Angebot eines Plattenlabels - Seriös oder unseriös?!

[hendi1908]

Hallo,

was soll man von solch einem Angebot als Musiker halten:

Gegenstand: Erstellung u. Veröffentlichung eines Singlemasters mit 1 Titel des Acts (Arbeitstitel) nachstehend als „Auftraggeber“ bezeichnet, inklusive folgender Leistungen:
- Internationales Songcasting, die Auswahl des Titels wird in beidseitigem Einvernehmen mit dem Auftraggeber getroffen
- Arrangement und digitale Bearbeitung aller Instrumente/Sounds
- Studiomusiker und Chorgesang
- Professionelles Tonstudio inkl. Ingenieur und Material
- Endmischung/Digitales Mastering auf CD
- Bei Bedarf Nachbearbeitungen / Extended Versions
- Produzentenbetreuung, Coaching und Imageberatung
- Sämtliche Grafikarbeiten (Layout & Artwork), sowie etwaige Logoerstellung für weitere Printmedien und zur Verwendung für Internetpräsenz auf Wunsch
- Online Veröffentlichung, Labelcode, EAN-Code, ISRC-Code, GEMA, digitaler Vertrieb Online Vertriebssyteme ( z.B. MUSICLOAD.de, i-tunes, u.A.)
- Abrechnung erfolgt halbjährlich nach Vorliegen der tatsächlichen Abrechnung des Vertriebes u. diesbezügl. Zahlungseingangs
- Bemusterung und Promotion produktrelevanter Rundfunkarchive und Radiostationen

Kosten: 8000 Euro Konditionen: 2/3 der Kosten trägt der Musiker, 1/3 das Label

Sollte man bei solch einem Angebot zugreifen oder ist dies unrealistisch? Denn 8000 Euro sind schon sehr viel und man möchte diese ja gerade als Anfänger nicht in den Sand setzen. Was sagt man als erfahrener Musiker zu solch einem Angebot?

LG

 

[ColdDayMemory]

Also 8000€ ist schon ein großer Batzen und in meinen Augen etwas überzogen.

Endmischung/Digitales Mastering auf CD

Und dann würde doch nur eine Online-Veröffentlichung stattfinden?

Glaubt ein Produzent an einen Künstler, sprich: kann man die Kuh richtig gut melken, entstehen für den Künstler keine so hohen Kosten. Der Erfolg und damit auch richtige Einnahmen amortisieren das lächerliche Investment. Sobald eine Infrastruktur gegeben ist, muss man als Produzent vornehmlich Zeit investieren und keine 8000€ für einen Song.
Zudem wäre eine 2/3 1/3 Vereinbarung auch sehr seltsam. Spräche für eine Risikominimierung des Produzenten, was den Eindruck stärken würde, dass dieser nicht an den Künstler glaubt.


ps:

Ich kenne ein paar Jungs und die haben ein ganzes Album für 10.000 € in den USA in einem renommierten Studio aufgenommen, inkl. USA booking, Vermittlung, Pressung etc. pp.

 

[Bass Fan]

Da müssten die Leistungspakete deutlich besser spezifiziert warden - wieviel Aufwand in h wird maximal angeboten, was heißt "Studiomusiker und Chorgesang", Qualifikation, wie viele, wie lange? Frage über Fragen, ev. mal nach Referenzkunden fragen.

 

[Banjo]

Also in erster Linien würde ich mal sagen, wenn man Euch so wenig Zeit lässt, Euch das in Ruhe zu überlegen, dass Du ein DRINGEND und drei Ausrufezeichen im Titel brauchst, klingt das eher nicht seriös.

Banjo

 

[klaatu]

Die leben von Leuten wie dir. Das ist Geld in den Sand gesetzt, das besser anders angelegt wäre, daher Finger weg wenn ich du wäre.

 

[ambee]

Das Unternehmen, das Künstlern solche Angebote unterbreitet würde ich nicht als Label oder Plattenfirma bezeichnen. Die Arbeit von Labels ist es, Musik zu vervielfältigen und zu vermarkten. Hinzu kommt, dass Labels in der Regel das unternehmerische Risiko einer Veröffentlichung tragen. Beides möchte das Unternehmen im geschilderten fall offenbar nicht leisten. Was dieses unternehmen dem Künstler anbietet ist vielmehr eine gemischte Dienstleistung aus Tonstudio-Produktion und Online-Vertrieb. Der Dienstleister ist zwar auch am Erfolg der Veröffentlichung beteiligt, aber durch den Grund-Festpreis fehlt der große Anreiz, diese VÖ auch tatsächlich erfolgreich zu gestalten. Das unternehmerische Risiko hält sich sehr in Grenzen, vermutlich sind durch den Festpreis schonmal alle Kosten gedeckt.

Leider gibt es in den letzten Jahren immer mehr Firmen, die sich Label oder Plattenfirma schimpfen, als Kunden aber eigentlich nicht den Konsumenten/Musikkäufer sondern die Künstler selber haben und versuchen dort Geld zu erwirtschaften.

 

[topo]

Meine private Meinung dazu. Bei einem semi-professionellem Anspruch halte ich die Preise für überzogen. Darüber hinaus sind die Leistungen sind imho sehr schwammig formuliert.

- Arrangement und digitale Bearbeitung aller Instrumente/Sounds
- kann länger dauern - je nach Song/Qualität des Abgelieferten Song Materials/Genre - ein Arrangement kann zwischen einer Stunde und bis zu einer Woche dauern. Also zwischen 50,- € und 500,- €

- Studiomusiker und Chorgesang
Je nach Anzahl der Studio Musiker - sowie Rechte Übertragungen - im Schnitt ca. 100,- € pro Studiomusiker und 80,-€ pro Chor Stimme

- Professionelles Tonstudio inkl. Ingenieur und Material
- Endmischung/Digitales Mastering auf CD
Mit externem Mastering im Schnitt ca. 500,-€ pro Song/Tag

- Bei Bedarf Nachbearbeitungen / Extended Versions
pro Extended Version (ca. 3 Stunden) + externem Mastering 250,- €

- Produzentenbetreuung, Coaching und Imageberatung
hier würde ich minimal 10 Stunden a 50,- € ansetzten = 500,-€

- Sämtliche Grafikarbeiten (Layout & Artwork), sowie etwaige Logoerstellung für weitere Printmedien und zur Verwendung für Internetpräsenz auf Wunsch
Professionelles Foto Shooting mit Visagisten minimal 800,- € eher 1200,-. Meistens noch mehr. Gutes Logo ab 120,- € aufwärts - eher 500,- € - plus Grafik für Cover/Artwork ab 50,- € aufwärts - eher 350,- sowie für alles globale Rechteeinräumung

- Online Veröffentlichung, Labelcode, EAN-Code, ISRC-Code, GEMA, digitaler Vertrieb Online Vertriebssyteme ( z.B. MUSICLOAD.de, i-tunes, u.A.)
Das haben die Labels in der Regel im Package mit ihren Distributionen mit drinnen. Bedeutet aber Zeitaufwand hier alle Formalien richtig zu erfüllen/auszufüllen usw.
Beim ersten Mal pro Band/Künstler bis zu 4 Stunden = ca. 200,- und pro Song zuzüglich Einmalzahlungen von 0,50 € bis zu 15,- €
Unseriös erscheint mir das Angebot in diesem Zusammenhang, da es musicload.de schon länger nicht mehr gibt......

- Abrechnung erfolgt halbjährlich nach Vorliegen der tatsächlichen Abrechnung des Vertriebes u. diesbezügl. Zahlungseingangs
Die meisten Abrechnungen erfolgen vierteljährlich - halbjährlich ist schon sehr sehr selten.
Unseriös erscheint mir das Angebot in diesem Zusammenhang, da die wichtigste Information/Zahl nicht angegeben ist. Nämlich - wie hoch ist Anteil der Zahlungen für den Künstler. Wie viel Prozent der Einnahmen für den Song behält das Label?
- Bemusterung und Promotion produktrelevanter Rundfunkarchive und Radiostationen
Der durchschnittliche Marktpreis (als externe Dienstleistung) für die Voll Bemusterung der Rundfunkarchive und Radiostationen beträgt pro Song ca. 450,- €.
Dazu können noch spezielle Pressemailings gebucht werden, die im Marktschnitt ca. mit 100,- pro Mailing an ca. 3000 Musikjournalisten zu buche schlägt.

Alle genannten Preise basieren auf Marktbeobachtungen. Je nach Umfang werden weit höhere Preise aufgerufen oder eben bei weniger Umfang auch weit weniger.

Allen Beteiligten sollte darüber hinaus klar sein, dass in diesen bisher genannten Arbeitsschritten relativ wenig Marketing für den Song/Künstler/Band mit drinnen ist.
D.h. hier muss sehr wahrscheinlich mit größeren zusätzlichen Kosten gerechnet werden.

Auf der anderen Seite, muss man sich einmal die Rechnung aufmachen, wie viele Downloads und wie viele Streams man für einen Song benötigt, um sagen wir mal 4000,- Euro Kosten wieder einzuspielen. Selbst wenn man Label und Künstler Zahlungen in einen Topf wirft, dann muss dieser eine Song schon dem potentiellen Publikum schon sehr gut gefallen, damit man mit einer schwarzen Null rauskommt.

Topo