hack_meck
Lounge .&. Backstage
Hier ein Review zur im Herbst vorgestellten Fender Limited Edition Vintera II - Road Worn Stratocaster in Sonic Blue.
Vorneweg:
Ihr werdet einige Farbschattierungen sehen, da sich die Farbe vehement weigert sich so fotografieren zu lassen, wie sie im Raum wirkt. Im Real Life ist sie deutlich heller aber definitiv nicht so blass, wie Fender sie auf der Webseite abgebildet hat.
Bedeutet also ... vorzugsweise im Laden selbst anschauen, oder aus Bildern und Videos ein wenig interpolieren. Dieses hier sollte es ganz gut treffen.
Worum geht es?
Die Road Worn taucht bei Fender immer wieder mal als Limited Run auf. Es ist die mexikanische Version des "Nah am Custom Shop". Bei YouTube finden sich einige Videos mit "schwärmenden Testern", die die Gitarre auf Custom Shop Niveau hochjubeln. Da muss sich jeder selbst ein Bild machen, ich sehe den Trend, gehe aber bei Custom Shop Niveau nicht mit. Alle Varianten (frühere und aktuelle) haben eher Vintage orientierte Ausstattung und waren mit Nitrolack lackiert. Als Relic hatten sie früher mal deutliche (Schablonen-)Spuren, oder wie die aktuelle Serie nur sehr dezentes Aging. Aus der Entfernung würde man der aktuellen Version gar nichts ansehen. Schaut man genauer hin, so finden sich Cracks und wenige Dongs. Eine abgeschrubbelte Armauflage findet man in der aktuellen Serie nicht. Allerdings ist die Alterung der aktuellen Serie sehr individuell. Es wurde also nicht mit Schablone gearbeitet. In Custom Shop Terminologie würde man wohl von Journeyman reden.
Wir reden hier von einem Erlekorpus mit einem 60s C Profil Hals, der bei 7,25" Radius mit einem (Slab) Rosewood Griffbrett und Vintage Tall Bünden ausgestattet ist. 3 "Mid 60s Pickup sind an Board und haben die staggered Polepieces. Das Tremolo im klassischen Stil und die typischen Fender Mechaniken vervollständigen den klassischen Eindruck. Verschaltet ist alles wie gewohnt mit 5 Way Switch, Master VOL und Tone 1 (Neck/Middle) sowie Tone 2 (Bridge).
Bei einem Fender Event in Hamburg hatte ich sowohl die Tele, als auch die Strat aus der Serie schon mal in der Hand. Inkl. dieser Testgitarre hier, empfand ich alle 3 eher auf der schweren (aber nicht zu schweren) Seite. Die Testgitarre bringt 3550g auf die Waage.
Bei dem gleichen Event in Hamburg hatte Fender Produkte als Testobjekte angeboten. Also eine Review Beziehung von ca. 6 Wochen ... Neben dem Tonemaster Pro (Review hier) war ich neugierig auf die Strat, die von Thomann im kurz vorher veröffentlichten Video mit "It's like the Custom Shop had moved to Mexico" geadelt wurde. Hier also das Video, welches mich neugierig gemacht hat ...
View: https://youtu.be/oDC_G2UPwwo?si=U7vPNpnIA9FjpkII
Die Sounds im Intro-Jam haben sich auch in meinem Testobjekt finden lassen. Und hier wird schon mal klar, dass die PU ganz gut Kante haben. Ich selbst suche es zwar etwas weicher, aber da es hier nicht mit "schrill" einhergeht, passt das noch problemlos in mein "Weltbild". Im Testrun mit Gerd waren wir auch immer mal wieder am Überlegen, ob die Vintage Tall Bünde da auch einen Anteil dran haben können. Grundsätzlich - weil wiederholbar gebaut - ist es aber erst mal ein gutes Zeichen, wenn die Soundbeispiele im Netz dem entsprechen, was auch hier aus dem Amp kommt.
Im Ladenpreis von ca. 1500 EUR (sofern noch eine da ist - Limited Edition!) ist übrigens ein Koffer mit dabei. Auf dem ist ein 3-D Fender Logo zwar ein optisches Highlight, wie lang es "Kofferstapeln" aushält, steht auf einem anderen Blatt. Scheinbar mag die Vintera II Road Worn auf dem Weg zum Gig im Auto gerne oben liegen
... Der Koffer passgenau, die Gitarre sehr gut geschützt - was will man mehr?
Wie man hier nebenbei auch erkennen kann, kommt sie mit leicht schwebenden Tremolo und hat die Saitenstärke 9-42 aufgespannt. Es sind 3 Federn eingehängt und die Kralle hatte noch gut Luft zum Holz, um den Saitensatz auf mein Wunschformat 10-52 umzustellen. Bei der Gelegenheit habe ich auch das Tremolo aufliegend eingestellt - bei mir bedeutet das ==> ziehe ich auf der hohen E-Saite 3 Halbtöne, so sackt das gespielte E der tiefen Saite leicht ab. Also noch ein wenig die Saitenreiter angepasst und wir waren im Rennen. Am Hals und am Sattel war kein Eingriff notwendig.
Beim 7,25 Radius ergibt sich immer etwas mehr Brückenbau ... für meine Einstellungen würden es aber in jedem Saitenreiter die nächst kürzeren Schrauben auch tun, um dann "smooth" das Handgelenk zum Dämpfen auflegen zu können. Ein sehr gut spielbares Setup war ab Werk für die 9er Saiten vorhanden und lies sich ebenso nach der Umrüstung auf den 10-52 Satz problemlos wieder herstellen. Dabei bin ich auch mal an allen Stellen vorbei gekommen und bis auf den gewünschten Vintage Look, ist alles sauber verarbeitet und sehr gut gebaut.
Hier noch mal ein Blick auf die Vintage Tall Bünde und das Griffbrett. Die Struktur und Optik vom Griffbrett steht der Gitarre übrigens sehr gut und das spielt sich auch alles sehr angenehm.
Kommen wir noch mal zurück zum Lack. Wie bereits berichtet, haben alle ihr individuelles Aging bekommen. Der Lack selbst fühlt sich gut an und hat die klassische Haptik von Nitro. Die Maßnahmen die zu den Cracks geführt haben, wurden primär in der Fläche angewandt. Im Randbereich und den "Zargen" ist deutlich weniger vorhanden. Ich bilde mir aber ein, sie hätten sich in den 6 Wochen bei mir noch mal deutlich verbreitet und sind auch etwas wilder geworden. Die Basis ist also gelegt, um das gewünschte "Vintage" Flair zu erreichen. Einfach Spielen, Spielen, Spielen und dann wird das. Spielen macht dann übrigens auch sehr viel Spaß! Trotz des 7,25 Radius lassen sich - an allen Stellen des Griffbrettes - Bendings leicht ziehen. Die Frets und das Griffbrett sind "Broken in" und es fühlt sich in der Tat so an, als hätte die Gitarre schon einige Meilen auf der Uhr. Wie oben schon mal angedeutet, sind die PickUp auf eher klare und perkussive Sound ausgelegt. Allerdings habe ich mich jetzt auch nicht auf die Suche anderer PU Einstellungen gemacht, da ja alle Frequenzen im Mix vorhanden sind. Gut gefällt mir, dass der Clean Sound dadurch durchsetzungsfähig wird, ohne im Gain Sound zu schrill zu werden. Sie treffen also nicht komplett mein Postleitzahlgebiet, sind aber in jedem Fall eher Opfer des persönlichen Geschmackes, als ein NoGo. Und hier sucht ihr mit großer Wahrscheinlichkeit sowieso euren individuellen Sound.
