Eigener Text: Ich weiss nicht was in meinem Leben

  • Ersteller JimTofu
  • Erstellt am
J
JimTofu
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
20.08.11
Registriert
03.10.10
Beiträge
5
Kekse
0
Hallo zusammen,

ich habe mit meiner Band Killing Tofu einen Song mit dem Titel " Ich will Fernsehen"
Es gibt so diverse Reaktionen auf dieses Lied und mich interessiert eure Meinung!
Die Vertonung klingt so:


Eine Bauer sucht eine Frau, doch ich bin kein Bauer
Ein Teenager ist außer Kontrolle, doch ich bin kein Teenager
Ein großer Bruder guckt nach mir, doch ich habe keinen Bruder
Frauen tauschen sich, doch ich bin keine, habe keine Frau

Ich will Fernsehen, fern sehen
Ich will Fernsehen, fern sehen
Ich will, ich will Fernsehen, fern sehen, ich will

Deutschland sucht ein Top-Model, doch ich bin kein Top-Model
Hunde werden VIPs, doch ich bin kein Hund
Ich muss raus aus den Schulden, doch ich habe keine Schulden
Zu mir kommt eine Nanny, doch ich bin kein, habe kein, will kein Kind

Ich will Fernsehen, fern sehen
Ich will Fernsehen, fern sehen
Ich will, ich will Fernsehen, fern sehen, ich will

Ich guck das ja nicht, weil ich das gut finde
Ich finde das so schlecht
Ich gucke das, weil es so schlecht ist

Ich guck das ja nicht, weil ich das gut finde
Ich finde das so schlecht
Ich gucke das, weil es so schlecht ist

Ich will Fernsehen, fern sehen
Ich will Fernsehen, fern sehen
Ich will, ich will Fernsehen, fern sehen, ich will

Gruß
Jim Tofu
 
Eigenschaft
 
Ich sag mal so, mich hat der Song inklusive Video so sehr angesprochen dass ich mir während des Videos geschätzte 20 mal dachte: "Die Kleine würde sich doch ganz gut in meinem Bett machen."

Aber mal Spaß bei Seite,
So interessant es auch ist diese Thematik anzugehen, hättet ihr diese in Anbetracht eurer Möglichkeiten textlich anspruchsvoller behandeln können.
Wenn ihr den Traum fahrt eure Gesichter irgendwann bei einem Musiksender zu sehen, ist der Text flach genug dafür.

Ist meine Meinung, aber ich sitze lieber nen Monat an einem Text der mich schließlich umhaut, als dass ich nen Text/Song der Oberliga spielt auch noch in einem Video verarbeite.

Das Video is für den Laien aber ganz nett gemacht.

Besten Gruß.
 
Hi Jim Tofu,

über Geschmack kann man trefflich streiten - für mich steht die Frage im Vordergrund, was Ihr erreichen wollt.

Die Musik hat was, ist für den Typ Hit eingängig genug und hat gleichzeitig eine gewissen Kick - ob es einschlägt, entscheidet sowieso der Markt.
Video und Musik orientieren sich - ich denke mal, bwußt - an Low Fi. Das ist durchaus stimmig - ob das ankommt: siehe oben.

Beim Text geht es mir ähnlich - er ist eingängig, zeigt die Oberfläche genau so, wie die geschilderte Art des Fernsehens die Oberfläche zeigt - insofern: stimmig.
Dass der Text - auch wieder angenommenerweise bewußt - auf etwas anderes abzählt als beispielsweise der Text "TV-Glotzer" von Nina Hagen, der auf andere Art und Weise mit der Oberflächlichkeit und der Wirkung von Fernsehen spielt - geht auch in Ordnung. In gewisser Weise wird in Eurem Text die Oberfläche des Fernsehens 1:1 gespiegelt.

Das wird aber in diesen Zeilen gebrochen:
Ich guck das ja nicht, weil ich das gut finde
Ich finde das so schlecht
Ich gucke das, weil es so schlecht ist
Denn da bezieht Ihr Stellung, wertet den Vorgang, beurteilt ihn. Und kommt meiner Interpretation nach zu dem Schluss, dass es zwar stimmt, dass Ihr kein Bauer seid etc. und Euch deshalb die Sendung auch nicht zu interessieren braucht und dass Ihr sie nicht deshalb schaut, weil Ihr das gut findet, sondern weil das so schlecht (gemacht) ist. Daraus zieht Ihr für Euch dann den Schluss, dass Ihr es ruhig gucken könnt, weil Ihr es schlecht findet, Ihr Euch nur über das "schlechte" Fernsehen amüsiert und Ihr damit drüber steht.

Und damit geht Ihr meines Erachtens den Fernsehmachern auf den Leim. Diese Sachen sind nämlich extra doof gemacht, damit halb Deutschland auf dem Sofa sitzen und sich über Leute amüsieren kann, die noch dööfer sind als sie (oder zumindest scheinen).
Es zählt nämlich nur die Quote. Und da seid Ihr, fürchte ich, im gleichen Sack mit den wenigen Zuschauern, die das ernst nehmen.
Mit anderen Worten: IHR seid der eigentlich angepeilte Zuschauer. Der Zuschauer nämlich, der es deshalb schaut, weil er es schlecht findet. Und der sich dabei darüber zu erheben scheint, im Grunde aber genau in das Kalkül der Macher paßt.

Und mit dem Text bedient Ihr quasi auch noch das Medienkalkül, das Euch bedient und in dem Ihr schon drin seid, in dem Ihr schon als geplanter Zuschauer vor der Röhre sitzt.

x-Riff
 
Moin, Jim!

