Exzessives Leben von Rockstars und trotzdem in der Lage aufzutreten

Luckie
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Ich habe mir jetzt auf Youtube die verfilmte Autobiographie The Dirt von Mötley Crü angeguckt. Was mir nicht in den Kopf will: Wie kann man in der Lage sein am Abend eine riesen Show abzuliefern, wenn man 3/4 des Tages besoffen und zu gedröhnt ist? Ich habe ja schon nach zwei Bier Probleme sauber zu spielen. Kann man wirklich so viel Routine haben und so super gut sein, dass man auch in dem Zustand in der Lage ist eine gute Show abzuliefern? Hinzu kommt ja auch noch die körperliche Fitness. Ich wäre so im Eimer, ich könnte wahrscheinlich noch nicht mal stehen, geschweige denn eine Gitarre halten und spielen.

Ok, es ist mir klar, dass der Film wahrscheinlich übertrieben ist und das ganze verzerrt und übertreibt. Aber selbst wenn es nur halb so "schlimm" war...
 
Eigenschaft
 
Naja, mit viel Training geht da schon viel.

Selber hautnah erlebt: kleine Ska-Band mit russischem Bassisten. Der hat auf der Bühne echten Wodka gebechert.
Er konnte gegen später nicht mehr richtig stehen und erst recht keine Ansagen mehr machen, aber je mehr Wodka, desto präziser kam sein Bass. Ich hab echt große Augen gemacht :w00t:.
Wahrscheinlich war er dann zu besoffen, um noch Fehler zu machen ...
 
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Selber hautnah erlebt: kleine Ska-Band mit russischem Bassisten. Der hat auf der Bühne echten Wodka gebechert.
Er konnte gegen später nicht mehr richtig stehen und erst recht keine Ansagen mehr machen, aber je mehr Wodka, desto präziser kam sein Bass. Ich hab echt große Augen gemacht :w00t:.
Wahrscheinlich war er dann zu besoffen, um noch Fehler zu machen ...

Das ist im Grunde normal, dass Alkoholiker "ruhiger" werden, wenn sie ihren Alk bekommen haben und auch teils "besser" funktionieren.
Es soll sogar Chirurgen geben, die gerne vor den OPs mal einen bechern (oder sonstige Beruhigungsmittel nehmen), damit sie eine "ruhigere Hand" haben.

Ist aber alles nichts, worauf man jetzt neidisch sein müsste...
 
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Tja - in der Tat: was alles so möglich ist ...

zum Teil liegt es wohl an der Jugend, manchmal auch an der individuellen Konstitution - da ist die Spannbreite recht groß, auch die Routine soll man nicht unterschätzen: tatsächlich kann man auch bestimmte Juristen um 4 aus dem Tiefschlaf wecken und die können einem ein halbes Gesetzbuch fehlerfrei zitieren oder ähnliche Leistungen, die einfach darauf beruhen, dass Dinge so dermaßen eintrainiert sind, dass sie wie von selbst laufen, oder gerade unter Alkohol- oder sonstigem Drogeneinfluss sogar besser - weil auch der Körper an diesen Stellen eher ein Gewohnheitstier wird ...

... und unabhängig von dem Staunen, wie das denn eigentlich geht - und sogar sehr lange: siehe die Stones - und vielleicht die Erinnerung an eigene Zeiten, in denen man solche Sachen einigermaßen schadensfrei überstanden hat, ist bei mir auch eher die Frage, wie man es schafft, aus so einem Kreislauf wieder rauszukommen: wenn Leute so lange so oft touren und nix mehr anderes kennen - vielleicht ist es gar nicht so sehr die Frage, wie die es schaffen, drauf zu bleiben als eher die Frage, wie sie wieder runterkommen ...

... und joa: mein Ding nicht aber das ist eh eine Sache, die bestimmt jede/r für sich ...

x-Riff
 
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es ist erschütternd, wie viel im Profibereich getrunken und eingeworfen wird - das ist ein Bereich, in dem sich Klassiker und andere nicht unterscheiden!
Und ja, über weite Bereiche funktioniert das richtig gut - die Typen können erst richtig gut spielen, wenn ein gewisses Grundlevel erreicht ist. Kritisch wird der "Randbereich", soziale Kontakte, vielleich sogar Familie, Fahren unter Drogeneinfluß, etc.

X-Riff beschreibt das - das Problem dieser Musiker ist, das Niveau zu halten, zu merken, wenns nicht mehr tut, runterzukommen.
Da gibts ja genug Beispiele, die schief gegangen sind.

