Bundierung - plan schleifen vs. Griffbrettradius (Verständnisfrage)?

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lenny93
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Hi Leute,
ich habe überlegt mich an meine alte Ibanez (Einsteigermodell), die ich noch herumliegen hab und bei der sich eine Neubundierung vom Gitarrenbauer nicht lohnt, mal selbst heranzuwagen und eine Neubundierung vorzunehmen. Nachdem ich mir jetzt mehrere YT Video dazu angesehen hab, bleibt für mich eine Frage offen. In vielen Videos wurden die Bünde mit einem dafür hergerichteten vierkant Metallrohr und Schmirgelpapier plan geschliffen.
Wie bspw. hier im Video bei 9:20 min




Aber muss man die Bünde nicht an den Radius des Griffbretts anpassen und entsprechend abrunden? Die Art wie es in dem Video gezeigt wird würde die Bünde ja vollständig Plan schleifen ohne den Griffbrettradius zu berücksichtigen.
Was hab ich da falsch verstanden?:p
 
Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ich denke, dass es nicht wirklich relevant ist. Es ist ja gängige Methode die Bünde zu markieren und immer nur soviel abzutragen, bis die Markierung weg ist. Wenn man das vernünftig macht, sollte das so gleichmäßig sein, dass es den Radius nicht beeinträchtigt.

Aber ich freue mich auf die Antworten von denen, die es wirklich wissen.
 
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Was hab ich da falsch verstanden?:p

Umfangreiches Thema. Also so wie es im Video gezeigt wurde würde ich das garantiert nicht machen. Auf YT sind einige Hasardeure unterwegs die glaube ihr Halbwissen unter die Leute bringen zu müssen. Ich bin jetzt kein Gitarrenbauer, habe aber schon ein wenig Erfahrung was Bundieren angeht. Erst mal würde ich komplett anderes Werkzeug benutzen. Die Bundkanten sollen ja gleichmäßig werden und in einem definierten Winkel geschliffen werden. Also baut man sich, oder kauft sich eine Bundfeile mit Anschlag die z.b. in 45° Winkel feilt. Damit ist, wenn man es richtig macht, schon mal ein gleichmäßiger Winkel gegeben. Vorher sollte man den Grat der Bünde die über das Griffbrett ragen vorsichtig auf das Niveau des selbigen bringen. Den Hals kann man vor dem Bundieren schon mal grade stellen. Nach dem Bundieren mus das ggf. noch mal korrigiert werden, wenn man sich eine Back Bow eingehandelt hat. Dann mit einem Fretrocker und einem langen Alu Linael die Bünde kontrollieren und die, welche zu hoch stehen mit gezielten Schlägen mit dem Bundhammer und einem kleinen Hartholzstück tiefer einklopfen bis es passt. Sehr oft passt auch nur ein Teil eines Bundes nicht, der so gezielt eingeschlagen werden kann. Alles mit Gefühl eben.... Wenn wirklich alles nichts hilft dann kann man sich z.B. eine Wasserwaage nehmen und auf der Unterseite 1000er Naßschleifpapier aufkleben und vorsichtig alles auf Niveau bringen. Die Körnung im Video 150 finde ich schon gewagt. Dann ist es allerdings erforderlich die betroffenen Bundkronen neu zu verrunden und erneut alles zu kontrollieren. In den meisten Fällen reicht aber das Einklopfen. Wenn alles passt würde ich dann die Bundenden u.a. mit einer konkaven Bundfeile vorsichtig verrunden ohne den Winkel von 45° zu verändern. Das Griffbrett sollte bei diesen Arbeiten abgeklebt sein. Das hat er ja auch gemacht. Wenn alles passt müssen die Bünde, am besten mit einer Maschine poliert werden. Jedenfalls ist Bundieren eine Frage der Geduld und präzisen Arbeit. Ein grober Fehler und Du musst den Bund austauschen. Was den Radius angeht wird der vom Griffbrett vorgegeben und wird durch die Abrichtung der Bünde eigentlich nicht verändert. Es sei denn Du schleifst die mit 150er Schleifpapier. Ich würde es generell immer vermeiden wollen die Bundkronen nacharbeiten zu müssen. Das wird in den meisten Fällen eine never ending story.
 
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Wenn wirklich alles nichts hilft dann kann man sich z.B. eine Wasserwaage nehmen und auf der Unterseite 1000er Naßschleifpapier aufkleben und vorsichtig alles auf Niveau bringen.

Das würde ich nicht so pauschal empfehlen wollen.
Diese Wasserwagen sind idR nicht so gerade wie ein extra dafür vorgesehenes Vierkantrohr.
Das hat schon seine Gründe, warum die auch mal teuerer sind.

Ein guter Fretrocker ist auch Pflicht, diese 5 Euro Teile, die nicht wirklich gerade/plan geschliffen wurden, kann man da auch vergessen.

Aber muss man die Bünde nicht an den Radius des Griffbretts anpassen und entsprechend abrunden? Die Art wie es in dem Video gezeigt wird würde die Bünde ja vollständig Plan schleifen ohne den Griffbrettradius zu berücksichtigen.

Man bleibt mit dem Abrichtblock ja nicht auf einer Stelle, bis alles flach ist, sondern führt das gleichmäßig (sozusagen in den Bereichen der verschiedenen Saiten, falls dir das zur Veranschaulichung hilft) über die Bünde.
Beliebte Abrichtblöcke sind auch an der vorgesehene Schleifseite häufig nur 1 Inch (ca. 2,5 cm) breit - also viel schmaler als ein Griffbrett.
Den Abrichtblock aus dem Video würden die meisten vermutlich auch mit der schmaleren Seite nutzen.


Letztlich wird es - wie so oft - auch verschiedene Methoden mit verschieden guten/weniger guten Ergebnissen geben.
Was mir aufgefallen ist, wäre, dass zumindest in den letzten Jahren fast alle mit längeren Abrichtblöcken arbeiten (40 cm oder mehr) - das war vor einigen Jahren noch anders.

Die Teile kosten aber einiges.
Natürlich kann man sich auch ein Vierkantrohr aus Alu oder Stahl im Baumarkt für lau kaufen - wenn du sicher stellen kannst, dass es weniger als 0,1 mm pro Meter Abweichungen hat (besser noch weniger als 0,5).

Schleifpapier ist ab 400er Körnung sinnvoll, 600 ist wohl empfehlenswert.
Entweder selbstklebendes, oder man nimmt normales, macht Kreppband auf Abrichtblock und Rückseite vom Schleifpapier und klebt die Kreppbänder mit Superkleber zusammen - so lässt sich das dann auch leicht wieder vom Abrichtblock abziehen.
 
Wenn ich das Video anschaue, überkommt mich ein Schaudern: Erst einmal sollte (muss) man den Hals bei der Bearbeitung festmachen, sichern gegen verrutschen. Besonders wenn mit eine solchen (für mich ungeeigneten Feile) gearbeitet wird. Ein leichter Ausrutscher, und man versaut sich mindestens ein Dutzend Bünde! Ich spreche aus Erfahrung, so etwas ist mir vor 20 Jahren auch passiert. Dann: Alle Bünde gleichzeitig abrichten ohne vorher mit dem Fretrocker einige Bünde die mit Sicherheit etwas höher sitzen, nachgedrückt zu haben - ein Unding!! Über andere Dinge lasse ich mich nicht aus. Nur soviel: Den Herrn würde ich nicht einmal ein Waschbecken montieren lassen.
 
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Ist schon irre was man auf Youtube alles so finden kann. Woher nehmen diese Leute das Selbstbewußtsein über ein Thema ein Tutorial zu erstellen in dem sie sich gar nicht auskennen?

Ich würd´ mich das gar nicht trauen...

Wer so abrichtet hat jedenfalls einen wesentlichen Teil der neuen Bünde gleich wieder vernichtet.

.
 
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Woher nehmen diese Leute das Selbstbewußtsein über ein Thema ein Tutorial zu erstellen in dem sie sich gar nicht auskennen?

Ist in allen Bereichen so.
Oft entscheiden da einfach die Aufmachung und das selbstbewusste Auftreten der Personen über die Anzahl der Klicks.
Und darum geht es letztlich, wenn man ein Business draus machen will.

Ich erinnere mich z.B. an Phil McKnight, dessen Channel selbstbewusst "Know Your Gear" heißt... einmal hat er bei einer Gitarre vor laufender Kamera die Intonation (Oktavreinheit) einstellen wollen und statt im 12. Bund die Saite runterzudrücken, den Ton am Stimmgerät der angeschlagenen Leersaite mit dem Flageolet Ton im 12. Bund verglichen - und dann auch noch wild die Böckchen vor und zurückgedreht, was völlig sinnfrei war (das Video hat er später irgendwann gelöscht). Ein anderes Mal hat er sich darüber beklagt, dass er nicht wüsste ob bei seiner Charvel zwei Duncan 59, ein JB und ein 59 oder zwei JB verbaut sind bzw. welche PU wo sitzt - dabei hätte er es einfach mit dem DMM nachmessen können, da die DC-Widerstände wirklich grob unterschiedlich sind.

Dylan Talks Tone hat neulich gemeint, wenn man die Sattelkerben nachfeilen würde, dass dann die Saitenlage erstmal niedriger sei (was so auch korrekt ist) - und es dann sein könne, dass es schnarrt, wenn man in den oberen Lagen spielt (was völliger Blödsinn ist, weil sich an der Höhe der Bridge dadurch ja nichts ändert und die Sattelhöhe auf die gegriffenen Töne in den oberen Lagen diesbezüglich keinen Einfluss hat)...
 
Hey danke für die Antworten, ein paar haben mich schonmal weiter gebracht. Bin jetzt insgesamt weniger optimistisch, dass ich das zufriedenstellend hinbekomme:biggrinB:aber wenn mans nicht versucht, kann man auch nicht lernen.
 
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Du musst es nur richtig, und der Reihe nach machen. Und vernünftiges Werkzeug haben. Hilfe bekommst Du hier im Board mehr, als bei YT. Du benötigst: Einen Radienschleifklotz, 30cm lang. Um das Griffbrett nach entfernen der Bünde sauber zu schleifen. Beim Einklopfen der vorgebogenen (darauf beim Kauf achten) Bünde kann schon einiges falsch gemacht werden. Besser geeignet ist ein Bundsetzstempel, den man in einen Standbohrer spannen kann. Einen Fretrocker (nicht den billigsten!) eine Spezialfeile mit einem winkelingen Anschlag, ein Aluvierkannt der zum Abrichten umfunktioniert wird. Dann etwas Geduld.
Die Bildreihenfolge stimmt nicht...

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