Das Highlight an der Gitarre ist aber für mich das Halsprofil. Jeder der 60s C Formate mag, wird sich sofort zuhause fühlen. Ein typischer Hals, bei der meine linke Hand "kaufen" sagen würde ... auch wenn es an anderer Stelle noch Nachkomma-Stellen anzupassen gäbe. In der Zeit hier bin ich bereits einiges des restlichen Nitro am Hals los geworden. Wäre es meine - oder wäre ich der Produktmanager bei Fender - hätte ich die Alterung wahrscheinlich schon ab Werk etwas weiter vorangetrieben. Auf dem Bild unten seht ihr den bereits erfolgten Abrieb auf Höhe der A-Pentatonic. Das wäre für mich der perfekte Startpunkt! Allerdings braucht es nicht viel Zeit um den Zustand zu erreichen.
Mit dem Anspruch auf Vintage stellt sich nun also auch die Frage, wie nah sie der Sache gekommen sind. Für alle Parts (Trem, Tuner ...), für den Lack, für die Haptik und das komplette Erscheinungsbild haben sie definitiv ihre Hausaufgaben sehr gut erledigt. Wer das Paket in "modern" sucht, ist hier falsch! Und auch wenn ich die oben vom Thomann Team getroffene Aussage "Custom Shop from Mexico" nicht ganz mitgehe, so liegt sie für Spieler, die den Vintage Vibe suchen, deutlich vor sehr vielen USA Strats. Im regulären Programm der letzten Jahre, lag der Schwerpunkt doch eher auf der Strat der Neuzeit. Noiseless PU, 2 Punkt Trem und Co. in Verbindung mit modernen Lacken. Allerdings scheint man da auch in der USA Produktion wieder einen Schritt zurück zu rudern, zumindest lassen dies die in Hamburg angekündigten Modelle vermuten. ICH hatte da eh immer so mein Problem mit (und wurde dann ab Custom Shop wieder fündig). Eine Strat soll aus meiner Sicht nicht "glattgebügelt" und "perfekt" (nach Datenblatt) sein, sondern mich mit Persönlichkeit und Individualismus abholen. Allerdings bin ich auch ein Fan zerrissener Jeans ...
Und das kann die Fender Vintera II Road Worn 60s definitiv. Bis auf die vielleicht etwas zu klaren PU eine Strat nach meinem Geschmack! Seid ihr also auf der Suche, so habt keine Angst vor Mexico. Grade mit den Road Worn haben sie immer mal wieder die Jungs im Stammwerk "geärgert" und sind deutlich in ihr Territorium eingedrungen. Damals und Heute. Solltet ihr also irgendwo auf Shopping Tour sein, so nehmt sie bitte definitiv mit auf die Liste
...
Und selbst wenn ich alle meine sehr individuellen Kritikpunkte in Zusammenarbeit mit einem Gitarrenbauer beheben würde ... (Tausch der schmalen Frets und "abziehen" der Halsrückseite aufs Holz ... im Nachgang vielleicht die PU), dann sagt der Kaufmann in mir, das ich immer noch deutlich unter dem Anschaffungspreis meiner Custom Shop Stratocaster bin und nix vergleichbares (Neuware) für das Preisschild finden würde. Bei der tollen und meinem Geschmack entsprechenden Basis, lohnt es sich was rein zu stecken!
Die Motivation was zu ändern wäre aber ausschließlich meinem persönlichen Geschmack geschuldet. Es gibt genau NULL "muss geändert werden" Baustellen an der Gitarre.
Ja, euch fehlt noch was
...
Mitgebracht habe ich noch einige Sounds - auch im direkten Vergleich zur Originalen 62. Dazu haben wir uns im Proberaum getroffen und erst mal ausgiebig beide Gitarren gespielt. Fender Deluxe Reverb Head an 4x10er Kammler mit J.Rockett Blue Note. Um dann jedoch die Aufnahmen zu machen, sind wir hoch ins Büro um uns anzuhören, ob wir den Live Amp für mehr als unseren persönlichen Eindruck benötigen. Geblieben sind wir dann am Fender Tonemaster Pro mit ebenso gewählten Deluxe Reverb und einem Bluesbraker Pedal davor. Über diesen Weg ist der Sound im Raum (er kommt ja aus dem Tonemaster praktisch schon fertig "produziert" und "mikrofoniert" raus) deutlich vorhersehbarer der Sound, der auch auf der Aufnahme ist. Sowohl J. Rockett als auch Bluesbraker waren in der "weniger Gain" Stellung. Der Amp jeweils am Edge of Breakup - also in der 3,5 - 3,7 Ecke des VOL.
Wir gehen jeweils vom Hals in 5 Schritten zur Brücke ... beim Versuch ungefähr vergleichbares Material zu spielen ...
62'
Road Worn
62'
Road Worn
62'
Road Worn
62'
Road Worn
62'
Road Worn
In der Bewertung lasse ich euch alleine ... da ist im Zweifel zu viel persönlicher Geschmack dabei.
Teilen tue ich allerdings die Gedanken die sich bei mir und Gerd im Rahmen der Beschäftigung mit der Gitarre ergeben haben.
View: https://youtu.be/Mo_YulPpuAw?si=g7e7DiXa_n5CbK32
Fazit:
Fender hat hier aus Mexico geschafft, was die letzten USA Modelle bei mir nicht geschafft haben. Eine Gitarre die einen tollen Vintage Flair besitzt, sich toll anfühlt und toll spielen lässt. Dies alles mit einem Preisschild, welches (wenn man aus der Custom Shop Ecke kommt) ausreichend Luft lässt, um sie weiter den persönlichen Vorlieben der "Nachkommastelle" anzupassen.
Um sie zu schätzen, muss man aber durchaus ein wenig den "Vintage Trigger" besitzen, denn ansonsten wären einige Specs (Griffbrettradius, Vintage Trem) wahrscheinlich von vornherein Ausschlusskriterien.
Gruß
Martin
Vorneweg:
Ihr werdet einige Farbschattierungen sehen, da sich die Farbe vehement weigert sich so fotografieren zu lassen, wie sie im Raum wirkt. Im Real Life ist sie deutlich heller aber definitiv nicht so blass, wie Fender sie auf der Webseite abgebildet hat.
Bedeutet also ... vorzugsweise im Laden selbst anschauen, oder aus Bildern und Videos ein wenig interpolieren. Dieses hier sollte es ganz gut treffen.
Worum geht es?
Die Road Worn taucht bei Fender immer wieder mal als Limited Run auf. Es ist die mexikanische Version des "Nah am Custom Shop". Bei YouTube finden sich einige Videos mit "schwärmenden Testern", die die Gitarre auf Custom Shop Niveau hochjubeln. Da muss sich jeder selbst ein Bild machen, ich sehe den Trend, gehe aber bei Custom Shop Niveau nicht mit. Alle Varianten (frühere und aktuelle) haben eher Vintage orientierte Ausstattung und waren mit Nitrolack lackiert. Als Relic hatten sie früher mal deutliche (Schablonen-)Spuren, oder wie die aktuelle Serie nur sehr dezentes Aging. Aus der Entfernung würde man der aktuellen Version gar nichts ansehen. Schaut man genauer hin, so finden sich Cracks und wenige Dongs. Eine abgeschrubbelte Armauflage findet man in der aktuellen Serie nicht. Allerdings ist die Alterung der aktuellen Serie sehr individuell. Es wurde also nicht mit Schablone gearbeitet. In Custom Shop Terminologie würde man wohl von Journeyman reden.
Wir reden hier von einem Erlekorpus mit einem 60s C Profil Hals, der bei 7,25" Radius mit einem (Slab) Rosewood Griffbrett und Vintage Tall Bünden ausgestattet ist. 3 "Mid 60s Pickup sind an Board und haben die staggered Polepieces. Das Tremolo im klassischen Stil und die typischen Fender Mechaniken vervollständigen den klassischen Eindruck. Verschaltet ist alles wie gewohnt mit 5 Way Switch, Master VOL und Tone 1 (Neck/Middle) sowie Tone 2 (Bridge).
Bei einem Fender Event in Hamburg hatte ich sowohl die Tele, als auch die Strat aus der Serie schon mal in der Hand. Inkl. dieser Testgitarre hier, empfand ich alle 3 eher auf der schweren (aber nicht zu schweren) Seite. Die Testgitarre bringt 3550g auf die Waage.
Bei dem gleichen Event in Hamburg hatte Fender Produkte als Testobjekte angeboten. Also eine Review Beziehung von ca. 6 Wochen ... Neben dem Tonemaster Pro (Review hier) war ich neugierig auf die Strat, die von Thomann im kurz vorher veröffentlichten Video mit "It's like the Custom Shop had moved to Mexico" geadelt wurde. Hier also das Video, welches mich neugierig gemacht hat ...
View: https://youtu.be/oDC_G2UPwwo?si=U7vPNpnIA9FjpkII
Die Sounds im Intro-Jam haben sich auch in meinem Testobjekt finden lassen. Und hier wird schon mal klar, dass die PU ganz gut Kante haben. Ich selbst suche es zwar etwas weicher, aber da es hier nicht mit "schrill" einhergeht, passt das noch problemlos in mein "Weltbild". Im Testrun mit Gerd waren wir auch immer mal wieder am Überlegen, ob die Vintage Tall Bünde da auch einen Anteil dran haben können. Grundsätzlich - weil wiederholbar gebaut - ist es aber erst mal ein gutes Zeichen, wenn die Soundbeispiele im Netz dem entsprechen, was auch hier aus dem Amp kommt.
Im Ladenpreis von ca. 1500 EUR (sofern noch eine da ist - Limited Edition!) ist übrigens ein Koffer mit dabei. Auf dem ist ein 3-D Fender Logo zwar ein optisches Highlight, wie lang es "Kofferstapeln" aushält, steht auf einem anderen Blatt. Scheinbar mag die Vintera II Road Worn auf dem Weg zum Gig im Auto gerne oben liegen
Wie man hier nebenbei auch erkennen kann, kommt sie mit leicht schwebenden Tremolo und hat die Saitenstärke 9-42 aufgespannt. Es sind 3 Federn eingehängt und die Kralle hatte noch gut Luft zum Holz, um den Saitensatz auf mein Wunschformat 10-52 umzustellen. Bei der Gelegenheit habe ich auch das Tremolo aufliegend eingestellt - bei mir bedeutet das ==> ziehe ich auf der hohen E-Saite 3 Halbtöne, so sackt das gespielte E der tiefen Saite leicht ab. Also noch ein wenig die Saitenreiter angepasst und wir waren im Rennen. Am Hals und am Sattel war kein Eingriff notwendig.
Beim 7,25 Radius ergibt sich immer etwas mehr Brückenbau ... für meine Einstellungen würden es aber in jedem Saitenreiter die nächst kürzeren Schrauben auch tun, um dann "smooth" das Handgelenk zum Dämpfen auflegen zu können. Ein sehr gut spielbares Setup war ab Werk für die 9er Saiten vorhanden und lies sich ebenso nach der Umrüstung auf den 10-52 Satz problemlos wieder herstellen. Dabei bin ich auch mal an allen Stellen vorbei gekommen und bis auf den gewünschten Vintage Look, ist alles sauber verarbeitet und sehr gut gebaut.
Hier noch mal ein Blick auf die Vintage Tall Bünde und das Griffbrett. Die Struktur und Optik vom Griffbrett steht der Gitarre übrigens sehr gut und das spielt sich auch alles sehr angenehm.
Kommen wir noch mal zurück zum Lack. Wie bereits berichtet, haben alle ihr individuelles Aging bekommen. Der Lack selbst fühlt sich gut an und hat die klassische Haptik von Nitro. Die Maßnahmen die zu den Cracks geführt haben, wurden primär in der Fläche angewandt. Im Randbereich und den "Zargen" ist deutlich weniger vorhanden. Ich bilde mir aber ein, sie hätten sich in den 6 Wochen bei mir noch mal deutlich verbreitet und sind auch etwas wilder geworden. Die Basis ist also gelegt, um das gewünschte "Vintage" Flair zu erreichen. Einfach Spielen, Spielen, Spielen und dann wird das. Spielen macht dann übrigens auch sehr viel Spaß! Trotz des 7,25 Radius lassen sich - an allen Stellen des Griffbrettes - Bendings leicht ziehen. Die Frets und das Griffbrett sind "Broken in" und es fühlt sich in der Tat so an, als hätte die Gitarre schon einige Meilen auf der Uhr. Wie oben schon mal angedeutet, sind die PickUp auf eher klare und perkussive Sound ausgelegt. Allerdings habe ich mich jetzt auch nicht auf die Suche anderer PU Einstellungen gemacht, da ja alle Frequenzen im Mix vorhanden sind. Gut gefällt mir, dass der Clean Sound dadurch durchsetzungsfähig wird, ohne im Gain Sound zu schrill zu werden. Sie treffen also nicht komplett mein Postleitzahlgebiet, sind aber in jedem Fall eher Opfer des persönlichen Geschmackes, als ein NoGo. Und hier sucht ihr mit großer Wahrscheinlichkeit sowieso euren individuellen Sound.
Das Highlight an der Gitarre ist aber für mich das Halsprofil. Jeder der 60s C Formate mag, wird sich sofort zuhause fühlen. Ein typischer Hals, bei der meine linke Hand "kaufen" sagen würde ... auch wenn es an anderer Stelle noch Nachkomma-Stellen anzupassen gäbe. In der Zeit hier bin ich bereits einiges des restlichen Nitro am Hals los geworden. Wäre es meine - oder wäre ich der Produktmanager bei Fender - hätte ich die Alterung wahrscheinlich schon ab Werk etwas weiter vorangetrieben. Auf dem Bild unten seht ihr den bereits erfolgten Abrieb auf Höhe der A-Pentatonic. Das wäre für mich der perfekte Startpunkt! Allerdings braucht es nicht viel Zeit um den Zustand zu erreichen.
Mit dem Anspruch auf Vintage stellt sich nun also auch die Frage, wie nah sie der Sache gekommen sind. Für alle Parts (Trem, Tuner ...), für den Lack, für die Haptik und das komplette Erscheinungsbild haben sie definitiv ihre Hausaufgaben sehr gut erledigt. Wer das Paket in "modern" sucht, ist hier falsch! Und auch wenn ich die oben vom Thomann Team getroffene Aussage "Custom Shop from Mexico" nicht ganz mitgehe, so liegt sie für Spieler, die den Vintage Vibe suchen, deutlich vor sehr vielen USA Strats. Im regulären Programm der letzten Jahre, lag der Schwerpunkt doch eher auf der Strat der Neuzeit. Noiseless PU, 2 Punkt Trem und Co. in Verbindung mit modernen Lacken. Allerdings scheint man da auch in der USA Produktion wieder einen Schritt zurück zu rudern, zumindest lassen dies die in Hamburg angekündigten Modelle vermuten. ICH hatte da eh immer so mein Problem mit (und wurde dann ab Custom Shop wieder fündig). Eine Strat soll aus meiner Sicht nicht "glattgebügelt" und "perfekt" (nach Datenblatt) sein, sondern mich mit Persönlichkeit und Individualismus abholen. Allerdings bin ich auch ein Fan zerrissener Jeans ...
Und das kann die Fender Vintera II Road Worn 60s definitiv. Bis auf die vielleicht etwas zu klaren PU eine Strat nach meinem Geschmack! Seid ihr also auf der Suche, so habt keine Angst vor Mexico. Grade mit den Road Worn haben sie immer mal wieder die Jungs im Stammwerk "geärgert" und sind deutlich in ihr Territorium eingedrungen. Damals und Heute. Solltet ihr also irgendwo auf Shopping Tour sein, so nehmt sie bitte definitiv mit auf die Liste
Und selbst wenn ich alle meine sehr individuellen Kritikpunkte in Zusammenarbeit mit einem Gitarrenbauer beheben würde ... (Tausch der schmalen Frets und "abziehen" der Halsrückseite aufs Holz ... im Nachgang vielleicht die PU), dann sagt der Kaufmann in mir, das ich immer noch deutlich unter dem Anschaffungspreis meiner Custom Shop Stratocaster bin und nix vergleichbares (Neuware) für das Preisschild finden würde. Bei der tollen und meinem Geschmack entsprechenden Basis, lohnt es sich was rein zu stecken!
Die Motivation was zu ändern wäre aber ausschließlich meinem persönlichen Geschmack geschuldet. Es gibt genau NULL "muss geändert werden" Baustellen an der Gitarre.
Ja, euch fehlt noch was
Mitgebracht habe ich noch einige Sounds - auch im direkten Vergleich zur Originalen 62. Dazu haben wir uns im Proberaum getroffen und erst mal ausgiebig beide Gitarren gespielt. Fender Deluxe Reverb Head an 4x10er Kammler mit J.Rockett Blue Note. Um dann jedoch die Aufnahmen zu machen, sind wir hoch ins Büro um uns anzuhören, ob wir den Live Amp für mehr als unseren persönlichen Eindruck benötigen. Geblieben sind wir dann am Fender Tonemaster Pro mit ebenso gewählten Deluxe Reverb und einem Bluesbraker Pedal davor. Über diesen Weg ist der Sound im Raum (er kommt ja aus dem Tonemaster praktisch schon fertig "produziert" und "mikrofoniert" raus) deutlich vorhersehbarer der Sound, der auch auf der Aufnahme ist. Sowohl J. Rockett als auch Bluesbraker waren in der "weniger Gain" Stellung. Der Amp jeweils am Edge of Breakup - also in der 3,5 - 3,7 Ecke des VOL.
Wir gehen jeweils vom Hals in 5 Schritten zur Brücke ... beim Versuch ungefähr vergleichbares Material zu spielen ...
62'
Road Worn
62'
Road Worn
62'
Road Worn
62'
Road Worn
62'
Road Worn
In der Bewertung lasse ich euch alleine ... da ist im Zweifel zu viel persönlicher Geschmack dabei.
Teilen tue ich allerdings die Gedanken die sich bei mir und Gerd im Rahmen der Beschäftigung mit der Gitarre ergeben haben.
View: https://youtu.be/Mo_YulPpuAw?si=g7e7DiXa_n5CbK32
Fazit:
Fender hat hier aus Mexico geschafft, was die letzten USA Modelle bei mir nicht geschafft haben. Eine Gitarre die einen tollen Vintage Flair besitzt, sich toll anfühlt und toll spielen lässt. Dies alles mit einem Preisschild, welches (wenn man aus der Custom Shop Ecke kommt) ausreichend Luft lässt, um sie weiter den persönlichen Vorlieben der "Nachkommastelle" anzupassen.
Um sie zu schätzen, muss man aber durchaus ein wenig den "Vintage Trigger" besitzen, denn ansonsten wären einige Specs (Griffbrettradius, Vintage Trem) wahrscheinlich von vornherein Ausschlusskriterien.
Gruß
Martin
