintest du genau DAS? :)
Irgendwie kommt mir der Text unfertig vor. Als hättest du ein paar Strophen wieder gestrichen. Aber das, was da ist, geht mir nah. Dieses Nicht-zueinander-Hinkönnen... :)
(Wie meistens habe ich nur den Text gelesen.)
 
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Herzlichen Dank auch an @Uwi1976 , @Frank_de_Blijen und
@ohne titel für Euer ⭐ unterm Text! Natürlich ist jede Zustimmung ermutigend!

Aber gleichzeitig profitiert man auch von einem Kommentar, der vielleicht nicht nur wie ein Stern am Himmel strahlt.;)

So kam beispielsweise von einem meiner langjährigen Sänger die Kritik, das sein Wind zwar schon immer brausen, aber garantiert noch nie sehen konnte! Er habe schon viel bessere Metaphern (auch von mir) gesehen. Ich bedankte mich (traurig) dafür, dass ich nun endlich eine Ahnung davon hätte, was Blinder meinem würde.

Traurig stimmte mich allerdings nur seine boshafter Unterton. Denn ich frage mich seit …zig Jahren immer wieder neu,, wofür die Menschen Metaphern brauchen.

Persönlich halte ich Lakony für das beste Mittel, meine subjektivsten Eindrücke einprägsam zu formulieren. Gerade deshalb scheue ich nicht davor zurück, meine Metaphern oft bewusst kompliziert am Rande des Unsinns (oder wenigstens, sagen wir mal, widersprüchlich) zu formulieren. Ich porträtiere eigentlich nie meine Person, sondern lediglich eine ureigene Nachdenklichkeit… die von fremder Nachdenklichkeit angehört oder ignoriert wird.

Was hat denn ein Autor davon, eine allgemein verständliche Metapher zu schreiben?!? Will er etwas erreichen, dass alle Menschen so wie eher empfinden!?!

Na gut, mein Kollege hat mit seiner Boshaftigkeit erreicht, dass ich wieder einmal lange und gründlich über Sinn und Unsinn von Metapher nachdenke. Deshalb werde ich auch ihm irgendwann sicher dankbar für den Ärger sein, den er mir vorübergehend bereitete!;)
 
Das mit dem "stummen Wind" habe ich auch nicht ganz verstanden...
... Allgemein mag ich Metaphern sehr gern :)
 
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Stumm und blind... Wie der WIND??? Das hat mich stolpern lassen. Der Wind ist geräuschvoll vom zärtlichen Summen bist zum Gebrüll. Oder meintest du genau DAS? :)
Irgendwie kommt mir der Text unfertig vor. Als hättest du ein paar Strophen wieder gestrichen. Aber das, was da ist, geht mir nah. Dieses Nicht-zueinander-Hinkönnen... :)
(Wie meistens habe ich nur den Text gelesen.)
Oops… nach meinem Sänger Kollegen nun also auch du, liebe und geschätzte @Teestunde! Aber deine Kritik finde ich sehr nett und verständlich. Danke!

Natürlich war kenne ich zahlreiche Adjektive, Verben oder Nomen, die den Wind oder dem Sturm scheinbar eine Stimme zu gestehen. Obwohl sicher fast jeder weiß, dass diese entsprechenden akustischen Wahrnehmungen ein Ergebnis des Zusammenspiels von Wind, Dingen, Schallwellen und deren Umwandlung in Klängen in unserem Ohr ist.

Aber auch die Stunden vergehen nicht stumm! Und daran stieß sich bisher niemand! Wenn zwei Menschen schweigen, schweigen sie andererseits eben auch nicht! Sie atmen, schnauben oder räuspern sich gelegentlich. Vielleicht äußern sie sich außerdem zu scheinbar unwichtigen Dingen… Und wenn ich das Fenster schließe - schweigt dann der Wind? Das kam man immer so oder so sehen.

Was also will ich mit meinem stummen und blinden Wind? Ich nehme mir die Freiheit, die menschlichen Eigenschaften, die wir der Natur zuschreiben, einfach mal in ihr Gegenteil zu verkehren! Weil ich eigentlich aus Prinzip mit der Sprache nicht bewerten, sondern spielen will.

Wenn ich überhaupt etwas bewerten will, dann vor allem unsere eigene Intoleranz und Selbstüberschätzung!

