Funktion der (dis?)-Klappe

  • Ersteller Waljakov
  • Erstellt am
Waljakov
Waljakov
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
24.04.24
Registriert
25.11.13
Beiträge
865
Kekse
8.155
Hi,
ich spiele nun eine Weile Blockflöte und dachte, ich probier's auch mal mit der Querflöte, die zu Hause noch im Schrank lag und eh von keinem benutzt wird.
Klappt an sich auch gar nicht schlecht, allerdings habe ich zwei Fragen bezüglich der ersten Klappe/Hebel am Fuß-Stück (nennt man das Teil Dis-Klappe?).
Die hier meine ich:
9e01ecf413.jpg

Originalgrafik, sorry für's Stibitzen:redface:

1.
Durch Betätigen dieses Hebels wird die Klappe auf der anderen Seite des Rohrs geöffnet und nicht geschlossen, wie das bei den meisten anderen Klappen der Fall ist. Laut aller Grifftabellen, die ich mir angeschaut habe (z.B. die hier) muss man bei knapp 80% der spielbaren Töne diesen Hebel gedrückt halten. Wäre es da nicht viel schlauer, das Ganze so zu konstruieren, dass sich die Klappe beim Betätigen des Hebels schließt und nicht öffnet? Dann müsste man den Hebel nur noch bei 20% der Töne drücken.
Gibt es einen Grund, warum man das so baut, wie man's macht?

2.
Wenn man diesen Hebel nicht drückt, obwohl man es sollte, verändert das meinem bescheidenen Gehör nach den Ton kein bisschen. Wieso muss man den Hebel dann dauernd gedrückt halten? Das macht es ihmo schon deutlich schwieriger, die anderen Finger flüssig zu bewegen.
Höre ich einfach nicht gut genug, um den Unterschied zu merken oder hat es da noch eine spezielle Bewandnis mit?


Falls sich jemand kurz Zeit nehmen und mir das erklären könnte, würde ich mich sehr freuen :)
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ja, es gibt einen Grund. Und zwar ist der kleine Finger auf der Klappe bei den meisten Tönen ein wichtiger Stützpunkt für die Flöte. So hältst du das Instrument quasi zwischen Daumen und kleinem Finger der rechten Hand (neben dem Auflagepunkt am linken Zeigefinger). Das hat den Vorteil, dass die anderen Finger, insbesondere auch der linke Daumen, keine Stütz- oder Halteaufgaben übernehmen müssen und so beweglicher bleiben. Bei den wenigen Tönen, die ohne die Dis-Klappe gegriffen werden, liegen immer ein oder mehrere andere Finger der rechten Hand auf den Klappen und übernehmen diese Aufgabe kurzzeitig.

Die Problematik, dass du das Gefühl hast, die anderen Finger würden dadurch in ihrer Beweglichkeit gestört, wird sich mit zunehmender Übung geben. Unter dem oben genannten Gesichtspunkt trägt der Finger auf der Klappe also eher zur besseren und freieren Beweglichkeit der restlichen Finger bei ... auch wenn ich nachvollziehen kann, dass sich das für einen Anfänger erstmal lästig und ungewohnt anfühlt ;). Aber es lohnt sich langfristig schon, von Anfang an auf eine saubere Griffweise mit Benutzung dieser Klappe zu achten, auch wenn die klanglichen Auswirkungen minimal und so gut wie nicht hörbar sind.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Hey, vielen Dank für die Antwort :)
Dann werd ich's weiterhin so üben. Dass ich keinen Unterschied im Ton höre macht es leider etwas schwieriger, mich da selbst zu kontrollieren, aber ich geb' mein Bestes :)
 
Gerne. Probier mal Griffwechsel vor dem Spiegel aus. Da kann man sich prima selber kontrollieren - nicht nur, was den kleinen Finger angeht. Normalerweise automatisiert man die ersten Griffe relativ schnell, das wird nicht lange dauern, dann musst du darüber nicht mehr nachdenken.
 
Es wäre technisch glaube ich auch nicht möglich, die Funktion der Klappe umzudrehen, weil in den Momenten, wo man die Klappe nicht drückt, drückt man meistens die Klappen daneben und die Töne werden tiefer. Würde sich die Klappe beim Drücken nicht öffnen, sondenr schließen, würde das bedeuten, dass wenn man beispielsweise das c´ spielen möchte, drei Klappen gleichzeitig drücken müsste. So lässt man die eine KLappe los, dadurch schließt sie sich automatisch und muss nur noch die anderen beiden Klappen drücken.

Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine?! Bekomme es gerade irgendwie nicht so gut erklärt...
 
Huhu,

Nini89 hat recht, die Fußklappen würden vermutlich sehr sperrig zu bedienen sein, wär's andersrum. Außerdem würde dadurch die von Fluty genannte Abstützungmöglichkeit für den kleinen Finger viel häufiger wegfallen, und das wäre fatal. Früher, zur Zeit der Holzquerflöten, gab es zwar eine andere Haltungsmethode, die nicht auf den kleinen Finger als Stützpunkt angewiesen war, da bei der modernen Böhmflöte aber die Mechanikachsen dafür im Weg sind, funktioniert die Haltung nicht mehr. Und selbst die alten Holzquerflöten hatten *immer* geschlossene Dis/Es-Klappen und nie offene, und die Grifftabellen sahen genau wie bei der Böhmflöte vor, dass die Klappe oft offen sein muss.

Es gab mal eine Zeit lang parallel offene und geschlossene G#-Klappen und je nach System musste man die Gis-Klappe ständig geschlossen halten oder sie nur drücken wenn man das Gis spielen will. Ich hab so eine Flöte mal getestet (eine konisch gebohrte Holz-Böhmflöte...ziemliche Rarität) und das offene Gis fühlte sich beim Spielen echt seltsam an. Ich weiß nicht ob ich ein offenes Dis/Es haben wollen würde...

Der akustische Hintergrund (auch und speziell des offenen Gis) ist, dass laut Böhm unterhalb eines gespielten Tons ALLE Grifflöcher offen sein mussten, um eine optimale und uniforme Klangqualität der einzelnen Töne zu erreichen. Denn auch wenn er subtil ist, der Unterschied zwischen einem E bei offener und geschlossener Dis-Klappe ist definitiv da. Deshalb entwickelte sich auch das offene Gis, das im Grunde ähnlich oft zu betätigen war wie die Dis-Klappe, nur von der Logik her andersherum. Da wurden die Flötisten dann aber wohl faul, und so setzte sich das geschlossene Gis durch...wer böhmkonform spielen will ;) muss also ab dem A in erstem und zweiten Register die Gis-Klappe permanent geöffnet lassen.

Übrigens hat die Dis-Klappe in der dritten Oktave/Register noch ganz andere funktionen, denn hier entscheidet eine offene oder geschlossene Gis-Klappe z.B. oft darüber, ob irgendein Ton viel weiter oben (meinetwegen das hohe Ais, ich kenn mich jetzt nicht so aus mit Böhmflötengriffweise der dritten Oktave) überhaupt anspricht. Von der Holzquerflöte im alten Griffsystem weiß ich, dass das hohe H nur mit offener Dis-Klappe anspricht, mit geschlossener geht garnichts. Und das, obwohl noch fünf weitere offene Tonlöcher dazwischen liegen. Die Akustik des dritten Registers ist kompliziert... :redface:

Grüße,
shib
 
hatte schon angst, ich hätte etwas falsches geschrieben ;)
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben