Drummer mit Bandscheibenvorfall

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Hallo,

gleich zu Beginn ich bin selbst kein Drummer, sondern Sänger und weiß nicht ob der Thread hier richtig ist.
Mir liegt aber mein Drummer, der vor kurzem einen Bandscheibenvorfall erlitten hat schwer am Herzen.

Er wurde nicht operiert und ist laut eigener Aussage wieder fit und würde gerne wieder bei uns spielen.
Der Haken ist ich hab selbst so einiges an Ahnung von Medizin und habe auch professionelle Leute gesprochen zu diesem Thema.

Alle rieten mir davon ab, ihn wieder auf den Hocker zu setzen, da die Risiken zu hoch sind, dass wieder was passiert, gerade wenn nicht operiert wurde.

Also bleibt mir jetzt nur noch explizit Drummer anzusprechen um mir vielleicht nen Tipp zu holen.

Der Stickschwinger ist extrem gut und auch menschlich total in Ordnung, nur will ich auf keinen Fall mit seiner Gesundheit spielen.

Was würdet ihr machen?

Ihn überzeugen, dass leider nix mehr geht oder spielen lassen bis zur ersten Lähmungserscheinung?

Grüße

Yves
 
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ich denke, ihm kann überall etwas passiern, wo er sitzt.
das muss nich beim drummen sein.

klär ihn über die Risiken auf. dann ist es seine Entscheidung.

er könnte jedoch auch ihm stehen spielen ;)
 
*Herr Haensi bitte an Kasse Zwei, Herr Haensi bitte" ;) Unser User Haensi kann wahrscheinlich am Besten etwas zu dem Thema sagen. Er hatte schon einen Bandscheibenvorfall und spielt trotzdem noch Schlagzeug.

Also ich bin gerade hin und hergerissen von der Aussage des Arztes. Einerseits hat er natürlich recht, wer einen Bandscheibenvorfall hatte, muss extrem vorsichtig sein. Andereseits empfinde ich es nicht so, dass man deswegen kein Schlagzeug spielen sollte.

Wichtig ist nun wirlkich für deinen Drummer, dass er sich einen wirklich guten und bequemen Hocker anschafft. Er muss stufenlos verstellbar sein und für ihn den optimalen Sitzkomfort bieten. Zum Beispiel:
Tama HT-530 1st Chair

oder
K&M 14000 Drummersitz Gomezz


Natürlich bringt nichts eine super tolle, teuere Sitzgelegenheit zu haben, wenn man nicht richtig damit umgeht. Er muss gerade und locker sitzen können. Wie schafft man das? In dem man seinen Setaufbau optimiert. Kurze Wege für schnelleres Erreichen der Toms und sparen von unnötigen Bewegungen. Er sollte evtl. nicht komplett aus dem Arm spielen, sondern sich eine weniger körperbetonte Spielweise aneigenen. Sprich viel mit Fingercontrollarbeiten, aus dem Handgelenk spielen etc... Natürlich was nicht zu verachten ist, ist das Training außerhalb des Schlagzeuges. D.h. regelmäßig, auch wenn es nur 10 Minuten am Tag sind Krankengymnastik machen. Diese Thearpiebänder kann ich nur empfehlen. Damit lassen sich echt gute Übungen machen. Wenn dein Drummer nicht operiert wurde, dann wird er wohl Krankengymnastik bekommen haben, dort lernt er eine ganze Menge. Wenn euch sein Schlagzeugleben am Herzen liegt, dann schleppt bitte die schweren Sachen in Zukunft für ihn. Schweres Tragen bei ist bei Bandscheibenvorfällen der Tod. Neben der Gymnastik sind Sportarten, wie laufen (aber nur mit gutem Laufschuh) sehr für Rücken und Muskeln.

Mit dem Schlagzeugspielen aufhören! Niemals! Erstmal etwas einschränken und Krankengymnastik machen ok, aber niemals aufhören. Bitte nicht. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Mark hat es schon gesagt, ich möchte das noch etwas ergänzen.
Ich bin ja schon etwas fortgeschritten im Alter und früher gab es nix vernünftiges zum Sitzen. Da ich relativ viel gespielt habe, habe ich in den Lendenwirbeln keinerlei Knorpelmasse mehr und in den beiden unteren Brustwirben nicht mehr viel - sprich das ist schon ziemlich der Super-Gau für Schlagzeuger, da das fast einem permanenten Bandscheibenvorfall entsprechen kann (welche ich natürlich auch hinter mir habe, einige leichtere und inzwischen auch einen ziemlich heftigen).
Gott sei Dank hatte ich den richtigen Arzt und vor allem den richtigen Krankengymnasten, wir haben zusammen diese Situation angegangen, haben Übungen entwickelt - ich spiele schmerzfrei und habe am Drumset kein höheres Risiko als im sonstigen Leben auch.
Deutlich spürbar Erfolg hat (neben der allgemeinen Rückenschule) folgendes gebracht, wir haben gezielt die "Gegen-Muskulatur" zum Rücken aufgebaut, vor allem die Bauchmuskeln, aber auch die unterhalb der Bandscheiben im Po und Steiß. Dadurch wurde ein konkretes Gegengewicht geschaffen zum Rücken, was zu einem gesunden Spannungsverhältnis führt, da Actio gleich Reactio, die Rückenmuskulatur wurde als Gegenpol deutlich gestärkt und übernimmt teilweise funktionen der Bandscheiben.

Ich werde jetzt natürlich nicht sagen, euer Drummer kann problemlos wieder spielen - aber ich sage, wenn er weiß was er macht und auf diese Situation vorbereitet ist, ist das Risiko nicht wesentlich höher als ungeschickte Bewegungen im Bett...
 
Ich hatte vor 10 Jahren eine Bandscheiben-OP. Dabei wurde die kaputte Bandscheibe durch ein spezielles Titannetz ersetzt. Ausserdem wurde von S1(Steissbein) bis L4 (4. Lendenwirbel) versteift. Ich bin soweit schmerzfrei, längeres undynamische Auf-der-Stelle-Sitzen sollte ich allerdings vermeiden.

Nach der OP dauerte es über ein Jahr bis ich mich (ganz vorsichtig) wieder ans Drumset traute. Wie William schon sagte ist eine gute Rückenschule sehr wichtig. Gerade am Anfang sollte das mit dem Orthopäden und Ergotherapeuten gemeinsam abgeklärt und die geigneten Übungen abgesprochen werden. Ich persönlich kann die Übungen mit dem Theraband sehr empfehlen.

Auch richtiges Sitzen musste ich lernen. So blöde es klingt, das machen die meisten falsch. Da wenn ich manche Schlagzeuger nur sehen, tut mir schon mein Rücken weh. Ganz schlimm ist eine zu niedrige Sitzposition, denn die geht voll auf die unteren Lendenwirbel. Da kann man auf den Bandscheibenvorfall warten.

Nicht viel besser ist das Beugen nach vorne oder zur Seite. Da sollte man sich immer zwingen aufrecht zu sitzen.
Und es ist gar nicht abwegig sich einen grossen Spiegel zu besorgen und den so zu positionieren, dass man das auch immer kontrollieren kann.

Dynamisches Sitzen ist das Zauberwort.
Deshalb habe ich mir auch einen hydraulischen Hocker geleistet, auf dem man sozusagen dynamisch sitzt, da er federt. Das gute ist auch das dieser Hocker komplett drehbar ist, denn durch die Versteifung ist ein starkes Verdrehen zur Seite äussert schmerzhaft.
Daher ist mein Setaufbau auch recht kompakt, da ich es vermeide mich extrem zur Seite zu drehen. Ein "Rockset" mit zwei Standtoms könnte ich mit einem normalen Hocker nicht spielen, die Drehung nach rechts hinten wäre nix für mich.

Neulich spielte ich aber auch auf einem grösseren Set. Da hatte ich aber meinen Hocker dabei und so konnte ich mich komplett samt Stuhl drehen. Das ist kein Problem - nur das Verdrehen von Ober- und Unterkörper ist für mich Gift.

Schweres Tragen ist natürlich das Allerschlimmste für die Bandscheiben. Ich z. B. darf max. noch 10 kg Last tragen. Das wissen meine Bandkollegen und so schleppen sie eifrig mein Equipment mit zu den Gigs.

Man kann auch nach einen Bandscheibenvorfall Schlagzeug spielen. Allerdings sollte man genau wissen wie. Und gerade am Anfang sollte man das behutsam angehen. Gerade bei Proben sind kleinere Pausen, bei denen man auch aufsteht und mal ein paar Schritte rumläuft sehr angebracht.
Wichtig ist auch sich eine gute Sitz- und Stockhaltung anzueignen, da kann man viel falsch machen, was sich später böse rächen kann.
 
Ich werde jetzt natürlich nicht sagen, euer Drummer kann problemlos wieder spielen...

Ich aber.

Und es ist sogar piepegal, auf welchem Hocker das stattfindet....na ja...zumindest ziemlich egal...;)

Was muss der Trommler machen?

1. Er muss - Achtung: Weisheit! - verinnerlichen, dass ein Bandscheibenvorfall nichts ist, was sich in Wochen oder Monaten erledigt hat, sondern etwas, dem man den Rest seines Lebens Rechnung tragen muss.

2. Er muss in adäquater Weise sportlich aktiv sein. Näheres bitte vom zuständigen Physio erfragen.

3. Er muss seine Umgebung (Bett, Schreibtisch, Küchenarbeitsplatte, Fortbewegungsmittel etc.) seinen Vorraussetzungen anpassen.

4. Letzteres gilt auch für den Drum-Hocker. Der muss nämlich so hoch eingestellt sein, dass seine Oberschenkel ein leichtes Gefälle zur Bassdrum hin aufweisen. Mit anderen Worten: Hüftgelenke und Kniegelenke sind vom Winkel her leicht geöffnet ( > 90° ).
Das ermöglicht eine Aufrechte Haltung, ohne die Rückenstrecker in ein Krampfmuster zu schicken.
Perfekt wäre eine "wackelige" Sitzfläche.

Tipp:

Pezziball kaufen und benutzen!

Die Dinger sind - warum auch immer - in ihrer Wirksamkeit dramatisch unterschätzt.


Edit:
@ Haensi:

Keine Einwände...:)...hatte deinen Beitrag nicht gelesen, da ich unterbrochen wurde und vor'm Abschicken nicht mehr aktualisiert habe.

Dynamisches Sitzen ist das Zauberwort.

Eine Aussage, die in ihrer schlichten Schönheit nur noch von ihrer Wahrheit übertroffen wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ich für extrem leichtsinnig halte!! Versorgst Du ihn, wenn er den Rest vom Leben im Rollstuhl sitzt..??

Die vorgeschlagenen Maßnahmen können nützlich sein, müssen aber nicht - es ist sein Risiko, nicht Deines.
Und dessen sollte er sich bewußt sein - und du auch!!
 
Was ich für extrem leichtsinnig halte!! Versorgst Du ihn, wenn er den Rest vom Leben im Rollstuhl sitzt..??

Ach du lieber Himmel...lies noch mal ganz in Ruhe Haensis und meinen Beitrag.
 
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Ach du lieber Himmel...lies noch mal ganz in Ruhe Haensis und meinen Beitrag.
Hab ich, ihr habt nix anderes/neues geschrieben als ich davor.

er hat ein 24-Stunden-Risiko, aber wenn du gerne die Verantwortung für die Zeit am Drumset übernimmst, ist das doch nett - dumm ist nur, daß er das Risiko hat.

Ich lebe seit gut 20 Jahren mit meinen Bandscheiben-Problemen - keine Ahnung wie weit du das überhapt nachvollziehen kannst.
 
Hab ich, ihr habt nix anderes/neues geschrieben als ich davor.

Und wo genau ist jetzt das Problem?

Ich habe lediglich geschrieben, dass er weiterhin problemlos trommeln kann - der einzige Widerspruch zu deiner Aussage - , wenn er seinen Voraussetzungen Rechnung trägt und habe dieser Aussage praktische Tipps beigefügt.
Panikmache, dramatisieren, pathologisieren oder problematisieren ist an dieser Stelle genau so kontraproduktiv, wie ein falscher Sitz oder zu schweres Heben.

Sehr viele Menschen leben mit Rückenproblemen und die, die das annehmen und aktiv(!) damit umgehen, büßen nicht allzuviel Lebensqualität ein.

Und ja...ich kann das nachvollziehen. Meine Aussagen sind überprüfbar.
 
Es gibt auch Leute, die nach Bandscheiben-OPs sogar (Hoch-)Leistungssport betreiben.
Bestes Bespiel war Schorsch Hackl, der nach einem Bandscheibenvorfall sich wieder auf den Rodel schwang und damals bei Olympia Silber holte. Mit 130 km/h auf einen Rodel eine Eisbahn runterzubrettern ist sicher noch was anderes als in einer Semi-Profi Band Schlagzeug zu spielen.

Ok, Leistungssportler haben sicher ein bessere medizinische Betreuung als unsereiner, wenn ich einige Ratschläge von Orthopäden und Ergotherapeuten beachte, dürfte dem Drummen aber nix im Wege stehen.
Generell sollte jede Schlagzeuger seinen Körper kennen und Warnsignale nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Ob man eine Tourneen mit mehr als 50 Auftritten im Jahr durchstehen kann, wage ich allerdings zu bezweifeln. Da muss man dann wohl doch kleinere Brötchen backen.
 
Ok,

bevor hier der Zickenkrieg losgeht...bedanke ich mich mal für eure Antworten.

Das mit dem Dauerrisiko wurde mir mehrfach gesagt, u.a. von nem Arzt und nem Physiotherapeuten.

Der Trommler müsste also seine Spieltechnik ändern, denn der spielt derzeit mit vollem Körpereinsatz und dass ist selbst für mich als Laien als weniger gesund einzuschätzen.

Das Set an sich ist ein Problem, da wir den probenraum mit einer anderen Band teilen und entsprechend das gleiche Drumset benutzen und eben auch den gleichen Hocker.

Die Zeit da alles für unser doch recht kleines Zeitfenster um zubauen haben wir leider nicht.
 
Dann ist ein Hydraulic-Hocker genau das richtige. Höhenverstellung geht da in 5 Sekunden: Hebel drücken - runter. Hebel drücken und dabei den A...llerwertesten anheben - rauf.
Vielleicht könnten sich die zwei Dummer ja die Anschaffung teilen.

Nur nebenbei bemerkt. Selbst ein normaler Hocker ist in weniger als einer Minute wo anders hingestellt. ;)

Das hatte ich grad am Wochende bei einem Gig. Da war das Schlagzeug inklusive Austausch meines Hockers, zwei Crash-, ein Ride- und die Hihatbecken und die Snare auch noch in weniger als 5 Minuten gemacht. Bis die 2 Gitarristen und der Bassist ihre Klampfen eingestöpselt und gestimmt hatten war ich auch schon fertig. :p
 

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