Die Zeit verschwimmt

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Ich texte eigentlich ausschließlich in aller Frühe. Heute hörte ich auf die Frühe vielleicht mehr als dem Verstand… Eure Meinung?



DIE ZEIT VERSCHWIMMT

Die Zeit verschwimmt
Wo schwimmt sie hin
Wo kommt sie her
Ich weiß nicht mehr
Wann sie begann
Wo fing es an
man merkt es kaum
Mal Schall mal Schaum
Mal Hoffnung und mal aus der Traum

Die Uhr macht stur mal Tack mal Tick
Schon ändert sich das Weltgeschick
wer sieht heut in die Ferne gern
Fernsehen ist so unmodern

Der Abend kehrt im Sonnenrot
Die Straße leer kein Schatten droht
Nur ein Blick der zart im Dunkeln glüht
Es gibt es noch, das alte Lied

Die Zeit verschwimmt
Wo schwimmt sie hin
Wo kommt sie her
Ich weiß nicht mehr
Wann sie begann
Wo fing es an
man merkt es kaum
Mal Schall mal Schaum
Mal Hoffnung und mal aus der Traum

Verstaubte Bücher im Regal
Geschichte heißt es war einmal
Schon wird die Zukunft unmodern
Nur etwas mag ich ewig gern

Ein Blick, der zart im Dunkeln glüht,
Hände gehn durch Wände und
ein Kuss, der seine Runden zieht,
Im Wirbel ohne jeden Grund.

Die Zeit verschwimmt
Wo schwimmt sie hin
Wo kommt sie her
Ich weiß nicht mehr
Wann sie begann
Wo fing es an
man merkt es kaum
Mal Schall mal Schaum
Mal Hoffnung und mal aus der Traum
 
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Ein Blick, der zart im Dunkeln glüht,
Hände gehn durch Wände und
Da hat man es sich gerade so richtig gemütlich gemacht im Zeitflow, im Vierer-und Achterrhythmus den fließenden Reimen zugehört und dann das: „Hände gehn durch Wände und“ - aus der Traum. Unsanft wird man unterbrochen, durchgeschüttelt, um sogleich in einen Kuss hineingeworfen zu werden und den alten Rhythmus. Nur warum? Da ich davon ausgehe lieber @Jongleur , dass das kein Zufall ist, frage ich mich natürlich nach deiner Intention. Eine Zäsur in der verschwimmenden Zeit? Ein Wecken aus einem scheinbar gemütlichen Traum? LG
 
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DIE ZEIT VERSCHWIMMT
Gefällt mir insgesamt sehr gut,

wer sieht heut in die Ferne gern
Fernsehen ist so unmodern
aber diese Sequenz passt für mich irgendwie nicht hinein.

Alles andere ist recht zeit(!)los, konnte auch eine Szenerie vor oder vermutlich in hundert Jahren beschreiben. Dieses jedoch weist auf einen recht engen Bereich unserer Zeit.

Aber möglicherweise hast du dir etwas bestimmtes dabei gedacht?
 
Danke, lieber @losch für deine interessante Meinung. :) Zu der Zeile mit dem „Fernsehen“ schreibst du

Alles andere ist recht zeit(!)los, konnte auch eine Szenerie vor oder vermutlich in hundert Jahren beschreiben. Dieses jedoch weist auf einen recht engen Bereich unserer Zeit.
Tatsächlich habe ich lange gezögert, dieses scheinbar billige Wortspiel zu benutzen. Und vielleicht habe ich es auch tatsächlich zu schnodderig benutzt. Falls das der Fall ist, habe ich vermutlich eine Abneigung berührt, die schon längst in sehr vielen Menschen rumort.

Alles um mich herum scheint einerseits fanatisch versessen und zugleich angeekelt davon sein, die nahe und nähere Ferne spekulativ zu betrachten. Muss ich dafür wirklich Beispiele bringen? Das interessante Wort „Fern-sehen“ scheint so eklig geworden zu sein, wie etwa das Liegen im Gras bei Zecken-Gefahr! Mir allerdings verspricht das Nah-sehen keine bessere Sicht!

Ich bin kein Komödiant. Ich habe zu wenig Erfahrung damit, wie ich mein Unwohlsein ausdrücken kann, wann Pille und wann Skalpell gegen mein Unwohlsein hilft. Ich fühle mich wie in DDR 1988 und damals begann ich fieberhaft über die Französische Revolution zu lesen und deren Philosophen wiederum zitierten damals fieberhaft die Antike.,,,
 
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Da hat man es sich gerade so richtig gemütlich gemacht im Zeitflow, im Vierer-und Achterrhythmus den fließenden Reimen zugehört und dann das: „Hände gehn durch Wände und“ - aus der Traum.
Ja, das trifft es sehr gut. Ich öffnete gegen 7 Uhr die Augen und 5 Minuten später stand der Refrain im Notizbuch. Ohne dass ich wusste warum und wofür. So schnell war ich wohl nicht nie. Ich hatte glatt das Bedürfnis es bei diesen 9 Zeilen zu belassen. Also ließ ich den Rest rollen….
Unsanft wird man unterbrochen, durchgeschüttelt, um sogleich in einen Kuss hineingeworfen zu werden und den alten Rhythmus. Nur warum? Da ich davon ausgehe lieber @Jongleur , dass das kein Zufall ist, frage ich mich natürlich nach deiner Intention. Eine Zäsur in der verschwimmenden Zeit? Ein Wecken aus einem scheinbar gemütlichen Traum? LG
Tja, warum nimmt ein Songtext gern mehrere Wendungen? Was sind deine Vermutungen? :unsure:😋

Liebe @Tygge , natürlich schildere ich dir sehr gern auch den weiteren Verlauf, Aber gleichzeitig nehmen Erklärungen einen Text auch die Spannung… der Bruch ist mir bewusst. Aber es sind ja diese Brüche, die das Leben spannend machen… Du wirst bei mir kaum einen Text ohne Brüche finden. Ich freue mich immer auf die nächste Wendung… ;)

Du nicht?
Liebe Grüße
 
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natürlich schildere ich dir sehr gern auch den weiteren Verlauf
Auf gar keinen Fall! Das näme mir doch den Spaß, meine Phantasien von der Leine zu lassen. Betrachte meine Fragen als rhetorische, die mir vor allem der Absicherung dienen, deine Intentionsrichtung verstanden zu haben. Sagen wir mal so: In dieser Strophe ist Action angesagt, Temposteigerung, Kuss, Wirbel und anschließend schöne Entspannung. Nur mal so als eine Variante;)
Ich freue mich immer auf die nächste Wendung… ;)

Du nicht?
Wenn die Wendungen schön ausfallen mit Sicherheit. Sollte der Wirbel allerdings das Telefon sein, das sofortigen Einsatz fordert - Nö, dann nicht. Damit wären wir dann ja auch wieder bei der Relativität oder Radio Eriwan:)
 
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Wenn die Wendungen schön ausfallen mit Sicherheit. Sollte der Wirbel allerdings das Telefon sein, das sofortigen Einsatz fordert - Nö, dann nicht. Damit wären wir dann ja auch wieder bei der Relativität oder Radio Eriwan:)
Das hat sich bei mir geändert
. Nimm doch mal einen guten Film. Alle Beteiligten sind vor allem an der Aufrechterhaltung der Spannung interessiert. Jeder hat natürlich eine andere Vorstellung von Spannung. Jeder lässt sich anders triggern. Aber man einigt sich wenigstens darauf, was krass ist was lasch!

Ich schreibe in der Hoffnung, im Rahmen von 2-4 Zeilen ein bestimmtes Gefühl gut rausgelassen zu haben. Danach kommt eine erschöpfte Leere wie nach einem Liebesakt. Sollte noch ein im Film noch ein zweiter.Akt folgen? ;) Also muss eine neue Spannung her, am besten eine paradoxe! Und so freue ich mich persönlich immer und über auf paradoxe Wendungen! Und wohl nicht nur ich,..