Kannst du mich ein wenig verstehen?
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Das mit dem "stummen Wind" habe ich auch nicht ganz verstanden...
... Allgemein mag ich Metaphern sehr gern :)
Ja! verstehe ich gut! Aber die Lehrer sollten viel deutlicher machen, dass der Mensch alles mit allem vergleichen kann. Die „treffenden“ Vergleiche im Deutschland von 33-45 sind doch beispielsweise (hoffentlich ) in vielen Fällen ganz andere als heutzutage! Oder?
 
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Kannst du mich ein wenig verstehen?
Ich bilde es mir ein. ;) Mit dem stummen Wind könnte ich mich anfreunden, wenn ich mir vorstelle, dass er mir trotz seines Gesäusels nichts offenbart. So gesehen, bleibt er stumm. :)
 
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Dunkel war `s der Mond schien helle
als ein Auto langsam blitzeschnelle
gerade um die Ecke fuhr
drinnen saßen stehend, Männer
die schweigend etwas erzählten

.... und auch der Wind kann brüllend, tosend
schweigen und stille sein
 
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Mit dem stummen Wind könnte ich mich anfreunden, wenn ich mir vorstelle, dass er mir trotz seines Gesäusels nichts offenbart. So gesehen, bleibt er stumm. :)
Das ist schon mal sehr schön! :)

Ich erinnere mich, dass
du mal vor Jahren geschrieben hast, dich mit dem Erfinden von Metaphern eher schwer zu tun. Das hat mich deinem Falle, liebe Poetin, etwas verwundert.

Für mich sind Metaphern lediglich ein arg verkürzter Vergleich des angeblich Seienden mit meinem Gefühl. Und meine Gefühle können total widersprüchlich sein! und sie sind oft auch unbeständig. Können sich durchaus über kurz oder lang in ihr Gegenteil verkehren! Gerade in Zeiten von K I sollten Autor*Innen die Unzuverlässigkeit ihrer Gefühle als eine gute Eigenschaft betrachten! ;)
 
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Dunkel war `s der Mond schien helle
als ein Auto langsam blitzeschnelle
gerade um die Ecke fuhr
drinnen saßen stehend, Männer
die schweigend etwas erzählten

.... und auch der Wind kann brüllend, tosend
schweigen und stille sein
Das ist eine sehr schöne Erwiderung auf mein oben genanntes Problem. Wer weiß, vielleicht hat sich schon Goethe mit den Hintergründen von Metaphern herumgeärgert. :)
 
Mich interessiert nicht, wie man eine spezifische Kombination von Worten nennt, ob nun Metapher, Bild, Vergleich oder sonst was.

Mich interessiert die Absicht und die Wirkung - und der Kontext. Wie immer ist alles erlaubt, vom Sprachspiel über den Widerspruch bis zum Absurden etc.
Worauf ich als Texter achte, ist, dass meine mir subjektiv verinnerlichte und ins Äußere gefasste Wortwahl eine Chance hat, anderen das mitzuteilen, was ich empfinde und sagen will. Daraus ergibt sich eine Stimmigkeit: auch ein Widerspruch hat seine Stimmigkeit, selbst ein Traum hat seinen roten Faden, das Kafkaeske hat seine Folgerichtigkeit.

Das hebt sie (für mich) ab von der Beliebigkeit, dem Sprachspiel um seiner selbst Willen, dem nur oberflächlichen Effekt. Das alles mag kreativ sein, intelligent und treffend - aber erfüllt es in dem Kontext dieses spezifischen songtextes seine Funktion? Verstärkt es die Wirkung? Diese Überlegungen haben (für mich) nicht damit zu tun, ob eine Metapher (oder was auch immer) leicht oder schwer verständlich ist.

Ganz konkret und offen und mit Neugier gefragt: Welchen Zugewinn hat für Dich die Ergänzung der vierten Zeile des Refrains?

Stumm und blind
Stumm und blind
Stumm und blind

Finde ich sehr wirkungsvoll.
Was bringt Dir der Vergleich mit dem Wind? Welche Wirkung soll er verstärken? Warum wird die Natur bemüht?

