HOHNER Akkordeon Artiste V (82/120)

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limundlinda
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Gruess Euch Akkordeonfreunde,

Meine Frage heute: Wer kennt dieses Instrument: HOHNER Artiste V (82 Melodieknoepfe und 120 Bässe)
Artiste V.jpg

Ich kann folgendes dazu sagen: Es ist 4 choerig (MMML) , hat einen hellen, leichten Klang, die Tonansprache ist vorzüglich. T-Mensur Stimmplatten von vorzüglicher Qualität. Die Tiefoktave ist als 'Arriere' oder 'Peigne' eingebaut, hinter dem Griffbrett.
Die Knöpfe sind aus Kunststoff. Ich schätze das Instrument in die 40er Jahre.

Merci für Hinweise.

beste Gruesse,
Limundlinda
 
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Hallo,

habe meine sämtlichen Hohner-Unterlagen durchgeflöht und habe nichts gefunden, was dieser Kiste auch nur einigermaßen ähnlich sieht. Es gibt Artiste II, III, IV, VI, X und XI, aber keine V; auch die Kombination 82/120 kommt nirgends vor. Ich bezweifle, dass dieses Instrument bei Hohner gefertigt wurde, es könnte sich um eine Lizenzfertigung handeln, die in der Schweiz hergestellt wurde.

Verdächtig ist vor allem das Verdeck; etwas Derartiges hat es bei Hohner nie gegeben, auch die Schriftzüge sind in einer Schriftart ausgeführt, die bei Hohner nie verwendet wurde. Vom Stil her könnten die Vierziger/Fünfziger als Baujahr durchaus passen.

Gruß Claus
 
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Lieber Claus,
Vielen Dank fuer deine prompte Rueckmeldung.

Kannst Du mir was zu ""es könnte sich um eine Lizenzfertigung handeln, die in der Schweiz hergestellt wurde."" sagen.
Kann ich da drüber irgendwo nachlesen... hab das bereits bei der Verdi III oder Cornelia III gehört... (baugleiche Instrumente ... eines sei in der Schweiz gebaut worden.

Bei der Artiste V sind die Stimmplatten bemerkenswert. Wirklich das Beste vom Besten... diese Stimmplatten sind nachgehaemmert und haben 'Morino' Qualität.

Hier noch Bilder des Innern... durchaus Hohner.
+ Bild der Stimmplatten
Hohner Artiste V 001.jpgHohner Artiste V 004.jpgHohner Artiste V 003.jpgHohner Artiste V 005.jpg

Gruesse, Béat
 
Hallo limundlinda,

interessantes Instrument, das du da hast. Schon alleine die Stimmstöcke mit dem Adressstempel, sind sehenswert! So was hab ich noch nicht gesehen

Die T-Mensur Stimmplatten, sind solide und soweit ich sehe sind die Platten aus Alu - die gabs in den Kriegsjahren auch immer wieder mal aus Zink, weswegen die meisten heutzutage Probleme haben. Aber die aus Alu laufen recht zuverlässig. Allerdings sind die T-Mensur Stimmplatten einfache und preiswerte Qualität. In der Hohner Ersatzteil-Liste von 2011 sind die T-Mensurplatten zum Preis von 3,20 Euro aufgeführt. Im Vergleich dazu wird eine HA2 Stimmplatte für die Morino mit 15,20 Euro und HA1 Platten für die Gola mit 23,80 Euro pro Stück gelistet. Und beim Spielen ist sehr wohl ein Unterschied zwischen den Stimmplattenqualitäten gut feststellbar.

Bei näherer Betrachtung der Nietköpfe würde ich die als maschinengenietet bezeichnen - es sind nur nicht alle Nitköpfe zentrisch vernietet worden, weswegen es bei manchen seitlich einen Überstand rausdrückt.

Aber das soll dich nicht davon abhalten, das Instrument zu mögen - es ist so, wie s ist trotzdem irgendwie was besonderes, speziell solange die Geschichte dazu nicht geklärt ist.

Gruß, maxito
 
Hallo Béat

Hohner liess während des II. WK in Altstätten SG Akkordeons zusammenbauen und unter dem Namen Accordina vermarkten. Damit konnten sie Handelsbeschränkungen umgehen und Finanztransaktionen durchführen. Accordina produzierte bis in die 50/60er Jahre und ist bis heute noch als Firma im Handelsregister eingetragen.

Während des Krieges wurden die Instrumente unter dem Namen Accordina produziert, damit sie das Label "made in Switzerland" tragen durften und somit keinem Embargo unterlagen. Ob in Altstätten nach dem Krieg auch Instrumente mit dem Namen Hohner produziert wurden, weiss ich nicht.

Auf jeden Fall bediente Hohner den Schweizer Markt anders als andere Märkte und verkaufte Instrumente mit unterschiedlichen Modellnamen, wie z.B. Riviera und anderen Typenbezeichnungen als in Deutschland.

Ich denke , dass wenn das Instrument in der Schweiz hergestellt wurde, dann nach dem Krieg und deshalb Hohner heisst oder während des Krieges (was ich aber von der Machart eher bezweifle) und dann in Deutschland.

Grüsse, accordion
 
Hallo,

außer der Accordina fällt mir zu diesem Thema auch nichts ein. Ich habe schon mehrfach versucht, bei Hohner mehr über deren Aktivitäten herauszufinden; es ist mir nicht gelungen. Es sind offenbar seit der Übernahme durch die Chinesen keine diesbezüglichen Unterlagen mehr vorhanden.

Gruß Claus
 
Lieber Maxito,

Die Adress-Stempel sind wahrscheinlich von den Besitzern oder ? .... von einem Fachmann, der das Instrument überarbeitet hat.
Ich sehe jetzt auch die Jahreszahl 1933 und den Besitzernamen eines Albert aus Pfaeffikon Sz.
1933 - Könnte die Jahrzahl sein, wo das Instrument gekauft wurde, und so müsste ich das Instrument also älter einschätzen....

Die T-Mensur .... Ich weiss, dass das die guenstigsten Stimmplatten sind; ich kann mir vorstellen, dass diese Platten ausgesucht sind, selektioniert. Das hat Venanzio Morino bei seinen Instrumenten (Genf/Geneve) so gehandhabt. Zudem sehe ich Hammerschläge auf dem Niet; nicht facetiert (vielleicht eher mit dem Ziel, die Stimmzunge optimiert zu platzieren...).
 
Zudem sehe ich Hammerschläge auf dem Niet;

das Akkordoen ist schon relativ alt -ä und die Stimmplatten auch. Und von daher möchte ich nciht ausschließen, dass die T-Mensur früher handgenietet wurde... wobei auf dem Bild 4 die Nietköpfe sehen nach maschinennietung aus. Aber egal wie, es ist eine einfache Stimmplatte, die aber zuverlässig und nicht schlecht funktioniert. Das seh ich an meiner Tango. Läuft vorzüglich und alle Töne kommen auch gleichmäßig und gleichzeitig... fangen aber insgesamt halt wesentlich später zu schwingen an, als die meiner Morino. Den Nitz handnachgearbeitet glaub ich weniger - das macht bei einer T-Mensur einfach nicht viel Sinn. Wenn man die nacharbeitet, dann an anderer Stelle.

Den Stempel auf den Stimmstöcken würd ich auch als nachträglich angebracht einstufen. Ich kenne das, dass viele Fachwerkstätten ihr Kürzel "verewigen" wenn sie das Instrument in der Mache hatten - dass man glecih einen kompletten Adressstempel anbringt ist mir so noch nicht untergekommen und von daher find ich das einfach schon mal historisch interessant. Eben weil mich bie so alten Geräten immer auch der lebenslauf und die Geschichte des Instruments interessiert.

Nett finde ich auch das kleine Schweizer Wappen auf dem Verdeck. Da würd mich jetzt im Zusammenhang mit der Fertigung in der Schweiz interessieren, ob das zusätzlich als Kennzeichnung für "made in switzerland" gedacht war, um die Schweizer Herstellung zwecks Embargogeschichten und so gleich optisch deutlich machen wollte, oder ob das später als Zeichen der Heimatverbundenheit vom Besitzer erst angebracht wurde.

Gruß, maxito
 
Hallo,

ich habe jetzt auch mal in meinen alten Katalogen geblättert, also die Bauform erscheint mir für die 30er Jahre viel zu mordern. Zu der Zeit waren die Instrumente viel kantiger.

Das Instrument hat eher das Design mit den runden formen wie die Instrumente ab ende der 40er. Ich habe eine Morino IV D die vom äußeren design her ähnlich ist.

Die Zahl 1933 als Jahreszahl zu deuten sehe ich als sehr fraglich, es steht da ja auch noch die Zahl 1885 drauf. Da käme aber niemend auf den Gedanken, das als Jahreszahl zu deuten.

Der Hohner-schriftzug sieht sehr ungewöhnlich aus. Ich bezweifle, dass das Instrument irgendetwas mit Hohner zu tun hat, außer dass evtl. die stimmplatten von Hohner stammen. Die schriftzüge können irgendwann von irgendjemanden aufgebracht worden sein.
Ich habe so etwas schon mal auf dem Flohmarkt gesehen, wo die ja frei käuflichen Hohner Buchstaben auf irgendeinem unsäglichen Quetschkasten angebracht waren.

Kannst du bitte Bilder von der Registerschaltung und/oder dem Diskantverdeck machen. Davon sieht man leider überhaupt nichts. Im Bass scheint es keine register zu geben, evtl Schieberegister, wovon man aber auch nichts sehen kann.

Viele Grüße
morigol
 
Danke Maxito für die Rückmeldung,

... den Hammerschlag finde ich nicht auf allen Nieten. Du siehst das richtig.
Das Instrument ist renoviert worden... den Zeitpunkt kenne ich nicht. Der Wachs ist noch weich und formbar. Vielleicht wurden die Zungen im Zuge einer Renovation teilweise nachgenietet....
Die Ansprache finde ich gleich gut wie bei einer Morino Artiste, das ist (in meinen Augen) das spezielle an diesem Instrument. Der Klang ist aber voellig anders... eben duenn und obertoenig. Ich denk, das liegt an den kleinen Stimmzungen-Fuesse.

Die Jahrzahl 1933 scheint mir zum Besitzerstempel (Albert aus Pfaeffikon Sz) zu gehören.
Im Instrument und auf Stimmstöcken ist zudem vielerorts die Zahl 1385 zu finden. Vielleicht kann da Claus noch was dazu sagen?

Das Schweizer Wappen ist spaeter angebracht (Doppelklebeband) ... diese Wappen finden sich (inclusive einem 2.Wappen, welches dann den Heimatkanton ausweist) oft in Laendlerkapell-Akkordeons.
Das Instrument gehörte uebrigens einem Laendlerprofi.
.... vielleicht noch dies: der Klang diese Akkordeons kann gut zum Begleiten von Liedern oder Jodelchoeren passen. Der Klang ist zurückhaltend und sanft.

Gruesse, Béat

- - - Aktualisiert - - -

Hallo Moritz,

Die Zahl 1385 (! 3) findet sich auf vielen Teilen im Innern des Akkordeon. ... warten wir mal Claus ab, vielleicht findet er was dazu.

Die Bilder:
Hohner Artiste V 006.jpg Hohner Artiste V 007.jpg Hohner Artiste V 008.jpg

Die Register wurden umgebaut... von Hinten wanderte das Register der Unteroktave auf die Aussenkante des Griffbrettes (man sieht die alten Loecher und Spuren).

Im Bass gibt es eine Registermechanik (ausschalten der tiefen Baesse und einer mittleren Stimme).

Gruesse,
Béat
 
Im Instrument und auf Stimmstöcken ist zudem vielerorts die Zahl 1385 zu finden.

Soweit ich weiss, ist das eine gängige Praxis: Gehäuse und Stimmstöcke werden mit einer Laufnummer versehen (bis jetzt sah ich auch nur 4-stellige Nummern), damit die Stimmstöcke, nachdem sie mit den Stimmplatten bestückt worden sind, wieder in das richtige Gehäuse zurückfinden.
 
Die Meinung von Accordion ist völlig richtig; es handelt sich nur um eine Ordnungszahl, um die zusammengehörigen Bauteile zu identifizieren.

Gruß Claus
 
Hallo REDO,
Danke für Deinen Beitrag... find das Instrument bei interessant, weil da steht: Standard Stimmplatten (was immer auch Standart heisst).
..Und ja - es gibt die Nummer (eingestanzt unter den Lack: 39152.
Was kann das bedeuten?
Gern auch die Wissen von Claus!

Merci und Gruesse,Béat
 
Hallo Béat,

die Anschlagnummer, die außen am Gehäuse eingeprägt ist, ist die Auslieferungsnummer.
Anhand der kann man bei Hohner gegen einen kleinen Obulus nachfragen, wann das Instrument ausgeliefert wurde. Von der Nummer alleine kann man nicht auf das Datum schließen, da es stets mehrere Nummernkreise gab, die unabhängig gezählt wurden. Ob und wieweit die Schweizer Fabrikation da allerdings heute noch recherchierbar ist, weiß ich nicht.

Gruß, maxito
 
die Nummer (eingestanzt unter den Lack: 39152.

Diese Nummer ist bei Hohner in Trossingen unbekannt.

Ich denk drum, dass das Instrument in der Schweiz gefertigt wurde... Ich vermute ebenfalls den gleichen Umstand bei den Organolas (siehe andere Themenblöcke).

Die Geschichte von Hohner in Altstätten SG interessiert mich nun schon sehr! Ich sehe auch einen Zusammenhang zu Venanzio Morino (dem Schweizer (Italiener), der bei Hohner De eine tolle Werkstatt gefunden hat ). Vielleicht ist Altstaetten die Wiege dieser, von Morino beeinflussten, tollen Instrumente ( es gibt noch eine Reihe anderer wunderschöner Holzakkordeons mit Laubsaegearbeit Verdecken ganz im Stil von Moriono Geneve. Vielleicht später Mal was (und Bilder) dazu.)

Ich wuensch euch allen eine schöne Weihnachtszeit.

Béat
 
Hallo Béat

eine interessante These, dass in Altstätten SG auch Instrumente mit dem Namen Hohner hergestellt wurden. Wie ich soeben in einem anderen Faden schrieb, hat meine Morino iVM eine tiefe, 4-stellige Nummer. Das ist sehr unüblich für Trossinger Instrumente. Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Beschlagnummer erst bei der Auslieferung aus dem Schweizer Werk erhielt und deshalb bei Hohner nicht verzeichnet ist.

Soweit ich weiss, hat die Accordina Bestandteile aus Trossingen erhalten und in Altstätten montiert. Das soll vornehmlich zoll- und finanztechnische Gründe gehabt haben. Wie weit diese Montage ging, weiss ich allerdings nicht. Es kann sein, dass nur die Endmontage gemacht wurde, denn es musste ja auch eine entsprechende Infrastruktur vorhanden gewesen sein.

Dass V. Morino selbst etwas mit Altstätten zu tun gehabt hat, dafür habe ich noch keinen Hinweis gefunden. Eine Biographie findest Du hier: http://www.ppvmedien.de/pdf/LP_Hohner.pdf

Grüsse, accordion
 
Lieber Accordion,

Merci für den Hinweis zur Geschichte... Ich hab anderswo gelesen, die Bude von Morino wäre abgebrannt... schwer zu glauben - die Geschichten, denn Venanzio Morino hat noch etliche Instrumente baugleich gebaut (wie die Morinos Geneve) unter dem Label Hohner'
s Morino . Er hatte einiges Material zur Verfügung. Hier ein Beispiel.
morino 002.jpg
in einem andern Beitrag zu Morino von mir ist ein chromatisches Instrument.

Accordina Werke
ist in der Tat eine Hypothese... vielleicht kann ich in balde mit einem ehem. Mitarbeiter (85 jaehrig) sprechen, der die ganze Geschichte miterlebt hat.

lieber Gruss, Béat
 

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