Demotape aufnehmen => Möglicher Ablauf, Möglichkeiten zur Aufnahme

[RollingStones]

hi,

unsere band möchte sich demnächst mit recording beschäftigen...genauer gesagt einem demotape mit bspw. 3 songs von uns.

dazu möchten wir entweder in ein kleines aufnahmestudio hier im umkreis gehen oder es selber versuchen.

nehmen wir fall 1, das aufnahmestudio an:

wie nehmt ihr, oder wie nehmen (semi-)professionelle musiker im studio auf?
ich nehme an die spuren werden schon mal einzeln aufgenommen. alle am besten. nacheinander. erst drums, dann bekommt der bassist die kopfhörer un spielt die bassline, dann der gitarrist und dann der/die sänger? ist das eine gängige variante?

alle zusammen spielen lassen? wo liegen da die vor- und nachteile? wird sowass überhaupt gemacht?

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fall 2:

wir haben eine pa mit mischpult, 4 eingänge, 3 mikros...und könnten uns so denke ich auch mal an amateurrecording versuchen. hier wäre allredings nur das nacheinander-spielen möglich, da wir die 3 mikros alleine schon für die drums benötigen würden. und die restlichen spuren dann halt danach.

naja..hab mir jetzt mal einen zurecht gesponnen, klärt mich mal bitte auf.

danke!

gruß
RS

 

[Navar]

Alle zusammen: Wesentlich höhere Spieldynamik, wenn alls Musiker direkt aufeinander eingehen und sich vom Song mitreißen lassen. ABER ... klappt nur, wenn alle Musiker das auch können, denn da lässt sich hinterher nicht mehr viel korrigieren wenns im Timing oder im Feeling hapert und die ganze Band muss immer und immer wieder ran, bis es sitzt.

Getrennt: Mehr Möglichkeiten zur Editierung zur Verfeinerung, aber auch zur Verkünstelung. Hierbei hört man hinterher nicht mehr, ob der Gitarrist alles in einem Take geschafft hat oder taktweise einspielen musste, weil er's nicht gepackt hat.

Mittelweg: Getrennt einspielen, aber Teile der Band spielen bei Schlagzeugtakes mit, aber nur als Guide. Die Spuren fliegen hinterher wieder raus, trotzdem hat der Drummer die Band bei sich und man rockt zusammen. Evtl. können auch Drums und Bass gleich zusammen aufgenommen werden.


So... Studio oder selber machen! Alles eine Frage des Anspruchs und der finanziellen Mittel. Ihr werdet mit 3 Mikros, die wahrscheinlich nicht mal gute Drum - Mikros sind, einfach keine Studio - vergleichbare Aufnahme hinbekommen, erst Recht nicht, wenn ihr das noch nie vorher gemacht habt. Wenn ihr entsprechend gute Aufnahmen haben wollt braucht ihr Know How, Know How, Know How und müsst dazu noch etwas Geld reinstecken. Die Frage ist letztendlich, ob sich das rechnet. Wollt ihr für die Zukunft eine Aufnahmemöglichkeit haben um eure Songs gleich selber für Demos zu recorden und plant euch da in den nächsten 1-2 Jahren richtig reinzuhängen ist die Überlegung mehr als nur einen bloßen Gedanken wert. Habt ihr weder Zeit noch Lust euch damit intensiv auseinanderzusetzen werdet ihr nicht annähernd an Studioaufnahmen herankommen, wenn die Jungs in dem Studio wissen was sie tun. Dann setzt ihr ganz klar Geld in den Sand für Equipment was hinterher rumgammelt.

Kleines Planspiel Budget 2000€ :
Studio 10 Tage a ~200€ evtl. werden es je nach Kosten auch nur 7 Tage... Überlegung: wie viel Songs schafft man in der Zeit...
eigenes Recording:
- Interface mit min. 8 Eingängen für Drums ~ 300 - 400€ (Qualität Einsteigerklasse)
- Drum - Mikrofonset: ~ 1000€ (Qualität: passable Einsteigerklasse, wenn man weiß was man tut kriegt man für das Budget nen Drumsound)
- Zusätzliche Mikrofone für Vocals, Gitarren etc. 300€ (Qualität: Einsteiger, für gute Gesangsmikrofone alleine kann man gerne mehr als 500 ausgeben)
- Kleinkram: 100 - 200€

Was nicht dabei ist:
- Aufnahmeraum
- Regiekabine
- Gutes Computersystem
- Software
- Outboard Equipment für Effekte und ähnliches oder entsprechende PlugIns

Das aber hat ein passables Studio alles schon, das sind Ressourcen auf die ihr direkt mit eurem Budget zugreifen könntet. Also müsst ihr euch letztendlich überlegen wo es in der Zukunft für euch hingehen soll. Es spricht absolut nichts dagegen Demo Aufnahmen selber zu machen, ganz im Gegenteil, das ist eine extrem lustige Erfahrung, die aber auch sehr nah mit Frust einher geht, wenn man feststellt, dass man dann doch nicht mal nahe an Aufnahmen von kleinen Studios herankommt. Auf der anderen Seite bietet das Homerecording natürlich noch ganz andere Möglichkeiten, als die reine Produktion, wie zum Beispiel eine ganz andere kreative Arbeitsweise. Man stelle sich vor, der ganze Proberaum ist mikrofoniert und wenn man mal ne Songidee hat drückt man auf Aufnahme und kann gleich loslegen und den Song Pseudo-Studio-mäßig arrangieren und bearbeiten.

 

[Pfeife]

Rein ökonomisch betrachtet ist Studio immer der bessere Vorschlag.
Homerecording hat halt den Vorteil, daß man keinen Zeitdruck hat, was sich in besserer Qualität niederschlagen kann.

 

[RollingStones]

ok, vielen dank schon mal euch beiden!
besonders Navar's text hat mir natürlich sehr geholfen.

aber wie sieht es denn in der (semi-)professionellen sparte aus, wie werden da demotapes oder studioalben eingespielt? welches verfahren findet da anwendung?

 

[Navar]

Da kommt meistens das getrennte Einspielen vor, bzw. teilweise zusammen. Es gibt auch noch viele weitere Möglichkeiten, sowie Tricks&Kniffe. Manchmal wird zum Beispiel das Schlagzeug sogar in Becken und Rythmussektion unterteilt aufgenommen. Im Pop&Rock ist es durchaus sehr üblich, dass alles Musiker nacheinander einspielen, wobei es auch da immer wieder Bands gibt, die es anders machen, weil sie es wollen (und dann meist auch können). In den meisten Fällen ist aber der günstigste Weg das getrennte recorden. Weniger technischer Aufwand und je nach Können der Musiker und Komplexität der Arrangements auch manchmal kaum anders möglich.

Viele professionellere Bands verfügen mittlerweile ebenfalls über größere "Homestudios" in denen Demos produziert werden, die dann entsprechend dem Label vorgelegt werden können. Spart Kosten und ermöglicht eine ausgeklügelte Vorproduktion bevor es an die teuren Aufnahmen geht.