experimentelles "Dreck"-Finish

  • Ersteller smartin
  • Erstellt am
smartin
smartin
HCA-Gitarrenbau
HCA
Zuletzt hier
27.04.20
Registriert
07.03.04
Beiträge
3.277
Kekse
27.644
Ort
Bärlin
Der letzte Artikel in der G&B über die neueste Kreation meines Berliner Kollegen Nick Page mit einem Finish aus Motoröl inspirierte mich zu dem Versuch mit anderen "Dreck" Alternativen.

Ein aktuelles Projekt wurde von meinen Facebook-Followern in das Thema "Piraten" gedrückt und dazu gehörte natürlich ein angemessen abgefucktes Design.

Es durfte dafür ein experimenteller Prototyp herhalten, der in seinem Rohbau steht, aber bisher aus Zeitersparnis noch keine endgültigen Shapings hat. Für den Versuch mit dieser Art der Oberflächenbehandlung soll das aber vorerst genügen.

Und was soll ich sagen... ein Finish auf Öl-/Wachsbasis bietet enorm mehr Möglichkeiten, als mir bisher bewusst waren...

Passend zum Piratenthema fügte ich einen Seeschlachttauglichen Used-Look hinzu, wobei meine Prämisse hierbei nicht auf der Realistischen Darstellung einer gebrauchten Gitarre basierte, sondern der Fantasie einer Schiffsplanke entsprechen sollte... mit der Idee, dass der Captain mit der Gitarre statt einem Säbel in den Kampf zog :D

Kurz gesagt: Hier ging es mir mehr um die Kunst, als um Realismus.

Der Body ist aus Esche, Hals aus Ahorn...

Zur Verschmutzung diente eine Mischung aus folgenden Zutaten:

Ein Stück Teer aus einer berliner Gehwegplatte, feine Stahlspäne, Holzkohle, und Schmauch aus einer Schreckschusspistole.

Das ganze löste ich in Aceton und habe diese Flüssigkeit in den Korpus mit Hilfe von Schleifvließ eingewaschen.
Für den Schiffsplanken-Look hielten meine Wanderstiefel und eine Hand voll Aquarienkies her. Die Gefächtsschrammen wurden mit einem Blüchersäbel eines befreundeten Militaria-Sammler eingedrückt. Alle Schäden werden vor dem Finish hinzugefügt, der Dreck wäscht sich in die Vertiefungen.

Der Trick ist: Durch das Aceton wird die Holzoberfläche extrem ausgelaugt und saugt schwammähnlich alles auf, was man ihr zur Verfügung stellt. Etwas nachteilig ist, dass alle Verwuchse die im Rohholz nicht erkennbar sind extreme Kontraste zum Rest des Designs entwickeln. Das kann unter der Designvorgabe allerdings auch durchaus sympatisch wirken.... eine sehr exclusive Holzauswahl ist dafür allerdings Grundbedingung - auch wenn man selbst dann nicht alle Störungen vorhersehen kann...

Die Vorderseite ist leider noch geheim ;)

image.jpg
image.jpg
image.jpg
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
...Schmauch aus einer Schreckschusspistole...Die ...schrammen wurden mit einem Blüchersäbel eines befreundeten Militaria-Sammler eingedrückt...

Hm, da hat doch bestimmt noch einer 'ne Kalaschnikow nebst passenden Mumpeln herumzuliegen... Wobei DANN aus genügender Entfernung geschossen werden sollte wegen der ansonsten zuvielen zusätzlichen Löcher... OK, man kann natürlich auch Einzelfeuer schiessen... Aber nimm' ned die mit dem 5,45er Kaliber, also ned die AK74, weil die sind zu schnell und man möchte ja schliesslich ned, dass einen Kilometer entfernt der Nächstbeste umfällt... Die mit den 7,62er Koffern reicht, also die AK47...

