Effektiv üben -- gibt es "longtones" auf Geige?

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Hallo Leute,

eigentlich spiele ich ja Flöte. Aber Sohnemann lernt Geige, und da er gerade übte[1] ist mir gerade etwas in den Sinn gekommen:

Er plagt sich gerade mit gebundenen Terzen und der vierte Finger tendiert dazu, dass er "hängt", also leicht flat ist. Auf der Flöte habe ich die Übung "longtones". Dabei spielt man einen Ton (normalerweise wird das abwärts gemacht, startend beim h), sucht dabei den "sweet spot", an dem er am besten klingt. Hat man den, wird auf das a heruntergebunden. Dann sucht man den "sweet spot" in a und bindet auf gis und so weiter. Auf http://www.youtube.com/watch?v=YS1GISEZxVQ&feature=c4-overview-vl&list=PL5AD2CE9DE3A23E48 startend bei ca. 6 min wird das demonstriert.

Nun frage ich mich, ob es eine ähnliche Übung auch für Geige gibt? Wie würde man die longtone-Übung abwandeln, dass er das e (halt den vierten Finger) sicher erreicht, egal ob von oben oder von unten?

Die Übung die er übt ist eine Schaukel, also d'-fis e-g fis-a g-h usw bis d'', dann abwärts bis d'

Danke Euch :)

[1] in einem wenig effektiven Stil, daran müssen wir noch arbeiten: von vorne bis hinten durchspielen, zunehmend lustlos weil halt immer nur ein Ton ned passt. Ich habe ihm jetzt schon gesagt, er soll sich mal mehr auf den trouble spot konzentrieren.
 
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Hi Monika,

ich würde immer "von unten" üben, also 2/4 oder 3/4 als "Schwerpunkte" ansehen. Erst auf 3/4/3/4 schaukeln, dann 2/3/4/3, dann 1/2/3/4/3/4/3/2. und auch Sprünge 2/4, 1/4, 1/2/4

Übrigens: So wie Blasinstrumente "lieber" Töne absenken (B-chen lieben) mögen Streicher Kreuze.

Gruß Cello
 
Hi Monika,

wenn ich's richtig verstehe, dann geht es um die linke (greif-) Hand.
Es geht also um die Fingerposition und nicht, wie bei dir, um die Blas-Geschwindigkeit.

Lange Tonübungen gibt es, aber nur um die rechte Bogenhand zu trainieren.

Für links kenne ich das nur so:
1. Ton vorstellen
2. Finger setzen
3. Streichen und Resultat auswerten

Man lernt bei langen Tönen nur das Korrigieren der Töne, nicht aber das gezielt, richtige Setzen der Finger.
Der vierte Finger ist bei den meisten ein Problem. (eigentlich bei jedem :) )
Das liegt auch an der, lange ungewohnten, Armhaltung.

Ich sehe hier mehrere (völlig normale) Dauerbaustellen, die der Lehrer und dein Sohnemann
gemeinsam und systematisch bearbeiten müssen.

Fingerstellung, systematische Fingersatzübungen, Armhaltung, Schulter und Oberkkörperhaltung.
Das ist n Dauerprojekt.

Der 4. Finger kann nur durch weiteres Spreizen und/oder Drehen des Handgelenks und Unterarms erhöht werden.
Das Schwenken des Oberarms bewirkt kaum etwas, da die Geige mit dem Schultergelenk mitgeht / -dreht.
Der 4. Finger auf der G-Saite ist um einiges schwieriger, als der 4. auf der A-Saite. Hier muß der Ellenbogen weiter vor die Brust.
Die Oktave (1 - 4 gleichzeitig aufgesetzt) is ein wichtiger Griff. Es gibt aber auch nocht weitere Griffe in anspruchsvoller Literatur.

Für Anfänger und den 4. Finger leichter:
Eine Kinnstütze, die recht weit seitlich von der Mitte des Instruments platziert ist.
Modell Guarneri z.B. ist recht weit seitlich, Modell Teka wäre mittel bis leicht über dem Saitenhalter, Modell Flesch ist eher was für Profis.
(Flesch hat Vorteile beim "saftigen" Spielen in den hohen Lagen auf der G-Saite)

Ich habe alle drei Modelle jeweils recht lange gespielt. Eine stark verstellbare Schulterstütze ist zur Meinungsbildung hilfreich.
(z.B. Wolf forte secono)

Alles hat Vor- und Nachteile.
Bei einer mittigeren Position kann man den Bogen an der Spitze besser "aus-streichen".
Bei einer weit seitlichen Stütze, kann es zum "Säbeln" (krumm Streichen) tendieren.
(Ich glaube, ich habe noch nie eine Flesch bei einem Bratscher gesehen..)

Test: Geige ohne Schulterstütze mit dem Kinn rechts neben dem Saitenhalter ansetzen und 4. Finger antesten.
Spannt gewaltig, oder?
(allerdings, ohne Spannung gibt es auch keinen langfristigen Trainingseffekt im Linken Gelenk-Apparat)

Das muß man einfach ausprobieren.

Bei einem Wechsel der Kinnstütze muß die Schulterstütze erneut angepasst werden.
Vielleicht ist dann sogar eine neue bzw. anderes Modell notwendig.

Es kann mit an der Kinnstütze liegen - ich glaube nicht an eine einzige, simple Übeanweisung.
Ich denke, es ist komplexer und erfordert auch gezieltes Üben und Ausprobieren an allen Punkten.
Der Lehrer sollte hier unbedingt mitarbeiten.

Man kann alles hinterfragen und das sollte man auch.
Der Lehrer ist eigentlich der Profi für die Fehleranalyse.
Auch ein weiterer wichtiger Aspekt: ist der Sohnemann noch im Wachstum?
(wenn er noch recht klein ist, vergiss die Flesch, das ist was für später)

Ich kann heute meinen linken Unterarm deutlich weiter nach links drehen, als den rechten UA nach rechts.
(Klopapierrolle zwischen die Ellenbogen klemmen und Daumen parallel zur Schulterachse jeweils nach außen drücken)
Das ist ein Resultat der langjährigen Praxis - das hat man nicht von Beginn an.

Die Geigenhaltung ist nicht statisch. Man muß sich mal Solisten anschauen.
Vieles ist ergonomisch sinnvoll und nicht einfach nur show.

Vielleicht helfen dir meine Anregungen.


cheers, fiddle
 
Zuletzt bearbeitet:
Für links kenne ich das nur so:
1. Ton vorstellen
1,5. Ton singen
2. Finger setzen
3. Streichen und Resultat auswerten

3. kann durch ein Stimmgerät absolut überprüft werden, oder durch das drücken der entsprechnden Taste am Keyboard und dann eben hörend.


Das Hören (und singen) ist der Knackpunkt beim Streicherspielen.
 
Danke Euch allen.

fiddle, was Haltung etc. angeht, möchte ich mich auch gar nicht groß einmischen. Da ist er bei seiner Lehrerin schon in guten Händen; ich wollte sie auch nicht hinterfragen, falls das so angekommen ist, denn er macht bei ihr schon gute Fortschritte.

Es ist allerdings gerade Ende der etwas längeren Schulferien und damit hatte er natürlich auch keinen Geigenunterricht, was seine Fortschritte grad nicht erhöht hat :D

1. Ton vorstellen (und singen)
2. Finger setzen
3. Streichen und Resultat auswerten

Hilft auf alle Fälle schon sehr viel weiter, ebenso "von unten" und "normale Dauerbaustelle" :) Wenn ich ihn drauf aufmerksam mache (wenn er es nicht eh selber hört), korrigiert er es, was er macht, weiß er besser als ich ;) (ist auch immer besser, wenn er die Übungen auf der Geige spielt und ich ggf. auf der Flöte. Spiele ich sie ihm ausnahmsweise auf der Geige vor, endet das meist in einem Lachanfall und wir sind uns einig, dass das doch besser er macht ;) )
 

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