Frage zu den Funktionen des Sunn 300t

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Landwirt
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Hallo,

da ich zu dem Thema nichts gefunden habe frage ich einfach mal nach.

Der Sunn 300t verfügt über zwei Kanäle. Der erste Kanal ist wohl das was man den "Clean-Kanal" nennen könnte. Der zweite Kanal besitzt einen Gainregler, der für die Zerre sorgt.
Jetzt gibt es da aber noch eine Kontrolleuchte, die "Input-Level-LED" heißt. Laut Anleitung leuchtet diese LED grün, wenn der Kompressor aktiv wird. Sie leuchtet rot, wenn die Vorstufe übersteuert. Die Regelung des Levels findet über den Lautstärkeregler des ersten Kanals statt.
Warum wird die Übersteuerung der Vorstufe über den ersten Kanal reguliert wenn sich der eigentliche Gainregler im zweiten Kanal befindet?
Ist es ratsam für eine Zerre die Vorstufe zu übersteuern oder sollte man besser "im grünen Bereich" bleiben und die Zerre über den zweiten Kanal nutzen?
Hier mal die Anleitung:

http://support.fender.com/manuals/bass_amplifiers/Bassman_300_PRO_Head_manual.pdf


 
Eigenschaft
 
Hallo Landwirt,

Bässe haben ja je nach Modell, Saiten, Pickups etc. sehr unterschiedliche Ausgangspegel.
Der "Volume" Regler ist dazu da, den Bass so anzupassen, dass die Vorstufe optimal arbeiten kann, "Master Volume" macht dann die Endlautstärke. Um optimal arbeiten zu können, sollte die Vorstufe auch nicht zu gering angeblasen werden, sonst hat man später mehr "Nebengeräusche". Also stellt man zuerst den Volume so ein, dass der Bass gerade noch clean bleit und dreht dann den Master auf.

Bei einem "verzerrten Kanal" funktioniert das natürlich nur bedingt, da der Kanal ja verzerren soll. Du weißt aber von Clean Kanal, wie hoch das Vorstufensignal ist. Jetzt setzt Du den verzerrten Kanal "in einem Verhältnis zum Clean Kanal". Normalerweise ist ein verzerrter Sound ja etwas lauter ...
Dabei hat der Gain Regler natürlich auch Einfluss auch die Endlautstärke. Hast Du Gain sehr niedrig eingestellt, musst Du Volume2 evtl. sogar weiter aufreißen als bei Volume1. Ist Gain sehr weit aufgedreht, bleibt Volume1 evtl. deutlich unter Volume1 (immer mit der Annahme, dass der verzerrte Sound etwas lauter ist als der cleane).

Es kann bei den Einstellungen helfen, immer mal wieder zum gut eingestellten Clean-Kanal zurückzuschalten, um die "Referenzlautstärke" noch mal zu hören.

Warum wird die Übersteuerung der Vorstufe über den ersten Kanal reguliert wenn sich der eigentliche Gainregler im zweiten Kanal befindet?
Im Grunde wird nicht die Übersteuerung, sondern die "Nicht-Übersteuerung" reguliert und mit der LED kontrolliert.

Solange man keine zwei Zerren braucht, sollte man Kanal 2 (wie oben von mir beschrieben) für die Zerre nutzen.
Falls Du aber zwei Zerren brauchst (oder der erste Kanal zumindest "leicht angerotzt" sein soll), kannst Du auch beide Kanäle zum zerren bringen. Falls im Einschleifweg aber noch ein Effektgerät ist, kann das natürlich vom sehr hohen Output "überfahren" werden.

Ich kann nicht die Hand für den Hersteller Sunn / Fender ins Feuer legen. Aber eigentlich sollte es dem Amp egal sein, wenn Du extreme / extotische Einstellungen fährst. Dafür ist es ein Vollröhrenamp - und der sollte solche "Spielchen" normalerweise ab können ...

Die Erklärung oben ist also erstmal eine Empfehlung "wie man es normalerweise macht". Musik lebt allerdings davon, dass Musiker immer wieder Sachen machen, die der Hersteller nie vorgesehen hat! In Bedienungsanleitungen der 1950er Jahre warnen Gibson oder Fender davor, dass der Verstärker bei bestimmten Einstellungen verzerren kann ... :D
Was heutzutage für Verwunderung (oder erst recht zum Aufdrehen) sorgt, war vor 60 Jahren eher unerwünscht ...

Gruß
Andreas
 
Hi Andreas,

danke für deine Antwort!!

Ich habe den Amp bisher etwa so eingestellt wie du beschrieben hast - dann lag ich mit meiner Vermutung also gar nicht so falsch. Den Clean-Kanal habe ich bis kurz vor clipping eingestellt, so das auch extreme Peaks nicht zu einem Übersteuern führen. Den zweiten Kanal nutze ich dann für die Zerre. Beide Kanäle werden dann so gemischt das der entgültige Sound so ist wie er sein soll.

Andererseits ist es so erforderlich der Entstufe mehr Leistung abzuverlangen als wenn man die Vorstufe in beiden Kanälen übersteuert. Ich spiele Badewanne, da wird jedes Watt des Amps benötigt um die Buxenbeine flattern zu lassen. Im Eq habe ich die Bässe um 31,5 hz soweit wie möglich herausgenommen weil die Peaks sonst zu extrem zerren bzw. viel zu viel Leistung benötigen. Wenn dann wäre es optimal wenn nur die Höhen zerren und die Bässe unverändert herüber kommen. Mit dem mischen der Kanäle geht das so halbwegs.

Im Grunde wird nicht die Übersteuerung, sondern die "Nicht-Übersteuerung" reguliert und mit der LED kontrolliert.
Dann habe ich das bisher ja richtig gemacht - danke für die Hilfe ;)
 
Hallo Landwirt,

deine Antwort zeigt mir, dass Du das alles im Griff hast.
Deine "Basics" (Grundwissen) scheinen zu stimmen. :great:

Was Du natürlich mit "gezielt ungewollten" Einstellungen erreichen kannst, ist Vorstufen- (oder Endstufen-) Kompression. Wenn es eigentlich nicht mehr lauter geht, wird eben "zusammengequetscht" und es fängt an zu verzerren.

Da ich kein Spezialist für Fender/Sunn Vollröhrensmps bin, kann ich natürlich keine 100% verlässlichen Aussagen abgeben (aber das sollte man nie, wenn man rät Amps in den Grenzbereich zu fahren). Allerdings VERMUTE ich, dass dein Amp selbst im Clean Kanal Übersteuerungen der Vorstufe klaglos mit macht.

31,5 Hz ganz rauszunehmen war definitiv die richtige Entscheidung! :great:

Ich habe den Amp nie gespielt und kann nur anhand des Bedien-Panels ins Blaue schießen ... :redface:
Aber eine Erhöhung der Lautstärke erreichst Du im Grunde dadurch, dass Du noch mehr "unnötige Frequenzen" beschneidest und "wichtige Frequenzen" hervorhebst. 63 Hz wurde ich also zwischen neutral und leicht angehoben setzen, nicht aber voll rein. Den Bass würde ich dann eher mit erhöhtem 125 Hz oder 250 Hz erzeugen. Okay; wenn Du eine Badewanne willst, müssen die Frequenzen dahinter runter. Aber 1 kHz könnte den Bass wieder "laut und hörbar" machen???

Wie der "Low Comp" arbeitet, weiß ich nicht. Aber vielleicht hilft eine höhere Einstellung, Druck bei hoher Lautstärke zu erzeugen. Wenn man hingegen wenig Comp beim "High Comp" gibt, könnten Spitzen schneller in Verzerrung übergehen, da sie nicht beschnitten werden, sondern über das Ziel (> Verzerrung?) hinaus gehen ...

Aber wie gesagt, das sind lediglich Vermutungen (nicht völlig ohne Background). Du kannst es probieren; ob es dann so sein wird oder ganz anders, musst Du herausfinden. Für Ergebnisse wäre ich (und vielleicht andere Besitzer) dankbar ...

Gruß
Andreas
 
Etwas irreführend ist die Bezeichnung "Gain" im OD-Kanal, da so meistens der Input-Level-Regler zur Aussteuerung des Inputs bei vielen anderen Amps halt "Gain" heißt. Beim Sunn300T bzw. Fender Bassman300Pro wird jedoch mit "Ch 2 Gain" nicht vordergründig der Level des Inputs geregelt. Hier dient diese Funktion zur Einstellung der durch Röhre (und sonstiger Bauteile ;)) erzeugten Zerrgrades. (Natürlich wird auch die Lautstärke des Ch2 damit geregelt, eine endgültige Volume-Regelung des Ch2 erfolgt jedoch mit "Ch2 Volume"...)

bassman_input.jpg

Das Bild ist zwar von meinem Bassman300Pro, der ist jedoch 100% baugleich mit einem Sunn300T...

Man kann den Preamp des Sunn so aussteuern, wie du bzw. Cadfael es beschrieben hast. Die "Input-Level-LED" gilt gleichermaßen für beide Kanäle des Amps. Man kann auch mittels "CH Select" den Kanal 2 aktivieren.

(Der "Ch 1/2 Mix"- Regler dient als "quasi" Balance-Regler zwischen beiden Kanälen. "Anschlag Links" (Stellung '1') bedeutet, dass nur der Kanal 1 zu 100% gewählt ist, "Anschlag Rechts" (Stellung '10') wählt zu 100% den Kanal 2. Reglerstellung '5' bedeutet, dass beide Kanäle ungefähr gleich "laut" sind. Das ist natürlich abhängig von der Gain-Stellung des Kanals 2. Ist ein höherer Zerrgrad gewählt, erscheint der Kanal 2 "leiser".)

Das bedeutet, dass man in "Ch 1/2 Mix"-Stellung '1' den Kanal 1 mit dem "Ch1 Volume" aussteuern kann, in "Ch 1/2 Mix"-Stellung '10' kann man den Kanal 2 mit "Ch2 Volume" und "Ch2 Gain" so wie von dir bzw. Cadfael beschrieben aussteuern. I.d.R. bleibt man dann über dem gesamten Regelweg des "Ch 1/2 Mix"-Reglers im "grünen" Bereich.

Man kann natürlich auch den Kanal 1 sehr weit ausfahren, so dass eien typische Röhrenzerre erreicht wird, jedoch lässt sich dann, zumindest bei meinem Bassman, die Masterlautstärke kaum noch bändigen, da diese bereits im Bereich Stellung 1 bis 2 "schweinelaut" ist. Daher finde ich die Möglichkeit, einen zweiten Kanal, der als reiner Overdrive konzipiert wurde, aktivieren und stufenlos dem cleanen Basssignal hinzumischen zu können, sehr gut gelöst.

Ich nutze den Graphic-EQ ebenfalls nur dazu, den Tiefbassbereich ein wenig herauszunehmen. Es ist schon bemerkenswert, wieviel Tiefbass dieser Amp entwickeln kann. Als sehr wirkungsvoll hat sich hierbei auch der Kompressor erwiesen. Ich stelle ihn so ein, dass die tieferen Frequenzen im Verhältnis zu den höheren Frequenzen mehr "komprimiert" und somit auch gedämpft werden.
 
Hallo und danke euch beiden!!!:great:

Hab wieder was gelernt.

Cadfael, die von dir genannten Einstellungen werde ich auf jeden Fall mal checken ;) Bisher hatte ich die Bässe um 125 hz an weitesten angehoben. Die Subbässe um 63 hz hatte ich allerdings auch geboostet weil ich Standard-A spiele und irgendwie dachte, die könnte ich da gut gebrauchen um nicht zu "trocken" zu klingen. Das ich mit den tiefen Bässen etwas vorsichtig sein muss hat mir unser Proberaum auch schon gezeigt. Der befindet sich in einem Kellerkomplex. Unser raum ist zwar entsprechend abgedämmt aber die tiefen Bässe schaukeln die Leitungen im Flur ausserhalb des Raumes auf und das überträgt sich dann wieder nach innen. (Ich bin fast der Überzeugung, dass ich mit dem Amp und meiner FMC-810 ernsthafte Beschädigungen an den Leitungen hervorrufen könnte ohne dabei übertrieben laut spielen zu müssen). Komischer Weise habe ich mir bisher hauptsächlich Gedanken um die Einstellungen der Bässe gemacht und weniger um die Höhen. Ich spiele niedrige Saitenlage und das metallische Scheppern der Saiten auf den Bünden gehört für mich irgendwie zum Sound. Etwas problematisch ist dabei für mich die richtige Einstellung der Höhen. Das "Scheppern" kann echt gut klingen aber auch mal schnell zu aufdringlich.
Low Comp und High Comp hatte ich bisher immer recht weit reingedreht. Den High Comp werde ich aber mal etwas zurücknehmen. ;)


disssa,

ich hatte bis vor Kurzem noch das -6db Pad eingeschaltet weil ich einen aktiven Bass spiele. Da der zweite Kanal so aber erst sehr spät übersteuert spiele ich jetzt nur noch mit ausgeschaltetem Pad.
"Ch1/2 Mix" ist bei mir etwa auf 3-4, weil ich den Sound nur gaaaanz eben angezerrt und in erster Linie einen hörbaren, satten Ton haben möchte. Irgendwie klingt der gemischte Ton für mich besser als ein rein schwach gezerrter Kanal.
Den ersten Kanal habe ich bisher noch nie so stark übersteuert, dass er hörbar zerrte. Irgendwie lässt mich eine rot aufleuchtende Diode immer vorsichtig werden...

Was die Kompression betrifft hatte ich ja schon oben geschrieben, dass ich auch mal versuchen werde weniger Kompression in die Höhen zu geben. Leider spiele ich aber sehr unsauber und befürchte, dass so mein ungleichmäßiger Anschlag deutlicher zu hören ist - mal sehen.
Wäre es aber nicht auch möglich eine Regulierung über den "Comp EQ Ballance" zu machen? Oder wäre es möglich diese Unterschiede mit dem "Comp Gain Trimm" wieder abzusenken?
 
@ dissa und Dadfael

ich habe jetzt die verschiedenen Ratschläge durchprobiert und wollte euch schnell meine Erfahrungen mitteilen.
Bezüglich der Kompressoren konnte ich bei einem absenken der Kopression in den Höhen keine großen Unterschiede beim Zerren feststellen. Das kann aber auch an meinem dilettantischen Gehör liegen. Wenn ich den Frequenzbereich um 63 hz absenke und dafür in den bereich um 125/250 hz schiebe wird der Sound definierter und klint irgendwie trockener. Allerdings ist es gerade die dröhnende Badewanne die mir so gut gefällt. Anderer seits habe ich bei hoher Lautstärke mit geboosteten 63 hz deutliche Hubgeräusche der Box gehört - die mich auch irgendwie gestört haben. Das kann allerdings auch an unserem mickrigen Proberaum liegen (bei dem ich der Box im Abstand von knapp vier Metern gegenüberstehe) und an der mörderischen Lautstärke beim "Belastungstest" (unser Leadgitarrist ist fluchtartig aus dem Raum gerannt).
Den cleanen Kanal fahre ich jetzt so, dass die Diode vollständig grün bleibt dafür ist mehr Zerre im zweiten Kanal. Die beiden werden gemischt und zwar etwas zu Gunsten des cleanen Kanals. Neben dem EQ hat der Sunn ja noch jeweils einen Poti für Bässe und einen für die Höhen. Die Bässe sind dort jetzt etwas mehr angehoben und die Höhen etwas abgesenkt. Der EQ wird abgesehen von 31,5 hz nur sehr moderat benutzt.
Der Sound ist jetzt zwar noch nicht perfekt - gerade bei hohen Lautstärken aber er ist schon viel besser!

Danke nochmal an euch!!;)
 

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