Des-Akkord in Es-Dur

[VierPi]

Liebe Freunde,
ich befasse mich gerade mit 'Somewhere' aus West Side Story.
Das Stück ist in Es-dur und es kommen durchgängig (diatonische-) Akkorde aus Es-dur vor. Die dritte Phrase (Peace and quiet...) läuft dann:

Bb, Bb7, Gm, Cm, Ab, Db(!), Bb

Funktionen so weit: Es(T), Gm (SD), Bb(D)

aber was macht/soll Db?

Danke für eure Hilfe

Frank

 

[Schokomat]

Bb, Bb7, Gm, Cm, Ab, Db(!), Bb

Funktionen so weit: Es(T), Gm (SD), Bb(D)

aber was macht/soll Db?

Db-Dur ist die Doppelsubdominante (SS), also Subdominte der Subdominate Ab.

 

[cvinos]

Was kommt denn in der nächsten Phrase, also nach dem Bb?

 

[turko]

Als einer, der dieses Lied recht gut kennt, der jedoch die einfachen Gedankengänge liebt und schätzt, ist meine Meinung:

Für kurze Zeit wird dieses DB hier zum tonalen Zentrum, bevor es der vorbereitende Akkord zur letztendlichen Dominante ist. Bezogen auf die Ausgangstonart ist es halt einer der vielen VII-Akkord-Varianten - siehe Erläuterungen dazu (auch in diesem Forum).

Dennoch ist die ganze Sache gleichzeitig weitaus einfacher UND komplizierter in einem: Das ist ja gerade einer der grandiosen Fähigkeiten von Bernstein, die sich durch nahezu alle Songs aus Westsidestory zieht: Dieses mühelose, durch die Melodie gestützte, Wandern durch die Tonarten. Die irrsten Modulationen scheinen nahezu logisch und unausweichlich zu sein und die Melodie fügt sich nahtlos ein. Nein, sie FORDERT diese harmonischen Wagnisse geradezu heraus. Aber das alles in einer Leichtigkeit sondergleichen ... GRANDIOS ... !

LG, Thomas

 

[cvinos]

Von "harmonischen Wagnissen" würde ich hier nicht sprechen wollen. Im Gegenteil. Hier wird einmal mehr deutlich, dass Tonarten keine sehr nützliche oder natürliche Erfindung sind. Früher war es zwar von der Entwicklung und den zugrunde liegenden Motivationen her logisch, dass man auf die Tonarten, wie wir sie kennen, gekommen ist. Sie sind jedoch künstliche (d.h. unnatürliche) und mittlerweile längst überholte Konstrukte.

Zu dem Thema habe ich in diesem Thread bereits etwas mehr geschrieben.

 

[CUDO II]

ich befasse mich gerade mit 'Somewhere' aus West Side Story.

Das Stück ist es wert sich damit zu befassen!

Das Stück ist in Es-dur und es kommen durchgängig (diatonische-) Akkorde aus Es-dur vor. Die dritte Phrase (Peace and quiet...) läuft dann:

Bb, Bb7, Gm, Cm, Ab, Db(!), Bb

Funktionen so weit: Es(T), Gm (SD), Bb(D)

Wieso bezeichnest Du Gm als SD? Ist G- nicht der Tonikagegenklang?

aber was macht/soll Db?

Dazu bitte SUFU -> Erweiterte Suche -> Schlüsselwörter bVII -> Benutzername CUDO II eingeben.

Hier eine Reharmonisation. Schau Dir den Takt 13 an.Audio -> Hier.

 

[VierPi]

Jetzt hab ich doch ein bisschen Angst gekriegt!
Danke für die prompten und teilweise sehr komplexen Antworten. Leider bin ich Anfänger und muss mir jetzt erstmal die ganzen neuen Worte (SSD, Tonikagegenklang..) raussuchen. Die Reharmonisierung mit (Jazz?-)Akkorden flashed mich total, wenn auch der pädagogische Nutzen für mich zur Zeit noch gleich Null ist - trotzdem herzlichen Dank!

 

[VierPi]

Kann man trotz allem sagen, welche 'emotionale' Qualität hier umgesetzt ist?

 

[CUDO II]

Leider bin ich Anfänger und muss mir jetzt erstmal die ganzen neuen Worte (SSD, Tonikagegenklang..)

Was ist denn SSD?

Die Reharmonisierung mit (Jazz?-)Akkorden flashed mich total, wenn auch der pädagogische Nutzen für mich zur Zeit noch gleich Null ist

Wo fängt denn der pädagogische Wert einer Sache Deiner Meinung nach an? Ist nicht schon das Hören und Erfassen einer Reharmonisation ein Anstoss weiter einzudringen in die Materie? Ich habe Dir geschrieben das Stück sei interessant und wollte es Dir nun ein bisschen schmackhaft machen.

Du fragst nun nach einer emotionalen Qualität einer Funktion. Was für eine emotionale Qualität hat denn ein Tonikaakkord Deiner Meinung nach? Oder ist der emotionale Ausdruck doch noch mit anderen Komponenten verbunden als der reinen Funktion?

Der Akkord DbMA7 im 13. Takt hat an dieser Stelle Subdominantfunktion und steht als Modal Interchange Akkord anstelle von F-7.
Der Modal Interchange Akkord DbMA7 im 14. Takt hat ebenfalls Subdominantfunktion. Ihn könnte man, um zu variieren, eventuell mit Ab6 reharmonisieren.
Von Takt 13 an hätten wir also:
| F-7 | Ab6 | Bb7 | % |
eine normale erweiterte Kadenz also, die, falls es die Melodie erlaubt, mit | DbMA7 | % | Bb7 | % | reharmonisiert werden kann.


CIAO
CUDO

 

[mK^^]

Besser kann man es nicht ausdrücken. Der gute alte Modal Interchange