Und nun schau noch mal den ersten Absatz. Das Team muss sich einigen, welche Wendung krass und welche lasch ist. Ein unterhaltsames Paradoxon findet sich nicht leicht! Aber ich liebe ja auch Wendungen! Nur so ertrage ich das Leben als spannend..,;)



Lg
 
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Alle Beteiligten sind vor allem an der Aufrechterhaltung der Spannung interessiert.
Ich fürchte, dass ich in einem anderen Film sitze als du. Zum Leidwesen meiner Mitzuschauer liebe ich sterbenslangweilige Filme, die einen Spannungsbogen haben, der für andere schon nicht mehr wahrnehmbar ist. Aber stimmt, auch dann muss man sich als Produktionsteam einigen.
Ein Blick, der zart im Dunkeln glüht,
Hände gehn durch Wände und
ein Kuss, der seine Runden zieht,
Im Wirbel ohne jeden Grund.
Auf jeden Fall hast du mit dieser Strophe ein deutliches "Hallo-Wach-Moment" eingebaut. Würde sie fehlen, würde ich in Gemütlichkeit versinken. Außerdem ist er der Anknüpfungspunkt an die vorherige Strophe,
Nur ein Blick der zart im Dunkeln glüht
Es gibt es noch, das alte Lied
an die beiden Verse, die mir sofort so gut gefallen haben.
So gesehen, sind es gar keine so großen Wendungen, sondern das Ineinanderbetten zweier Gefühlsqualitäten, einer eher ruhenden, fast statisch träumenden und einer von starken Bedürfnissen getriebenen. Gefällt mir immer mehr.
 
Ich fürchte, dass ich in einem anderen Film sitze als du. Zum Leidwesen meiner Mitzuschauer liebe ich sterbenslangweilige Filme, die einen Spannungsbogen haben, der für andere schon nicht mehr wahrnehmbar ist.
Auch ich kann mehrmals ins Kino gehen und mir Tarkowski-Filme anschauen, wo scheinbar nichts aufregendes passiert. (So, wie ich ja auch täglich mein Zeug schreibe, ohne dass mich Preise oder Fanscharen überraschen. ;) )

So gesehen, sind es gar keine so großen Wendungen, sondern das Ineinanderbetten zweier Gefühlsqualitäten, einer eher ruhenden, fast statisch träumenden und einer von starken Bedürfnissen getriebenen.
Oder anders gesagt: ich finde Beziehungen, die trotz teilweise sehr unterschiedlicher Interessen herzlich über sich lachen können, viel interessanter als Paare, die stets mit müder Stimme von ihrer Liebe schwärmen,
 
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Oh ja, Tarkowski. Ich glaube, den hast du schon mal zu einem Bild von mir assoziiert.
Und gemeinsames Lachen ist das Kernelement gelungener Beziehung für mich. Ohne geht gar nicht👍
 
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Liebe @Tygge , ich will unser hochinteressantes Thema noch einmal von einer ganz anderen Seite aufnehmen. Wir haben es hier mit Lyrics, nicht mit Lyrik zu tun. So eben habe ich mir mit viel Vergnügen 90 Intros angehört

Wie wunderbar in einigen Fällen bereits auf engstem Raume die Stimmung zwischen Dur und Moll changiert . Das kam nicht nur die Musik. Das kann auch ein Text, wenn man sich Jahr für Jahr den Klängen der Sprache mehr nähert.

Und für mich ist auch die Syntax und der Klang der Sprache Musik.. Wärst du enttäuscht, wenn in einer musikalischen Phrase ein Stimmwechsel von Dur nach Moll stattfinden würde? Oder von einer reinen Quarte zum Tritonus ? Also ich bekomme da eher eine wohlige Gänsehaut….

Als Musiker gesehen: Ein langes Verharren in einer bestimmten Stimmung empfinde ich, und das beziehe ich ausdrücklich nur auf meine Dichterseele, eher als einen hoffentlich vorübergehenden Mangel an …hm….Vitalität?


.
View: https://youtu.be/SLJBUtVgVq4?si=5EPvrR5JXOOb8Cyq%5B/URL
 
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