Carl Loewe Balladen - Beliebt und vergessen...?

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Bellini
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Hallo,

da ich zu diesem Komponisten in diesem Forum noch nichts gefunden habe, wollte ich einfach mal fragen (Sänger oder nicht) wem dieser Komponist noch nahe liegt.
Ich selbst seh mich als verehrer seiner äußerst interessant gestalteten Balladen und find es schade, dass er so in Vergessenheit geraten ist.

Lag es daran, dass er zur gleichen Zeit wie Schubert komponierte (sein Erlkönig war dem Untergang geweiht), oder an seiner, oft als primitiv abgewerteten, tonmalerischen Schöpfungsweise, welche schließlich ausschlaggebend für die Ballade des 19. Jahrhunderts war?

Ich finde er schaffte es (wie wenige andere) eine unglaublich tiefe Atmosphäre in seinen Balladen aufzubauen und jede einzelne somit einen einzigartigen Charakter zu verleihen. Als meine derzeitigen Favoriten seh ich "Edward" und "Herr Oluf" (welche stark an den Goethes Erlkönig erinnert).

Vielleicht fällt dem ein oder anderen etwas zu diesem Thema ein. Da ich kein Pianist bin, würde mich auch interessieren was Liedbegleiter von ihm halten.

Gruß,

Nicky W.
 
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So ist es: heute beliebt, morgen vergessen. Wer macht noch solo-tanzabende, liederabende kommen auch aus der mode, und hausmusik - - - ? Wo ist ein umfeld für Loewes balladen, sind nicht auch Schillers balladen eher verpönt und nur noch in parodien bekannt?
Carl Loewe komponierte, sang und begleitete sich selbst, warf seine ganze persönlichkeit in die waagschale, viele sänger glänzten mit "Archibald Douglas", der "Uhr", dem "Nöck", "Odins meeresritt", "Prinz Eugen", und der "Erlkönig" hält durchaus einen vergleich mit Schuberts aus. Aber wo keine nachfrage ist, gibt es kein angebot.
Da ich ein noch lebendes fossil bin, habe ich fast alles gespielt, meist in kleinem kreise, der klavierpart ist sehr dankbar angelegt, und wenn man einen passenden sänger hat, am besten einen hohen bariton, ist es eine freude, ihn zu spielen. Aber wer hört heute noch zu? Wir haben heute viele gute sänger, hervorragende instrumentalisten und orchester, aber sehr sehr wenige gute hörer. Die mehr oder weniger bürgerliche kultur, die das intensive, freilich auch gesellschaftlich begrenzte musikleben des 19.jh.s geprägt hat, wandelt sich mehr und mehr, man mag es bedauern oder nicht.
Wenn man in allen kunstgattungen nur noch ein paar große namen kennt und von diesen wenigen autoren allenfalls 2-3 produkte, und die meist nur vom hörensagen, fällt Carl Loewe als stern 2. ordnung durch das netz.

Und, da ich fertig bin, bringt die tägliche "musikstunde" des senders S2 balladen von Loewe, und der trompeter streicht sich gerade den schnurrbart und schleicht zur marketenderin. Wer hört zu?
 
Hallo,
nun ja, so ganz vergessen ist Loewe ja nun nicht! Dass er auch den meisten Klassik-Interessierten nur als Balladen-Komponist bekannt ist und dieses Genre nicht eben zu den populärsten gehört, trägt sicher nicht zu einer Erhöhung seines Bekanntheitsgrad bei: Wer heutzutage nicht zu den Top-10 gehört, wird auch nicht gehört - da hat Gunter Sch. schon Recht.
Wenn weniger bekannte Komponisten auf breiteres Interesse stoßen, dann eigentlich nur im Rahmen ihrer Geburts-, Todes- oder sonstiger Gedenktage. Die Gesangslehrerin meiner Frau hatte zum 200. Geburtstag Loewes eine schöne Einspielung seiner Balladen veröffentlicht (im Rahmen von Cord Garbens "Carl Loewe - Lieder & Balladen").
Dass Loewe neben ganz hervorragenden Kompositionen wie z. B. "Der Heinesche Liederkreis op.9" oder Goethes "Totentanz" auch eine Menge Gebrauchsmusik für höhere Töchter schrieb (wie viele andere auch), hat seinem Ruf als Komponist sicher unverhältnismäßig geschadet. Trotzdem werden Balladen wie "Archibald Douglas" - hoffentlich - noch sehr lange zum Repertoire vieler Sänger und Pianisten gehören.
 
An die Balladen von C. Loewe habe ich wunderbare Erinnerungen aus der Jugendzeit.

Ich habe mir erst vor einigen Wochen eine CD mit Balladen von C. Loewe gekauft, in einer Aufnahme mit Thomas Quasthoff, begleitet von Norman Shetler am Piano(1989).

Schon als junger Bursche habe ich Loewes Balladen kennengelernt. Das Glück war, eine Nachbarin(damals ca. 30 Jahre alt und außerdem sehr hübsch*g*) zu haben, die eine ausgebildete Stimme hatte und sehr gern auch Loewes Balladen sang. Als ich dann mit etwa 14 Jahren(nach 3jährigem Klavierunterricht) von ihr gefragt wurde, ob ich sie denn mal begleiten möchte, hüpfte mein Herz vor Freude und Aufregung und ich habe tagelang geübt wie ein Besessener, um möglichst fehlerfrei spielen zu können.
Werde niemals den Nachmittag vergessen, als es dann losging: Zunächst "Die Uhr" und danach "Heinrich der Vogler". Es klappte trotz meiner Nervosität einigermaßen ordentlich mit der Begleitung und ich hatte nun gleich einen neuen Auftrag: "Kleiner Haushalt", "Prinz Eugen" und "Edward".
Von da an wurde sehr häufig musiziert und dieser äußere, recht angenehme Anstoß, Loewes Balladen kennzulernen, führte mich später dazu, diese Stücke immer wieder mal durchzuspielen. Bis heute mag ich sie sehr gern.
In der Tat ist es sehr schade, dass die Hausmusik, wie Günter Sch. schreibt, fast verloren gegangen ist, und einen Liederabend zu finden, bei dem Loewes Balladen auf dem Programm stehen, ist sicherlich schwierig.
Als typische Lieder der Romantik gelten diese Tondichtungen für Singstimme und Klavierbegleitung für mich auch heute noch als Kostbarkeiten der Epoche. Sowohl für den Sänger als auch für den Pianisten sehr effektvoll angelegt und dennoch durchaus umsetzbar wünschte ich den Werken eine weitaus größere Verbreitung.
Beste Grüße
Effjott
 
Hallo,
nun ja, so ganz vergessen ist Loewe ja nun nicht! Dass er auch den meisten Klassik-Interessierten nur als Balladen-Komponist bekannt ist und dieses Genre nicht eben zu den populärsten gehört, trägt sicher nicht zu einer Erhöhung seines Bekanntheitsgrad bei

Mir fällt gerade ein, dass ich von seinen (waren es sechs?) Opern bis jetzt auch noch nichts gehört habe. Oratorien soll er ja auch komponiert haben.

Nicky
 

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