Drei Fragen: Tonartfinden, Auftakt, kein F

SyIvia
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Hallo,

ich hab drei Fragen.

Einmal: woher weiss man manchmal nach ganz kurzer Zeit, wenn man bei einer Melodie erst drei bis fuenf Toene kennt (weil einem die Melodie zum Beispiel gerade enfaellt),
dass es sich um diese und jene Tonarte handelt, weil man diese oder jene Akkorde (automatisch?) dazuspielt? Liegt das daran, bei welcher Note man die Melodie beginnt, weil
vielleicht nach irgendwelchen Schemen oder Gewohnheiten (auch kultueller Art?) zum Beispiel eine Melodie nicht mit "Aufregung" beginnt? Ist schon ein Auftakt ein Hinweis
auf die Tonart? Oder auch Hoergewohnheit? Ich finde das Herumspielen mit Harmonien etwas gruselig: scheinbar ist im Off schon klar was rauskommt, oder welche Richtung es
nehmen wird und das, obwohl ich doch voellig frei entscheiden kann, was draus wird, scheinbar nur scheinbar.

Und: Gibt es eigentlich auch gefuehlte Auftakte? Die komplette Takte sind und sich nur in der Geometrie des Stueckes erklaeren?

Und drittens: gibt es eine Tonart ohne F (und ohne Fis und auch ohne Ges)? Oder ist das nur im Moment gerade die Note, die ich, warum auch immer, nicht spielen "will"?

Gruss,
Sylvia
 
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Zu 1:
Bei nur drei bis fünf Tönen kann man i. d. R. noch nicht sicher erkennen, um welche Tonart es sich handelt. Bei so wenig Tönen erhält man nur erste Hnweise. Es braucht schon mehr Töne, um Tonika, Moll- bzw. Durterz und Dominante klar zu identifizieren.

Ausnahme ist natürlich ein Stück wie "Alle meine Entchen". Das enthält sowieso nicht mehr als fünf unterschiedliche Töne und die liegen auch noch tonleitermäßig nebeneinander. Dann geht das.

Zu 2:
Ein Stück ist entweder auftaktig oder nicht, das sieht man eindeutig am Notentext. Wenn einem ein nicht auftaktiges Stück dennoch auftaktig vorkommt, ist das ein subjektiver Höreindruck. Einen "gefühlten" Auftakt gibt es in der musikalischen Terminologie aber nicht.

Zu 3:
Klar gibt es eine Tonart ohne F: G-Dur zum Beispiel. G-Dur enthält kein F, dafür aber ein Fis.

Zu jedem der zwölf Töne, die wir kennen, gibt es mindestens eine Tonart, in der er nicht enthalten ist.

Fis und Ges sind zwei Namen für den gleichen Ton.

CW
 
Und drittens: gibt es eine Tonart ohne F (und ohne Fis und auch ohne Ges)? Oder ist das nur im Moment gerade die Note, die ich, warum auch immer, nicht spielen "will"?

Wenn ich Dich richtig verstehe, suchst Du eine Tonart/Tonleiter, in der weder ein F noch ein Fis/Ges vorkommt.

F und Fis liegen ja genau nebeneinander. Wenn Du von unseren üblichen abendländischen siebenstufigen Tonleitern ausgehst, dann bestehen sie alle nur aus Halb- oder Ganztonschritten.
Es gibt also keine Möglichkeit, beide Töne F und Fis zu überspringen, denn dann müßte man ja einen 3-Halbton-Schritt (Hiatus) machen.

Aber es gibt natürlich Tonleitern, die einen solchen Hiatus enthalten, durch ihn wirken sie auf uns exotisch/orientalisch. Siehe "Zigeuner-Dur" (darf man das noch sagen?).
Oder nimm gleich eine Pentatonik, die hat auch große Lücken. :D

Viele Grüße
Torsten

Edit: ... und bevor sich jemand beschwert: In jeder Tonart können natürlich grundsätzlich alle Töne und Akkorde vorkommen. ;)
 
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Also in jeder Tonart gibt es charakteristische Halbtonschritte. Dadurch ergeben sich Spannungstöne die sich halbtönig auflösen und damit einen Tonika etablieren können. In C-Dur sind das zB H->C und F->E.

Wenn ein Stück zB mit dem Auftakt G F | E (E liegt auf der eins des ersten Volltaktes) anfängt, dann ist erstmal relativ deutlich C-Dur etabliert. Wenn der Anfang nun D H | C Wäre, dann ist auch C Etabliert. Dieser erste Eindruck kann sich natürlich im Laufe des Stückes als falsch herausstellen.

Noch einfacher geht es mit einer Auftaktquarte. Viele Volkslieder beginnen auftaktig mit einer Quarte aufwärts. So zB Das Wandern ist des Müllers Lust. Oder Maria durch ein Dornwald ging. Diese aufwärts Quarte (oder umgekehrt ein Quintfall) sind die typische Bewegung von Dominante zur Tonika.
 
