Chromatisches Akkordeon: Wie sinnvoll sind Tonleiterübungen?

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Ich darf im Unterricht (danke!) die A-Dur-Leiter mit den Gottseibeiuns 3 Kreuzen in allen möglichen Artikulationen rauf und runter üben. In ihrem Verlauf selbst ist sie ja nun nicht schwierig, aber in der Anwendung in realen Stücken fraglich. Da kommen dann andere Finger zum Drücken der weißen oder schwarzen Tasten zum Zuge, und man muss nur daran denken, dass es nur fis, gis und cis gibt. Warum also die Überei?
 
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Hallo jetzt aber!

In einem A-Dur-Stück wirst Du vorzugsweise - Ausnahmen bestätigen die Regel - die Finger so auf die Tasten legen, wie Du es bei den Tonleitern (und später vielleicht Arpeggien) eingeübt hast. Das gibt Dir Sicherheit beim Erkennen und Greifen von Figuren eines Stückes, die aus Teilen von Tonleitern (und Arpeggien) bestehen.

Versuch mal, ohne Noten "Fuchs Du hast die Gans gestohlen" in A-Dur mit dem Tonleiter-Fingersatz zu spielen. Das geht erstaunlich gut bis auf die Stelle mit dem Schieß-gewe-he-her, dort ist es der Arpeggio-Fingersatz des A-Dur-Akkords in Grundstellung. Wenn Du Dir das verinnerlicht hast, dann spielst Du locker dieses Kinderlied mit derselben Fingersatzidee in weiteren Tonarten, z.B. C-, D-, E-, G-, H-Dur. Aber leider nicht in allen Tonarten, dazu müsstest Du Knopf-Akkordeon spielen. Die Piano-Tastatur hat hierbei fraglos Nachteile gegenüber der Knopf-Tastatur.

Das Beispiel ist zwar läppisch, es verdeutlicht aber die Grundidee. Bei den meisten Stücken wird es Dir weiterhelfen, wenn Du die Tonleiter (und die Arpeggien) der entsprechenden Tonart in den Fingern bzw. im Kopf hast. Es gibt aber auch unangenehme Ausnahmen wie z.B. French Touch von R. Galliano. Dabei braucht fast jede Figur ihren eigenen Fingersatz - mit vom-Blatt-Spielen geht da gar nichts. Aber bis zu solchen Kalibern bist Du sicher noch nicht vorgestoßen.

Also frisch-auf. Tonleitern üben, evt. in der Abfolge einer kleinen Kadenz, z. B. A-Leiter rauf und runter, D-Leiter ebenso, A-Leiter ..., E-Leiter ..., D-Leiter ..., A-Leiter ..., kann fast Spaß machen und wärmt die Finger und trainiert das Gehirn. Dazu evt. noch die Bassseite. Das kann man beliebig ausbauen, so dass es sich schon fast musikalisch anhört. Solches Tun täglich ein paar Minuten vor dem eigentlichen Spiel bewirkt mit der Zeit erstaunliche Fortschritte.

Viele Grüße

morino47
 
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Also, im Unterricht würde ich die Tonleitern nicht gerade spielen wollen... gibt spannenderes. Aber vom Prinzip her ist Tonleitern üben absolut sinnvoll und nützlich (ich hätte nie gedacht, das tatsächlich mal zu sagen) Einen sehr großen Teil seiner Zeit verbringt der Akkordeonist tatsächlich mit Tonleitern. Wenn man sich durchschnittliche Spielliteratur so anschaut, kommen da viele, viele Tonleitern drin vor. Um die gut spielen zu können, braucht es Übung. Der Vorschlag eines befreundeten Akkordeonspieler war, sich alle Tonarten auf einem Blatt Papier zu notieren, blind drauf zu tippen, und dann die Tonleiter zu spielen, auf die man getippt hat. Geht auch als Partnerübung, dann ruft man sich die Tonarten gegenseitig zu und der jeweils andere muss sie spielen.
 
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Ach ich weiß nicht... vielleicht liegt es aber daran, dass ich durch den Wind bin oder sich die Bonnie jenseits des Ozeans aufhält. Ich kann keine Gemeinsamkeiten im Fingersatz erkennen.