Ich hab mal ein Interview mit Ben Webster gelesen, darin beschreibt er, daß er über Jahre gar kein Tageslicht gesehen hat - kurz vor Morgen ins Bett (damals war es üblich, daß die Jazzer nach ihrem kommerziellen Gig noch zu Sessions gegangen sind um ihren Frust runterzuspielen/spülen) und bis er wieder auf die Beine kam für den abendlichen Gig, war es schon wieder dunkel. Er meinte, sowas hält man nur im Suff aus...
 
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Was mir nicht in den Kopf will: Wie kann man in der Lage sein am Abend eine riesen Show abzuliefern, wenn man 3/4 des Tages besoffen und zu gedröhnt ist?

Vieleicht wären sie aber nüchtern noch viel besser gewesen, wer weiß. Der Alkoholiker/Süchtige hat seine Probleme meist dann, wenn er keinen Alkohol hat, nicht dann wenn er genug hat, um seinen Funktionslevel zu erreichen. Der Entzug ist für die Leute die Herausforderung.
 
Ich vermute, dass Saufen relativ unproblematisch ist, so lange eintrainierte Abläufe reproduziert werden - sprich, solange nur Sachen gespielt werden, die die Leute auswendig kennen. Das motorische Gedächtnis (muscle memory) wird anscheinend von Alkohol weniger beeinträchtigt (siehe auch hier).
 
Wenn man "The Dirt" als Buch liest und es mit "The Heroin Diaries" ergänzt (jeweils besser im Original lesen), ist der Film keine Über-, sondern eine Untertreibung des Substanzmissbrauchs innerhalb der Band gewesen. Manche Menschen beginnen schon früh mit dem "Training" und steigern ihre "Reizschwelle" in Regionen, die den meisten Mitmenschen den Todesstoß versetzen würde, andere können überhaupt nur komplett zugedröhnt auf die Bühne, weil das Lampenfieber sie sonst vollständig einfrieren würde.

Eddie van Halen hat mit seinem Bruder Alex schon mit 14 (?) angefangen, riesige Mengen Schlitz zu saufen, wenn sie zu Hause geübt haben. Ich habe noch kein Interview mit EVH gesehen, dass vor 2007 zu Stande gekommen ist, bei dem er nüchtern gewesen wäre. Das hat für ihn 25 Jahre funktioniert. Wer den "Birthday Party Gig" von 2004 oder Konzertaufnahmen aus der Zeit anschaut, sieht aber einen Ed, der komplett und vollständig überrissen hat und gar nichts mehr gebacken bekam. Mittlerweile alles gut.

Slash hat in seiner Hoch-Zeit vor dem Zubettgehen ein großes Cocktailglas Wodka nebens Bett gestellt, das er nach dem Aufwachen weg-ge-ext hat. Sein Heroinkonsum muss legendär gewesen sein, wobei er sich da an seinem Buddy Nikki Sixx orientiert hat.

Stephen Pearcy und Robbin Crosby waren Feierbiester, die sich ebenfalls mit Alkohol, Koks und Smack vollkommen und jeden Tag abgeschossen haben. Robbyn Crosby konnte noch nicht mal aufhören, als es ihn drohte, sein Leben zu kosten - was es ja auch tat.

Lemmy und Jack/Coke? Eine Verbindung, die eigentlich auch so nicht hätte funktionieren können.

Jimi Hendrix, Eric Clapton und Smack?

Jimmy Page, Absynth und Smack? Der Mann war jahrelang live ein vollständige Katastrophe.

Richie Sambora, Ace Frehley und Schnaps? Dito.

Und so weiter und so fort. Die Liste lässt sich endlos erweitern.

Ozzy? Die Szene am Pool scheint sich in der Tat so abgespielt zu haben - danach hat er mit T-Bone versucht, sein Hotelzimmer mit Shice zu dekorieren - das wurde aber Tommy zu krass.

Insgesamt fand ich den Film wirklich unterhaltsam (auch, wenn er in Zeiten von #MeToo vollkommen politisch inkorrekt ist:rolleyes:).

Es lässt sich feststellen, dass es eine Ära im Musikgeschäft gab, in der "Freizeitpharmazeutika" und Alkohol zum "guten Ton" gehört haben. Um den Stress endloser Touren zu betäuben und es mit den Mitmusikern auszuhalten. Um das eigene Lampenfieber oder die zarte Persönlichkeit zu betäuben und eine Rampensau zu werden. Um besonders kreativ zu sein.

Ich habe in den 1980ern Musik selbst gemacht, war Stagehand, Roadie und habe in einem Gitarrenladen gearbeitet. Trotz gutem "Trainings" hätte ich diesen Lebensstil nie überlebt und war wirklich froh, mich doch noch für ein Studium und einen "normalen" Beruf entschieden zu haben. Wenn man sich die ganzen Protagonisten anschaut, sind sie alle mit der Zeit mehr oder minder abstinent geworden und können uns hoffentlich noch lange Jahre mit ihrer Musik erfreuen.
 
Ich habe mir jetzt auf Youtube die verfilmte Autobiographie The Dirt von Mötley Crü angeguckt. Was mir nicht in den Kopf will: Wie kann man in der Lage sein am Abend eine riesen Show abzuliefern, wenn man 3/4 des Tages besoffen und zu gedröhnt ist? Ich habe ja schon nach zwei Bier Probleme sauber zu spielen. Kann man wirklich so viel Routine haben und so super gut sein, dass man auch in dem Zustand in der Lage ist eine gute Show abzuliefern? Hinzu kommt ja auch noch die körperliche Fitness. Ich wäre so im Eimer, ich könnte wahrscheinlich noch nicht mal stehen, geschweige denn eine Gitarre halten und spielen.

Ok, es ist mir klar, dass der Film wahrscheinlich übertrieben ist und das ganze verzerrt und übertreibt. Aber selbst wenn es nur halb so "schlimm" war...


Das liegt am Zaubermittel der 80er: Kokain!

Da kannst du ne Flasche Whisky trinken, nimmst ein paar Lines und bis wieder voll da.

Gruß
 
Tja, man weiß nie, was aus den Leuten geworden wäre, hätten die das ganze Zeug nicht genommen.

Ich persönlich glaube ja, dass der exzessive Drogenkonsum zu einer Degenartion der künstlerischen Fähigkeiten führt. Wenn die Leute mit Drogen immer noch halbwegs gut sind, wären sie ohne Drogen wahrscheinlich genial jenseits unseres Horizontes gewesen.

Wenn ich da mal die Liste von @KickstartMyHeart sehe, fühle ich mich zumindest bei Lemmy und Ozzy bestätigt. Lemmy hab ich live gesehen, er hat die Band aus meiner Sicht eher gestört als aktiv daran partizipiert (ja, ich bin Atheist und glaube nicht an Lemmy). Bei Ozzy hat der Entzug zu einer deutlich produktiveren Arbeitsweise geführt, die sich auch insgesamt positiv auf sein Werk auswirkt.

Ich werds jedenfalls lassen und mich nicht bei Proben / Gigs besaufen ;).
 
Tja, man weiß nie, was aus den Leuten geworden wäre, hätten die das ganze Zeug nicht genommen.

Auf jeden Fall nicht das:

vince.jpg
 
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Ich persönlich glaube ja, dass der exzessive Drogenkonsum zu einer Degenartion der künstlerischen Fähigkeiten führt. Wenn die Leute mit Drogen immer noch halbwegs gut sind, wären sie ohne Drogen wahrscheinlich genial jenseits unseres Horizontes gewesen.
Genau das war auch mein Gedanke.
 
Ich werds jedenfalls lassen und mich nicht bei Proben / Gigs besaufen ;).

Da habe ich auch schlechte Erfahrungen mit.
Wenn man 3 Bier intus hat klingt alles toll und man ist begeistert,
aber wenn man sich dann die Aufnahmen am nächsten Tag anhört ist es genau das Gegenteil.

Ich bin auch dafür das Bierchen nach getaner Probe-Arbeit zu trinken.
 
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Dafür braucht man keine Drogen. Mit 20 Jahren Büro, Heiraten, Aufhören zu Rauchen und lecker Essen kriegt man das genau so hin.

Sagt mein Spiegel.:weep:

Dann hast du den gleichen Spiegel wie ich :D
 
Meiner zeigt das sogar noch etwas breiter...
 
Uns' Eddie sah auch schon mal ziemlich shyce aus:

vanhalen.jpg


Aber mittlerweile geht's ja zum Glück wieder (dank Entzug und neuer Beißerchen):

Eddie-Van-Halen-2015-interview.jpg
 
Das erste Foto müsste von 2007 sein. Zumindest taucht dieses (oder ein ähnliches) Foto auf, wenn es um Meldungen aus März 2007 ging, als Van Halen eine angekündigte Tour verschieben mussten, weil Eddie in Entzug ging. Also irgendwo 2006/2007 rum ...

Das zweite Foto ist wohl von 2015.
 

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