Ich hasse Hass

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Jongleur
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Heute Abend war ich müde. Da nahm ich mir vor, einen müden Text zu schreiben. Es ging erstaunlich schnell. Wie aller Blödsinn, den man heimlich ernst meint. Wenn auch nicht unbedingt als Nachruf …

Ich hasse Hass

Ich bin müde. Bin ich das?
Oder lähmt ein Virus mich
ein Gedanke im Gedicht
der nun Müdigkeit verspricht
oder Spott und sogar Hass?

Ich bin Ossi, merk dir das!
Hass ist etwas, was ich hass!

Ich bin fahrig. Bin ich das?
Wohin geht die Reise? Nach
Hamburg oder Leningrad?
Lenin liegt ja längst im Grab
Wie komm ich nur auf so etwas?

Ich bin Ossi, merk dir das!
Hass ist etwas, das ich hass!

Ich bin müde oh verdammt
Jetzt ruft auch noch die da an
Ich bin so alt, das ich vergaß
sie wollte was… Hm.. sie wollte was
Das machte mir mal früher Spaß…

Ich bin Ossi, merk dir das
Hass ist etwas, das ich hass

Was bin ich müde. Bin ich das
Oder lähmt ein Virus mich
ein Gedanke im Gedicht
der nun Müdigkeit verspricht
oder Spott und sogar Hass?

Ich bin ein Ossi merk dir das:
Hass ist etwas, was ich hass
 
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I'd kill for a Nobel Peace Prize. - Steven Wright
 
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Danke an @dubbel und @Wizzzzard2000 für Kekse und ⭐️! :love:

In Zeiten wie diesen ist man vielleicht gut beraten, zu versuchen, auch mal wie ein Roboter zu schreiben.

Jahrzehnte lang schrieb ich wohl übertrieben menschlich, also mit dem Wunsch, Moral und Handlung möglichst stimmig miteinander zu verbinden.

Aber was ist Moral? Ist das mehr als ein Augenblicks-Gefühl? Wenn ich ehrlich bin: Jain… Entspricht das Gefühl dem, was man seine eigene Moral nennt, empfindet man seine Zeile als authentisch, wenn nicht, dann eben eher als ironisch. Der Mensch findet immer einen Weg, die eigenen Gedanken zu akzeptieren.

Also schrieb ich diesen Text in so kurzer Zeit, dass mir kaum Zeit für Abwägungen blieb. Und, da ich tatsächlich müde war, fehlte mir auch die gewohnte Kraft!

Und schau an, der Text berührt mich trotzdem. Weil ich mich, wie sich immer, irgendwie in jeder Zeile wiederfinden kann. Es gibt nichts, was mich nicht auf diese oder jene Art beschäftigt. Zustimmend oder ablehnend. Je nach Laune meiner Gefühle.

Und genau deshalb könnte ich dich umarmen lieber @Wizzzzard2000 für deine Meinung

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  • Gelöscht von Vali
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Der Text ist auf jeden Fall interessant. Er ist näher, persönlicher, als Deine meisten Sachen, die ich gelesen habe. Die Bilder in den Strophen sind erlebt, unmittelbar , ansprechend. Die Punkige Attitüde des Refrains gefällt mir auch.
Ich verstehe den Refrain nicht. Es scheint eine politische Aussage zu sein, aber als solche kann ich sie nicht verorten. Der Hass gegen den hass ist ja ein Motiv, das bei Dir öfer schon mal durchschimmerte. Das scheint so eine Spiegel im Spiegel Geschichte zu sein. Ich hasse nicht nur den, der hasst, ich hasse auch den der den Hassenden hasst, ich hasse, daß ich den hassenden des hasser hasse. Ich möchte überhaupt keinen Hass.
Ich glaube, ich verstehe doch. Die politische Verortung ist selber ein Akt des Hasses, insofern das Bekenntnis zum Einen ein Ablehnen des Anderen ist. Wir müssen die Politik überwinden und aufhören, zu hassen. Aber vielleicht sind das gar nicht deine Gedanken, sondern meine. Die launige Verortung als Ossi scheint auch ein Hinweis auf etwas zu sein, das mindestens mehrdeutig ist.
Für mich jedenfalls ganz klar das Beste, was ich von Dir gelesen habe. Weil persönlicher, weil echter. Weil die Mehrdeutigkeit interessant ist.
 
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Ich hasse nicht nur den, der hasst, ich hasse auch den der den Hassenden hasst, ich hasse, daß ich den hassenden des hasser hasse. Ich möchte überhaupt keinen Hass.
Danke (y) Und außerdem sehr schön beschrieben👍
Wir müssen die Politik überwinden und aufhören, zu hassen. Aber vielleicht sind das gar nicht deine Gedanken, sondern meine.
Auch hier fühle ich mich gut verstanden.

Die launige Verortung als Ossi scheint auch ein Hinweis auf etwas zu sein, das mindestens mehrdeutig ist.
Ich bin in der DDR groß geworden. Ich kenne und verstehe die Unzufriedenheit vieler meiner Landsleute hinreichend. Habe zwiespältig darüber zwiespältige Songs gesungen.,.,
Ich wohne ähnlich lange in Westberlin. Auch wenn sich die Erfahrungen und Ausdrucksweisen verschieden sind, die Menschen unterscheiden sich mE nicht wesentlich. Vielleicht sind die Trigger-Punkte nicht identisch, oder die Mentalität - aber das Bedürfnis, sich anerkannt zu fühlen, im Zweifelsfall Verstand oder Sensibilität von Kritikern, gemessen an eigenen Fähigkeiten, in Frage zu stellen, finde ich überall.

Es gehört zu meinem Credo, aus eigenem Erfahrungen schöpfen zu wollen. Auf meine Art!! Und wie die Dinge momentan liegen, dürfte mein Refrain momentan Zustimmung hier und Ablehnung da auslösen. Und beides nehme ich lächelnd ernst.
]
Für mich jedenfalls ganz klar das Beste, was ich von Dir gelesen habe. Weil persönlicher, weil echter. Weil die Mehrdeutigkeit interessant ist.
Wenn es für dich klar ist und dennoch mehrdeutig, freut mich diese widersprüchliche Anerkennung sehr. Ich möchte gern von den unterschiedlichsten Menschen verstanden werden. Aber nicht in EINEM Song! Das geht nicht! (Wie schnell beispielsweise Dylan ausgepfiffen wurde, als er sein Ansichten plötzlich in „Krachmusik“ umhüllte…)

Dieses Anliegen prägt (aus meiner Sicht) eigentlich jeden meiner Texte . Tatsächlich übe ich mich in vielen Tonfällen, die ich richtig oder fälschlich interpretiere. Na und? Ich bin nur ein Mensch.
 
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Ich glaube, ich verstehe doch. Die politische Verortung ist selber ein Akt des Hasses, insofern das Bekenntnis zum Einen ein Ablehnen des Anderen ist. Wir müssen die Politik überwinden und aufhören, zu hassen.
Guter Interpretationsansatz.

Meiner ist ein ganz anderer; Es geht gar vielleicht nicht um Politik, sondern nur um allgemeinen Hass gegen alles und jeden, oder Selbsthass, oder manchmal weiß man gar nicht, was genau man heute hassen will. Lenin ist vielleicht nur das, was man im Filmterminus "Red Hering" nennt. Eine falsche Fährte. Vielleicht sogar ein unterbewusstes Ablenkungsmanöver für das LI selbst. Dass das LI "Ossi" ist, ist vielleicht nur eiin Zufall oder eine Laune des Schicksal. Aber vielleicht habe ich das nur überinterpretiert. Wieder so ein schöner Text, wo jeder reininterpretieren kann, ohne mit der Nase zu sehr auf die Bedeutung gestuppst zu werden. Sehr gut!
Ich bin müde oh verdammt
Jetzt ruft auch noch die da an
Ich bin so alt, das ich vergaß
sie wollte was… Hm.. sie wollte was
Das machte mir mal früher Spaß…
Das da klingt nach allgemeiner Lebensmüdigkeit.
Ich bin müde. Bin ich das?
Oder lähmt ein Virus mich
ein Gedanke im Gedicht
der nun Müdigkeit verspricht
oder Spott und sogar Hass?
Das hier füttert meinen Verdacht, der Trigger ist dem LI selbst nicht wirklich bewusst und somit kann der Hass auch nicht zielgerichtet oder politisch motiviert sein.

Der Titel ist ein schönes Oxymoron, hat mich geködert.

Klugscheißermodus aus ;)

Grüße und schönes Wochenende!
 
Der Text ist auf jeden Fall interessant. Er ist näher, persönlicher, als Deine meisten Sachen, die ich gelesen habe.
Vielen Dank. ;)
Die Bilder in den Strophen sind erlebt, unmittelbar , ansprechend. Die Punkige Attitüde des Refrains gefällt mir auch.
„erlebt“ ist ein sehr interessantes Wort,., was besagt die Zustimmung: Ja, das hab ich persönlich erlebt??? Nichts! Denn ich kann dem vor Ort begegnet sein, oder auch nur im Kopf. Ich bleibe gern ein Urlauber unter Urlaubern!!

Gleiches gilt vielleicht auch für die Verse, die du leider als unpersönlicher empfindest. Die einen schreiben gern wissende Urlaubskarten, betonen gern ihre Fähigkeit, sich schnell einzuleben. Ich bin gern ein Fremder! Was ich nicht kenne, ernährt noch immer die kribbelnde Neugier meiner Jugend. Für mich ein schönes Gefühl!
 
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Hallo, @Der_Blindschleich ,
Es geht gar vielleicht nicht um Politik, sondern nur um allgemeinen Hass gegen alles und jeden, oder Selbsthass, oder manchmal weiß man gar nicht, was genau man heute hassen will
nur um Hass…“- gegen diese Bewertung wehrt sich mein Gefühl. Ich geh eigenem und fremden Hass bewusst aus dem Weg oder versuche entsprechende Positionen so gut es geht zu entkrampfen. Hier wird es eben spannend. Wie tief verstecken sich die Ursachen mit ihren Trickerpunkten?!?

Tja, manchmal provoziere ich mich textend gern selber… um mal wieder etwas mehr über mich zu erfahren… ;)
 
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Der Titel ist ein schönes Oxymoron, hat mich geködert.
Ich würde es, mal streng genommen, als Paradoxon betrachten. Oder als Chiasmus: Wer das Hassen hasst, dessen Hass hasst. ;) Witzig und zutiefst aktuell! Stilmittel sind eben die Götter der Sprache
 
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nur um Hass…“- gegen diese Bewertung wehrt sich mein Gefühl. Ich geh eigenem und fremden Hass bewusst aus dem Weg oder versuche entsprechende Positionen so gut es geht zu entkrampfen. Hier wird es eben spannend. Wie tief verstecken sich die Ursachen mit ihren Trickerpunkten?!?
sorry, ich wollte natürlich niemandem Hass und schon gar nicht allgemeinen Hass unterstellen. Schreckliche Formulierung meinerseits. Und vielleicht kommt es auch dadurch, weil mein LI in meinen Texten immer zum "Method Acting" neigt und selten meiner wirklichen Gefühlslage entspricht und ich offenbar, unterbewusst, anderen das auch manchmal unterstelle, ohne böse Absicht.

Also, wie gesagt, sorry, ich will natürlich niemandem Hass unterstellen. Hab das Ganze eher aus künstlerischer, kreativer Sicht kommentiert.

Grüße
 
Und vielleicht kommt es auch dadurch, weil mein LI in meinen Texten immer zum "Method Acting" neigt und selten meiner wirklichen Gefühlslage entspricht und ich offenbar, unterbewusst, anderen das auch manchmal unterstelle, ohne böse Absicht.
Ein interessantes Stichwort, was du, lieber @Der_Blindschleich hier auf die Bühne schickst! (y) -Ich gehe ebenfalls als Texter von höchst individuellen Erfahrungen aus! Denn diese kann ich selbstbewusst behaupten, ohne dass mich mir jemand Lebensfremdheit unterstellen kann! Wer das trotzdem tut, geht mir am A… vorbei! :)

In den letzten Jahren habe ich am eigenen Leib besser begriffen, wie, wann, wo und warum wir Menschen wohl hassen (müssen) oder eben nicht. Auf jeden Fall ist das Thema sehr ergiebig. Und gleichzeitig unterhaltsam… was ja noch gar nichts über den konkreten Inhalt eines Textes besagt. Sondern eher nur über den verbalen Umgang mit einer „Schlachtszene“!
 
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