Nicht übel, das Video inkl. Song! Ist zwar überhaupt nicht meine Richtung, aber vom Handwerklichen her find' ich beides klasse!

Ich würd' x-riff zunächst einmal durchaus zustimmen, was seine Text-Interpretation bzw. -Beurteilung anbetrifft, allerdings kam mir noch ein zusätzlicher Gedanke: Man kann den Text durchaus als Parodie auf die Leute verstehen, die sich einbilden, mit Statements wie "Ich guck' das nur, weil es so schlecht ist" die Medienmanipulation austricksen zu können.
Wenn man's ganz fies nimmt, könnte man Dir / Euch ja nun die Frage stellen, ob das LI im Text autobiografischer Prägung ist oder ob es die Euch fremde Perspektive des verarschten Pseudo-Kritikers repräsentiert... :D

Ich unterstelle einfach mal Letzteres, gestützt vom bloßstellend wirkenden "ja" im Zwischenpart, und wippe im Takt dieses Hit-Anwärters (coole Taktwechsel!) mit einfachen, aber kritisch-demaskierenden Lyrics vor dem Bildschirm mit.

Liebe Grüße
André
 
hi hrawth,

deine interpretation - dass dieses gucken, weil schlecht finden - selbst parodistisch gemeint ist, lag mir auf der feder. man kann. gebe ich zu.
es kam dann aber doch nicht bei mir so an, vorwiegend weil ich diese zeilen zu wenig distanziert, zu wenig parodistisch, ironisch fand.

interessiert mich, wie der text bei anderen ankommt.

yu - und die taktwechsel sind der musikalische kick den ich meinte: einfache mittel, aber sehr wirksam eingesetzt.

x-Riff
 
Ganz ehrlich: mich hat der Song am Anfang nicht so umgehaut, dass ich ihn kommentieren müsste. Textlich finde ich das Sujet nicht gerade überraschend aufgearbeitet, musikalisch finde ich ihre Stimme leider schwach genug, dass es den ganzen Song für mich runterzieht. Heißt musikalisch umgekehrt: der Rest ist wirklich ganz stark.

Die Ironie im Übergang jedoch drängt sich mir förmlich auf! Das LI gibt sich ja bereits im Text davor sehr ambivalent: erklärt, wie wenig er sich vom Programm angesprochen fühlt, drückt im Refrain jedoch seinen eigenen Wunsch nach dem Fernsehen aus. In der Strophe wird die innere, im Refrain die äußere Welt ausgedrückt. Im Übergang schließlich wird versucht, diese beiden Ebenen zu vereinen: das eigene konsumierende Verhalten wird als "unwichtig" erklärt, relativiert. Hier muss ich kritisieren, dass die Aussage "Das ist doch LUSTIG!", welche aufgrund ihrer exponierten Stellungen im Lied hervorgehoben wird, in der Schriftform nicht wiedergegeben wird, und doch für mich einen hohen Wert hat.

Durch diese nur scheinbaren Begründungen, welche jedoch kaum zu argumentieren sind, wird für mich sehr klar angedeutet, dass den Konsumenten selbst nicht klar ist, weshalb sie konsumieren. Wichtig ist jedoch, DASS sie es tun, womit der Text auch endet. Zumindest ich fühle mich sehr an die Aussage von Menschen in meiner Umgebung erinnert, die ihr Konsumverhalten genauso erklären. Somit kann ich mich leicht mit dem Text identifizieren.

Mich überrascht, auf was X-Riff bei seinen Überlegung letztendlich für ein Urteil kommt:
"Daraus zieht Ihr für Euch dann den Schluss, dass Ihr es ruhig gucken könnt, weil Ihr es schlecht findet, Ihr Euch nur über das "schlechte" Fernsehen amüsiert und Ihr damit drüber steht."

Ein Amüsement über das "schlechte Fernsehen" kann ich nämlich nirgendwo herauslesen. Der Inhalt der Strophe klärt doch nur über die mangelnde Identifikationsfläche auf, welche das Medium bietet, was indiziert, dass es ihr nicht zum Genuss beim Konsum kommt. Dass ist für mich kein amüsieren, sondern ein direktes Verzweifeln.

Jenes wird ja auch im Video so ausgedrückt: kein selbstgefälliges Schmunzeln über das "minderwertige Programm", sondern übertriebene Orientierungslosigkeit stehen ihr und ihm im Gesicht geschrieben. Im Übrigen wird auch vor allem durch dieses weitere Material die Ironie des Übergangs klarer: das LI wird von Anfang an als dümmlicher Konsument gezeigt, nicht als Aktivist dagegen. Man darf auch nicht übersehen, dass alle Einstellungen mit Fernsehern im Hintergrund gefilmt werden - natürlich, es kann sein, dass man sich dabei nicht viel gedacht hat. Doch denke, ich dass unterbewusst die Künstler wohl ein anderes Setting gewählt hätten, wenn ihr Gefühl bei diesem Song ein "Ha, wir stehen über dem Fernsehen" und nicht ein "Auch wenn wir es "nur" lustig finden, sind wir doch sehr eingefangen davon..." wäre.


Deswegen muss ich deinen Ausführungen heftigst widersprechen, X-Riff. Nichts für ungut.
 
Mir geht es um eine Diskussion - da ist Widerspruch erwünscht. Also insofern: gut.

Die Herleitung und Beschreibung finde ich ausführlich und gut. Gerade dieses "das ist doch lustig" gibt für mich den Ausschlag.
Das Setting besteht ja aus drei "Verkörperungen"
a) zwei Personen, fernsehend
b) sich abwechselnd Sänger/Sängerin
c) zwei MusikerInnen

Die zwei fernsehenden Personen stellen für mich die Zuschauer bzw. "den normalen Zuschauer", den unbeteiligten, passiven Zuschauer dar. Sie schauen zu, gelangweilt doch mit dem Wunsch, fern zu sehen. Sie sitzen - klassisch genug - auf dem Sofa und werden im Verlauf des Videos einen Burger verdrücken.
Die zwei MusikerInnen bilden in einem Musik-Video den Teil der musikalischen Bearbeitung, die Handlung der Kunst sozusagen. Sie bilden die Verkörperung des songs.
Sänger und Sängerin drücken den Text aus und eine Haltung zu ihm. Ihre Gestik und Mimik drückt eine komische Form der Orientierungslosigkeit aus, sie drücken den aktiven Zuschauer aus, den Zuschauer der zum Inhalt oder zu den Sendungen Stellung nimmt. Im Grunde ist ihr Kommentar: diese Sendungen gehen an mir vorbei, denn ich bin kein Bauer, kein x oder y oder z.

Im Grunde gibt es nur ein Paar, das sich verändert: a) das auf dem Sofa sitzende Pärchen.
Nach dem quasi die Spannung zwischen Sendung geht mich nichts an (bin kein Bauer etc.)/Sendungen sind schlecht und dem Fakt, dass sie halt auf dem sofa sitzen und fernsehen wollen auflösenden Spruch: Das ist doch lustig, fangen die beiden auf dem Sofa sitzenden Protagonisten an, zu lächeln wenn sie fernseh gucken. Der Spruch: Ist doch lustig löst diese Spannung auf: indem sie dies "schlechte" Fernsehen lustig finden (können), können sie auch sitzen bleiben und das gleichen Programm, das sie vorher noch gelangweilt hat und nichts angegangen ist, genießen. Ohne diese Auflösung bliebe es bei der oben genannten Spannung: entweder blieben sie sitzen und würden nicht unterhalten oder sie müßten etwas tun, um dieser Spannung zu entgehen - etwa aufstehen und den Fernseher ausschalten.

Ich stelle hier weiterhin meine Interpretation dar: ich möchte für mich wissen, wie mein Eindruck zu stande kommt und möchte auch wissen, in welcher Beziehung mein Eindruck zu dem Video, dem song und dem Text steht - und wie dies alles auf andere wirkt.

Ich stelle weiterhin fest, dass schon wenige, recht überschaubare Elemente wie Text, Bilder, Musik in ihrem Zusammenhang etliche Bedeutungsebenen transportieren und vielfältig interpretierbar sind - trotz oder gerade wegen (?) der "Oberflächlichkeit", mit der dies einherkommt bzw. die es repräsentiert.

x-Riff
 
Hallo zusammen,
hier wurde ja schon viel über unseren Song diskutiert- Abgefahren.

Vielleicht gebe ich deswegen von unserer Seite noch ein paar Inputs:
Sowohl Song als auch Video sind sehr bewusst so, wie sie sind.
Wir bauen ja keine Fernsehwand einfach nur so auf.
Die Zeilen "Ich gucke das ja nicht, weil ich das gut finde" sind natürlich nicht ernst gemeint:
Das ist genau das, was sehr viele sagen, um zu rechtfertigen, dass sie sich den ultimativen
Verblödungsformaten einfach so hingeben.
Unser Song soll auch darauf aufmerksam machen, dass diese Argumentation keine besonders
schlaue Lösung ist.

Gruß
Jim Tofu

Gruß
Jim Tofu
 
Ich finde den Song in seiner Gesamtheit sehr gelungen. Die Musik ist schlicht gehalten, jedoch sehr eingängig. Gewissermaßen beschreibt diese musikalische Monotonie bereits sehr treffend die beiden abgestumpften Fernsehzuschauer, deren burgergewordenes Konsummuster durch das Video sehr anschaulich visualisiert wird.

Nun zum Text: Für mich bestand keine Sekunde Zweifel daran, dass ihr dem Trash-TV kritisch bis ablehnend gegenübersteht. Wie bereits gesagt machen die Strophen deutlich dass ihr euch mit den gebotenen Inhalten nicht identifizieren könnt. Das schon fast mechanisch wiederholte "Ich will fernsehen!" im Refrain zeigt hier meines Erachtens eher die Wirkung auf die Zuschauer, welche bereits bis zur Willenlosigkeit manipuliert wurden, denn den tatsächlichen Wunsch fernzusehen. Auch der "ich gucke das doch nur weil es so SCHLECHT ist, das ist doch total LUSTIG"-Part ist in meinen Ohren unmissverständlich als Kritik an Zuschauern, die ihr Zuschauen hiermit begründen, zu deuten, was vor allem an der naiv überzeichneten Betonung liegt.

Alles in Allem also mehr als deutlich, aber möglicherweise war ich auch schon ein kleines bisschen beeinflusst weil ich euren Song neulich schon bei Fernsehkritik-TV gesehen habe :D
 
Hallo,

Euren Song hatte ich längst als läppischen Scherz durchgewinkt... aber das folgende Zitat reizt mich dann doch zu einer netten Erwiderung:cool:

Jim Tofu schrieb:
Sowohl Song als auch Video sind sehr bewusst so, wie sie sind.
Wir bauen ja keine Fernsehwand einfach nur so auf.
Bei so viel zur Schau gestellten "Sehr-Bewusstheit" und "Aufwand" frage ich mich...
... wozu ihr nach so perfekt getaner Schwerstarbeit noch ein Feedback braucht? ...
... Außer für Werbezwecke:gruebel:

Jim Tofu schrieb:
Die Zeilen "Ich gucke das ja nicht, weil ich das gut finde" sind natürlich nicht ernst gemeint:
Das ist genau das, was sehr viele sagen, um zu rechtfertigen, dass sie sich den ultimativen
Verblödungsformaten einfach so hingeben.

Die von Euch angesprochenen "Reality-Shows" könnten durchaus dem Wunsch einiger großer Zuschauergruppen nach mehr Realität entsprechen.

Für diese Zuschauergruppen werden hier Lebensansprüche und -probleme ausführlicher und scheinbar "unvoreingenommener" abgebildet , als z.B. in einem Hollywood-Film oder "Tatort" - oder eben in Songs wie den Eurigen.

Nicht weil, sondern obwohl diese Serien billig produziert sind. Immerhin werden die Sehnsüchte und Lebensumstände dieser Menschen von den Serienprofis ernster genommen als von Euch. Warum auch immer...!

Also: Was habt IHR nun diesen Shows entgegen zu setzen? :gruebel:

Eine EINZIGE Behauptung: die Shows würden nicht die Realität einiger Fernseh-Kicker
abbilden . Diese in jeder Beziehung fragwürdige Entdeckung lässt Eure "Künstler"- Brust stolz anschwellen.:redface:

Na gut, dann versuche ich mal Eure sehr bewusstes "Dramaturgie" ernst zu nehmen.

Auch wer keine Kinder hat, kann sich schlicht für Erziehung interessieren.

Wer noch keine Schulden hat, kann sich dennoch vor der Schuldenfalle fürchten und die Hinweise als nützliche Prävention betrachten!

Der Name Big Brother ist abgeleitet aus George Orwells Science-Fiction-Roman 1984 (Wikipedia) und Eurer Reduzierung auf Bruder sagt viel über Euren krampfigen Teenager-Humor und nichts über das Phänomen von Voyeuren und Voyeurismus.

Je länger ich darüber nachdenke, umso bescheuerter finde ich es, Gründe und Abgründe der Seele von Zuschauern auf eine solch primitive Ebene zu stellen. -

Künstlerische Freiheit in allen Ehren, aber wenn sich künstlerisch gebende Gutmenschen primitiver gebärden als die angeblich parodierten dummen Vorbilder, dann reizt mich das, je nach Tagesform, zu spöttischem Grinsen oder Übelkeit.

Jim Tofu schrieb:
Unser Song soll auch darauf aufmerksam machen, dass diese Argumentation keine besonders schlaue Lösung ist.

Jaja, ich weiß, Euch geht es ja NUR um die Leute, die solche Sendungen Sch... finden und trotzdem gucken. Angeblich weil Sch... geil ist.

Kann aber auch sein, dass Durchblicker wie Ihr mit voreingenommenen Fragen solche Dauerkicker vorübergehend in die Enge, zu solchen hilflosen Ausflüchten treiben.

Kann auch sein, dass es wirklich Leute gibt, die solche Sendungen als kultig, quasi als reale Splattershows betrachten.

Ich wiederhole: was aber habt IHR dem entgegen zu setzen?
:gruebel:

Wozu nutzt IHR den Gedankenraum, den immerhin 8 Strophenzeilen und einige zusätzlichen Rezetative bieten?
Heute, bei mittelprächtiger Verfassung, würde ich sage: zu getextetem Schwachsinn, vertontem Jähzorn über anders Tickenden...:D!

Das nächste mal könntet ihr all diese Zeilen als Chance betrachten, Pointen über mehrere Gedanken-Schritte vorzubereiten.
Oder wenigstens versuchen, anschließend den Eindruck zu erwecken, dass ihr wirklich unsicher seid bezüglich der Qualität Eurer Textergebnisse.

Dumme Sprüche gegen dumme Sprüche - keine "besonders schlaue" Lösung.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Jongleur:
Für diese Zuschauergruppen werden hier Lebensansprüche und -probleme ausführlicher und scheinbar "unvoreingenommener" abgebildet , als z.B. in einem Hollywood-Film oder "Tatort" - oder eben in Songs wie den Eurigen.

Mit dem kleinen aber feinen Unterschied dass auf einem Hollywood-Film oder einer Folge vom Tatort nicht "Reality" drauf steht. Bei diesen sogenannten Reality-Shows gibts aber unterm Strich auch nur Schauspielerei zu sehen - und zwar schlechte. Und dann wird das ganze noch als Geschichte mitten aus dem Leben verkauft. Dass große Zuschauergruppen tatsächlich nach dieser Art Unterhaltung verlangen möchte ich gar nicht bestreiten, ebensowenig dass viele das Gezeigte durchaus für glaubwürdig halten und sich angesprochen fühlen. Ist für mich aber keine Rechtfertigung für diese ganze Verdummungsmaschinerie.

Nicht weil, sondern obwohl diese Serien billig produziert sind. Immerhin werden die Sehnsüchte und Lebensumstände dieser Menschen von den Serienprofis ernster genommen als von Euch. Warum auch immer...!

Bist du wirklich der Meinung, dass diese Serien"profis" die Sehnsüchte und Lebensumstände dieser Menschen ernst nehmen? Machst du das daran fest dass sie die Leute nicht selbst vor laufender Kamera auslachen sondern das ihren Zuschauern überlassen? Geht es bei der "Super-Nanny" wirklich um Erziehung und bei "Raus aus den Schulden" wirklich um Prävention und Aufklärung? Oder dient das nicht alles nur dazu sozial Schwächere, finanziell oder sonstwie benachteiligte Menschen in der Öffentlichkeit bloßzustellen, Quoten einzuheimsen und auf Kosten Anderer kräftig abzukassieren und das bei Produktionskosten, die gegen Null gehen?

Der Name Big Brother ist abgeleitet aus George Orwells Science-Fiction-Roman 1984 (Wikipedia) und Eurer Reduzierung auf Bruder sagt viel über Euren krampfigen Teenager-Humor und nichts über das Phänomen von Voyeuren und Voyeurismus.

Ich versuche mal die von dir angesprochene Textstelle anstelle von Jim Tofu in deinem Sinne anzupassen:

"Ein großer Bruder guckt nach mir, doch ich finde billig produzierte Pseudo-Unterhaltung , die niederste voyeuristische Triebe der Zuschauer befriedigt und die Geltungssucht und Öffentlichskeitsgeilheit der Kandidaten ausschlachtet einfach widerlich, abstoßend und überflüssig uuuuuund dem ganzen dann auch noch einen, der Weltliteratur entlehnten Namen zu geben schlägt dem Fass doch echt den Boden auuuus"

Puh, hier muss ich nochmal am Versmaß drehen...
Ist das prägnant, ist das noch Kunst? Ist das wirklich nötig? Muss dieses Lied es denn besser machen als die Sendungen, etwas entgegensetzen? Ich denke es richtet sich an Leute, die der aktuellen Fernsehlandschaft bereits kritisch gegenüberstehen, einen eingefleischten Trash-TV-Zuschauer wird es sicherlich nicht überzeugen, geschweige denn belehren können. Das war wohl aber auch nicht die Absicht von Jim Tofu und seiner Bandkollegin.
 
hallo mangelkraemer,

Mit dem kleinen aber feinen Unterschied dass auf einem Hollywood-Film oder einer Folge vom Tatort nicht "Reality" drauf steht.
In meiner Programmzeitung steht "Show" oder "Soap" drunter und nicht "Doku". Wir schreiben 2010!

Bei diesen sogenannten Reality-Shows gibts aber unterm Strich auch nur Schauspielerei zu sehen - und zwar schlechte.
Ich las allerdings zahlreiche Berichte über gefrustete und geneppte Darsteller, die ihre authentische Haut in verschiedenen Shows zum Markt trugen. Schlimme Berichte!

Aber um diese besch... Shows geht es mir HIER nicht!

Hier ist ein Texterforum. Ich bin Texter und ich möchte hier über Texte diskutieren. All deine Gedanken zu den Shows hätten im Text stehen können, standen aber nicht drin.

Und ICH mag es nicht, wenn einige halb verdaute Schlagworte in die Runde geworfen werden, nur um sich am anschließenden Stammtischgeheule zu befriedigen.

Jongleur schrieb:
Immerhin werden die Sehnsüchte und Lebensumstände dieser Menschen von den Serienprofis ernster genommen als von Euch. Warum auch immer...!
mangelkraemer schrieb:
Bist du wirklich der Meinung, dass diese Serien"profis" die Sehnsüchte und Lebensumstände dieser Menschen ernst nehmen?

Immerhin hast Du mich richtig zitiert: Ich finde den Text einfältiger als das geschmähte Corpus delicti.

Im Gegensatz zu Deiner Meinung im Beitrag #5, wo du den Song für sehr gelungen hälst und unter anderem schreibst:

m Refrain zeigt hier meines Erachtens eher die Wirkung auf die Zuschauer, welche bereits bis zur Willenlosigkeit manipuliert wurden,
Verschiedene Menschen, verschiedene Welten. In meiner Welt macht das gelegentliche Anschauen von RTL-Soaps Menschen noch nicht zu willenlosen Kreaturen.

Lustig fand ich in diesem Zusammenhang auch:

aber möglicherweise war ich auch schon ein kleines bisschen beeinflusst weil ich euren Song neulich schon bei Fernsehkritik-TV gesehen habe
Aber selbstverständlich schaust Du nur Sendungen, die dich hellsichtig machen, die Deinen Willen kräftigen:D


Jongleur schrieb:
Der Name Big Brother ist abgeleitet aus George Orwells Science-Fiction-Roman 1984 (Wikipedia) und Eurer Reduzierung auf Bruder sagt viel über Euren krampfigen Teenager-Humor und nichts über das Phänomen von Voyeuren und Voyeurismus.


mangelkraemer schrieb:
Ich versuche mal die von dir angesprochene Textstelle anstelle von Jim Tofu in deinem Sinne anzupassen:

"Ein großer Bruder guckt nach mir, doch ich finde billig produzierte Pseudo-Unterhaltung , die niederste voyeuristische Triebe der Zuschauer befriedigt und die Geltungssucht und Öffentlichskeitsgeilheit der Kandidaten ausschlachtet einfach widerlich, abstoßend und überflüssig uuuuuund dem ganzen dann auch noch einen, der Weltliteratur entlehnten Namen zu geben schlägt dem Fass doch echt den Boden auuuus."

Puh, hier muss ich nochmal am Versmaß drehen...

Nein, Du hast es leider nicht in meinem Sinne angepasst. Sondern in Deinem Sinn , mit Deinen Mitteln geschrieben.

1. Ich finde meinen Gedanken deutlich genug ausgedrückt.
2. Ich zähle voyeuristische Lust nicht zu den niedrigsten Trieben.
3. RTL Bezeichnet sich als der große Bruder, der Diktator, der große Überwacher - das fand ich vom ersten Tage an zwischen zynisch und genial.
4. Wo siehst Du in Deinem Elaborat übrigens ein Versmaß, an dem sich zu drehen lohnen würde?

Last, not least: Du benutzt mir zu viele Substantivierungen, Adjektive, Verschachtelungen und auch zur Interpunktion haben wir verschiedene Auffassungen. Außerdem neige ich doch gar nicht zur Ironie.

Nee, nee, nee. Aber danke für die Anstrengung

Muss dieses Lied es denn besser machen als die Sendungen, etwas entgegensetzen? Ic
Nein? Nicht? - Ah ja.

Ich denke es richtet sich an Leute, die der aktuellen Fernsehlandschaft bereits kritisch gegenüberstehen,
Und die lassen sich so simpel begeistern? :confused:
Wo verläuft denn dann die Trennlinie zu den Trashkickern?:D


Ok. Ich wiederhole mich. Es scheint alles gesagt.[COLOR=#000000 ! important][FONT=Arial ! important][/FONT][/COLOR]
 
Zuletzt bearbeitet:
Doppelposting
 
So, ich habe mir das Video nun auch angeguckt, möchte Jongleur in vielen Dingen recht geben und auch selbst noch kurz etwas dazu sagen:

Das Video erinnert mich irgendwie an Nirvana (was vielleicht auch an den längeren, blonden Haaren des Hauptdarstellers liegt). Und der Refrain ist... zumindest so eingängig, dass ich ihn jetzt schon seit Minuten unfreiwillig im Ohr habe...

Der Text ist mir zu platt. Auch ist mir aufgefallen, dass oft etwas anderes gesungen wird, als im Text steht. Z.B.: "Doch/Und ich bin kein Teenager." "Ein/Mein großer Bruder..."

Für manche mögen sowas Kleinigkeiten sein, aber mir fällt sowas auf. Manchmal kann ein kleines Wort auch den Inhalt bedeutend verändern.

Was die "Message" angeht: Ich verstehe den Sinn der Strophen nicht so ganz. "Doch ich habe keine Schulden, doch ich bin kein Top-Model...". Was soll damit ausgedrückt werden? Dass man sowas nur gucken darf, wenn man auch Schulden hat? Und dass nur Top-Models auch eine Top-Model Sendung gucken dürfen? Oder dass in der Realität nur fette, hässliche Menschen sowas gucken, um davon zu träumen, wie es wäre, auch so schön zu sein? Oder dass ja nur solche Menschen sowas gucken, um sich selbst besser zu fühlen? -> "Haha, die sind ja noch bescheuerter als ich." Und selbst wenn - warum regt euch das so auf?

Ich weiß nicht, ich finde es immer schwierig, solche Pauschalaussagen zu tätigen. Muss man sich denn rechtfertigen, weil man solche Sendungen guckt? Und selbst wenn man sagt "Ich gucke das ja nur, weil es so schlecht ist" und es dann heimlich sozusagen doch aus Interesse oder warum auch immer guckt - ist das schlimm? Verblödet man dadurch? Ich finde nicht. Natürlich sind diese Sendungen oft so peinlich, dass auch ich wegschalte. Aber es gibt mit Sicherheit sehr viele Gründe, warum man sowas guckt. Und damit ist man ja nicht automatisch ein ferngesteuerter, verblödeter Burger-Zombie :)

Ja, also MIR ist der Text zu einfach, zu flach, das ist aber meine persönliche Meinung. Auch was die Silbenverteilung angeht, könnte man vielleicht was verbessern: "Doch ich bin kein BauER." Oder noch krasser "Bin kein TeeNAGER." Eine Silbe würde sich auf dem Ton meiner Meinung nach besser anhören, zwei gingen vielleicht gerade noch so, aber drei passen gar nicht. :gruebel: Das sind halt alles so Kleinigkeiten, die aber enorm wichtig sein können, finde ich!

EDIT: Übrigens ist euer Thread-Titel falsch. Scheint ein anderes Lied von euch zu meinen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Guter Song. Weiter so. :great:
 
Nabend zusammen,
Zunächst mal möchte ich mich wella anschließen und klarstellen - auch ich gebe Jongleuer in vielen Dingen recht.

Dass euch der Text zu platt erscheint ist zuallerst mal eine Meinung und zwar eine völlig legitime. Aber wie du schon treffend bemerkt hast geht es hier um ein Lied und nur zweitrangig um dessen Inhalt und Aussage. Deshalb bleibe ich persönlich bei meiner Meinung, dass ich es recht gelungen finde, denn:

- es geht ins Ohr und bleibt da
- es ist handwerklich solide, musikalisch wie auch textlich nicht schwierig, aber in sich stimmig gemacht
- es regt den Zuhörer ein wenig zum Denken an

Zum letzten Punkt möchte ich mich noch einmal differenzierter äussern, hier scheiden sich ja scheinbar unsere Geister. Grob umrissen sieht die (inhaltliche) Struktur des Songs so aus:


Das Fernsehen interessiert mich nicht.
Ich will fernsehen!
Das Fernsehen interessiert mich nicht.
Ich will fernsehen!
Euch ist klar dass es schlecht ist, warum guckt ihr es denn trotzdem?

Diesen Widerspruch versucht man beim Hören aufzulösen indem man sich fragt "Was meinen sie denn nun? Ist Fernsehen jetzt gut oder schlecht?". Das wiederrum kann man sich nur beantworten, indem man sich selbst fragt "Welche Sendungen sprechen die beiden da an? Worum geht es in diesen Sendungen? Wie ernst kann man die Aussage 'Ich will fernsehen!' also wirklich nehmen?". Ich gebe Dir völlig Recht, dass hier nichts begründet wird. So gesehen handelt es sich wirklich um eine platte Aussage. Nur, dass das schlimm oder gar primitiv ist, wage ich immernoch zu bezweifeln. Der Text ist in meinen Augen gut, da er in seinem musikalischen Kontext funktioniert, eine Botschaft übermittelt und immernoch mehr zum Denken anregt als Trash-TV.

In einem anderen Thread hier, in dem zum Rägetröpfli-Lied, hast du dich positiv zu künstlerischer Zurückhaltung geäußert, ich frage mich nur, warum diese hier keine Anwendung finden darf? Störst du dich speziell daran, dass hier kritisiert wird ohne zu begründen? Bist du der Ansicht, dass hier essentiell Wichtiges zurückgehalten wird? Deinen Beiträgen entnehme ich genau das. Jedoch angesichts der hier durch dieses Lied entstandenen, doch recht umfangreichen, Diskussion bin ich doch der Meinung dass es für ein Stück Unterhaltungsmusik eine hinreichende erzieherische Funktion erfüllt. Von wegen besser machen und so, ne.

Übrigens macht auch in meiner Welt das gelegentliche Anschauen solcher Soaps die Menschen nicht gleich zu Zombies. Allerdings betrachte ich diesen Auswuchs des Fernsehen auch nur als Spitze des Eisbergs. Es gibt nicht nur eine dieser Sendungen, sondern gefühlte 3-5, auf jedem Sender. Zur gleichen Zeit. So hat sich das gesamte Fernsehen Schritt für Schritt zurückentwickelt und die Leute gewöhnen sich daran nichts mehr geboten zu bekommen. Wie weit ist da der Schritt dass man sich auch mit anderen minderwertigen Medien zufrieden gibt? Das ist schrittweise Entwöhnung. Es geht nicht darum ob irgendein Bauer eine Frau findet, sondern darum dass hier ein komplexer medialer Verdummungsapparat in Gang gebracht wird.

Scheinbar hattest du allerdings völlig Recht mit der Aussage, dass das Lied hier nicht zu Kritik- sondern zu Werbezwecken eingestellt wurde, sonst hätte Jim Tofu sich wohl längst selbst einmal dazu geäußert.

Was hast du gegen Fernsehkritik-TV? :D
 
Ich gebe Dir völlig Recht, dass hier nichts begründet wird. So gesehen handelt es sich wirklich um eine platte Aussage.
Nein! Mir fehlen keine Begründungen. Begründungen kommen aus der Vernunft. Begründungen erwürgen die Kunst.

Kunst ist (jedenfalls für mich) das Spiel mit den Gefühlen. Kunst wendet sich an Regionen, die die Politik, der Journalismus, die Psychologie oder die Religion kaum erreichen, weil sie "vernünftige" Ziele verfolgen.

Dagegen gibt sich die Kunst eher einem genüsslichen Spiel mit den Gefühlen hin. Am ehesten mit dem Liebesspiel vergleichbar.

Mag der Beginn und das Ende eines Liebesspieles auch mit vernünftigen Mitteln erklärbar sein - dazwischen passieren (im besten Falle) viele kleine "Wundermomente", gerade wenn und weil sich das Liebesspiel der Vernunft entzieht!

Und DAS fehlt mir an dem Text: der Charme der Glaubwürdigkeit.

Scheinbar hattest du allerdings völlig Recht mit der Aussage, dass das Lied hier nicht zu Kritik- sondern zu Werbezwecken eingestellt wurde, sonst hätte Jim Tofu sich wohl längst selbst einmal dazu geäußert.
Eben. Tun wir Tofu also nicht den Gefallen, hier weiter Werbung für TOFU zu betreiben:D




 
Zuletzt bearbeitet:
Mh, so hab ich das noch gar nicht betrachtet - bei mir löst dieses Lied auch keinerlei Gefühle aus. Ich muss jetzt allerdings auch dazu sagen, dass ich selbst erst seit ca 3 Jahren Musik mache und mir vermutlich vorher noch nie so tiefgehende Gedanken zur Kunst an sich gemacht habe. Du als (hauptberuflicher?) Texter bist wohl schon wesentlich tiefer in die Materie vorgedrungen und misst mit völlig anderen Maßstäben als ich. Dennoch halte ich es für problematisch Kunst quasi mit Gefühlen gleichzusetzen. Es muss doch auch Musik geben dürfen, welche die Vernunft anspricht und vielleicht auch mal die Gefühle vernachlässigt, oder andersherum, oder eine aller Möglichen Facetten dazwischen. Klar kann Kunst Botschaften, Gefühle, Eindrücke vermitteln, die sich nicht entsprechend in sprachlichen oder logischen Ausdrücken darstellen lassen, aber wertet es die Kunst gleich ab sollte sie sich doch einmal der "herkömmlichen" Informationskanäle bedienen?

Da ich unsere kleine Diskussion immer interessanter finde, je weiter wir uns von dem ursprünglichen Text wegbewegen, würde ich fast sagen so langsam sind wir in diesem Thread falsch. Nur eine Sache fällt mir noch ein die ich zu dem Lied noch sagen möchte und zwar zu deinem Punkt:

Die dümmste Form von Texten sind für mich die, wo der Autor das LI zum Tragen seiner Vorurteile braucht - angeblich unter der Flagge des Humors, tatsächlich aber völlig völlig humorlos.

Kann man hier wirklich von Vorurteilen sprechen, wo wir uns doch über den Wert solcher Realityshows einig sind? Meiner Meinung nach nur von Urteilen, denn die Aussage dass diese Shows Mist sind, ist nach wie vor eine wahre.

Zusammenfassend würde ich also sagen, dass man dieses Lied sehr wohl noch verbessern könnte, wenn man es um eine emotionale Komponente erweitern würde. Diese Funktion könnte der Text, so wie er jetzt ist, allerdings nicht mehr erfüllen - dafür ist er dann wohl doch zu "platt", um es nochmal mit deinen Worten zu sagen. Ob man das Lied deshalb nun schlecht findet, so wie du, oder trotzdem gelungen, wie ich, hängt dann wohl wirklich nur davon ab was genau man für Ansprüche an einen 3-Minuten-Popsong stellt.

