(dt.sprachig) Poprock - "Schmerzhafte Wahrheit"

Domo
Domo
Helpful & Friendly User
HFU
Zuletzt hier
22.04.24
Registriert
31.08.03
Beiträge
11.014
Kekse
14.786
Ort
Hamburg
Ich habe heute den ersten deutschsprachigen Liedtext in meinem Leben geschrieben, und ich finde er ist gar nicht mal so schlecht geworden. Er handelt über meine Trauer über den Verlust meiner besten Freundin, in die ich mich dummer Weise verliebt habe und dies unsere Freundschaft zerstörte.
Die passende Musik dazu habe ich auch bereits im Kopf, es wird etwas Jazzig-Funkiges in Richtung Maroon5.

Über Kommentare und Kritik würde ich mich sehr freuen!! :)
---------------------------------------------------------------------
"Schmerzhafte Wahrheit" (Arbeitstitel)

Das was uns so eng verbindet
Ist zugleich was uns entzweit
Ein Meer an Erinnerungen
An einem Ufer du, am anderen meine Wenigkeit

Du hast getötet ohne zu töten
Meine Seele ausgesaugt
Meine innere Uhr zum stehen gebracht
Und das Licht der Welt geraubt

[Ref:] Wieso hab ich so lang gewartet
Um etwas zu erfahren,
was ich im Nachhinein betrachtet
lieber nie erfahren hätte

Wieso hab ich so lang gezittert
Um das was ich nie verlieren wollte
Und dabei zugeschaut wie es zerfällt
Und nichts dagegen machen konnte


Wie ein nasser Pudel steh ich hier
Die Welt fällt auf mich herab
Kalt und herzlos erscheint es mir
Was ich noch von uns übrig hab

Die Lösung erscheint so simpel
Und doch ist es nur Theorie
In der Praxis gibt es keine Lösung
Niemals ein "Wir", nur "Ich" und "Sie"

[Refrain]

Wieso schreibe ich dir Lieder
Obwohl jeder Depp kapiert
Dass ganz egal was ich dir sage
Es dich nicht umstimmen wird

Doch der Optimist in mir sagt
Die Hoffnung stirbt zu letzt
Und doch scheinst du es zu sein
Der ihr den Todesstoß versetzt

[Refrain]
---------------------------------------------------------------------
 
Eigenschaft
 
Hi Black Z,

dann mal ein paar Anmerkungen:

"Schmerzhafte Wahrheit" (Arbeitstitel)

Das was uns so eng verbindet
Ist zugleich was uns entzweit
Ein Meer an Erinnerungen
An einem Ufer du, am anderen meine Wenigkeit

Du hast getötet ohne zu töten
zweimal töten finde ich nicht sooo prickelnd - getötet ohne zu morden würde unterstreichen, dass es keine Absicht von ihr war, Dich zu töten
Meine Seele ausgesaugt
Meine innere Uhr zum stehen gebracht
Stehen groß oder Stillstand
Und das Licht der Welt geraubt
und mir das Licht oder das Licht meiner Welt fände ich einen Tick schlüssiger

[Ref:] Wieso hab ich so lang gewartet
Um etwas zu erfahren,
was ich im Nachhinein betrachtet
lieber nie erfahren hätte

Wieso hab ich so lang gezittert
Um das was ich nie verlieren wollte
Und dabei zugeschaut wie es zerfällt
Und nichts dagegen machen konnte
Die letzte Zeile finde ich nicht so stark. Im Refrain könnte man auch prima einen Reim einbauen, imho. Also mal aus dem Bauch raus: Und dabei zugeschaut wie sie zerfällt / voller Ohnmacht, meine Welt ... Insgesamt finde ich den Refrain sehr erklärend, auch grammatikalisch etwas umständlich, Wort wie im Nachhinein könnten verkürzt werden - das ist aber Geschmacksache: er geht so wie er ist auf jeden Fall

Wie ein nasser Pudel steh ich hier
Die Welt fällt auf mich herab
Kalt und herzlos erscheint es mir
kalt und herzlos sind imho eher Personen; leer oder bedeutungslos oder nichtig oder so fände ich hier passender
Was ich noch von uns übrig hab

Die Lösung erscheint so simpel
Und doch ist es nur Theorie
Mal als Anregung: und bleibt doch reine Theorie
In der Praxis gibt es keine Lösung
Niemals ein "Wir", nur "Ich" und "Sie"

[Refrain]

Wieso schreibe ich dir Lieder
Obwohl jeder Depp kapiert
Dass ganz egal was ich dir sage
Es dich nicht umstimmen wird
Auch hier finde ich die letzten beiden Zeilen grammatikalisch etwas umständlich; ich würde eher zu sowas tendieren wie: dass nichts was ich Dir (jemals) sage / Dich irgendwann (mal) umstimmen wird

Doch der Optimist in mir sagt
Die Hoffnung stirbt zu letzt
Und doch scheinst du es zu sein
Der ihr den Todesstoß versetzt

[Refrain]


Das was Du sagen willst und die Stimmung kommt auf jeden Fall rüber. Einige Bilder gefallen mir gut. Ab und zu finde ich es etwas zu erklärend, einige grammatikalische Konstruktionen zu umständlich. Das ist allerdings meistensteils Geschmacksache. Vor allem aber beim Refrain würde ich darauf achten, dass er sehr knackig ist, sich gut singen läßt und sich gut einprägt. Da finde ich ist noch etwas Raum nach Oben.

Aber insgesamt finde ich das für eine erste Fassung schon sehr gut - und angesichts der Tatsache dass es Dein erster song auf Deutsch ist noch mal ein Stück mehr.

Mit etwas Feilen, einigen behutsamen Eingriffen und etwas Abstand zwischendurch kann da ein richtig klasse Text draus entstehen. Kann ich mir sehr gut als songtext vorstellen, was auch nicht immer der Fall ist.

Weitermachen!

x-Riff
 
Hi BlackZ,
dein Text hört sich an, als hätte das Lyrische ich sich endlich ein Herz gefasst, tief Luft geholt, um seiner Angebeten einen 3-Minuten Monolog vor den Koffer zu setzen.
Danach ist alles gesagt - Stille!

x-riff hat ja schon geschrieben, dass du in deinem Text alles sehr ausführlich und teilweise umständlich erklärst. Das stört mich umso mehr, weil das Thema doch sehr emotional ist und mehr Raum lässt für Traurigkeit und Melancholie.
Das LI ist schon so fertig mit der Sache, obwohl dann plötzlich von der Hoffnung eines Optimisten die Rede ist.
Wenn er den Abstand schon hat, sich also schon mit seinem Schicksal abgefunden hat, könnte seine Fehleranalyse etwas tiefsinniger und umfangreicher sein.

Ich glaube auch , dass der Text einige schwer singbare Passagen hat und auch der Refrain hat zu wenig Hook- Charakter.
Besonders dieses "im Nachhinein betrachtet" ist echt complicated.
(Es sei denn, Du singst wie die Sportfreunde Stiller)
Als Funk-Soul- Maroon 5- Ding kann ich mir das nur schwerlich vorstellen.
Du solltest aber an Deinem Text unbedingt weiterarbeiten und mal emotionaler an die Sache rangehen und auch zwischen den Zeilen etwas passieren lassen.
Vielleicht Hinweise auf ein gemeinsames Erlebnis geben oder mehr Identifikation schaffen, in dem du die Hauptperson mit beschreibenden Worten näher bringst.
Der erste deutschsprachigen Text kostet sicher auch Überwindung. Du bist auf dem richtigen Weg.
Lass dem Leser/Hörer Raum.
Grüße
willy
 
Vielen Dank x-Riff und willypanic für Eure Verbesserungsvorschläge und Kommentare, ich finds super dass Ihr Euch so richtig mit dem Text auseinander gesetzt habt :) Ich stimme Euch beiden zu, dass der Refrain etwas zu plakativ und klobig wirkt. Habe darum mal eine neue Version probiert, die mit zwar besser gefällt, aber irgendwie doch noch zu kantig und konstruiert erscheint.

-----------------------------------
Wieso hab ich so lang gezittert,
(und dabei) zugeschaut wie sie zerfällt
und ich sie nicht retten konnte
mein kleine, heile Welt
-----------------------------------

Was mir daran irgendwie nicht zusagt, ist, dass es so egozentrisch rüber kommt, also als ob mir das Mädel eigentlich nicht so wichtig ist wie mein eigener Seelenfrieden - ich glaube in der Richtung sollte ich vielleicht noch etwas schrauben, oder meint Ihr dass dieser "Schlussstrich" ein schlüssiges Ende ergibt?


@willypanic
Das Lyrische Ich ist eben nicht fertig mit der Sache (welche Textstelle deutet darauf hin?), drum finde ich die Passage mit dem Optimisten durchaus schlüssig. Das LI ist niedergeschlagen, dass es nicht nur die beste Freundin sondern auch seine große Liebe auf einen Schlag verloren hat. Und obwohl er bis zum Hals in der Scheiße steckt, will er die Hoffnung nicht aufgeben, dass doch irgendwann etwas zwischen den beiden passiert.

Ich hoffe man versteht was ich ausdrücken möchte ^^
 
Hi Z

Das Lyrische Ich ist eben nicht fertig mit der Sache (welche Textstelle deutet darauf hin?), drum finde ich die Passage mit dem Optimisten durchaus schlüssig. Das LI ist niedergeschlagen, dass es nicht nur die beste Freundin sondern auch seine große Liebe auf einen Schlag verloren hat. Und obwohl er bis zum Hals in der Scheiße steckt, will er die Hoffnung nicht aufgeben, dass doch irgendwann etwas zwischen den beiden passiert.

^^

Das ist eben das Problem, dass sonst alles im Text auf Ende steht:
Von wegen: "Todesstoß, keine Umstimmung, keine Lösung, Seele ausgesaugt, Uhr zum Stehen gebracht" usw.
Wenn das nicht: "Fertig mit der Sache" ist, dann weiß ich es auch nicht.
Da passt dieser Hoffnungsschimmer mMn nicht mehr plausibel. Ein Optimist redet nicht so.
Es sei denn, er hat einen Sinn für die große Oper und ist gnadenlos theatralisch.
Und das kann ich ja auch nicht so richtig ernst nehmen.
Deshalb wirken die Bilder im Text sehr dick aufgetragen.
So als wolle er sich gleich die Kugel geben.

Das Bild mit dem Meer und den Ufern aus der ersen Strophe ist dagegen sehr schön, wobei das Wort "meine Wenigkeit" zu banal ist. (Reimzwang?)
Diese Melancholie der Unerreichbarkeit ist viel lyrischer als die Endzeitstimmung zwischen Mord und Suizid.
Also mehr Gefühl, bitte...

Der neue Refrain....:
Wieso hab ich so lang gezittert,
(und dabei) zugeschaut wie sie zerfällt
und ich sie nicht retten konnte
mein kleine, heile Welt

...ist meines Erachtens auch kein ganz großer Wurf.

Vorschlag in Anlehnung an den Ur-Refrain:

[Ref:] Wieso hab ich so lang gewartet
Um etwas zu erfahren,
was ich im Nachhinein betrachtet
lieber nie erfahren hätte
mein Vorschlag:
Ich hab zu lang gewartet
die Augen zugemacht
kannst du mir bitte sagen
Was hat die Zeit gebracht?

Wieso hab ich so lang gezittert
Um das was ich nie verlieren wollte
Und dabei zugeschaut wie es zerfällt
Und nichts dagegen machen konnte
mein Vorschlag:
Wovor hab ich gezittert?
Ich hatte Angst, du könntest gehen.
Meine Welt ist jetzt viel kleiner
Ich muss ganz ohne dich im Regen stehn´

Ich weiß nicht ob es passt, aber es ist mMn eine nicht so verwirrende Konstruktion mit klareren Worten und es kommt Sinngemäß das Gleiche rüber.
Egozentrisch? Liebe ist eben auch egoistisch. Das gehört so und ist sehr authentisch. Selbstmitleid bis zu einem gewissen Grad eben auch.


Mach mal weiter...
Grüße
willy
 
Hi BlackZ,

ich glaube in Deiner Antwort liegt ein Schlüssel zum Text: das ist eigentlich die Haltung des lyrischen Ich.
Zum einen ist die Sache abgeschlossen:
Wieso schreibe ich dir Lieder
Obwohl jeder Depp kapiert
Dass ganz egal was ich dir sage
Es dich nicht umstimmen wird

Andererseits dann doch nicht?
Doch der Optimist in mir sagt
Die Hoffnung stirbt zu letzt
Und doch scheinst du es zu sein
Der ihr den Todesstoß versetzt

Bzw. der Todesstoß steht doch am Ende - und im Grunde sagen die beiden Strophen: Objektiv ist es aus - nur das lyrische Ich klammert sich noch an ein Funken Hoffnung.

Diese Widersprüchlichkeit und Zerrissenheit kann durchaus einen Moment einer Beziehung gut fassen - und auch einen Zustand des lyrischen Ich.
Das setzt aber dann auch voraus, dass es - zumindest für das lyrische Ich noch nicht zu Ende ist.

Das aber ist nicht vereinbar mit dem Refrain: die dort gestellten Fragen lassen sich nämlich nur vom Ende und vom Scheitern her stellen: Wie hätte es anders laufen können? Was hätte ich anders machen sollten? War es unausweichlich?

Ich denke, daran liegt ein casus knaxus, dem auch mit ein paar Formulierungsänderungen nicht beizukommen ist.

Aus dem Bauch heraus würde ich persönlich dazu tendieren, diese Beziehung als gescheitert stehen zu lassen. Die Dramatik liegt darin, dass gerade das Bedürfnis nach zunehmender Nähe (= Liebe) dazu geführt hat, dass die vorherige Nähe (= Freundschaft) nun auch nicht mehr da ist und gleichzeitig das Ende das lyrische Ich selbst herbeigeführt wurde (da es ja die Liebe hätte verschweigen können).

Dieser innere Widerspruch läßt sich imho sehr gut zu einem Refrain machen: das Risiko, das Vorhanden zu zerstören durch das Tun (= Gestehen der Liebe), aber gleichzeitig auch nicht mehr mit der Verschwiegenheit der Liebe leben zu können oder zu wollen.
Diesen Widerspruch finde ich auch spannender als die Selbsttitulierung des lyrischen Ich als Depp. Das mag durchaus sein - aber mich als Zuhörer interessiert viel mehr, wie ich mich denn in diesem Konflikt verhalten hätte - das geht mir nahe. Der Ausweg, dass es keinen Konflikt gäbe, wenn das lyrische Ich kein Depp wäre - das schwächt eigentlich die Dramatik.

Das Ende muss dann nicht vollkommen düster sein - es kann zumindest, auch ohne die Dramatik wieder zu nichte zu machen, ein offenes Ende sein.
Durchaus möglich ist z.B. ein Hoffen des lyrischen Ich, dass doch wieder Freundschaft möglich wäre.
Oder dass nun durch das Erlebte eine Wandlung geschehen oder eine Erkenntnis gelangt ist, dass es künftig möglich wäre, entweder nicht in so eine Situation zu geraten oder sich in ihr anders zu verhalten. Oder dass die Angebetete eine Zwillingsschwester hat, mit der Freundschaft und Liebe möglich ist (... nein, vergiß das: das ist Kitsch und übelster Schlager ...).

Vielleicht mal als Anregungen jenseits von Formulierungen ...

Mach weiter ...

x-Riff
 
Ganz herzlichen Dank für Eure Ratschläge - schon witzig, dass Eure Tipps nicht nur dem Liedtext, sondern meiner persönlichen Seelsorge zu gute kommen :D

Ich werde noch weiter daran arbeiten! :)
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben