Sehr interessantes Video.
Für Leute mit Russichkennntissen vermutlich schon...
Leider bin ich ohne Russischkenntisse aufgewachsen. Drum kann ich leider den Ausführungen des erklärenden Fachmannes im Film nicht folgen. Er erklärt zwar ausgiebig , zeigt aber letztendlich nicht, was genau mit den Stimmplatten gemacht wird. Drum kann ich nicht bewerten, was erzählt wird und kann nur das beurteilen, was ich sonst sehe und höre
Klar sieht u hört man den Unterschied zwischen der unbearbeiteten u der gestemmten Seiten der Stimmplatte.
Was ich im Film vorgeführt bekomme ist, dass eine Stimmplatte seitlich auf eine Metallplatte gedrückt wird und die Zunge von Hand kräftig angezupft wird. Nach mehrmaligem Anschauen dieser Sequenz bin ich der Meinung, im einen Fall macht die Stimmzunge ein Geräusch, das ungefähr wie "Prrroinnnng" klingt und im anderen Fall "Prrroinnnng" macht. Für mich (wie gesagt ohne die zusätzlichen Erklärungen) klingt beides ziemlich gleich. Und je nach dem wie fest man die Stimmplatte gegen die masssive Eisenplatte drückt, schwingt die Zunge länger und klingt kräftiger , oder klingt schwächer und schwingt auch nicht ganz so lange.
Ich weiß nur, der Prozess wird gelegentlich bei Schwyzerörgeli der Sptizenklasse verwendet. Damit wird der Luftspalt zwischen der Stimmzunge u Stanzloch für bessere Ansprache usw. verkleinert.
Der Prozess wird bei der Herstellung von Stimmplatten öfter angewandt. Da gabs hier im Forum mal einen Film (den ich nicht mehr finde...) über die Herstellung von Stimmplatten, da hat man sehr schön sehen können, wie die Stimmplatte durch gezielte Schläge auch die Plattenseite bearbeitet wurden. Damit kann man einseitig einen zu breiten Zungenspalt kleiner trimmen und damit die Funktion und Ansprache der Platte verbessern. Zumindest ist das das übliche Verfahren, was landläufig unter Nachstemmen bezeichnet wird, soweit ich informiert bin.
Bei billigen Stimmplatten wird der Aufwand vermutlich nicht allzusehr betrieben - da billig, lohnt sich der Aufwand vermutlich kaum und die Platte wird einfach weggeworfen und eien neue genommen. Bei hochwertigen Stimmplatten wird ja etwas mehr Aufwand reingesteckt, drum wird auch etwas mehr Aufwand für Nacharbeit reingesteckt um die Stimmplatte und deren Qualität zu retten.
Von daher ist eine "gestemmte Stimmplatte" an sich kein besonderes Qualitätsmerkmal, sondern sagt nur aus, dass man sich um die Qualität der Platten Mühe gemacht hat, um diese auf das hohe Niveau der anderen Stimmplatten zu bringen, oder eine gute Qualität noch einen Tick höher zu bringen.
Wenn also jemand bei einem Schwizerörgeli dei Stimmplatten nachbearbeitet hat und bei allen die Spalt durch Stemmen verringert hat, dann sagt das einerseits aus, dass sich derjenige viel Mühe gegeben hat um das Instrument auf ein hohes Niveau zu bringen. Und auf der anderen Seite bedeutet dies, dass die Stimmplatten vor der Arbeit nicht die besten waren.
Bis vielleicht in die Anfänge der 60-er Jahre kann ich mir vorstellen, dass die Fertigung noch nicht so ausgereift war, so das es immer wieder Ausrutscher gab, die dann durch nachträgliches Stemmen korrigiert wurde. Heutzutage ist die Fertigung jedoch weitestgehend auf so gutem Fertigungsniveau, dass die engen Spaltmaße und Toleranzen der Spitzenplatten auch über größere Serien hinweg gehalten werden können
Heutige einfache Stimmplatten haben einen Luftspalt von 0,03 - 0,05 mm, und die sehr guten 0,02 - 0,03 mm. Eine weitere Verringerung des Luftspaltes ist nicht empfehlenswert.
Denn an der Zunge wirken verschiedene physikalische Effekte. So wird bis zu einem Spalt von ca. 0,02 eine Verbesserung der Ansprache und feinfühligen Bedienbarkeit der Zunge erreicht. Wird jedoch der Spalt noch weiter veringert, dann gewinnen andere physikalesche Effekte, die bis dahin nur "unter ferner liefen" , die Oberhand und wirken dann zunehmend störend auf die Schwingung der Zunge. Das hat noch nicht mal was mit unterschiedlichen Ausdehnungen und Wirkung bei kalten Temperaturen zu tun. Es werden ganz einfach andere pyhsikalissche Strömungseffekte stärker, die die Schwingung an sich beeinflussen und bremsen. Somit sind Spitzenstimmplatten heutzutage bereits an der Grenze , bis zu der die Qualität durch verringern des Spaltes weiter verbessert werden kann.
So kann man zusammengefasst bezüglich "gestemmter Stimmzungen" lediglich sagen:
Hier hat man sich um die gute Qualität bemüht. Über die Qualität de Stimmplatten an sich lässt sich hiermit jedoch nichts aussagen.