Anfängerfrage: Grundsound bei Synthesizern?

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M@trix
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Ich habe mir das PRO-53 von Native Instruments zugelegt, dass ja die softwaretechnische Nachbildung des Prophet 5 sein soll. Jetzt zu meiner Frage (die vielleicht etwas dumm ist, die ich aber nicht beantwortet bekomme):
Was ist der Grundsound bei diesen Synthesizern, die Oszillatorschwingung (Triangel, Sägezahn etc.) oder ein Sample,
welcher über die Auswahl des Oszillator verändert wird?

Ich will vielleicht nochmal anders fragen, damit es jemand kapiert:
Ich kann beim PRO-53 888 verschiedene, vordefinierte Sounds auswählen. Wenn ich mir den Sound 112 hernehme und mir alle Reglereinstellungen merke, dann auf Sound 111 umschalte und genau die Reglereinstellungen, wie bei Sound 112 vornehme, bekomme ich dann den gleichen Sound wie Sound 112?

Ihr könnt gerne Rückfragen, wenn die Frage zu blöd formuliert ist:redface:!
Gruß
M@trix
 
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Der klassische Synthesizer erzeugt die Grundwellenformen selbst also Dreieck, Sägezahn, Rechteck und Sinus. Sogenannte Oszillatoren erzeugen die Signalformen. Früher durch viele Baulemente (analog) und heute oft als mathematische Funtion (digital).

Da sich damit nur eingeschränkt Naturklänge abbilden lassen, ist man schnell dazu übergegangen Samples einzuführen, das heißt vordefinierte Muster abzuspielen. Der Nachteil ist die Festlegung auf dieses Muster und idR auch auf eine Frequenz/Auflösung des Signals.

An Stelle der "echten" Oszillatoren treten dann einfach die Samples, die angespielt werden.

Der PRO-58 ist ein virtuell analoger Synthesizer, das heißt er bildet ein analoges System digital nach. Du hast also keine Samples, sondern nur die Grundwellenformen zur Verfügung. Stellst du nun alle Parameter von Programm A in Programm B ein, wird es identisch klingen.

Ich hoffe das beantwortet deine Frage, heutzutage nimmt man übrigens in den großen Workstations einen kleinen Trick. Dort findet sich kein Oszillator im klassischen Sinn wieder, fast alle sind Sample basiert. Um trotzdem an die klassischen Sounds zu kommen, nimmt man einfach ein Sample der Grundwellenformen auf und stellt es zur Verfügung.

Damit kommt man relativ nah an den Sound, aber nie exakt dran. Ein analoger Synthesizer kennt keine Stufen, das kannst du dir vorstellen wie mit Fließkommazahlen zwischen 1 und 2 ist z.B. die 1.5 und zwischen 1 und 1.5 die 1.25 usw.
Dadurch hast du praktisch an jeder Stelle ein fließendes Signal und es klingt einfach schön rund und warm.

Beim virtuell analogen hast du theoretisch den selben Fall, die Signale werden durch mathematische Funktionen beschrieben und diese liefern für JEDEN Eingangswert einen Ausgangswert. Das Problem liegt vielmehr in der festgelegten Auflösung / Wiedergabefrequenz z.B. mit 44.1 kHz. Dadurch stehen nur begrenzte Werte zur Verfügung z.B. nur 1 und 2, alles dazwischen fällt weg.

Richtig kriminell wird es jedoch bei der besagten Workstation mit dem Sample, hier stehen von vornherein nur eine begrenzte Anzahl an Werten zur Verfügung, es kann sein daß aus Speicherplatzmangel nur die Werte 1 und 4 gespeichert sind, alles dazwischen fällt raus. Das hört man dann teilweise doch schon.
 
Das Problem liegt vielmehr in der festgelegten Auflösung / Wiedergabefrequenz z.B. mit 44.1 kHz. Dadurch stehen nur begrenzte Werte zur Verfügung z.B. nur 1 und 2, alles dazwischen fällt weg.
Da du hier schon so ins Detail gehst, muss ich da nochmal einhaken: Die Digitalisierung eines Signals erfolgt ja durch Wertediskretisierung (also die von dir bereits angesprochenen "Stufen") und Zeitdiskretisierung (Werte in bestimmten Zeitabständen, aber eben nicht kontinuierlich). Dabei sind die berühmten 44,1kHz (oder was immer man nimmt) die Abtastfrequenz, also der Kehrwert der besagten Zeitabstände - das hat mit den diskreten Werten erstmal nix zu tun, denn die werden durch die Auflösung (z.B. 16 Bit) festgelegt.
Mit anderen Worten: Bei einer WAV-Datei mit Abtastfrequenz 44,1kHz und Auflösung 16 Bit gibt es alle 1/44100 Sekunden (also etwa alle 22,6µs) einen Wert, der mit 16 Bit (also 65536 Möglichkeiten) codiert wird.

Richtig kriminell wird es jedoch bei der besagten Workstation mit dem Sample, hier stehen von vornherein nur eine begrenzte Anzahl an Werten zur Verfügung, es kann sein daß aus Speicherplatzmangel nur die Werte 1 und 4 gespeichert sind, alles dazwischen fällt raus.
Naja, das wird aber normalerweise nicht getan. Die Samples werden ja üblicherweise ganz normal in 44,1kHz und 16Bit aufgenommen, teilweise sogar höher. Die Speicherplatzbeschränkung macht sich eher in der Länge und der Anzahl der Samples bemerkbar. Man wird also lieber ein einzelnes Sample für mehrere Tasten verwenden oder die Samples etwas kürzer machen und loopen, als die Qualität der Samples zu reduzieren. Genau so wirds ja in der Praxis auch gemacht.

Allerdings bezweifle ich, dass das die tatsächliche Frage war :D

Um darauf dann auch nochmal kurz einzugehen: Es ist bei JEDEM Synthesizer so, dass Sound 1 genauso klingt wie Sound 2, wenn du alle Einstellungen übernimmst - außer es ist ein alter Analogsynthesizer, der sich gerade verstimmt oder sowas, dann klingts unterschiedlich ;)
Allerdings sind Synthesizer wie der Prophet, bei dem ja quasi jeder Parameter einen eigenen Knopf hat, sehr viel überschaubarer als die modernen Workstations, insofern wäre es bei den letzteren deutlich schwieriger, alle Einstellungen exakt von einem Programm ins andere zu übertragen...
 
Vielen Dank für Eure Antworten!!! Das war viel mehr als ich erwarten konnte :)
 
Ich glaube nicht, daß sich NI die Frechheit rausgenommen hat, alle Oszillatorschwingungen als Samples auszulegen, wenn der restliche Syntheser als Quasi-Physical Modeling vorliegt. Und komplett (also mit Filtern, LFOs, Hüllkurven etc.) gesamplete Sounds gehen in VA-Synths bzw. entsprechender Software gar nicht.

In Workstations ist das wieder sinnvoll, weil man zum einen nur einen Oszillatortyp braucht (der dann eben Samples abspielt) und zum anderen neutrale, generische, durch und durch digitale, universell einsetzbare Filter verbauen kann und nicht irgendwelche Vintagefilter emulieren muß. Außer man heißt Alesis.


Martman
 

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