Absolutes Gehör

ppue
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Liebe Kollegen und Musizierenden.

Ich habe ein paar Fragen an Leute, die ein absolutes Gehör haben.
Gerne stelle ich sie hier, so sich Probanden finden oder auch per E-Mail.
Mein Interesse ist rein privater Natur.
Gerne dürft ihr mich auch anmailen: peter(ät)wilmanns.de

Vielen Dank und schöne Töne,

 
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Dann stell doch bitte deine Fragen hier im Thread.

Das ist ein Diskussionsforum und der Sinn eines solchen ist, dass Themen hier im Board öffentlich behandelt werden ;)
 
Für mich völlig unstrittig gibt es Menschen mit dieser "hohen Gabe", das absolute oder auch ideale Gehör.

Ich kenne einen Gitarrenbauer, der z.B. die Decke der Gitarre noch mit "Taschenhobel" (statt mit Zylinderschleifmaschine) auf ein Zehntel Milimeter genau plan hobelt und dann senkrecht ans Ohr haltend abklopft und an den Schwingungen hört er, ob die Intervalle stimmen.

Ebenso hört er die unterschiedlichen Intervalle zwischen einer Fichtendecke und Zederndecke oder Mahagonidecke.
 
Hallo Peter,

wollte erst einmal hören, ob es hier überhaupt welche von der Sorte gibt.

Ich habe ein relativ gutes relatives Gehör und keine Ahnung, wie es sich anfühlt, wenn man ein absolutes hat. Deshalb ein paar Fragen:

Ist das absolute Gehör auf eine Frequenzzahl eingestellt, geübt oder was auch immer?

Was passiert, wenn ein Orchester plötzlich auf A=443 Hz gestimmt ist? Tut das weh? Ist das unangenehm? Oder tuned sich das innere Ohr einfach um?

Was, wenn eine Aufnahme um einen Viertelton verstimmt ist? Wie fühlt sich das an? Was macht das?

Ist Vierteltonmusik unangenehm?

Hören absolut Hörende die reinen Intervalle oder sind sie auf die gleichschwebende Stimmung "programmiert"?

Wie hört sich das an?:



Kann man dem etwas abgewinnen oder tut das nur weh?

So viel für den Anfang.

Liebe Grüße aus dem Pott,

Peter
 
Hallo Pü,

es wäre fein, wenn Du "relatives Gehör" und "absolutes Gehör" erklären würdest. Und vielleicht auch die Grauzone dazwischen erläutern. Dort halte ich mich vermutlich auf, denn - A, C, D, E und G höre ich "absolut", d. h. wenn das A zwischen 336 und etwa 442 Hz gestimmt ist, dann höre ich diese Töne und assoziiere damit Griffe auf der Geige.

Wie bereits angedeutet: innerhalb gewisser Grenzen ist das Ganze flexibel. Davon abgesehen gibt es viele Abstufungen absoluten Hörens: manchmal ist es auf ein bestimmtes Instrument beschränkt, manchmal geht es nur passiv, d.h. gehört Musik wird den richtigen Tönen zugeordent, einige packen es aber auch, Referenztöne bis auf wenige Cents ohne Referenz zu singen = aktiv. Soweit mir bekannt ist, hören auch die wenigsten Absoluthörer jeden Ton korrekt, und vor allem exotische Tonarten können die weniger sicheren Absoluthörer fein rauskegeln. As-Dur wird z.B. selten richtig erkannt, ein Gis in C-Dur aber korrekt wahrgenommen.

Dein Soundfile schmerzt übrigens auf zweierlei Weise: erstens ist es grundsätzlich nicht im Tonsystem, zweitens sind die Instrumente gegeneinander auch noch verschoben. Wäre ich da im Konzert, würde ich gehen. Oder viel, viel Bier trinken. Was vielleicht aber auch mit diesem Stil zu tun hat...

Unangenehmes Verstimmen findet sich übrigens in Filmen, die von 25 / 50 FPS (Kino/NTSC) auf PAL (24FPS) umgerechnet wurden, die Tonspur dann eben 4% langsamer läuft. Da hör ich dann einfach keine Tonhöhen, es tauchen keine Assoziationen auf. Das ist schon lange her, aber ich habe dann einfach mal die Geige entsprechend runtergestimmt. Lief nix mehr intuitiv, ich musste immer wieder in Intervallen denken um die Töne zu finden, die ich spielen wollte. Das ist sonst nicht der Fall, normal kenne ich Geige spielen als Ton denken = Ton spielen. Und diese Art zu hören hat extrem viel mit Training zu tun, ich (46 Jahre alt) habe zwischen 20 und 40 nicht aktiv Musik gemacht. Als die Geige wieder ausgemottet wurde, hat es Monate gebraucht, die Fähigkeit wieder zu entwickeln, in der Zeit musst ich viel in Intervallen denken, das hat genervt. Heute nerve ich meine Band, wenn ich in unnachgiebiger Manier Nachstimmen der Gitarren einfordere und regelmäßig erstaunte Blicke bekomme, wenn die gerade eben doch gestimmte Gitte nun doch schräg ist.
 
@Stollenfiddler , sehr interessanter Beitrag von Dir und ein ebenso interessanter neuer Thread, bin gespannt auf die Folgebeiträge. :great:

ppue schrieb:
Was passiert, wenn ein Orchester plötzlich auf A=443 Hz gestimmt ist? Tut das weh? Ist das unangenehm? Oder tuned sich das innere Ohr einfach um ?

Wenn man es hört ist es imho definitiv unangenehm und tut auch weh, ob sich das Ohr umtuned kann ich leider wissenschaftlich nicht belegen, aber mir beim besten Willen auch nicht vorstellen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Hören absolut Hörende die reinen Intervalle oder sind sie auf die gleichschwebende Stimmung "programmiert"?

Vermutlich beides, die Programmierung der gleichschwebenden Stimmung wird wahrscheinlich durch das Hören reiner Intervalle im Ohr ausgelöst.
 
Grund: Zitat repariert
Zuletzt bearbeitet:
Danke euch schon mal für die Antworten.

Zur Definition:

Zum absoluten Gehör schreibt Wikipedia: "Als absolutes Gehör oder Tonhöhengedächtnis bezeichnet man die meist angeborene, aber auch erlernbare Fähigkeit eines Menschen, die Höhe eines beliebigen gehörten Tons zu bestimmen."

Da habe ich schon meine Schwierigkeiten: Angeboren bedeutet dann, dass das Embryo sich schon die Tonleiter mit A=440 Hz drauf geschafft hat, aber wahrscheinlich noch nicht die Tonnamen weiß (-;

Na, egal.

Ein relatives Ohr braucht einen Referenzton und der Besitzer des Ohres kann dann die Intervalle hörend oder ausrechnend bestimmen.

Dazwischen ist wohl alles möglich.

Kleine Geschichte zwischendurch: Neulich hatte ich Chorprobe und ich ließ ein Lied aus unserem Repertoire anstimmen, ohne dass ich den Anfangston vorgab. Der Chor sang also aus dem Stegreif und erstaunlicher Weise fand er spontan die richtige Tonhöhe. Schwarmintelligente absolute Ohren oder Zufall, ich weiß es nicht. Ist ein absoluter Laienchor.

Ich selber spiele als Hauptinstrument Altsaxophon. Will ich spontan zu einem Musikstück dazu spielen, habe ich eine recht gute Chance, den gewollten Einstiegston gleich zu greifen. Besonders gut geht es, wenn ein Altsaxophon spielt und ich dazu spielen will. Das liegt daran, dass verschiedene Tonhöhen dadurch, dass mal viel, mal wenige Löcher geöffnet sind, auch andere Obertonzusammensetzungen haben. Es stimmt also, dass man in Bezug auf das eigene Instrument besser hört als wenn andere erklingen.

Das wäre schon so ein wenig in die dazwischenliegende Grauzone, Stollenfiddler.

Schade, dass sich noch kein wirkliches absolutes Ohr gefunden hat hier. Denn eigentlich interessieren mich natürlich nur die.

Wir kamen im Saxophonforum auf die Diskussion, weil jemand dieses Video eingestellt hatte:



Nicht schlecht, der Bursche, oder?
 

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