Die Parallelen und Gegenklänge

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Rod Gonzalez
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Ersteinmal die Situation:
Ich bin jetzt in der Oberstufe und habe einen Lehrer der Kenntnisse der Harmonielehre voraussetzt die ich nicht habe. 90% des Kurses hatte jedoch einen anderen Lehrer als ich zuvor, und hat diese Kenntnisse bereits erhalten, weshalb wir dies nicht extra noch einmal durchgehen.

Das Problem:
Das ich das alles nach arbeiten muss ist an sich ja kein Problem, so lange man nicht übermäßig faul ist, zumal es ja auch Seiten wie http://www.matthies-koehn.de/harmonielehre/html/inhalt.html gibt wo man alles nachlesen kann. Das Problem ist jedoch das ich jetzt eine Hausaufgabe aufbekommen habe, die ich mit meinen jetzigen Kenntnissen nicht lösen kann. Meine jetzigen Kenntnisse sind so, das ich Tonleitern kann, und weiß was eine Terz oder eine Quinte ist.

Die Aufgabe:
Unter der Überschift "Die Parallelen und Gegenklänge" hat er uns Noten an die Tafel gemalt. So das immer drei übereinander sind. Über den drei Noten stand immer ein Buchstabe. Beim ersten war es ein "a" (wohl für A-Moll), und die Noten waren A C und E.
beim zweiten (großes C drüber (wohl für C-Dur)) C E und G. Beim dritten waren es bH, D und E. Dann folgten noch "d" und "F". Was mich dann noch wieder verwirrt ist, dass er nicht wie es eigentlich logisch wäre mit "a" weitermacht sondern dann auf "C" runtergeht, und danch dann "e" und "G" macht. Unter den Noten stehen dann auch noch Buchstaben wie z.B. d tG oder s.
Er sagte uns das sei in A-Moll und wir sollen es noch einmal in H-Moll machen.

Ich denke mal der Beitrag Terzverwandtschaften hier im Forum würde mir helfen. Allerdings fehlt mir die Fachsprache und die Grundkenntniss um den alleine zu verstehen. Könnte mir deahalb einer (möglichst ohne zu viel Fachsprache) sagen, was ich hier machen muss?

Christian
 
Eigenschaft
 
Ersteinmal die Situation:
Ich bin jetzt in der Oberstufe und habe einen Lehrer der Kenntnisse der Harmonielehre voraussetzt die ich nicht habe. 90% des Kurses hatte jedoch einen anderen Lehrer als ich zuvor, und hat diese Kenntnisse bereits erhalten, weshalb wir dies nicht extra noch einmal durchgehen.
Soso, hat sich da an den Gymnasien immer noch nix geändert? :screwy:

Beim dritten waren es bH, D und E.
bH gibt es nicht. Es gibt eine deutsche und eine internationale Notenschreibweise: In der deutschen Schreibweise hat man ein H wenn kein Vorzeichen davor steht, und ein B wenn ein b-chen davor steht. In der internationalen Schreibweise (die ihr nicht verwendet) heißt der Stammton B, und wenn er ein b-chen hat Bb (gesprochen: "B flat"). Es ist wichtig dass du weißt dass es in der Musik recht unterschiedliche Notationsweisen gibt, und vieles was ihr im Unterricht verwendet weicht von dem ab, was du in anderen Quellen findest. In diesem Forum z.B. ist eher die internationale Schreibweise verbreitet, also aufgepasst! Im Folgenden verwende ich allerdings die deutsche Schreibweise, da es das ist was ihr in der Schule macht. ;)


Tja, also wie du richtig erkannt hast stehen (im Deutschen) Kleinbuchstaben für Moll (z.B. d, a, e), und Großbuchstaben für Dur (z.B. F, C, G).

Weiterhin bezeichnet man den Dreiklang auf dem Grundton der Tonart als Tonika: In der Tonart C-Dur z.B. ist (der Dreiklang) C die Tonika, während in a-Moll (der Dreiklang) a die Tonika ist. Der Dreiklang auf der V. Stufe der Tonart heißt Dominante, während der Ton auf der IV. Stufe Subdominante heißt. In C-Dur z.B. ist die Dominante G, während die Subdominante F ist, und in a-Moll ist die Dominante e, und die Subdominante d.

Tonika, Dominante und Subdominante bezeichnet man mit T, D, S, wenn es Dur-Akkorde sind, und mit t, d, s wenn es Moll-Akkorde sind. Nehmen wir nun mal als Beispiel F-Dur: Dort haben wir T(onika) = F, D(ominante) = C und S(ubdominante) = B (B = H mit b-chen)

...ich mache hier mal eine Pause und schau mal, ob du bis dahin Fragen hast, ansonsten kann ich gerne mit Parallelen und Gegenklängen fortfahren.
 
Also das mit der deutschen und der internationalen Schreibweise ist mir schon bewusst. Da ich Gitarre spiele und vieles von Englischsprachigen Quellen beziehe bin ich die Internationale Schreibweise gewohnt. Jetzt mit dem Unterricht in deutscher Schreibweise kommt dann bei mir immer so ein Mischmasch raus :redface: .
Was du bis jetzt geschrieben hast kann ich nachvollziehen. Das ist ja praktisch nur Theorie die man einfach lernen muss, und nicht verstehen muss. (Nicht falsch verstehen: Ich meine damit das man nicht hinterfragen muss warum das so ist, sondern einfach akzeptieren kann das es so ist)
 
:) Ah, wunderbar - wenn das alles klar ist kann ich ja mit dem relevanten Kram anfangen:

Parallelen sind Akkorde im Kleinterzabstand zu dem jeweiligen Hauptdreiklang (also zu T, D, S oder zu t, d, s), während Gegenklänge sich immer im Großterzabstand zu diesen befinden.

Geht man von Dur-Hauptfunktionen (T, D, S) aus, so liegt die Parallele (p) immer eine kleine Terz darunter, und der Gegenklang (g) liegt immer eine große Terz darüber. Parallelen und Gegenklänge zu Dur-Hauptfunktionen sind für gewöhnlich Moll-Dreiklänge, deshalb die Kleinschreibung. Wählt man als Tonika C, so ist Tp = a (-> kleine Terz darunter), und Tg = e (-> große Terz darüber). Die Nebenfunktionen in C-Dur sind: a = Tp/Sg, d = Sp, e = Dp/Tg.
(Der verminderte Dreiklang auf der II. Stufe (hier h-d-f) nimmt eine Sonderrolle ein, und wird für gewöhlich mit "D7 durchgestrichen" bezeichnet, hier also der Dominantseptakkord g-h-d-f ohne Grundton)

In Moll ist es genau umgekehrt: Parallelen liegen eine kleine Terz über der Hauptfunktion, während Gegenklänge eine große Terz darunter liegen. Parallelen (P) und Gegenklänge (G) zu Moll-Hauptfunktionen sind für gewöhnlich Dur-Dreiklänge. Für t = a ergibt sich also tP = C und tG = F. Die Nebenfunktionen in C-Dur sind: C = tP/dG, F = sP/tG, G = dP.

Wann Parallelen bzw. Gegenklänge nun über oder unter der Hauptfunktion liegen kann man sich anhand des Aufbaus von Dur- und Moll-Tonleiter gut herleiten: Die Dur-Tonleiter hat eine große Terz und eine große Sexte (-> kleine Terz abwärts), während die Moll-Tonleiter eine kleine Terz und eine kleine Sexte (-> große Terz abwärts) besitzt.


Es sind prinzipiell auch Kombinationen wie TG oder sp möglich, und man kann auch in Moll T, D, S verwenden, so wie man in Dur t, d, s verwenden kann, und es gibt noch die Doppeldominante DD; wenn du willst kann ich das auch noch erläutern, ich weiß aber nicht ob ihr das braucht. ;)
 
Das ist ja praktisch nur Theorie die man einfach lernen muss, und nicht verstehen muss. (Nicht falsch verstehen: Ich meine damit das man nicht hinterfragen muss warum das so ist, sondern einfach akzeptieren kann das es so ist)

Mit reinem Auswendiglernen ist das nicht getan. Die Begriffe kann man sich in einer Stunde allesamt reinpfeifen, vielleicht kann man sogar dann die ein oder andere Analyse betreiben.
Wichtiger ist aber, daß du diese Verwandtschaften hören lernst. Das muß man sich erarbeiten. Am Besten du übst diese "Begriffe" mal ganz praktisch mit Griffen am Instrument, bis du sie jederzeit wiedererkennen kannst. Es ist wie bei einem Bild, das man sich merken muß.

Das Schöne daran ist: Kann man diese Verwandtschaftsverbindungen einmal erkennen, kann man sie auch gezielt selbst einsetzen.
Ist es nicht so, daß man oft einen K l a n g im Kopf hat, bekommt diesen aber nicht auf das Instrument übertragen?
Und genau hier hilft das Üben, nicht nur von Verwandtschaftsklängen, sondern auch von Kadenzen. Wenn du weißt, wie eine bestimmte Kadenz klingt, kannst du sie immer wiedererkennen und natürlich auch selbst nutzen, falls diese Kadenz mal in deinem Kopf erscheint. Aber nicht nur das: Mit der Zeit wirst du immer besser, dir fremde Klänge aus bekannten abzuleiten und zu bestimmen - ein unschätzbarer Vorteil beim Musizieren...

Und von der Melodie zur Harmonisierung ist es dann auch nicht mehr weit, weil man dann sehr schnell Melodien schon harmonisiert hört!

Hellraiser hat das übrigens wieder mal schön erklärt. Kurz und bündig. Darf ich auch mal sagen...

Zu den Parallelen kann man noch sagen, daß sie jeweils die gleiche Aufgabe übernehmen. Wenn also ein Stück in C-Dur steht, steht es gleichzeitig sozusagen in A-Moll, der Paralleltonart. Das ist bei ganz vielen Stücken so. Natürlich gibt es eine Gewichtung, kein Mensch würde wohl sagen, daß ein Stück in A-Moll geschrieben sei, wenn es auf C-Dur beginnt und endet, wenn aber weite Teile A-Moll verwenden, wäre es auch dumm, nur von C-Dur zu sprechen. Meist kannst du an weniger exponierten Stellen C-Dur und A-Moll als Parallelen gegenseitig austauschen. Das gilt auch insbesondere für die Subdominante, noch insbesonderer in Dur:
C-Dur = T, dann wäre F-Dur die Subdominante.

Jetzt spiele mal die klassische Kadenz:
T - S - D7 - T => C - F - G(7) - C

Jetzt tauschen wir mal die Subdominante durch deren Paralelle:
T - Sp - D7 - T => C - Dm - G(7) - C
Aha. Es ergibt sich die berühmte II-V-I-Verbindung, die nichts anderes ist als eine klassische Kadenz!

Wir können auch mal die Tonika tauschen:
Tp - S - D7 - T => Am - F - G(7) - C
Sinnvollerweise haben wir nur die erste Tonika getauscht - ich erinnere, wir wollen ja nicht die Tonart in Moll drücken...

Auch diese Kadenz ist uralt, die Variante davon:
Tp - Sp - D7 - T => Am - Dm - G(7) - C
Nun, da haben wir ja eine schöne Quintfallsequenz. Rein diatonisch, d.h. also leitereigen, es sind also nur Töne der C-Dur / A-Moll-Tonleiter enthalten.
Ein Varinate von 1625 ( I - VI - II - V => T - Tp - Sp - D7)

Die Dominante wird man so kaum tauschen, weil sonst die Leitwirkung fehlt oder die Tonart nicht mehr stabil ist. Man sollte es aber trotzdem mal versuchen, um sich einen Gehöreindruck zu verschaffen:
T - S - Dp - T => C - F - Em - C

Was passiert hier? Die Dp vermittelt eher das Gefühl, schon in der Tonika zu sein. Ein altbekanntes Phänomen... denn die Dp ist wohl in diesem Fall gar keine Dp, sondern eher eine T. Wie kann man das erklären? Man kann den Akkord als verkürzten T mit großer Septime erklären, es wird also der Grundton dieses Akkordes weggelassen.
Oder man erklärt ihn eben als Tg - schon am Namen selbst wird die Verwandtschaft klar - er steht also FÜR eine Tonika, obwohl er eigentlich keine ist - das wäre dann eine Erklärung über die Großterzmediantik - wohingegen Parallelen wie T - Tp als Kleinterzmediantik angesehen werden.

War das verständlich?
 

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