A-Dur.jpg

Bonnie.jpg
 
Die Tonleitern müssen ein echtes Gräuel für dich sein Jetzt aber!. Ich sehe dich regelrecht das Mauseloch suchen, um dieser Plage zu entgehen - und ich kann dich gut verstehen. Ich hasse Tonleitern, habe sie immer gehasst. Gleichzeitig bin ich ein absoluter Fan von Fingersätzen,weil sie mir das Spiel erleichtern. Je mehr schwarze Tasten ins Spiel kommen, die in einem Lauf zu berücksichtigen sind, desto besser muss der Fingersatz sein und umso mehr muss dieser Lauf geübt werden. Tonleitern sind da für mich mehr eine grundsätzliche Fingergymnastik - auch gut gegen Arthrose:D. Ich habe zur Veranschaulichung mal eine Sequenz aus einem Tango eingefügt, mit dem ich mich gerade amüsiere. Ob mir dabei Tonleiterübungen helfen würden - mag sein. Ob es meine Motivation erhöhen würde - eher nicht. Die gezeigte Sequenz übe ich hingegen eisern, weil ich das Stück spielen will. Aber Tonleitern als Arthroseprophylaxe - das wär doch mal ein Ansatz für unseren 50+ Thread.;)
LG Tygge
 

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In ihrem Verlauf selbst ist sie ja nun nicht schwierig, aber in der Anwendung in realen Stücken fraglich.

ich würde das mal als "flankierende Maßnahme" bezeichnen.
Konkret auf ein Stück bezogen, braucht man die eigentlich nie, aber wenn man die halbwegs geläufit inthus hat, dann hat man einen gewissen Vorat an "Geläufigkeit" aus dem man schöpfen kann, wenn mal eine Passage kommt, wo Teile davon verwendbar sind.

Es erleichtert einem beim einüben von neuen Stücken die Sache enorm, wenn man kniffligere Teilpassagen einfach rasch abhaken kann, weil das Bewegungsmuster sich mit irgendeiner eingeübten Tonfolge deckt.

Ob man die jetzt übt oder nicht, das haben wir schon öfter diskutiert (ohne klare Sieger). Die eine Fraktion sagt, wenn ich die schon draufhab, dann läuft ein neues Stück schneller von der hand. Die andere Fraktion sagt ich übe nicht aufs geratewohl sondern zielgerichtet und setzt die Übezeit konkret fürs Stück ein.

Hat beides vor und Nachteile. In beiden Fällen muss man Zeit investieren.

  • Im ersteren Fall für das im Vorausüben von Tonleitern, die einem dann aber eine gewisse allgemein bessere Geläufigkeit der Finger beitet, womit man universeller auf Änderungen reagieren kann. Aber in der Zeit der Tonleiterübungen übt man keinen konreten Stücke.
  • Im zweiteren Fall ahat man da mehr Zeit sich mit dem eigentlichen Stück zu beschäftigen. Braucht dafür aber auch eben länger weil die Finger sich erst an die Abfolgen und Läufe gewöhnen müssen und steckt die Zeit die man fürs Tolleiterüben eingespart hat an anderer Stelle wieder ins konkrete Üben am Stück rein. Nachteil hierbei ist - den Aufwand muss ich bei jedem neuen Stück praktisch neu reinstecken.


-> Wenn dir das Tonleiterüben also so ein Gräuel sind, dann lass es einfach - und akzeptiere im Gegenzug dann halt dass neue Stücke eben entsprechend länger brauchen biss se flüssig laufen.:nix:
 
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Aber Tonleitern als Arthroseprophylaxe - das wär doch mal ein Ansatz für unseren 50+ Thread.;)
Ach nee.. da massiere ich lieber den Kater, wenn er morgens zum Frühstück hereinkommt. Das findet er viel besser als wenn ich ihm Tonleitern vorspiele.

ich würde das mal als "flankierende Maßnahme" bezeichnen.
Das sehe ich auch so und mach es, auch wenn ich's furchtbar langweilig finde.

Das Übersetzen beim Abwärtsspelen von d'' auf cis'' würde mir viel leichter fallen, wenn ich das Ganze eine Oktave tiefer spielte, also von d' auf cis', weil ich dann den rechten Arm weniger weiter nach unten drehen muss. Nicht vorzustellen, wie das eine Oktave höher funktionieren sollte.
 