Und hier komme ich abschließend auf Zurückhaltung. Die beste Ironie bemerkt man erst, wenn man sie schon längst geschluckt hat.

Bitte hilf mir - Ich weiß nicht ob du mir die ganze Zeit ans Bein pinkelst, oder nicht :D

edit: Hmpf, jetzt hab ich mich auf deinen letzten Beitrag bezogen, bevor du ihn nochmal überarbeitet hast. Naja egal jetzt, Werbung Ende.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht geht es hier gar nicht um Beine und auch nicht um ein Anpinkeln ...

Für mich ist der Zugang der gleiche wie zu einer Satire. Dass diese in Form eines Songs stattfindet, ist zweitrangig. Es spielt nur insofern eine Rolle als dass die Funktion der Musik (und des Videos) die ist, die Verbreitungschancen zu erhöhen. Wie schon geschrieben erfüllt meines Erachtens die Musik (und das Video) diese Funktion.

Bleibt die Satire als Element der Betrachtung.
Die Satire will aufklären und macht dies mit unterschiedlichen Mitteln, unter anderem mit Übertreibung und indem sie Dinge lächerlich macht oder das Lächerliche der Dinge aufzeigt. Indem sie dies tut, legt sie den eigentlichen Kern der Dinge, der Motive etc. auf. Das Publikum erkennt dies - und eventuell sich selbst - und gewinnt dadurch, zumindest zunächst an Erkenntnis.

Fragt sich, was dargestellt wird und fragt sich, was aufgezeigt wird.
Das Fernsehen interessiert mich nicht.
Ich will fernsehen!
Das Fernsehen interessiert mich nicht.
Ich will fernsehen!
Euch ist klar dass es schlecht ist, warum guckt ihr es denn trotzdem?
Nun - die im Video dargestellt prototyphaft dumm fernsehschauenden Zuschauer schauen es - weil sie dumm sind.
Und Sänger und Sängerin - die natürlich drüber stehen und die Dinge checken - schauen es, weil es lustig ist, dass es so dumm ist.

Damit ist ja dann die Welt in Ordnung:
Die gerissenen oder dummen Fernsehmacher machen dumme Sendungen für dumme Zuschauer.
Und der clevere Zuschauer schaut diese dummen Sendungen, weil sie lustig sind, gerade weil sie so dumm sind.

Und damit - und dort meine ich mich mit dem Jongleur zu treffen, obgleich ich im Falle dieses Textes und seines Genres, das ich auf dem Feld der Satire verorte, seinen Kunstbegriff überhaupt nicht anwenden würde - wird das falsche Lachen erzeugt, das sehr preiswert auf Kosten der Stereotype gewonnen wird, die man sich selbst so einfach wie künstlich zurechtgekloppt hat (das kann man auch: einen Strohmann bauen nennen) und über die man sich dann lustig machen und erhaben fühlen kann. Und das wäre dann keine Satire sondern bestenfalls habituelle Selbstbefriedigung. (Und ein Zeichen schlechter, weil oberflächlicher Beobachtung. Und ein Zeichen nicht hinterfragter, weil oberflächlicher Gefühle.)

Und damit machen es sich die Macher der Satire eben zu einfach. Diese Sendungen werden nämlich nicht nur für die vermeintlichen Steretypen gemacht und ausgestrahlt, sondern genau auch für die Zielgruppe, die sich darüber lustig macht, dass andere (nämlich diese Steretypen) sich diese Sendungen anschauen und ernst nehmen. DIESE Zielgruppe wird bedient. Und merkt es nicht mal, weil sie sich ja Cleverness, Schlauheit und Drüberstehen bescheinigt - genau die Cleverness, Schauheit und Drüberstehen, die ihr dann das einkalkulierte Vergnügen einbringt, das sie sich ja eben auch vom Fernsehkonsum verspricht - und auch prompt bekommt.

Und das ist - den Anspruch der Satire ernst genommen, den ich unterstellt habe - eben zu wenig. Weil es aus meiner Sicht eben nicht aufklärt, sondern das bedient, was man - in diesem Fall die Zuschauerriege der cleveren und schlauen Drübersteher - schon ohnehin im Kopf hat. Und das Bedienen von dem, was man eh schon im Kopf hat, mag lustig gemacht sein - und das ist es für mich. Aber es ist eben nicht kritisch. Und damit Unterhaltung - und ich finde, gut gemachte. Aber keine Satire - denn welche Erkenntnis wird gewonnen?

x-Riff
 
Eigentlich wollte ich ja nicht mehr, aber... ;)

Fragt sich, was dargestellt wird und fragt sich, was aufgezeigt wird.
Das Fernsehen interessiert mich nicht.
Ich will fernsehen!
Das Fernsehen interessiert mich nicht.
Ich will fernsehen!
Euch ist klar dass es schlecht ist, warum guckt ihr es denn trotzdem?
Nun - die im Video dargestellt prototyphaft dumm fernsehschauenden Zuschauer schauen es - weil sie dumm sind.
Und Sänger und Sängerin - die natürlich drüber stehen und die Dinge checken - schauen es, weil es lustig ist, dass es so dumm ist.

Der Appell lautet aber: Euch ist klar, dass es schlecht ist, warum guckt ihr es denn trotzdem? Ich denke es ging den beiden nicht darum zu sagen, dass sie den Scheiß auch gucken, nur aus einem anderen Grund. "Ich gucke das doch nur, weil es so SCHLECHT ist" lassen sie ja eben nicht als Entschuldigung durchgehen.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben