Ein wenig irritiert mich die Fragestellung, seit ich sie gelesen habe:
Ich möchte verstehen, wie man emotionale Musik schreibt.
Kommt mir ein bißchen vor wie: Ich möchte so kochen, dass es schmeckt.
Jedes Essen schmeckt nach irgendwas - genau wie jede Musik emotional ist bzw. Emotionen auslöst - das geht gar nicht anders.
Es gibt beim Kochen kein Gewürz oder keine Zutat, wo "Geschmack" drauf steht und das man verwendet und dann schmeckt es.
Es gibt beim Musikmachen kein Instrument oder keine Zutat, wo "Emotion" draufsteht und die tut man dann in die Komposition rein und dann fühlt der Hörer oder die Hörerin Emotionen.
Etwas anderes ist, wenn Du quasi fragst: Wie koche ich ein scharfes Essen wie es die Mexikaner machen? Dann wäre eine Antwort, dass man schwerlich ohne Chilli, Pfeffer und sonstige Gewürze auskommt.
Wenn Du fragst, wie man einen traurigen song schreibt, dann gibt es auch da Elemente, die man beachten kann - und mit denen man natürlich kreativ umgehen muss: auch mit den richtigen Zutaten kann es nach wenig schmecken, wenn man sonstige Regeln des Kochens nicht beachtet oder einfach ohne Interesse oder eigene Emotion rangeht.
Ich vermisse etwas Deine Emotionen bei der Fragestellung. Hört sich für mich ein bißchen an wie eine Schulaufgabe, die man zu erledigen und hinter sich zu bringen hat: Ich soll einen emotionalen song machen - wie macht man das denn?
Wenn quasi rein akademisches Interesse dahintersteht, dann schwebt mir als Ergebnis jemand vor, der etliche Rezepte auswendig kennt und auf Bestellung kochen kann, aber selbst nicht weiter dran interessiert ist - und so wird es dann auch werden: nicht schlecht, aber auch nicht mehr.
Welche Stücke, welche songs, welche Musik lösen in Dir Emotionen aus? Hast Du Dich mal mit diesen Stücken auseinandergesetzt, sie genau gehört, mal die chords, den Aufbau, die Verteilung der Stimmen, das Arrangement auseinandergenommen?
Darin liegt für mich die Antwort.
Es ist ja nicht so als stünde man ganz am Anfang. Es gibt doch tausende hochemotionale songs, es gibt songs, die bei Dir Emotionen auslösen (zumindest vermute ich das, später dazu mehr). Beschäftige Dich mit diesen songs - und Du wirst die Antwort auf Deine Fragen finden - und sie wird Dir mehr bringen, weil Du sie selbst gefunden hast.
Oder als Vorschlag: Nimm Dir vor, einen song mit einer bestimmten Emotion zu schreiben, Trauer, Glück, Leichtigkeit - was auch immer.
Dann überleg selbst, welche musikalischen Mittel diese Emotion transportieren können und stell das mal hier vor (turko hat ja schon etliche Aspekte genannt, die eine Rolle spielen).
Und dann stellst Du mal diesen song fertig und stellst ihn wieder hier vor.
Eine Vermutung: Es kann ja sein, dass Du zu den wenigen Menschen gehörst, die einen sehr schlechten Zugang zu ihren Emotionen haben oder die feststellen, dass ihre emotionale Welt von der Anderer sehr verschieden ist und die aus diesem Grunde (weil sie es sozusagen nicht aus sich selbst schöpfen können oder weil das, was sie aus sich schöpfen, bei anderen etwas völlig anderes oder nichts auslösen) sozusagen wie ein Blinder von der Farbe reden - oder um im Bild zu bleiben - die nichts schmecken und die deshalb nach "Rezepten für Essen, das nach was schmeckt" fragen.
Ehrlich gesagt wäre ich in diesem Fall überfordert und wie schon angedeutet, glaube ich auch nicht, dass das von Erfolg gekrönt wäre: es wird vielleicht tauglich sein, was rauskommt (im Sinne von: richtig schlecht kann´s nicht schmecken, wenn man sich an bewährte Rezepte hält) aber irgendwie auch nicht das Gelbe vom Ei.
Herzliche Grüße
x-Riff