Das ist absolut normal. Zu viel "Wollen" kann das "tiefe Tal" noch tiefer erscheinen lassen.
Das Problem kenne ich auch aus dem beruflichen Umfeld: Wenn die Menschen etwas beginnen, dann hat die Lernkurve noch einen steilen Anstieg.
Schnell kommen erste Erfolge, hier werden die Akkorde korrekt gegriffen (etwas, worum ich Dich beneide und einen Tip gebe: Auch wenn es mal hakelt, greife die Akkorde richtig! Meine Hände sind eingeschränkt durch eine Krankheit und ich kann Dir nur sagen: Werde nicht schludrig! Ich muss es sein, sonst geht es nicht mehr und das macht mir zu schaffen. Besser geht alles, wenn es macht, wie es sein soll. Powerchords mal außen vor ;-) )
Zurück zu Dir: Weniger wollen, mehr einfach machen. Es klappt nicht mit den richtigen F-Dur? Du sitzt schon eine Stunde dran? Langsam sortiert sitzt der, aber fix mal greifen ist eher nicht? Dann brich hier ab, spiele etwas anderes zum Ausklang und mache morgen weiter. Kein Festbeißen! Dann macht "Ärger" den "Spaß" zunichte. Sehen klassische Lehrer anders, aber die sind mir egal.
Apropos: Ich kenne Spieler, die wollen exakt reproduzieren. Sie nenne ich "Mechaniker", die halt zur recht Zeit die richtige Saite drücken und zupfen. Klingt ziemlich toll, aber meistens nicht außergewöhnlich. Meist findet solche "Mechaniker" im klassischen Umfeld und dort oft in den Familien, wo man Kinder quasi zur Musik zwingt, weil es wohl "standesgemäß" sein soll, oder sowas.
Fact am Rande: Oft üben solche Mechaniker jahrelang und wollen dann komplexeste Stücke spielen und nicht selten werden sie an Passagen langsam oder hauen daneben. Einer, der vor mir auf der Bühne war sagte dazu: "Na ja, das passiert natürlich öfter, weil das ein so verdammt kompliziertes Stück ist - Aber ich bin einer der Besten, die es spielen! Deine Musik ist ja eher EINFACH... ". Ja und ich vereinfache die noch mehr und interpretiere auch noch und habe sogar eigene Songs und Stücke.... Aber richtig ist:
Genau so ein Selbstvertrauen beneide ich! Eine richtig guter Techniker, aber am Ende zählt doch mehr, als nur das.
Und noch etwas: Musik macht man nicht gegeneinander, sondern immer miteinander. Der Antrieb "Besser" zu sein, als andere... mich k*tzt es an! Das geht in die falsche Richtung, wenn es der Antrieb sein sollte. Auch der Maßstab muss Dir klar sein: Nehmen wir erneut den Cash, der selbst im "bröseligen" Zustand noch Stadien füllen konnte mit 70.000 Besucher, die allesamt bereit sind mindestens 100$ für eine Karte auszugeben. Dann kommt jemand, der in der Kneipe jedes Wochenende eventuell 200 Menschen als Laufkundschaft begeistert, 20 tanzen und 2 wollen wirklich zuhören. Tja und dann kommen die, die auf dem Sofa eventuell nicht einmal die eigene Frau begeistern... also: Musikalisch abholen (nicht, was ihr wieder denkt!) können:
Ich habe es nicht selten gehört, dass vor allem Mitmenschen, Zuhörer den Maßstab verschieben!
Lass Dich da nicht beeinflussen!
Natürlich liefert kein Sofarocker die Performance eines Stadienacts und Anfänger schon mal gar nicht. Also setze die Maßstäbe da an, wo sie realistisch sind und spiele das, was Deinem Stand entspricht und Deinen Möglichkeiten und vor allem: Spiele das, was Dir Spaß macht zu spielen. Wenn du immer 100% aufmerksam sein musst und nach einem Stück keinen Bock mehr hast, ist es das falsche Stück. Wenn Du MonoInk-Fan bist und sollst klassische, spanische "Waisen" lernen, die du doof findest, hast Du den falschen Lehrer. Gitarre lernen kannst Du in jedem Stil und wenn es "standesgemäß" ist, dies in der Klassik zu tun - "Mechaniker". Wenn Du in einem Stil spielst, den Du geil findest: "Enthusiast". Wenn du spielen lernen willst, musst du spielen und Dich nicht ärgern.
Meine 50 Cent. Natürlich wie immer den "Mechanikern" auf die Füße tretend... damit kann ich leben.