Barockmusik, welches Instrument lernen?

D
Doc Brown
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
24.04.24
Registriert
11.11.11
Beiträge
220
Kekse
77
Hallo ins Forum,

welches Instrument würdet ihr empfehlen zu erlernen, wenn gerne Barockmusik gehört und nun auch selber gespielt werden soll? Bisher gibt es noch keine Erfahrung mit einem Musikinstrument, außer Plattenspieler.

Danke, ich würde mich über eine Empfehlung freuen.

Doc Brown
 
Altblockflöte (barocke Griffweise)?
 
wenn schon, dann Cembalo. Ich habe hier die Partitur der Brandenburgischen Konzerte von Bach. Das 5. ist schon sehr schwierig.

Dann gibt es annehmbare Digitalpianos mit Erzeugung der Cembalo Sounds wie Nord Clavia oder sogar digitale Cembalos wie Rodgers
 
Ich finde ja Traversflöten klasse. Das sind Querflöten aus Holz (oder Kunststoff, z.B. Aulos AF-1), die nur eine Klappe haben und etwas anders aussehen, klingen und auch gespielt werden als die heutige Boehm-Flöte. Es gibt sie in heutiger 440 Hz-Stimmung oder auch in der etwas tieferen Originalstimmung früherer Zeiten.

Literatur dazu:
  • Boland, J: Method for the One-Keyed Flute (englisch)
  • Johann Joachim Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen (Faksimile der Ausgabe Berlin 1752)
https://www.aulos.jp/en/products/traverso.html#modern Import aus Japan lohnt sich wegen Freihandelsabkommen. MWSt. kommt aber on top.


 
Tasteninstrumente, insbesondere Cembalo. Ist zwar ganz schön schwierig, aber du bekommst ein so breites Repertoire und ein tiefes Verständnis von Barockmusik, wie auf kaum einem anderen Instrumententypus.

Das hängt damit zusammen, dass im Barock der „Basso continuo“ ein fundamentales Konzept ist, und das erlernt und versteht man sehr gut als Tastenspieler. Nimm dir ein Klavier zum Anfang, später dann Orgel, Spinett und Cembalo.

Besuche mal das Bachhaus in Eisenach, da gibt es gute Musikinstrumentenvorführungen.
 
Ich würde Saiteninstrumente wie die (klassische) Gitarre oder die Laute wählen..
 
Blechblasinstrumente gab es wohl auch noch im Barockorchester und diese Aussage: "perfectly suited for use in a trombone choir or for mastering the elaborate melodies of popular Baroque music." habe ich in der Beschreibung hier gefunden https://www.wessex-tubas.com/products/soprano-trombone-pb453
 
Viola da Gamba wäre auch interessant, sie hat Bünde, das Finden der Töne ist dadurch leichter, wie auf der Gitarre. Ist aber eher ein seltenes Instrument, kann kostspielig werden.
 
... welches Instrument würdet ihr empfehlen zu erlernen, wenn gerne Barockmusik gehört und nun auch selber gespielt werden soll?
Ich nehme an, @Doc Brown, deine deine Gedanken gehen in die Richtung "originaler barocker Klang"/"historische Aufführungspraxis"?
Denn tatsächlich kann man Musik aus der Epoche, die heute "Barock" genannt wird auch auf vielen modernen Instrumenten mit sehr gutem klanglichen Ergebnis spielen. Ich führe z.B. regelmäßig Musik dieser Epoche auf dem Saxophon auf (vorwiegend Alt/Sopran, einiges auch mit Klarinette), mit einem Schwerpunkt auf Bearbeitungen von Werken von J.S. Bach.
Selbst auf einem Akkordeon klingt diese Musik sehr gut! Mit allen modernen Streichinstrumenten kann Barockmusik ebenfalls hervorragend interpretiert werden - was auch allenthalben geschieht.

Wenn es in Richtung "Originalklang" gehen soll, kommen natürlich nur historische Instrumente bzw. Kopien solcher Instrumente in Frage. Gambe, Cembalo/Spinett, Traversflöte Laute und Blockflöte wurden schon genannt. Bei der Orgel sollte es idealerweise eine sein, die auch eine Disposition aus dieser Zeit hat, bzw. eine solche realisieren kann. Die Blechblasinstrumente aus dieser Zeit waren deutlich enger mensuriert als heute üblich, haben auch einen deutlich kleineren Schalltrichter und im Vergleich einen ´intimeren´ Klang. Barock-Trompeten und Hörner haben zudem keine Ventile.
Für den ´Hausgebrauch´ wäre eine Orgel sicher zu raumgreifend, eine (Pfeifen-)Truhenorgel, die man daheim tatsächlich gut aufstellen könnte, ist sehr teuer, ebenso gute Cembali (Kopien). Ein Spinett kann eine Alternative sein, nimmt auch nicht so viel Platz ein und ist auch meist eine Augenweide.
Daher würde ich mich - wenn deine Gedanken in die Richtung dieser Tasteninstrumente gehen sollten - dem schon gegebenen Rat anschließen, eine elektronische (digitale Kirchen-)Orgel bzw. ein digitales Cembalo anzuschaffen.
Moderne digitale Kirchenorgeln haben exzellente gesampelte Original-Registerklänge und bieten sogar mehrere verschiedene Dispositionen und Orgeltypen an ("deutscher Barock", "Romantisch", "Französisch" usw.). Piano- und Cembalo-Klänge sind meistens auch noch integriert.
Vom Spielgefühl der Tastatur kommen sie sicher nicht an ihre Vorbilder heran, aber sie sind bezahlbar und können in einer Wohnung aufgestellt werden - und nicht zuletzt über Kopfhörer gespielt werden, was je nach Wohnsituation und Übezeiträume ein nicht zu unterschätzender Vorteil sein kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 3 Benutzer
Ja ich meine historische Musikinstrumente. Dabei wäre ein Instrument, das man vielleicht zum Spielen oder Unterricht mitnehmen kann praktisch, weil es nicht so sehr verbreitet ist, dass man so eines dort vorfindet.