Ich werf hier mal das in den Ring.... ok, sind keine sturen Tonleiterübungen. Aber mir gefällt, wie er den Praxisbezug herstellt. Das Niveau, ok, werde auch ich nie ansatzweise erreichen!
 
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Ach nee.. da massiere ich lieber den Kater, wenn er morgens zum Frühstück hereinkommt. Das findet er viel besser als wenn ich ihm Tonleitern vorspiele.

Ob die Kater-Massage für oder gegen die Arthrose wirkt, kann ich nicht beurteilen. Zur Weiterentwicklung Deines Akkordeonspiels trägt sie jedenfalls nicht bei. Im Übrigen bin ich mir sicher, dass Deinem Kater anstelle Tonleitern oder Massage noch viel besser gefallen würde, wenn Du ihm mal ein Katzenmädchen vorstellen würdest ;-) . Aber das ist jetzt OT, auch da bin ich mir sicher.

Viele Grüße

morino47
 
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ich ziehe hiermit meine Frage kniefällig zurück. :hail:

Das ist Jetzt aber wirklich schade.
Ich hätte hier schon gern noch eine konkrete Antwort auf Deine Frage

Ach ich weiß nicht... vielleicht liegt es aber daran, dass ich durch den Wind bin oder sich die Bonnie jenseits des Ozeans aufhält. Ich kann keine Gemeinsamkeiten im Fingersatz erkennen.

gelesen, die mich und heranwachsende Schüler gleichermaßen überzeugt, denn die maulen ständig und fragen, warten aber keine langen Erklärungen ab. Auch Eltern halten gern dagegen: "wir wollen doch keinen Drill sondern Spaß und Musik".

Deshalb bin ich dazu übergegangen aus den Stellen im Stück technische Übungen zu bauen, meistens nur Schleifen einer Stelle oder Übergänge.
Da muss man nicht viel erklären, es ist selbsterklärend und passgenau. Ich kann auch nicht glauben, dass man solche Übungen schneller wieder vergißt, als Extra - Übungen aus dem Buch.

Eigentlich sehe ich auch keine "Fraktionen", denn beide "Lager" üben gleichermaßen Technik.
Nur, die einen müssen eine Deckung aus ihrem Übungsbuch in dem vorliegenden Stück finden, die anderen analysieren ständig was sie eigentlich spielen und müssen daraus kreativ Übungen entwickeln, die sie irgendwann selbst als Buch veröffentlichen könnten.
(Das Technik-Kompendium mit Tonleitern von xy ist viel besser als das z. Aber die Skalen im Realbook sind nochmal ne ganz andere Hausnumer!!!) ;) Diese Aufmerksamkeit ist die eigentliche Herausforderung.

UND NOCH MEHR: HÖREN WOFÜR DIE MÜHE EINGESETZT WIRD.
Extra Technik üben verleitet nämlich dazu, sie dann auch so anzuwenden! Tonleitern legato, portato, staccato - bitte sehr.
Oh da sehe ich eine Tonleiter im Stück... Staccato ist am geilsten - Serviert. SUPER!!!
Dann hat man Standard-Klang.
Gerade bei Knopf gibt es immer mehrere Optionen, die jeweils deutlich anders klingen. Auch deshalb plädiere ich für die individuelle Suche am Stück, nicht für das Anwenden von Standards die sich mit der Erfahrung sowieso fast wie von selbst einprägen.

Ich sehe auch keinen Unterschied bei der Schwierigkeit, eine Deckung von "My Bonnie" und "French Touch" zu finden. Entweder man erkennt es nicht oder man hat schlicht die falschen Übungen.
Das ist gerade die Crux. Für Galliano bräuchtest Du halt andere Übungen, die es sicher auch in irgendeinem Buch gibt - aber warum nicht selbst entwickeln, es steckt doch alles bereits im Stück?
Ich erinnere mich heute noch gelegentlich an Honey Fingers von Galliano, weil mir in dem Stück zum ersten mal der Major Akkord so richig bewußt geworden war - in Klang und Fingerstellung.
 
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Ich sehe auch keinen Unterschied bei der Schwierigkeit, eine Deckung von "My Bonnie" und "French Touch" zu finden
Bonnie und ich kannten French Touch bisher nicht. Wir haben das Stück jetzt ein paar Mal angehört, und Bonnie kam zum Schluss, dass Galliano ihr Lied geklaut hat. Ziemlich verfremdet, damit es nicht so auffällt, aber sie meint sich in bestimmten Phrasen deutlich wiederzuerkennen. Alles übrige sei selbstverliebtes Geschwurbel drum herum.
 
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@Klangbutter hat wirklich alles perfekt gesagt und zusammengefasst. Ich gehöre auch zur Fraktion "huch, eine Tonleiter - was mache ich denn jetzt??" und umfahre Tonleitern sehr gerne weiträumig, was aber den Spielfluss doch ein wenig hemmt. Also habe ich den Entschluss gefasst, meine liebsten Tonleitern aus diversen Stücken abzuschreiben und sie ein mein regelmäßiges Übungsprogramm aufzunehmen. Häufig scheitert es nämlich tatsächlich schlicht am Fingersatz und dann ist es keine Leiter mehr sondern eine Schlaglochpiste.

@Jetzt aber! Bonny ist doch nur sauer, weil Galliano doch auch schon reiferen Alters ist. Vielleicht findet sie sich ja eher unter den jungen Wilden wieder :D
 
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Gerade bei Knopf gibt es immer mehrere Optionen, die jeweils deutlich anders klingen.
Hallo Uwe

Gerne würde ich dazu mehrere tönende Beispiele hören; ergänzt mit Videos von Deinen Schüleraufführungen zu Weihnachten.

Bestem Dank im Voraus und schöne Festtage wünscht Euch allen Paul.
 
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Hallo zusammen,

jetzt äußere ich mich doch nochmal zu diesem Thema. Für alle, die es bisher noch nicht bemerkt haben sollten, ich bin ein Verfechter von Technik-Übungen.

Ich verstehe Klangbutters Haltung völlig. Er ist Musik-Pädagoge und lebt zumindest teilweise vom Musikunterricht. In ebendiesem muss er sich weitgehend danach richten, was die Schüler und ggfs. deren Eltern gut finden. Und das unabhängig davon, ob es seiner Überzeugung als Musiker entspricht oder auch nicht. Schüler und ggfs. Eltern wollen Spaß haben mit der Musik und keinen Drill. Und Tonleitern etc. klingen eben nach Drill. Insofern müssen Musiklehrer oft oder sogar weitgehend den Bespaßer ihrer Klientel spielen, ob sie das wollen oder nicht.

In diesem Zusammenhang sei einmal die Frage erlaubt, wieviel Prozent seiner bisherigen Schüler hat Klangbutter bis zu einem ordentlichen Spielniveau führen können, ohne dass sie Skalen, Arpeggien, Akkordfolgen, Harmoniefolgen usw. nennenswert und Spielstück-unabhängig zumindest zeitweilig geübt hätten - und das auf der Diskant- und der Bassseite. Eine vage Schätzung wäre ausreichend. (Nur um ausweichendes Scharmützel zu vermeiden: unter ordentlichem Spielniveau verstehe ich in diesem Zusammenhang, dass Klangbutter das Spielniveau des betreffenden Schülers respektabel findet und zum nicht-professionellen Vorspiel vor Publikum jenseits von Schneewalzer und Stille Nacht ausreichend).

Im Übrigen finde ich es sehr engagiert, wenn der Musiklehrer wie Klangbutter eigens kleine passgenaue Technikübungen verfasst, damit der Schüler eine bestimmte Stelle in einem bestimmten Stück besser bewältigen kann. Der Vorteil dieses Vorgehens ist, man übt dabei nicht auf Vorrat und frägt sich wie Jetzt Aber!, wo denn beim Bonnie die Tonleitern zu erkennen wären. Der Nachteil liegt auf der Hand, man braucht einen Lehrer, der solche passgenauen Übungen verfasst. Diesen Komfort jedoch haben die vielen autodidakten oder nur gelegentlich beschulten unter den Akkordeonspielern, von denen es dem Anschein nach hier im Forum viele gibt, nicht. Und wo kriegen die dann ihre Technik her? Die mühen sich, wie maxito schon bemerkte, ohne System bei jeder Schwierigkeit erneut herum.

Der Vorteil von nicht-Spielstück-bezogenen Übungen wie Skalen, Arpeggien, Etüden etc. liegt darin, dass man mit ihnen Fingersatzprinzipien und Fingerfertigkeiten erlernt, die bei allen möglichen Gelegenheiten hilfreich sind. Man denke nur mal an die herrlichen Etüden, die Chopin oder Rachmaninow für das Klavier geschrieben haben. Das sind Anlass-freie Übungen, deren Studium niemand als Drill bezeichnen wird. Oder: warum empfiehlt wohl Jamey Aebersold, vielfach ausgezeichneter und führender amerikanischer Jazz-Pädagoge, Dur-, Moll-, Septim-, Verminderte-, Blues-Skalen in allen(!) Tonarten zu üben - rauf und runter, bis die Tasten glühen oder beim Saxophon das Blättchen franst. Sein Credo: "Scales an chords are your best friends. Give them respect and they will reward you greatly". Das Studium von Aebersold wird nicht nur zufällig auch an hiesigen Hochschulen empfohlen.

Es ist zwar altmodisch und abgedroschen und passt überhaupt nicht in die Youtube-, Facebook- und Genieße-heute-zahle-morgen-Zeit, aber es ist eine Weisheit, die sich seit Menschengedenken immer wieder bewahrheitet: Ohne Schweiß kein Preis. Warum sollte das ausgerechnet beim Akkordeonspielen nicht gelten. Und mich beschleicht manchmal das Gefühl, dass viele nicht zugeben wollen, dass sie schlicht den Schweiß und die Disziplin beim Akkordeonspielen vermeiden wollen.

Und weil ich eben so schön am Schreiben bin, noch ein ganz anderes Beispiel von Training ohne unmittelbaren Anwendungsbezug: Torleute im Fußball schinden sich in großer Zahl in Krafträumen, ein wirklich schweißtreibendes Tun. Dabei sollen sie im Spiel ja nur den Ball fangen, und das ist wirklich keine Kraftfrage. Oliver Kahn ist ein solches Beispiel. Er wurde Welttorhüter. Ich vermute mal, dass die meisten Torleute, die solchem schweißtreibenden Training ausweichen, in der Kreisliga verbleiben.

Ich will aber nicht den Eindruck erwecken, dass das Musizieren für den privaten Gebrauch von Technikübungen dominiert werden sollte. Ich persönlich halte es bei meinem häuslichen Spiel so: etwa zu gleichen Teilen verwende ich die Zeit auf Technikübungen, Repertoir-Pflege und Einstudieren neuer Stücke.

Viele Grüße

morino47
 
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Hallo ihr Lieben,

Ich verstehe Deine Haltung @morino47 auch völlig.

Mein Ansatz ist aber nicht erst mit dem Unterrichten gekommen und er steht auch nicht im Gegensatz zu meinen Überzeugungen. Es ist nicht einmal so, dass wir weit voneinander entfernt wären, denn wie gesagt, Technik übe ich und die besseren Schüler ja auch, nur eben nicht nach System sondern nach Anwendungsfall.

Wieviel Prozent? Welches Spielniveau? Du meinst "Absolventen?"
Ich denke nahezu alle können sich beim Abschluss der Musikschule schon sehen lassen. Das Problem sind die, die nach 1-3 Jahren sowieso aufhören und das sind etwa 50%. Die schaffen nichts und das sind wenn man durchrechnet ja auch mehr als die 50% die viele Jahre dabei bleiben.
(Ein schwieriges Thema: wann und von wem ist die Reißleine zu ziehen "weil es keinen Sinn hat", aber das gehört hier nicht her)

Wenn sich in der MS jemand prüfen lassen möchte, dann muss er auch Tonleitern VORSPIELEN!!!
... völlig albern meiner Meinung nach, denn ich habe noch nie beobachtet, dass danach eine spürbare Spielverbesserung in den Stücken stattgefunden hat.

Der von Dir beschriebene Nachteil, dass Schüler für die Eindeckung mit Übungen einen Lehrer brauchen ist zwar richtig, gehört aber zur Erziehung, denn man kann ja beobachten wie die Übung entsteht und reifere Schüler können das dann selbst. Ich schreibe die Übungen nicht auf, sondern weise auf die Stelle hin, die immer wieder nicht funktioniert und analysiere gemeinsam den Fehler, benenne die Schwachstelle und zeige die Übung. Das dauert ein paar Minuten, besonders das Umschalten vom normalen Spielfluss in den Übungsmodus dauert einem Moment und ist "ungemütlich", denn der gewohnte Ablauf wird in einen anderen Fluss umleitet. Eine Schleife beinhaltet zwar eine Passage im gewohnten Ablauf, aber auch eine Weiche, die so im Stück nicht vorkommt.

Du hast völlig recht, ohne Übung wird nicht viel.

Beispiele:
Übungen um Takt zu halten


Fingersatz und Klang...
bzw Analyse und Strukturierung, die schon Ansätze zur Übungsfindung enthalten. Artikulation, Phrasierung schon inbegriffen. Man muss dann nur noch Stellenweise wiederholen, wenn etwas nicht klappt.
Stellenweise gibt es auch Fünde von "Deckungen" mit Standardleitern/Dreiklängen, die aber sogleich angepasst werden.


Oder für den Balg ab 12:25 bis 17:00 (Improvisation mit dem Text, Wiederholungen usw.)

@Frager
Von den Weihnachtskonzerten gibt es leider keine Aufzeichnungen.
 
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Wie gesagt, ich halte inzwischen Tonleiter-Übungen bzw. Etüden für gar nicht sooo sinnlos. Allerdings bin ich nach wie vor der Meinung, dass ich einen jungen Musikschüler damit nicht unbedingt behelligen muss, bevor er selber darauf kommt, dass das eine gute Idee sein könnte. Und das hat nichts mit der immer so furchtbar verzogenen, verweichlichten Jugend von heute zu tun. Mit meinen zarten fast 50 Jahren kenne ich mehr gleichaltrige Menschen, die das Instrument (egal welches) sehr früh an den Nagel gehängt haben. Grund vor allem: der Musikunterricht hat keinerlei Spaß gemacht. Deshalb bin ich der Meinung, dass reine Technikübungen Reife benötigen. Diese Reife muss der Mensch immer erst bekommen, das braucht Zeit.
 
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Allerdings bin ich nach wie vor der Meinung, dass ich einen jungen Musikschüler damit nicht unbedingt behelligen muss.......Deshalb bin ich der Meinung, dass reine Technikübungen Reife benötigen. Diese Reife muss der Mensch immer erst bekommen, das braucht Zeit.

:) Mir war bisher gar nicht klar wie jung ich noch bin. Auch im zarten Alter von 64 habe ich noch immer nicht die Reife für reine Technikübungen. Das wird dann wohl auch nichts mehr werden.Aber da Klangbutters Methode bei mir hervorragend funktioniert und ich mich auf diese Weise gerne von meinem Lehrer „quälen“ lasse, werde ich das Akkordeon noch lange nicht an den Nagel hängen und weiterhin zufrieden mit meinen Fortschritten musizieren.:m_akk:Einen schönen 3. Advent Euch allen
Tygge
 
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Ich möchte noch kurz einwerfen, dass Tonleiterübungen nichts anderes sind als das Erfassen des Tonvorrats in Tonart X

Je sicherer man diverse Tonleitern verinnerlicht, desto intuitiver gelingt das improvisieren und dann ja auch das bewusste Abweichen von der Tonart.

Falls man sich an Improvisation heranwagen möchte...
 
Sehr guter Hinweis. :great:
Das bedeutet eben, dass man in der Lage sein muss aus dem vorhandenen musikalischen Material diese Skala zu extrahieren und auch dieren Grenzen in der Musik zu erkennen, wo die Skala eventuell wechselt, oder welcher Ausschnitt daraus verwendet wird und wie das fingersatztechnisch vom Standard abweicht um zum Beispiel Übergangsstellen geschmeiig hinzubekommen. Genau das predige ich mit meiner Methode auch.

Macht man lediglich ein Technikbuch auf, scheint das erst einmal garnichts mit der Musik zu tun zu haben. Diese Verbindung zu erkennen setzt Analyse und Vergleich voraus und erfordert das "Aussteigen" oder "Umsteigen" aus gewohnten Mustern der Theorietechnik Studien.

(Der Einwand, dass man dazu ja erst einmal eine Standard Tonleiter gespielt haben muss ist natürlich richtig. Aber Ich glaube es reicht, wenn man das nur langsam ein paar mal macht und dann diese Leiter als Maßstab immer nur denkt, nicht wirklich übt, denn man übt sie ja quasi mit Abweichungen sowieso im Stück und macht sich dabei die Ausschnitte bewußt)
 
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