Vielleicht sind diese Fragen für Dich völlig unwichtig, vielleicht trifft dies für meine Überlegungen und mein Herangehen auch zu - bin dennoch oder vielleicht deshalb gespannt.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Ganz konkret und offen und mit Neugier gefragt: Welchen Zugewinn hat für Dich die Ergänzung der vierten Zeile des Refrains?

„Stumm und blind
Stumm und blind
Stumm und blind“

Finde ich sehr wirkungsvoll.
Ich nicht!!! Nur dieses Wortpaar alleine wäre mir keine doppelte Wiederholung wert gewesen! Ich bin in diesen Tagen nicht etwa mit der Empathie von Menschen beschäftigt, sondern (wenn schon, denn schon) mit der Denkfaulheit einer Mehrheit! Viele Menschen sind froh, nicht blind und taub zu sein. aber sie denkt nicht etwa wirklich darüber nach. Genauso wenig, wie die Menschen, über die Eri Kästner 1931 (!) schrieb:

„ DER BLINDE

Ohne Hoffnung, ohne Trauer
Hält er seinen Kopf gesenkt.
Müde hockt er auf der Mauer.
Müde sitzt er da und denkt:
Wunder werden nicht geschehen.
Alles bleibt so, wie es war.
Wer nichts sieht, wird nicht gesehen.
Wer nichts sieht, ist unsichtbar.

Schritte kommen, Schritte gehen.
Was das wohl für Menschen sind?
Warum bleibt denn niemand stehen?
Ich bin blind, und ihr seid blind.
Euer Herz schickt keine Grüße
aus der Seele ins Gesicht.
Hörte ich nicht eure Füße,
dächte ich, es gibt euch nicht.

Tretet näher! Laßt euch nieder,
bis ihr ahnt was Blindheit ist.
Senkt den Kopf, und senkt die Lider,
bis ihr, was euch fremd war, wißt.
Und nun geht! Ihr habt ja Eile!
Tut, als wäre nichts geschehn.
Aber merkt euch diese Zeile:
Wer nichts sieht, wird nicht gesehn“

Dieses Gedicht beschäftigt mich zu seit Jahrzehnten. genauso wie die Frage, wieso der Wind allein die Antwort weiß! War Dylan damals noch so naiv oder deutete sich hier bereits seine bittere Enttäuschung über die Gleichgültigkeit seiner Mit-Menschen an?!?

Und damit habe ich hoffentlich alle Figuren meines Choruses hinreichend benannt und umschrieben!
Stumm und blind
Stumm und blind
Stumm und blind
Wie der Wind
Diese spezielle Kombination ruft halt eine Irritation hervor, und das halt nicht zufällig, sondern wunschgemäß. ;) :(

Mich interessiert nicht, wie man eine spezifische Kombination von Worten nennt, ob nun Metapher, Bild, Vergleich oder sonst was.
Mich hingegen interessieren Wortbedeutungen sehr, lieber @x-Riff. Die meisten Menschen wissen mE nicht den eigentlichen Sinn von Metaphern: Etwas Abstraktes, mit einem ureigenem Gefühl verbinden… (und nicht etwa nur mit einem gängigen Klischee!)
 
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Lieber @Jongleur

dieser Text ist ingesamt und vor allem in den Strophen schön.

Ich verstehe ihn als eine Hommage an ein Elternteil, sehr alt und noch da, aber schon seiner bekannten Fähigkeiten beraubt.
Und so passt "stumm und blind - wie der Wind" (dem Knackpunkt des Textes) aus einer Sicht gut. Vater oder Mutter teilen sich nicht mehr konkret mit, sie nehmen auch nicht mehr alles wahr, und doch ist da Interaktion, zB über die Hände, die noch fühlen, streicheln und es gibt noch den Blick, der nur noch nach innen schaut. So lässt sich auch der Wind interpretieren, der zwar nicht spricht, aber da ist und sich "mitteilt" (ohne, dass man ihn direkt sieht)

Ganz einfach ist das Wortpaar stumm/blind auf der anderen Seite nicht.
• stumm - ggf. selbstgewählt, (nicht mehr) nach außen gerichtet. Da will oder kann jemand nichts nach außen lassen.
• blind - ggf. sogar auch selbst gewählt, aber nach innen gerichtet. Da will oder kann jemand nichts nach innen lassen.
Das kann natürlich gut beides vorhanden sein. Hier hatte ich den Eindruck, dass es eher um "taub und blind" geht und die Hände noch etwas mitteilen wollen, auch wenn das alte Geschichten sind. Dann wäre die Stimme stumm, aber das LD noch nicht ganz.