Oder noch besser, ich hab's: ne' Makarow! Und zwar - richtig - der Kenner weiss: Sechs gezielte Schuss (die eh' nie trafen) und ein gezielter Wurf! Der hinterlässt garantiert Spuren!

:rofl: ;)
 
watn nu los?! :D

Hab ich da nen Waffennarr geweckt?!
 
Wann darf ich endlich einmal Löcher in den Korpus pusten? Es stehen ca. 11 verschiedene Kaliber bereit... Zu Piraten würde meine Vorderlader Steinschloss Pistole bestens passen?
Übrigens, WaffenNARR ist kein schöner Ausdruck....
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Das sieht absolut geil aus :D Echt klasse und ich glaube wenn man mit anderen Farben experimentiert könnten da echt coole Sachen bei rauskommen.

Aber wie fühlt es sich an?
 
In diesen kommen keine Schusslöcher.... da darf sich ein Meistergraveur verewigen. Der Grat zwischen Kunst und Scheiße ist immer schmal, man darfs nicht übertreiben.

- - - Aktualisiert - - -

Fühlt sich wie eine normale Öl/Wachs behandelte Oberfläche an.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hm... ich sag mal "interessant". ;)

Was mir jetzt gleich auffällt: Etwas übertrieben finde ich die 8 Halsschrauben. Oder war das nur ein verhunzter Prototypbody, den du da jetzt halt als Experimentierbasis genommen hast?
 
Cool, gefällt mir gut soweit. :great:
Bin schon auf die Front gespannt. ;)
 
Etwas übertrieben finde ich die 8 Halsschrauben. Oder war das nur ein verhunzter Prototypbody, den du da jetzt halt als Experimentierbasis genommen hast?

Nö, ist garnicht übertrieben... 4 Schrauben sind meiner Meinung nach unterdimensioniert - ein ordentliches Halsbending und du hörst es schnell mal knarren und knirschen. Siggi Braun hat schon mit 10 Schrauben gearbeitet und ich habe schon Custom-Gitarren mit 12 Schrauben gesehen - leider weiß ich nicht mehr wer das war.... eventuell Kraushaar?! Der leicht rechtsseitige Versatz ist ebenfalls absicht um die Zugrichtung möglichst nah an die Halsmitte zu bringen und eine Wölbung auszuschließen.

Über meine technische Umsetzung lasse ich aber auch eigentlich keine Diskussion zu - das ist nicht verhandelbar! :cool: :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist mal eine coole Idee! Dass Du wirklich ''alltäglichen Dreck'' verwendet hast, gefällt mir gut, das ist jetzt mal die Perfektion von relic.
Da Du ja ohnehin in Berlin bist, fände ich zum nächsten Tag der Deutschen Einheit eine Mauerfall Gitarre extrem spannend. Mit Finish aus Mauerbruchstücken, dazu vielleicht ein paar Graffitis...für historisch interessierte Gitarristen bestimmt eine schöne Sache, bzw. sogar fürs Kunstmuseum geeignet!

MfG
 
Ich dachte auch schon an den Beton-Look. Der ist mit dieser Effektart tatsächlich sehr einfach herstellbar. Man muss auch keinen echten Dreck nehmen, sondern kann genauso gut mit Pigmenten arbeiten, habe ich heute festgestellt :D - so sind alle Farbkombinationen möglich. Wer hinterher die Farbe mehr herauspoliert, hinterlässt nur in der Maserung die Farbpigmente.

Für eine "Stein"-Gitarre kann man daher einfach mit verschiedenen Graustufen arbeiten.
 
Für eine "Stein"-Gitarre kann man daher einfach mit verschiedenen Graustufen arbeiten.

meine Frau hat mal bei 'nem Kirchenmaler/Vergolder gearbeitet. Die lassen ein Stück Holz, das der Sockel für eine Skulptur ist, wie Marmor aussehen. Oder auch die Säulen von einem Altar. Wir haben zuhause ihr Gesellenstück stehen und ich bin jedesmal überrascht, wie leicht die vielleicht 70cm hohe Figur ist
 
sieht echt gut aus, erinnert mich an das (imho absolut pornöse) kelo finish bei amfisound:
kelofull.jpg
 
watn nu los?! :D

Hab ich da nen Waffennarr geweckt?!

