Hallo Wout,
letztendlich ist Dein Instrument ein Entwicklungs-/Versuchsmodell der Fa. HOHNER, um von der alten Morino M weg zu einer neuen Generation zu gehen... was bekanntlicherweise zur Morino N Serie führte, die dann kpl. bei Excelsior in Italien nach den Richtlinien von HOHNER gebaut wurde.
Dafür mußte man sich im Vorfeld Prototypen bauen, um klare Vorlagen für das zukünftige Modell zu haben. Bei diesen Modellen hat man dann in´s Produktions-Regal gegriffen und erstmal möglichst vorhandene Teile von anderen Instrumenten verwendet.
Alleine die nicht "mittige" Zierleiste auf dem Diskantverdeck ist so ein Zeuge von reiner Handarbeit einer Versuchsreihe, da es noch keine Schablone für die Serienfertigung gab, also auf die Schnelle montiert wurde, um einen optischen Eindruck zu bekommen, wie das Verdeck im gesamten wirken könnte....
Die handvoll Instrumente (die Interne Nummer 3 auf den Stimmstöcken deutet schon auf eines der ersten Instr. hin) wurden durchaus auch mal mit einer Serien-Nummer behaftet und sind dann sogar in den Verkauf gegangen und nicht eingestampft worden, wie sonst üblich.....
Was ich zunächst spontan bei Deinem Modell erkennen wäre:
- die Bass-Registermechanik-(Drücker) wurden von einer HOHNER VERDI V N verwendet
- die Diskant-Registerdrücker (Oberteile) wurden von VERDI-Modellen und einer damaligen HOHNER Club Ouverture (16´+8´+8´+8´+4) verwendet´, da es in dieser Form/Optik (mit eigentlich 5 Punkten) keinen Masterdrücker gegeben hatte, mußte man das ebenso wie bei der diatonischen Ouverture lösen, nämlich den Masterdrücker in kpl. schwarz verwenden...
- der Generalregister-Stab ist von den VERDI-Modellen (VERDI II (N) / III (N) / V N)
- der Balgschoner ist später erst angebraucht worden und ist aus der späteren Morino N/S-Serie...
wie man an der gesamten Griffbrett-Rückseite sieht ist noch keine typische MORINO-Gehäuse-Form mit z.B. Metallrückwand für eine entsprechende kompfortable Formgebung verbaut, aber das Griffbrett weit nach vorne eingesetzt worden. Dadurch konnte man auch den Balgschoner im nachhinein so schlecht platzieren....
- die "Gardinenstangen" Tragriemen-Bügel sind von den letzteren M-Morino´s übernommen und schon nach deren letzteren Richtlinie beide hinten angeschlagen, was für den oberen nie richtig sinnvoll war....
- der Bassstimmstock ist noch nach den M-Modellen ein Umlenkstimmstock, der aus Platzgründen die Vertiefung im Boden benötigt, Dafür wurde sehr vereinfacht und noch grob der Boden im Gehäuse bearbeitet... wie man weiß, hat man das dann bei der N-MORINO nicht mehr umgesetzt.
- der Balg dürfte aus italienische Fertigung sein und ebenso die Baßmechanik, Diskanttastatur, Stimmplatten..
.... schließlich kooperierte man schon länger mit Italien, denn eine HOHNER Club OUVERTURE, Club MORINO N, etc. wurden schon länger für HOHNER in Italien gefertigt....
- die Belegung der Klangfarben im Diskant sind schon im Prinzip in der Reihenfolge, wie diese dann später bei einer MORINO V N verbaut wurden, nur das man hier das 2-chörige a) mit Piccolo und b) mit tiefer Oktave zur Verfügung stellte und nicht jeweils mit dem 3-fachen Tremolo als Basis....das wäre dann aber nicht ganz so praktikabel.... oder ungewohnt ?... ich denke aber einem Morino V Spieler wäre das schon wichtig !
- etc....
Das Instrument ist in der Neuzeit mal frisch ventiliert und eingewachst worden. Dabei hat der Stimmer aber die Stimmzungen sehr stark bearbeitet/verschliffen...
Ich würde daher empfehlen auch mal die Grundtonhöhe zu überprüfen.....
Gruß
REDO
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