Besonders "jazzy" Färbung einer Note... wieso?

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Hallo liebe Community,

Gerade habe ich in C-Dur über eine II-V-I Progression improvisiert (Instrument = Gitarre). Und anstatt alle Positionen genau einzuhalten hab ich am Ende einfach nur drauf los gespielt (bin übrigens absoluter Jazz Anfänger) und dann passierte es ;) ich habe einen falschen Ton gespielt .. bzw. ein lick aus db - d - und g .. das db ist ja gar nicht in der tonleiter drin, aber ich finde den klang herrlich und spiele sie oft absichtlich an! :) na ja, ich dachte mir evtl ist es ja sowas wie die blue note im blues und wollte euch mal fragen, ob es zu dem db auch eine "wissenschaftlich/ rationale" erklärung gibt, wieso diese "falsche" note sich gut anhört? :)

vielen dank, eure großmutter b
 
Eigenschaft
 
1. Es gibt keine falsche Noten. Nur solche, die an der falschen Stelle sitzen.

2. Das Db über Dm7 (II) ist einfach ein chromatischer Durchgangston, sofern vorher und/oder nachher ein C oder D folgt.

3. Das Db über G7 (V) kann in Verbindung mit C oder D ebenfalls ein Durchgangston sein. Zweite Erklärungsmöglichkeit: Du hast zufällig die Tritonussubstitution*** entdeckt. Das Db färbt G7 (V) zu dessen Tritonussubstitut Db7 um. Ersetze einfach mal im Akkord G7 (G H D F) das D durch ein Db, lass das G weg und erhältst mit Db F H einen Db7-Akkord. H war im G7 die Terz, F die Septime. In Db7 wird das H zur Septime und das F zur Terz zum neuen Grundton Db.

G7-Db7
-------------
3--2--------
4--4----------
3--3-----------
5--4-----------
3--------------

Am besten aber: spielen und hören. Spiel nun einfach mal Deine ii-V-I mit Dm Db7 und Cmaj statt mit Dm G7 Cmaj.


*** http://de.wikipedia.org/wiki/Tritonussubstitution
 
Ja, gibt es. Wahrscheinlich hast du diesen "falschen" Ton genau an einer unbetonten Stelle gespielt.
Das kannst du auch mal auf einem betonen Taktteil machen und den Ton stehen lassen, um dann an unbetonter Stelle den nächsten - tonleitereigenen - Ton, also das D, spielen.

Im Jazz nennt sich dieser Vorgang "chromatic approach". Du kannst also jeden Ton spielen und diesen vorher mit einem Ton, der einen Halbtonschritt entfernt liegt, a u f l ö s e n, das funktioniert auch über einen Halbton höher, hier also Eb-D.

Doch es gibt bei deiner Wendung noch eine Besonderheit, warum das bei dir so "jazzy" ankommt:
Du hast einen Ton entdeckt, der deine Dominante, also G7, zu einem Tauschakkord macht.

Spiele mal ein G7 ohne die Quinte (= Ton D), und in den Bass setzt du den Ton Db. Was passiert?
Der Akkord klingt nun verdammt jazzy. Er ist nämlich ein symmetrischer Akkord, so wie ein verminderter Septakkord oder ein übermäßiger Dreiklang auch.
G-H-Db-F = Db-F-G-H (eigentlich Db-F-G-Cb)
Er heißt also G7/b5 bzw. Db 7/b5 (klassisch: Dominantseptakkord mit tiefalterierter Quinte (im Bass)), das hängt vom Basston (G/Db) bzw. Zielakkord ab, denn:

Somit leitet er g l e i c h z e i t i g nach C, denn G ist ja Dominante zu C, und nach Gb, denn Db ist Dominante zu Gb.

Probiere das mal aus. Du kannst da auch mal austesten, die II. Stufe von Gb zu nehmen und dann über G7 nach C zu führen:
Abm7 - Db 7/b5 (=G7/b5)- C (anstelle von Gb)!

Schauen wir uns mal den Aufbau des Akkordes genauer an:
G-H => große Terz
H-Db => große Sekunde
Db-F => große Terz
F-G => große Sekunde
G-H => große Terz
H-Db => große Sekunde
Db-F => große Terz
F-G => große Sekunde
...
Es wird klar, oder?

Und dieser Ton Db hat auch im Solo eine ähnliche Wirkung - es scheint, als ob man die Tonleiter verlasen hat, doch das ist eben nicht wirklich so, was ja den besondern Reiz ausmacht.
 
Guten Morgen liebe Gemeinde und vorallem Hans und PVaults,

An Euch beide auch vielen, vielen Dank für Eure freundliche und schnelle Hilfe. Ich bin gerade "auf dem Sprung", aber ich werde Euch nachher dankend und ausführlich antworten. Das hört sich alles sehr spannend an, vielen Dank nochmal und bis später!

-bademeisterB
 

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