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Naja eine Möglichkeit gäbe es nach schon, sich zumindest enharmonisch verwechselt herumzuschummeln, aber ich denke das führt am Ziel vorbei:
Wie Be-3 ja schon festgestellt hat, kommen wir um einen Hiatus nicht herum, und es gibt ja auch eine Tonleiter, die einen hat, nämlich harmonisch Moll.

Das ist eine normale Molltonleiter, wo der 7. Ton um einen HT erhöht wird, um eine Leittonwirkung zu erzeugen.
Ergo suchen wir eine (Moll)Tonleiter, die mit E-F#-G# endet, wenn man das F# dann auf F## erhöht, was enharmonisch verwechselt einem G entspricht, muss man weder die "F"- noch die "F#-Taste" drücken.

Tja ne TOnleiter die auf G# endet muss mit G# anfangen, womit wir bei G# natürlich moll sind:
G# A# H C# D# E F#

MAcht man harmonisch Moll draus sind wir bei:
G# A# H C# D# E F## (also Taste G)

Aber ich denke mal, dass du das F/F# deswegen nicht spielen willst, weil es sich in deinen Ohren seltsam anhört, und da fährt man mit der Kirche ums Kreuz, wenn man dann sowas orienthalisch klingendes wie harmonisch Moll verwendet, nur um die Töne F/F# auszusparen.
Was sich da aufdrängt: Kann es sein, dass du dich bis jetzt mit Pentatoniken befasst hast? Die haben ja den Vorteil, dass vom Höreindruck jeder Ton immer passt. Wenn du nun in G Dur bist und ein F# spielst, dann zieht der Ton natürlich sehr stark zum G zurück - etwas, was man mit Pentatoniken nicht erreichen kann.
Oder mit anderen Worten: Dadurch legst du eine Tonart fest, du legst einen Grundton fest. Wenn du rein pentatonisch spielst, ist das "tonale Zentrum mehrdeutig" wie man so schön sagt.
Etwa amoll- Pentatonik:
A C D E G
Daraus kann man, je nachdem, was man noch dazu gibt, folgendes machen:
am/ C-Dur: A H C D E F G
em/ G-Dur: E F# G A H C D
dm/ F-Dur: D E F G A Hb C
Es gibt also 6 Mögliche Grundtöne, die man bei einer Pentatonischen a-Moll Improvisation (auch unterbewusst) wahrnehmen könnte.
Und meine Vermutung - so dass mit den Pentatoniken zutrifft - ist, dass du durch das spielen von F/F# (btw. empfindest du bei H/Hb ähnlich?) auf einmal einen Grundton festlegst, denn du eigentlich gar nicht als solchen empfunden hast.

Eine andere Möglichkeit ist, dass du versuchst, eine "normale Tonleiter" (=eine mit 7 Tönen) wie eine Pentatonik zu verwenden.
Das geht nur beschränkt! Wenn man eine normalle Progression (= Akkordfolge) spielt, dann erwartet man dadurch an bestimmten Stellen bestimmte Töne. Wo man mit der Pentatonik noch gemütlich drüberspielen kann, weil da ja "eh alles immer passt", kann bei komplexeren Geschichten schon wieder einiges schief gehen. Etwa du spielst in C-Dur die Progression I-IV-V-I, das entspricht den Akkorden C,F,G,C.
Der Akkord F enthält logischerweise einen Ton F, ein F# hierbei als Melodie zu spielen beisst sich nur. Aber, wenn du zu dem Akkord G einen Ton F dazuspielst, dann hört sich das auch seltsam an (obwohl er in der TOnleiter enthalten ist). Warum? Weil du durch die Akkordprogression C-F-G-C beim Akkord G den Dreiklang G-H-D erwartest, da kommt weder F noch F# vor.

Gerne weiter fragen^^
Grüße
 
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gibt es eine Tonart ohne F (und ohne Fis und auch ohne Ges)? Oder ist das nur im Moment gerade die Note, die ich, warum auch immer, nicht spielen "will"?

Ganz sicher ist es die Note, warum auch immer, die Du nicht spielen willst. Damit ist das Problem ja wohl gelöst! :great:
 
Hallo,

ich befürchte, dass Sylvia im Moment nicht zugeben will, dass die F-Taste bzw. der F-Knopf irgendwie klemmt, also nicht richtig
funktioniert. Da helfen auch keine seitenlangen theoretischen Erklärungen aus der Harmonielehre.

Also : Ab zum Instrumentenbauer !
 
Sowas wie gefühlte Auftakte gibt es nicht gerade selten, nämlich bei "Großtakten". Dort klingen mehrere Takte wie einer. Wenn man also auf den geraden Taktzahlen beginnt, hat man praktisch einen Auftakt, obwohl er mit einem Taktstrich beginnt und vollständig gefüllt ist.

Bsp. für zwei Takte klingen wie einer:
- 1. Satz von Beethovens a-Moll-Violinsonate op.23.
- 1. Satz von Beethovens 3. Symphonie
 

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