Günstiger Flügel gesucht -> neu gegen alt!?

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sash.n
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Hey Leute,

bin auf der Suche nach einem güstigen Flügel im Preisbereich bis max. 6000 Euro. War heute bei nem sehr netten Händler, der einen Feurich Flügel, Bj. ca. 1925, vor 10 Jahren generealüberholt, stehen hat. Von außen ist der ziemlich abgenutzt und hässlich, was mich aber nicht stört. Der Klang ist mir etwas zu spitz, er sagte aber dass würde er noch ändern wenn ich das möchte. Kosten soll das gute Stück 5800 Euro. Dann hab ich aber ein Kawei GE-20 angespielt, an dem mich der Klang wirklich umgehauen hat! Der ist zwar außerhalb meines Preisbereiches, aber er könnte den kleinen Bruder Kawei GM-10 für 8000 Euro besorgen, und der Klang wäre zum GM-20 fast identisch. Da bin ich doch wieder ins Grübeln gekommen, ob ich nicht doch etwas mehr ausgeben soll.

Was würdet ihr für das Geld nehmen? Feurich Bj. 1925 oder neues Kawei? Oder habt ihr noch andere Vorschläge, wie ich mit meinem Budget am glücklichsten werde?

Gruß
Sascha
 
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Hi Sascha,

grundsätzlich ist es so, das je größer ein Instrument ist, auch dementsprechend die Saiten länger sind. Je länger eine Saite eines bestimmten Tons sein kann, desto besser ist ihr harmonisches und dynamisches Verhalten. D.h. ein großer Flügel klingt i.d.R. voller und lauter. D.h. nicht, dass es auch kleine (z.B. Stutzflügel) gibt, deren Klang man als schön empfindet. Das ist dann wieder eine sehr subjektive Wahrnehmung. Ich schreibe das mit der Größe des Flügels deswegen, weil Du Dir darüber im klaren sein solltest, welche Flügelgröße zum Raum passt, wo das Instrument schließlich stehen soll. Zudem verstärken z.B. Holzboden, wenig Möbel, etc den Klang, und Teppiche, Vorhänge usw schlucken eher den Klang. Wenn Du z.B. ein sehr hell klingendes Instrument in einen Raum mit Holz- oder Steinfliesenboden stellst, kann es sein, dass dieser Klang zusätzlich negativ verstärkt wird. Es gibt natürlich Möglichkeiten, sowohl den Klang des Flügels, als auch die Raumbedingungen zu ändern, trotzdem solltest Du darauf achten, dass Du ein Instrument für Dich findest, welches Deinen klanglichen Vorstellungen entspricht und auf dem Du Dich spieltechnisch auch wohlfühlst.

Was den Feurich (welche Größe?) angeht, so ist es generell möglich den Klang zu beeinflussen indem man die Hammerköpfe intoniert. D.h. man sticht mit kleinen Nädelchen in die Hammerfilze und verändert damit die Spannung des Filzes, der um einen Holzkern befestigt wurde. Hier wäre interessant zu erfahren, was alles an dem Flügel gemacht wurde. Ist das Insrument wirklich komplett aufgearbeitet worden? Resonanzboden ausgespänt, neuer Saitenbezug, neue Hammerköpfe, neue Dämpfung etc.? Dann wäre der Preis okay.

Der Kawai GE 20 ist 154cm lang und der GM 10 150cm. Tatsächlich kein großer Unterschied. Trotzdem sollte man sich selbst davon ein Höreindruck machen. 8000,- wäre auch hier ein angemessener Preis, der etwas unter dem empfohlenen des Herstellers liegt. Die Kawaiinstrumente haben ein gutes Preisleistungsverhältnis. Nicht ganz so gut wie Yamaha. Dafür ist Yamaha auch wenig teurer.

Ich würde Dir raten, vorallendingen, wenn es nicht so schlimm ist, wenn das Gehäuse nicht absolut perfekt sein sollte, noch andere Händler aufzusuchen. Eigentlich soviele wie möglich, um für Dich herauszufinden was Dir klanglich und spieltechnisch liegt. Es werden auch immer Flügel in Zeitungen etc angeboten. Auch da lohnt es sich einen Blick darauf zu werfen. Dann würde ich aber an Deiner Stelle einen Klavierbauer konsultieren, der für Dich das Instrument begutachtet. Wenn Du von einem Privatmann einen Flügel kaufst, kommen zudem noch Transport- und Stimmkosten hinzu. Die solltest Du mit ín Deine Kalkulation einfließen lassen. Trotzde ist die Wahrscheinlichkiet groß ein Schnäppchen zu machen.

Mach einen riesigen Bogen um Ebay!

Wenn Du Dich für einen Flügel von einem Händler entscheiden solltest, hast Du meinstens den Transport frei, eine bestimmte Garantiezeit und eine Garantiestimmung vor Ort, nachdem sich der Flügel aklimatisiert hat. Zudem gibt´s bei Händlern die Möglichkeit verschiedener Finanzierungsangebote.


Gruß,

Paul
 
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Hab eben noch ein Angebot bekommen für einen (neuen) 142cm-Flügel der Marke George Steck oder so ähnlich, scheint aus Amerika zu kommen. Für 4.800 Euro. Was haltet ihr davon? Kennt ihr die Marke?
 
Ein neuer Geaorge Steck? Da muss ich jetzt echt mal passen. Meines Wissens hat diese Firma von 1857-1925 existiert (NYC) Hatte dann ab 1905 hier ihren Sitz in Gotha (hervogegangen aus der Firma Munck) und ist 1924 von Hupfeld (Leipzig) übernommen worden, die ihrerseits 1946 enteignet wurden. Die Übernahme von Hupfeld kam u.a. deswegen zustande, da beide Firmen die damlas sehr beliebten Selbstspielenden Instrumente bauten.
Ich habe noch kein neues Geaorge Steck Piano oder Flügel in den Fingern gehabt und kann mir echt kein Urteil erlauben. Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr groß, dass es sich hierbei um einen "übernommenen Namen" (American Sajung ) handelt und die Instrumente in Asien (Korea, China, etc) produziert werden.
 
Hmm muss den wohl mal anspielen. Ist meine Aussage grundsätzlich richtig, dass eine Ferndiagnose zur Qualität eines bestimmten Instrumentes schwer ist? Ich meine bei Autos kann man schon sagen dass man die Finger von einem 2000er Fiat Punto lassen soll und ein 1990er Mercedes W201 normalerweise ein Top Auto ist was nicht kaputt geht. Selbstverständlich auch alles abhängig vom Pflegezustand. Kann man das bei Flügeln auch sagen, oder nicht? Oder ist jeder Flügel, der gut gepflegt ist und schön klingt eine Empfehlung wert? Denn dann könnte ich ja hier mit Angeboten um mich werfen, wie jetzt ein 1975er Schimmel 155cm für 5500 Euro, und immer müsstet ihr sagen "Schau wie dir der Klang gefällt und ob er technisch in Schuss ist", oder?

Ach so vergessen, der 1925er Feurich ist ein 190er!!! Was mich ehrlich gesagt erstaunt hat, so viel Flügel für so wenig Geld... Er wurde laut Verkäufer vor ca. 15 Jahren für ca. 10000 Euro restauriert. Weiß aber noch nicht, was alles gemacht wurde.
 
Ich will auch einen Flügel. :(

Wie beim Fiat Punto und dem Mercedes weiß man anhand der Firmenphilosophie schon mal, daß das eine Auto wertiger ist, das andere weniger. Dennoch muß man sich das jeweilige Objekt vor Ort ansehen. Wenn der Mercedes kurz vorher erst mal im See versenkt worden war, ist er auch nix mehr, während der Punto von seinem Liebhaber jeden Tag in der Garage gestreichelt worden ist.

Genauso sieht es bei den Instrumenten aus. Anhand der Namen kann man eine gewisse Qualitätstendenz feststellen. Dennoch bleibt man von der Autopsie nicht verschont.

Im Akkordeonbereich sehe ich das genauso, daß innerhalb einer Serie die Instrumente sehr unterschiedlich (grad in der Erhaltung) sein können. Das eine kann top sein, für das andere muß man Abwrackprämie anfordern.

Grüße

Ippenstein
 
So wie ihr es beschreibt, so verhält es sich auch. Es gibt "durchgenudelte" Steinways, die würdet ihr nicht mit einer Kneifzange anfassen wollen. Es gibt auf der anderen Seite auch von namenlosen Herstellern wirklich tolle Instrumente. Deswegen gebe ich auch immer den Rat, sich nicht unbedingt nur davon leiten zu lassen welcher Name in der Klappe steht.
Es ist auch richtig, dass es Unterschiede - gerade was den Klang angeht - innerhalb einer Modellreihe eines Herstellers auftreten können. Zwar ist die Grundklangrichtung häufig gleich, aber trotzdem sind Unterschiede hörbar. Davon ab, dass man auch die Möglichkeit hat den Klang eines Flügels durch Intonieren zu verändern. Es ist z.B. nicht unüblich, dass in größeren Opernhäusern mehrere Flügel des gleichen Modells stehen, die aber unterschiedlich klingen (und manchmal auch unterschiedliche Tonhöhen haben), damit für die jeweiligen (Klavier)Konzerte der dazu passende Flügel ausgesucht werden kann.

Deswegen kann ich nur dazu raten soviele Instrumente anzuspielen wie es nur geht, um sich darüber bewusst zu werden, was man überhaupt möchte und sich dann gegebenenfalls für sein Instrument zu entscheiden.

Gruß,

Paul
 
Aber ist denn nicht die Tatsache, dass der Feurich 1,90m ist schon etwas besonderes? Ich meine dass der dann so günstig ist? Der Verkäufer meinte, dass das auch viel mit der Optik zu tun hat. Da er von außen echt schlecht aussieht (stand in einer Schule), meinte er macht das locker 4-5 Tausend aus. Was sagt ihr dazu?
 
Das ist echt schwer zu beurteilen. Vorallendingen von hier aus der Ferne ;) Die Preisrelationen haben sich in den letzten Jahren verschoben. Es gibt inzwischen sehr viele "Günstigstanbieter" (meist in Asien produziert), die alle Preise nach unten drücken (wollen). D.h. im Klartext, man bekommet für ein relativ kleines Geld ein neues Instrument. Picobello in schwarzhochglanz. Allerdings oft, sowohl von der Lackierung als auch vom technischen her, in einer bescheidenen Qualität. Sowohl bei Klavieren als auch Flügeln. Jetzt hat ein Kaufwilliger X eine Summe Y zu Verfügung und überlegt sich: Gebraucht oder neu? Auf der einen Seite ein altes vermacktes, aber von der Qualität her, gutes Instrument und auf der anderen Seite ein schön glänzendes aber mit einer minderen Qualität. Häufig fällt die Wahl auf das neue Instrument, nach dem Motto: Was so schön glänzt, kann gar nicht so schlecht sein. Manchmal ist das sogar auch so. Aber das zu beurteilen fällt dem Laien sehr schwer. Er kann halt nicht einschätzen, wie gut die Stimmhaltung eines Instrumentes ist, die Qualität der Hammerköpfe, Saiten, etc. Es gibt neue Flügel, die anfangs sogar gar nicht so schlecht klingen, aber dann nach kurzer Zeit sehr stark nachlassen. Oft geht das einher damit, dass Tasten sich verwinden, Stimmwirbel sich lockern, einzelne Mechanikteile zerbrechen usw. Das Problem ist, das kann niemand vorhersehen.
Der andere Fall ist Verkäufer X möchte ein gebrauchtes Instrument Y zum Preis Z anbieten. Natürlich möchte er daran verdienen. I.d.R. verdient er sogar an gebruachten Instrumenten mehr, als an neuen. Das ist dann immer eine Sache der Kalkulation und der Relation zu anderen (neuen) Instrumenten. Er hat das Instrument für einen bestimmten Preis gekauft, oder in Zahlung genommen. Dann wird es normalerweise so hergerichtet, dass man es mit Garantie weiterverkaufen kann. Die Qualität steht und fällt mit den Kalvierbauern, die diese Instrumente wieder auf Vordermann bringen. Die Summe dieser beiden Posten + evtl. Material- und Transportkosten muss das Instrument schon mal wieder einbringen. Jetzt kommt der schwierge Teil. Wie positioniert man ein solches Instrument in das gängige Preisgefüge. Der Verkäufer kann, um jetzt mal auf den Feurich zu kommen, diesen Flügel nicht teurer verkaufen wollen, als ein vergleichbares neues Instrument. Dabei ist der Faktor `Gehäuse´ ein nicht unwesentlicher. Es ist sicherlich so, dass der Händler für den Feurich mehr verlangen würde (könnte), wenn das Gehäuse in einem besseren Zustand wäre. Ob dieser Unterschied allerdings 4-5Tausen ausmachen soll, kann ich wie gesagt von hier aus schwer beurteilen, würde die Frage aber eher verneinen.
Wichtig für Dich wäre, ob der technische Zustand des Feurichs für Dich, was den Preis angeht, angemessen ist, und Du Dich damit wohl fühlst.
 

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