2x FGN Neo Classic DC10 (Japan SGs)

Syre
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Ich habe mir vor ein paar Wochen zwei FGN Neo Classic DC10 gekauft. Ich fand daran einige Dinge bemerkenswert und dachte mir, ich zeige das mal den Mädels und Jungs im Forum. Habe bewusst erstmal die "Flitterwochen" verstreichen lassen, um einigermaßen objektiv zu sein.

Herkunft:

Diese Gitarren wurden, den Seriennummern zufolge (I 160 523 und I 160 095), im September 2016 in den Fujigen-Werken in Japan gebaut, und beide von einem Menschen namens "Joe" auf dem QC-Aufkleber unterzeichnet. Sie sind also sozusagen direkte Schwestern aus dem gleichen "Production Run". Gekauft wurden sie bei zwei verschiedenen deutschen Musikhäusern, beide wurden als "Vorführmodell" bzw. "Showroom" deklariert und blieben daher preislich unter 1000,- Euro. Beide haben offensichtlich mehrere Jahre dort in den Läden verbracht, bevor sie bei mir ein Zuhause fanden. Das hatte wohl Gründe und auch Folgen:

Zustand:

Beide Gitarren kamen gestimmt, aber mit relativ hoher Saitenlage und eher flüchtiger, leicht klirrender Einstellung bei mir an.

Nummer 523 (links auf dem Foto) aus dem Hause Hebasound hatte ein komplett ausgetrocknetes Griffbrett und stellte sich obendrein als B-Ware heraus, die Bohrungen für die rechte Reihe Mechaniken sind leicht verrutscht, wodurch die Mechaniken rechts weiter herausstehen, als links. Die Folien waren ab, leichte Spielspuren vorhanden.

Nummer 095 (rechts auf dem Foto) von Musikhaus Sandner war in gepflegterem Zustand. Sie war nicht vorführtauglich eingestellt, hatte die Folien noch drauf und keine Spielspuren.

Unterschiede:

Wirklich bemerkenswert fand ich die Unterschiede zwischen beiden Gitarren, vor allem angesichts der Tatsache, dass sie im selben Monat am selben Ort entstanden sind:

Nummer 095 ist federleicht, hat einen spiegelglatten Lack, ein dunkles Griffbrett, sehr leichtgängige Potis und ist etwa mittig ausbalanciert.

Nummer 523 ist deutlich schwerer, hat einen Gibson-artig ganz leicht eingesunkenen Lack, in dem man, gegen das Licht gehalten, Holzmaserungsspuren erkennen kann, ein helleres Griffbrett (auch noch nach der Zitronenöl-Behandlung), leicht schleifende Potis und ist minimal hecklastig.

Pros:

Das Folgende gilt für beide Gitarren: Die Bünde sind absolut vorbildlich verarbeitet, keiner steht vor (trotz ausgetrocknetem Griffbrett), keiner hat scharfe Kanten. Das Spielgefühl am Griffbrettrand entlang ist super angenehm. Die Gitarren schwingen durch und klingen harmonisch, dass es eine Freude ist. Für mich ist das das Wichtigste an einer Gitarre und der Grund dafür, dass beide bleiben dürfen. Desweiteren sind diese SG-Varianten nicht kopflastig, was für mich ein Auskriterium gewesen wäre.

Contras:

Die Contras sind (leider) zahlreich, vor allem angesichts des Qualitätsversprechens der Firma FGN:
Die Stimm-Mechaniken (Gotoh SD90-SL) sind nicht sehr präzise, halten die Stimmung aber recht gut. Gibt Besseres.
Die Kerbungen des Plastiksattels sind, ebenso wie die Kerbungen an der Brücke, recht flüchtig ausgeführt worden. Ohne Schmierung und leichtes glatt-feilen macht es da öfters mal beim Bending "pling pling", bei Nummer 095 etwas mehr, als bei Nummer 523.
Die Tonabnehmer sind kraftlos und dumpf. Am schrillen Fender-Amp für Blues brauchbar, mehr auch nicht. Rock geht nicht so gut, Metal nur mit viel EQ-Gefummel und trotzdem kaum überzeugend.
Um die Inlays herum gibt es reichlich Füller, zu viel für diese Preisklasse.
Der Schalter ist wackelig, bei Nummer 095 gab es bereits Ausfallserscheinungen beim umschalten auf den Halstonabnehmer.

Fazit:

Trotz der Nachteile überwiegen für mich die Vorteile dieser Gitarren. Sie schmiegen sich wunderbar an mich, klingen "trocken" gespielt besser als alles, was hier bei mir an Gitarren sonst so herumliegt/-steht/-hängt, die dicken Hälse liegen prima in der Hand, die Griffbrettflitzerei ist mühelos und flutschig, das Sustain endlos. Die Substanz stimmt einfach, mit dem zweiteiligen Mahagoni-Body und dem "Long Tenon"-Neckjoint und den perfekten Bünden. Ich hatte mal in den frühen 90ern eine Gibson SG '76 Reissue Cherry und habe zu ihr nie so richtig eine Beziehung aufbauen können. Das ist hier ganz anders. Ich bin völlig verknallt in die beiden schwarzen Schönheiten im 61er Stil und plane, sie mit Nutsauce, neuen Pickups und neuen Mechaniken zu verwöhnen.

Ich finde es schade, dass diese SG-Variante anscheinend bereits nicht mehr gebaut wird, denn ich halte sie für überlegen gegenüber der aktuellen Gibson SG Standard, aber das hat FGN sich wohl selbst zuzuschreiben. Die Sorgfalt im Detail und die Pickups sind für den vorgesehenen Preis von 1150,- einfach nicht gut genug. Trotzdem sind es mit etwas Nachhilfe geile Instrumente.

C.F.S.:

Ich glaube wahrnehmen zu können, dass das "Circle Fretting System" tatsächlich durch die rechtwinklige Saitenführung über die Bünde ein paar Schwingungen mehr leben lässt, als bei anderen Gitarren, aber das könnte natürlich auch Einbildung sein. Auffällig ist, dass die DC10s gerne im unteren Griffbrettbereich sehr nah an den Bünden gegriffen werden möchten, um sauber klingende offene Akkorde zu erreichen. Bevor ich das rausfand, klang der terzenlose offene AC/DC-G-Akkord bei mir nicht sehr hübsch.


So, das war es erstmal, was ich mitteilen wollte. Hier noch das Foto:



My FGN DC10s - Kopie.jpg
 
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Unfassbar, dass niemand hier irgendwas geschrieben hat.

Gratulation zu deinen beiden DCs von mir!

Das sind bestimmt tolle Gitarren.
Ich habe auch zwei (eine weiße und eine rote) und finde es sehr schade, dass die scheinbar nicht mehr länger in Deutschland verkauft werden sollen (aktuell gibt es nur noch vereinzelte Restexemplare).

Kannst dich also glücklich schätzen, dass du noch welche bekommen hast.
 
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