Na zumindestens jemanden, der mal längere Zeit in einem Schießsport-Verein GK geschossen hat...

...Übrigens, WaffenNARR ist kein schöner Ausdruck....

Ah, das ist in Ordung. Ich weiss ja, wie es smartin meint und ausserdem habe ich ihm ja die Steilvorlage geliefert...

Hm, ich nehme meine .45er und auf gewisse Entfernung geschossen, bleiben die sechs Bleigeschosse - die Österreicher schreiben immer Geschoße :rofl: - dann sogar drin im Holz. Sieht bestimmt ungewohnt aus... Als ich mal die 9mm-Browning-Highpower mit zwei Schuss MPI-Hartkerngeschoß (hatte man mir fieserweise dazu geladen, wusste ich ned), schoss, hat's mir aufgrund der Wucht beim Repetieren zusammen mit dem Rückstoß fast das Handgelenk gebrochen. Die Wirkung im Ziel war beeindruckend, da wäre nix mit Blei im Holz...

Nee, aber jetzt mal was anderes, was mich schon sehr nachdenklich stimmt. :gruebel:

Und zwar hat sich hier noch nicht soviel getan, aber ich nehme jetzt einfach mal an, dass uns' smartin nun die Büchse der Pandora geöffnet hat. War lange "Nur Relic" in, so werden nun Gitknarren in "Relic-Military-Look" folgen... Die passenden Patronengurte gibt es ja als Gitarrengurte schon lange. Mögen muss man's ned. Und ich schon dreimal ned. Aber es ist eben, wie alles, Geschmackssache.

CU MM
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei so einem Design scheiden sich eben schlicht und einfach die Geister - und das auch ziemlich extrem. Zwischen "absolut geil" und "scheiße" gibts da nicht mehr viel :D

Aber das stört mich nicht weiter, denn ich baue (wenn ich denn baue) Kunst-Gitarren und keine Stangenware - und die bisherigen Reaktionen auf meine Werke waren immer extrem. Auf "normal" hab ich allerdings eh keine Lust....dafür bin ich wohl zu sehr Künstler und Geld verdient man damit auch eher schlecht (durch den überfluteten Markt). Normale Gitarren kann heute jeder im Hobbykeller bauen...

Aber die nächste Idee steht schon... das wird dann etwas massentauglicher - ich sag nur Wasserbüffelhorn-Decke :D

Außerdem ist das Endergebnis ja noch nicht fertig. Das wird nochmal ein paar Leute umstimmen...


PS: NEIN, da wird nicht reingeschossen! :D ... die ist teilakustisch!
 
Zuletzt bearbeitet:
...PS: NEIN, da wird nicht reingeschossen! :D ... die ist teilakustisch!

Oooch... So n' büsch'n runterlaboriert und die dann aufgepilzten Projektile im Holz ergeben n' bleischweren Ton. :D

Aber Kunst kennt bekanntlich keine Grenzen, da hast Du schon recht und sie polarisiert wohl immer. Bin ja mal gespannt, wie die Gitarre aussehen wird.
 
PS: NEIN, da wird nicht reingeschossen! :D ... die ist teilakustisch!

Rein physikalisch gesehen dürfte der Starke Aufprall durch ein Geschoss den Vorgang des Einschwingens immens verkürzen! Heißt auf deutsch: Baller auf die Gitarre ein und du kommst mit jedem Schuss der pre-CBS Fender näher, relic-Look inklusive! :p
Fände ich persönlich jetzt auch nicht unlogischer als die Tiefkühlkur, die man bisweilen für viele Euros durchführen lassen kann :gruebel:


MfG
 
:redface:t:

KEINE Einschüsse! :D
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben