Als EU Bürger in UK Spielen - Brexit

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Hallo, wir wurden mit unserer Band eingeladen Ende Januar in London zu spielen. Absolute Underground Musik - 200 Pfund Gage.
Also absolute Liebhaberei. Nun Fragen wir uns jedoch - was zur Hölle brauchen wir an behördlichen Sachen damit wir mit unserem Equipment in London einfliegen können.
Arbeitsvisum? Müssen wir irgendwelche Zettel für unsere Instrumente mitführen? Können wir Merch mitnehmen und einfach verkaufen?
Habt ihr da nach dem Brexit schon Erfahrungen gesammelt?

Wir würden gern mit dem Auto fahren weil wir auf dem Weg nach London noch einige Stops in Frankreich und Belgien machen möchten.

Beste Grüße
Max
 
Das kann ich euch nicht sagen, weil ich noch nie in England gearbeitet habe. Vielleicht können eure Freunde oder Partner vor Ort euch da helfen - die finden die einschlägigen Vorschriften bestimmt leichter.

Was ihr auf jeden Fall braucht, sind gültige Reisepässe. Personalausweise reichen nicht mehr. Wenn ihr keine Pässe habt: Schleunigst beantragen, sonst wird das nix mehr bis Januar.
Müssen wir irgendwelche Zettel für unsere Instrumente mitführen?
Als Tourist kannst du Privateigentum mitnehmen, soviel du willst. Nehmt den Schriftverkehr mit, der belegt, dass ihr zum Spielen eingeladen seid, so könnt ihr glaubhaft machen, dass ihr die Instrumente nicht in England verkaufen wollt, damit kein GB-Einfuhrzoll fällig wird. Falls die Zöllner euch nicht glauben wollen und ihr euer Zeug verzollen müsst: Auflistung und Rechnung gut verwahren, bei der Ausreise gibts das Geld zurück.

Nehmt außerdem die Kaufquittungen zu dem Equipment mit, die belegen bei der Rückreise, dass ihr die Instrumente nicht in England gekauft habt und dass kein EU-Einfuhrzoll fällig ist.
Können wir Merch mitnehmen und einfach verkaufen?
Weiß ich nicht. Im Zweifel macht euch das von Touristen zu gewerblichen Reisenden.
 
Hallo, wir wurden mit unserer Band eingeladen Ende Januar in London zu spielen.
Dann fragt am besten mal diejenigen, die Euch eingeladen haben, was Ihr alles braucht.

Als Tourist kannst du Privateigentum mitnehmen, soviel du willst. Nehmt den Schriftverkehr mit, der belegt, dass ihr zum Spielen eingeladen seid, so könnt ihr glaubhaft machen, dass ihr die Instrumente nicht in England verkaufen wollt, damit kein GB-Einfuhrzoll fällig wird. Falls die Zöllner euch nicht glauben wollen und ihr euer Zeug verzollen müsst: Auflistung und Rechnung gut verwahren, bei der Ausreise gibts das Geld zurück.

Nehmt außerdem die Kaufquittungen zu dem Equipment mit, die belegen bei der Rückreise, dass ihr die Instrumente nicht in England gekauft habt und dass kein EU-Einfuhrzoll fällig ist.

Weiß ich nicht. Im Zweifel macht euch das von Touristen zu gewerblichen Reisenden.
Das ist nicht so trivial. Bei Krimskram für ein paar Euro stellt sich die Frage nicht, aber bei markanten Werten schon. Das Spiel beginnt nicht beim englischen Einfuhr-Zoll, sondern bei der Ausfuhr aus Deutschland. Hier braucht Ihr eine Bescheinigung, dass Ihr das Equipment ausführt und unverändert wieder einführen wollt. Leider erinnere ich mich nicht mehr, wie das Dokument heißt. Aber ein Anruf bei der nächsten Zoll-Dienststelle bringt auf einfache Weise Klarheit zur aktuellen Situation. (Ich hatte früher Fälle mit USA, aber lang lang ist's her ...)

Arbeitsmaterial mitzunehmen macht den Trip zur Geschäftsreise. ^Hier besteht für Equipment schon bei der Ausfuhr grundsätzliche Anmeldepflicht. Ferner "empfiehlt" sich eine Anmeldung bei wertvollen Gegenständen. Um nicht alles hier hin kopieren zu müssen, verweise ich auf

https://www.zoll.de/DE/Privatperson...enstaende/persoenliche-gegenstaende_node.html

Ferner sind unbedingt die aktuellen Ein- und Ausfuhrbestimmungen von Großbritannien zu beachten. Gib einfach mal bei google "einfuhr ausfuhr großbritannien" ein.

Ursprüngliche Kaufquittungen vom transportierten Equipment könnt Ihr als Nachweise vergessen. NUR die ordentlichen Ausfuhr-Dokumente sichern, dass Ihr das Equipment nach England (Ein- und Ausfuhr) und auch wieder zurück nach Deutschland (Einfuhr) transportieren dürft, ohne Zoll und Steuern bezahlen zu müssen!!!

Bei alledem kommt es auch noch darauf an, WAS Ihr konkret mitnehmen wollt. Ein Effektgerät ist halt etwas anderes wie eine 3000 € Gitarre.

Bei dem ganzen Aufwand solltet Ihr klären, ob Ihr nicht das meiste vor Ort leihen/mieten könnt, da ja nicht nur der Transport selbst Kosten verursacht, sondern auch der Papierkram - vor allem, wenn Ihr das noch nie gemacht habt. Natürlich wird bei 200 GBP eh schon nichts verdient, aber Reisekosten für die Leute sind das eine, aber Transportkosten für Equipment (inkl. Papieren) ist halt so nutzlos wie ein Kropf.

Also: Das Thema ist höchst komplex und lässt sich hier im Thread auch nicht annähernd vollständig behandeln. Auf jeden Fall zutreffende Auskunft und dann auch gleich Abwicklung bietet der Zoll. Das Ganze wird extrem aufwendig und es gibt Agenturen, die so etwas professionell erledigen, aber leider dafür (natürlich) auch Geld haben wollen.

Good Luck :rock:
 
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Auch wenn's nicht so wahrscheinlich ist: Auch die "Rohstoffe" - Holz... (CITES) - sind ein mögliches Problemfeld, also das dritte neben der entgeltlichen Tätigkeit und der Zollgeschichte (Einfuhr/Ausfuhr). Viele Untertanen seiner Majestät haben sich wegen des Aufwands Auftritte in der EU abgeschminkt, und es ist nicht auszuschließen, dass die Hürden auch in der Gegenrichtung recht hoch sind.

Vermutlich wäre Leihen/Mieten - wie von @soundmunich in die Runde geflüstert - die bei weitem einfachste Lösung.
 
Vielen Dank für ride ausführlichen Antworten - unterm Strich kann man also sagen - alles total bescheuert! :D
 
Auch die "Rohstoffe" - Holz... (CITES) - sind ein mögliches Problemfeld
Mir hat vorletzte Woche ein Gitarrenbauer gesagt, dass das allerdings nicht mehr für Griffbretter gilt (wobei Einfuhr für Herstellung und Ein-/Ausfuhr des fertigen Instruments nochmal unterschiedlich gehandhabt werden könnten). Eine Quelle konnte ich dazu auf die Schnelle aber nicht finden.
 
Vermutlich wäre Leihen/Mieten (...) die bei weitem einfachste Lösung.
wäre es vielleicht eine Möglichkeit, dass der Veranstalter, der euch ja eingeladen hat, die zugesagten 200 GBP anstatt euch einer Verleihfirma zukommen lässt, die euch dafür das Material stellt? Dann würde für euch einerseits der Transport wegfallen und andererseits könntet ihr (evtl.) als Touristen einreisen, da ihr ja nicht bezahlt würdet ...
 
@lil schrieb ich doch:

Bei dem ganzen Aufwand solltet Ihr klären, ob Ihr nicht das meiste vor Ort leihen/mieten könnt, da ja nicht nur der Transport selbst Kosten verursacht, sondern auch der Papierkram - vor allem, wenn Ihr das noch nie gemacht habt. Natürlich wird bei 200 GBP eh schon nichts verdient, aber Reisekosten für die Leute sind das eine, aber Transportkosten für Equipment (inkl. Papieren) ist halt so nutzlos wie ein Kropf.
Wer was wann wo wie von welchem Geld bezahlt ändert nichts an dieser Variante - BTW: je nach Umfang und Equipment werden die 200 GBP bei weitem nicht reichen. Aber der Trip zieht seinen Vorteil ja offensichtlich aus anderen Aspekten als dem Geld.
 
Das Thema ist alles andere als trivial. Ich habe die letzten 5 Jahre in UK gelebt und gearbeitet und war viel hin und her unterwegs.

Rein vom Rechtsumfeld her steht ihr vor demselben Problem wie ein jemand aus dem Nicht-EU-Ausland, der in DE arbeiten will. Ihr braucht eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, Fragen zu Kranken- und Sozialversicherung müssen geklärt sein, und natürlich Steuerfragen, und dann der Transport von Equipment und Merch (auch hier: Versicherung, Zoll, Steuern). Das geht weit darüber hinaus, was so ein Forum leisten kann und darf (keine Rechtsberatung!)

Jetzt kann man natürlich denken "boah, das ist ein Underground-Gig, das spielt doch alles keine Rolle". Klar, ziemlich sicher wird es genau so laufen - ihr nehmt halt Zeugs mit, spielt, verkauft ein paar Shirts, und dann retoure.

Andererseits ... konstruiertes Beispiel: Bei eurem wilden Gig fällt nicht nur dem Gitarristen ein Scheinwerfer auf den Kopf (Platzwunde, Gehirnerschütterung), sondern der arme Mensch danach noch von der Bühne (Arm gebrochen) und die Gitarre haut Menschen im Publikum um (Wunden, Prellungen, etc.), und natürlich ist die Gitarre hin. Da seid ihr ganz schnell bei "wer haftet wofür", was vielleicht noch recht einfach geht, aber dann auch bei "wer zahlt denn eigentlich" wo die Versicherungen sicherlich aussteigen, und "wer kommt für medizinische Versorgung auf", und bis zu einem "was hat dieser Mensch eigentlich als Tourist auf der Bühne gemacht" ist es dann nicht mehr weit.

Ist der korrekte Weg Punk? Probably not. Aber eben im Fall der Fälle halbwegs rechtssicher.
 
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der Touristenstatus evtl. weniger gefährdet
Das wäre schon zu Zeiten Heinrich VIII. weit gefehlt gewesen.

Danke @DerZauberer für die hilfreiche Darstellung der weiteren sehr wesentlichen Aspekte, die vor lauter Einfuhr/Ausfuhr-Gedönse völlig untergingen! :great: :prost::claphands:
 
Wir haben in den 90ern mit befreundeter aus Tschechei und Slowakei in beiden Ländern getourt. Über solche Versicherungsrechtlichen Fragen haben wir nie nachgedacht, und mit viel Gottvertrauen auch Glück gehabt. Aber nachdem uns mal an der deutsch-tschechischen Grenze ein tschechischer Zöllner (zurecht) quer kam, haben wir uns dann mit dem Thema Carnet ATA beschäftigt. Wir haben das dann auch gemacht, auch wenn manches davon praktisch undurchfürbar ist, weil z.B. Transitblätter am Bestimmungsort 'geschlossen' und vor Abreise das nächste wieder 'geöffnet' werden müßte. Was z.B. bei einem gig hinter der Grenze, am Abend an einer location, die nicht direkt neben einem zuständigen Zollamt liegt, einfach unmöglich ist. Also für einen gig mal schnell nach London wäre mir der Aufwand zu groß....:bad:
 
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