Zum Wind würde es auch passen, der nix hört, nix sieht und doch seine Richtung und sein Tempo findet. Da ist nur eine kleine Hürde, dass der Wind immer weht und nicht irgendwann aufhört.

"Wie Laub im Wind"
?
Da wäre die Endlichkeit enthalten, ein Herbstblatt ist alt und auf seinem letzten Weg, es schweigt, es sieht und hört nichts und erzählt dennoch seine Geschichte ....
 
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Mich hingegen interessieren Wortbedeutungen sehr, lieber @x-Riff. Die meisten Menschen wissen mE nicht den eigentlichen Sinn von Metaphern: Etwas Abstraktes, mit einem ureigenem Gefühl verbinden… (und nicht etwa nur mit einem gängigen Klischee!)
Die Bedeutung einer Sache interessiert mich ebenfalls - es ist die Bezeichnung der Sache, die mich wenig interessiert. Die Fokussierung auf letzteres verläuft meiner Erfahrung nach wie der Streit um des Kaisers Bart - wenig ergiebig, aber oft mit erstaunlicher Energie betrieben.

Was ist denn Deiner Ansicht das Abstrakte und was das ureigene Gefühl, was in dem Refrain verbunden wird?
Stumm und blind sind für mich beide konkret. Der Wind auch.
Alle drei können auch über ihre konkrete Bedeutung hinaus gedeutet werden: stumm als generelle Unfähigkeit, sich mitzuteilen, blind als generelle Unfähigkeit, die Aussenwelt wahrzunehmen. Der Wind als bewegtes, bewegendes und ambivalentes Element, das uns wohl tuen, aber auch übles bewirken kann.

Als Verbindung eines ureigenem Gefühls mit etwas Abstraktem würde ich eher so etwas wie "einsam wie die Unendlichkeit" oder "kalt wie das Universum" sehen - "einsam wie ein Leuchtturm" wäre für mich schon eher die Verbindung von einem ureigensten Gefühl mit etwas Konkretem.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Danke, @Frank_de_Blijen
dieser Text ist ingesamt und vor allem in den Strophen schön.
Danke diese Reaktion! Ich hatte mehre Anreize, diesen Text zu beginnen.

1. Da gibt es eine Dichterin aus Südtirol, die mich seit vielen Jahren fasziniert mit sehr kurzen (durchschnittlich vielleicht 9 Zeilen) Gedichten, in denen fast immer ein Du und ein Ich erwähnt werden. Aber oft erst kurz vor‘m Ende.
Der Rest besteht aus …hm… ein Maler würde es sicher Still-Leben nennen. Anfangs werden immer Dinge und Naturerscheinungen knapp bebildert. ich vertiefe mich zunächst immer in ihre Szenarien …

…und dann tauchen am Ende plötzlich dieses Du und (oder) Ich auf. Mit einem einzigen Merkmal: man schweigt oder lächelt oder geht oder kommt oder liebt oder steht oder streicheltet oder erstarrt usw. Mehr nicht. Ihre Dus und Ichs bleiben völlig unbewertet.
Der Leser erfährt niemals, wer nun dieses du oder ich ist. Es könnte am Ende sogar beides in einem sein. Ich hab sie danach befragt… Und sie hat natürlich still gelächelt. ;)

2. Gleichzeitig beschäftige ich mich seit mehreren Wochen mir dem geheimnisvollen Phänomen der Quantenphysik. Ein Phänomen, welches laut Einstein, könnte es begründet werden, alle Schul-Physik als Irrtum auf den Kopf stellen würde. Das Verrückte ist, unser ganzes digitale Netz basiert bereits heute immer stärker auf Erfindungen, die im Ergebnis von Experimenten der Quanten-Physik entwickelt wurden und werden. Der Mensch baut also seine Existenz auf Ereignisse, die er noch gar nicht versteht!!!

3. Am letzten Mittwoch, habe ich erstmalig versucht, meine Gedanken zu 1. und 2. in einem Gedicht fest zu halten. Ich könnte es auch “ Gedanken eines Unwissenden über sein Wissen“ nennen
 
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Die Bedeutung einer Sache interessiert mich ebenfalls - es ist die Bezeichnung der Sache, die mich wenig interessiert. Die Fokussierung auf letzteres verläuft meiner Erfahrung nach wie der Streit um des Kaisers Bart - wenig ergiebig, aber oft mit erstaunlicher Energie betrieben.
Herzlichen Danke für deine Frage betreffend der Bedeutung (Sinn oder Tragweite) und Deutung ( nachträgliche Rekonstruktion von Sinn oder Tragweite ) eines fremden Textes.

Zunächst bitte ich dich, dass du #18 liest. Dort habe ich etwas über den Sinn und dessen eventueller Tragweite geschrieben, den ich vor und während des Schreibens empfand.…

…Ich hatte nämlich vorher wiedermal Gedichte der o.g. Dichterin gelesen. Und entdeckte, dass sie sich hauptsächlich mittels Nomen und Verben äußert zu Dingen und Phänomenen, aber immer mit einem neutralen Gestus!

Später fand ich heraus, dass auch andere meiner Lieblingsdichter (Rilke, Kästner, Dylan, Cohen, Newman) ähnlich auffallend „wertfrei“ schreiben. Und auch meine Texte benutzen von Kindheit an eine ähnliche stilistische Grundstruktur. Und so entstand dieser Text (neben persönlichen Erinnerungen) ursprünglich aus Deutungen einiger Gedichte und..,

Was ist denn Deiner Ansicht das Abstrakte und was das ureigene Gefühl, was in dem Refrain verbunden wird?

… Interviews mit Quantenphysiker! Letztere erwähnen nämlich immer wieder die Unschärfetheorie von Heisenberg, der darauf verwies, dass die Wahrheit nichts anderes ist als ein Produkt der jeweiligen, konkreten Versuchsanordnung. Und deshalb predigte Heisenberg, stets die Unschärfen in den Versuchsanordnung zu berücksichtigen…. nicht voreilig zu urteilen. Er predigte Geduld!

…. Und eben eine solche Unschärfe schrieb ich voller innerlicher Vergnügen in den Chorus! Das entspricht meinem Wesen seit Jahrzehnten! Leider? Gottseidank? Ich weiß es nicht!

Ja, du hast sicher Recht: Dort wo alle Welt von Bedeutung spricht, denke ich bevorzugt über die Deutung all dieser Bedeutungen nach.

Ich werde nicht mehr erleben, dass die Quantenphysik ihre Entdeckungen deuten kann. Ich verstehe ja nicht mal die Beschreibung ihrer bisherigen, kaum deutbaren Ergebnisse . Also muss ich damit leben, dass meine lyrischen Zeilen nicht so viel Assoziation hervorrufen werden, wie ich sie persönlich habe! Und deshalb werden wir beide wohl schließlich akzeptieren, dass wir eben wiedermal unterschiedliche Menschen sind! ;)

Ich lese gerade erneut mein Gedicht und bin euch allen soooo dankbar, weil mich gerade diese Diskussion meinem eigenen Geschreibsel noch näher bringt! :love:
 
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Ich lese gerade erneut mein Gedicht und bin euch allen soooo dankbar, weil mich gerade diese Diskussion meinem eigenen Geschreibsel noch näher bringt! :love:
Ich denke, dass das ein Sinn dieses ganzen Forums ist - weil man genau das nicht herstellen kann: das eigene Werk mit den Augen anderer anzuschauen. Und diese Art von Reflektion bereichert mit seinem wiedergespiegelten Licht.

Es geht imho sowieso, bis vielleicht Hinweise auf das Handwerk, nur darum ' und die jeweiligen Autor*innen gehen mit den Reflektionen ebenso um wie mit ihrem eigenen Werk: auf eigene Weise.

Und natürlich sind wir unterschiedlich - und dazwischen ist die Sprache, die gemeinsame und die unterschiedliche.

Unschärfe hilft unbedingt. Ich glaube, ich verstehe sie etwas anders als Du, was auch auf die Quantentheorie zutrifft. Aber völlig unabhängig davon halte ich es für eine Tatsache, dass der Mensch lebt, ohne seine Existenz und die Welt zu verstehen. "Man lebt nach vorne hin und versteht im Rückblick" - diesen Satz halte ich für fundamental.

x-Riff
 
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