Ein Lehrer wird möglicherweise schwierig zu finden sein.
 
Da ich recht wenig zu Blechbläsern aus der Zeit finde, hätte ich gerne mehr Informationen zu dieser Instrumentengattung gesammelt, um einordnen zu können, ob so ein Instrument evtl. auch interessant sein könnte. Wie soll ich die Aussage in der Beschreibung von der Firma Wessex verstehen? Ist diese Posaune in meinem Link oben eine solche Kopie eines historischen barock Instruments, da sie keine Ventile hat?

Wo kann man Kopien historischer Instrumente kaufen?
 
Blechbläser im Barock sind ein ziemlich eigenes Thema, würde ich sagen. Das ist etwas für Spezialisten.

Ventile an der Trompete gab es keine, was den Tonvorrat sehr einschränkt. Darum hatten Trompeter oft mehrere verschieden lange Trompeten und haben zwischendurch das Instrument gewechselt.

Die Posaune, die es schon seit der Renaissance gibt, hat mit dem Zug sozusagen ein einzelnes, veränderbares Ventil, was natürlich mehr Töne ermöglicht. Posaunen gibt es auch in verschiedenen Längen und haben sich im Prinzip seit Jahrhunderten nur relativ wenig verändert. Die oben verlinkte Sopranzugposaune ist so direkt kein historisches Instrument, aber auch nicht sonderlich weit weg davon. Die Aussage von Wessex ist eher im Sinne von @LoboMix oben zu verstehen, also Spielbarkeit alter Musik auf modernen Instrumenten. Sopranposaunen (gleichbedeutend mit "Zugtrompete") gibt es zwar selten, sind aber ganz normale, moderne Instrumente.

Es gibt einige Blechblasinstrumentenbauer, die "historische" Instrumente bauen. Der Markt ist aber insgesamt recht überschaubar, so daß es dabei eher um Einzelstücke geht.
Ich selbst habe Instrumente von Voigt in Markneukirchen angespielt (https://helmut-voigt.com/de/barockposaunen). Die wurden aber auch eher "auf Zuruf" gebaut. Vorrätig sind nicht viele. Dafür können diese Einzelstücke an den jeweiligen Spieler angepaßt werden.

Alles sehr speziell. Alte Instrumente sind insgesamt auch ein teures Vergnügen ;)
 
Hier mal ein Barock-Posaunen-Quartett in Aktion:



In dieser Aufnahme und der Kirchenakustik klingen die sogar recht fett. Aber das täuscht etwas. Spätestens im ff hätten sie in einem modernen Sinfonieorchester oder einer Big-Band keine Chance.

In dieser Aufnahme kommt der deutlich intimere Klang besser zum Vorschein (wobei es sich vielleicht um noch enger mensurierte Instrumente handelt, bzw. Renaissance-Posaunen):

 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Orazio Gentileschi - Young Woman Playing a Violin,

Wie man auf diesem Gemälde sehr schön sehen kann, waren auch Barockgeigen etwas anders gebaut als heutige Instrumente. Die Korpusform entsprach schon heutigen Instrumenten, allerdings war der Halswinkel flacher, der Hals selbst und auch das Griffbrett kürzer und die Saitenspannung der Darmsaiten geringer, so dass sich insgesamt ein milderer, lieblicherer, weniger lauter Klang ergab. Außerdem war der Hals anders am Korpus befestigt. Das Griffbrett war oft aus hellem Holz und mit Intarsien versehen. Der Bogen bestand oft aus Schlangenholz und lief am Ende spitz zu.

Original erhaltene Barockgeigen sind selten, da die meisten Instrumente in späterer Zeit auf "moderne" Hälse umgebaut wurden. Ebenso selten sind moderne Kopien der Barockgeigen, die tatsächlich der barocken Geometrie entsprechen - meist sind es entsprechend teure, einzeln angefertigte Meistergeigen. Man kann eine echte "Kurzhalsgeige" daran erkennen, dass sie sich "auf dem Tisch dreht", da der Hals gerade vom Korpus abgeht und die Schnecke bei Ablage auf glatter Fläche in der Luft schwebt und nicht die Tischplatte berührt.

Aber auch eine moderne Geige eignet sich natürlich hervorragend für Barockmusik.
 
Vestehe ich das richtig, dass deine Intention, ein Brarock-Musikinstrument lernen zu wollen nur darin besteht, dass du gerne Barock-Musik hörst?
Und wenn ja, was hörst du denn da? Einzelne Spieler oder Ensembles?

Der eigentliche Weg ist ja, dass man 'normal' ein Instrument studiert oder lernt und sich dann später auf den Bereich Barock spezialisiert. Von daher würde ich es dir eigentlich gar nicht empfehlen, direkt mit Barock anzufangen.
Die andere Frage wäre ja, wenn dir ein Ensemble-Spiel vorschwebt (was durchaus schon hohe Schule sein kann), ob es in deiner Umgebung entsprechendes Potential an Mitspielern gibt.
Der einfachste Einstieg - in meinen Augen - könnte vielleicht Gesang sein und du findest einen Barock-Chor, wo das passt. Da sparst du die Kosten für's Instrument und der Unterricht inkl. Übungen würde erstmal reichen, und du könnstest erstmal ein Gefühl für die Musik und das gemeinsame Zusammenspiel entwickeln...
Was ich eigentlich sagen wollte: Das Thema ist - gerade für ein Neueinsteiger - schon etwas kompexer als nur die Instrumentenwahl....

Ok, gibt es auch diverse Mittelalterbands, wo man mit einem Dudelsack ganz gute Chancen hat..... ;)

Oder mal anders formuliert, du müsstest als Neueinsteiger schon - je nach Instrument - einiges an Zeit einplanen, bis du ensemblefähig bist....
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch ein Beispiel zu historischen Blechbläsern, das ich gefunden habe:
Blechbläser im Barock sind ein ziemlich eigenes Thema, würde ich sagen. Das ist etwas für Spezialisten.

Ventile an der Trompete gab es keine, was den Tonvorrat sehr einschränkt. Darum hatten Trompeter oft mehrere verschieden lange Trompeten und haben zwischendurch das Instrument gewechselt.

Die Posaune, die es schon seit der Renaissance gibt, hat mit dem Zug sozusagen ein einzelnes, veränderbares Ventil, was natürlich mehr Töne ermöglicht. Posaunen gibt es auch in verschiedenen Längen und haben sich im Prinzip seit Jahrhunderten nur relativ wenig verändert. Die oben verlinkte Sopranzugposaune ist so direkt kein historisches Instrument, aber auch nicht sonderlich weit weg davon. Die Aussage von Wessex ist eher im Sinne von @LoboMix oben zu verstehen, also Spielbarkeit alter Musik auf modernen Instrumenten. Sopranposaunen (gleichbedeutend mit "Zugtrompete") gibt es zwar selten, sind aber ganz normale, moderne Instrumente.
Das ist eine Trompete, die man in einem Spielmannszug verwendet?
Eine Posaune und eine Trompete sind durch die Funktion und Spielweise grundlegend anders konstruiert. Trent Hamilton erklärt solche Dinge in seinen Videos.


Vermutlich meinst du gleichbedeutend mit "Sackbut". Leider steht im Internet viel Unsinn, falls Du das dort irgendwo gelesen hast.

Als Solospieler sind mir eigentlich nur Cembalo und Orgel bekannt.
 
Das letzte Video kannte ich schon. In Youtube steht viel Unsinn :rofl:.
 
Wenn Singen nicht geeignet ist, dann wird auch ein Blasinstrument vielleicht nicht das richtige sein.
wenn schon, dann Cembalo. Ich habe hier die Partitur der Brandenburgischen Konzerte von Bach. Das 5. ist schon sehr schwierig.

Dann gibt es annehmbare Digitalpianos mit Erzeugung der Cembalo Sounds wie Nord Clavia oder sogar digitale Cembalos wie Rodgers
aber ich kann bei Nord Clavia kein Cembalo finden und bei Rodgers nur Orgeln. Vielleicht könnte man mir das genauer nennen wo ich suchen muss.
 
Von Roland gibt es ein digitales Cembalo C-30. Es sieht nicht so aus, als wäre es portabel, zumal es 38 KG wiegt.
 
Es sieht nicht so aus, als wäre es portabel, zumal es 38 KG wiegt.
Doch, es ist portabel, gut sogar. Das Instrument liegt nur auf dem Gestell auf, dessen Gewicht kann man also vom Gesamtgewicht abziehen, wobei das Gestell natürlich nicht der schwerere Teil ist. Wenn das Gestell z.B. 8 kg wiegen würde, käme das Instrument selber auf 30 kg - soviel wiegt alleine der Subwoofer meiner MAUI-28 PA-Boxen. Das lässt sich handhaben.
Ein Freund und Kollege (Kirchenmusiker), hat das Roland C-30 und nutzt es immer für Auftritte mit seinem Barock-Trio, wozu er es dann auch stets transportiert.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben