Im Klassenraum die Kinder rennen

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ArkaEchyon
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Ein heikles Thema, mit dem man nicht scherzen sollte. Könnt ihr euch vorstellen, das Lied so (weiter) zu texten und so zu singen, dass es nicht pietätlos wirkt? Das ist bei dieser Melodie nicht einfach.
Wenn man aber das Thema ernsthaft bearbeitet – ähnlich wie Reptile666 in Amok – und die Vortragsweise richtig wählt, könnte es hinhauen.

Auf die Melodie ...
Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen

Im Klassenraum die Kinder rennen
ums nackte Leben, denn es naht
mit einer Knarre der Amokläufer
bereit für die Verzweiflungstat.

Er ist den Kindern dicht auf den Fersen,
er zielt und schießt und trifft ein Bein.
Und mit vor Scherzen verzerrter Stimme,
da hört man laut sein Opfer schreien.

........ wie geht's weiter, damit der Text nicht nur das Thema "benutzt", sondern kritisch bearbeitet? ............
 
Eigenschaft
 
Rein berichtend faende ich das zu platt. Es ergibt sich natuerlich automatisch eine Reibung durch die Kombination mit der Weihnachtsliedmelodie, aber das allein waere mir zu wenig bzw. auch leicht in den falschen Hals zu bekommen, was Du ja anscheinend gern vermeiden willst. Bei "Morgen Kinder wirds was geben" klappt das noch besser, weil ich zum einen eine Botschaft erkenne und zum anderen das Lachen zwar auch bitter ist aber nicht undbedingt im Hals stecken bleibt. (Nicht falsch verstehen. Schon die Kombination mit dem Weihnachstlied ist ja schon eine Botschaft und Humor kann ja auch so richtig boese werden. Man stelle sich mal das Publikum vor, dass bei "Morgen Kinder" noch recht unbeschwert mitlachen kann und jetzt so richtig schlucken muss. Vereinzelte nervoese Lacher, dann betretenes Schweigen. Vielleicht auch Veraergerung, Zorn) Da ist dann der Scheideweg, ob da doch noch mehr dahitnersteckt (intelligente, boese Kritik, das Publikum kann zumindest vereinzelt mitlachen, Du bist auf der Seite des Publikums) oder ob Du es letztenendes auf Dein Publikum "abgesehen" hast. (Du willst es betroffen machen, vorfuehren etc.)
Oder anders: Wie soll das Stueck hier zu Deinen anderen Weihnachtsliedern stehen?
Soll es sich einreihen, hervorstechen, einen Gegensatz darstellen ? Worum geht es Dir mit Deiner Reihe? "Morgen Kinde" vereint in meinen Augen gekonnt Gesellschaftskritik mit der konkreten Kritik am Weihnachstgetue auf Knopfdruck. Je nachdem womit Du mit dem Text hier hinwillst, sehe ich entweder ein bisschen die Gefahr, dass es zur hohlen Masche verkommt, weil bisher nur der Kontrast zur Weihnachstimmung bleibt und dann wird es vielleicht garnichtmal absichtlich geschmacklos, weil es hier viel mehr um Einzelschicksale geht (auch wenn da vielleicht jeder einen anderen Fall im Kopf hat. ) Oder eben ein bewusst "terroristischer" Angriff auf die Weihnachtsstimmung, der auch Kollateralschaeden in Kauf nimmt. Was aus kuenstlerischer Sicht durchaus seine Berechtigung haben kann. Mir persoenlich waere spitzzuengige, boese, intelligente Kritik aber am liebsten. (Wenn ich jetzt mal das Publikum bin.)
Ein Ansatzpunkt fuer Kritik, den ich sehr gerne einmal sehe wuerde waere zum Beispiel das Verhalten der Presse.

Abschliessend wuerde ich die Frage stellen, ob das in die Reihe reinpasst, ob Du Dich mit persoenlichen Problemen des Taeters auseinandersetzen willst oder das lieber aussen vor laesst. (Meine Meinung, die man aber nicht teilen muss: Die uebrigen Texte waren mehr allgemeiner, gesellschaftlicher Natur. (Rein von der Form her, das greift natuerlich alles ineinander.) Das wuerde ich hier dann genau so angehen oder eben bewusst einen Bruch machen und den Text ausserhalb der Reihe stellen. Vielleicht ueberbewerte ich das mit der Reihe auch, aber so habe ich das verstanden.
 
@ Tinitus
Ja, im ersten Moment fand ich es in dieser Form auch platt. Das Wort "Knarre" geht beispielsweise bei einer ernsthaften Version gar nicht. Und mit dem "berichtend" hast du völlig recht. Nur den Vorgang zu beschreiben wäre Unsinn.
Die Melodie wirkt ja eher fröhlich. Wenn man sie allerdings etwas langsamer spielt und eher ernst und gefühlvoll singt, dann ändert sich die Wirkung. In diesem Fall wären die beiden "berichtenden" Strophen nur der Einstieg, die den Hörer schnell zum Thema hinführen. Doch dann müsste eine tiefere, ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema stattfinden, in der es nicht mehr um die Beschreibung äußerer Vorgänge geht, sondern um Hinter- und Abgründe. Da es aber viele Facetten gibt, die man vermutlich nicht alle bearbeiten kann, müsste man sich auf eine Perspektive konzentrieren. Zum Beispiel die persönlich-seelische. Oder die mediale. Oder die politische. Oder oder oder. Wenn es in die Reihe mit den anderen passen soll, wäre eine gesellschaftskritische Position sinnvoll, jedoch auch die persönliche wäre okay.

Musikalisch sehe ich zwei Varianten:
Entweder man spielt es in dem Tempo, wie man es gewöhnlich hört. Das Lied klänge dann eher fröhlich, unbeschwert. Gleichzeitig wählt man einen Text, der auf eine Art gesellschaftskritisch ist, dass das Lachen tatsächlich im Hals stecken bleibt.
Oder man spielt es langsam, gefühlvoll – wie bereits oben beschrieben.

Ich bin mir noch nicht schlüssig, ob ich mich daran versuchen soll. Mal kucken.
 
Hier nun eine mögliche Version des Amok-Weihnachtsliedes zur Melodie „Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen“. Die Zeilen passen bei richtiger Betonung m.E. alle auf die Melodie – mit zwei kleinen Schönheitsfehlern. Beim Wort „Selbsttherapie“ wird nicht – wie üblich – die erste Silbe betont, sondern die zweite. Und bei der Zeile „ihre selbst begang’nen Sünden trägt“ müssen die ersten drei Silben so schnell gesungen werden, dass sie auf zwei Schläge passen.

Im Klassenraum die Kinder rennen

Im Klassenraum die Kinder rennen
ums nackte Leben, denn es naht
mit seiner Waffe der Amokläufer,
bereit für die Verzweiflungstat.

Er ist den Kindern dicht auf den Fersen,
er zielt und schießt und trifft ein Bein.
Und mit vor Schmerzen verzerrter Stimme,
da hört man laut sein Opfer schreien.

Es schreit den Schrei des Amokläufers,
den man bei ihm hat überhört.
Besonders laut schreit jetzt die Presse,
die sich ereifert, sich empört.

Mein Gott, wie konnte das nur passieren,
er war doch völlig integriert?
Na ja vielleicht auch etwas verschroben,
man möchte sagen, isoliert.

Die große Treibjagd, sie hat begonnen,
der Täter wird ein Shooting Star.
Und schon sehr bald, ja, da weiß man nicht mehr,
was ist nur Show und was ist wahr?

Experten meinen, die Laien rätseln,
das Volk betreibt Selbsttherapie.
Doch wie die Opfer den Täter schufen,
darüber sprechen die meisten nie.

Es ist halt so wie in jeder Gruppe,
sie braucht `nen Bock, den sie gern schlägt.
Ein Bock, der duldsam, in aller Stille,
ihre selbst begang’nen Sünden trägt.

Doch so ein Mensch ist halt nicht wie Jesus,
mit dem man alles machen kann.
Denn er bricht aus und verlässt den Kerker,
er kommt und rächt sich ... irgendwann.
 
hi,

hier nen vorschlag zu deiner letzten version:

Im Klassenraum die Kinder rennen

Im Klassenraum die Kinder rennen
ums nackte Leben, denn es naht
mit seiner Waffe der Amokläufer,
bereit für die Verzweiflungstat.

Er ist den Kindern auf den Fersen,
er zielt und schießt und trifft ein Bein.
Und mit vor Schmerz verzerrter Stimme,
hört man laut sein Opfer schreien.

Es schreit den Schrei des Amokläufers,
den man bei ihm hat überhört.
Besonders laut schreit jetzt die Presse,
die sich ereifert, sich empört.

Mein Gott, wie konnt' das nur passieren,
er war doch völlig integriert?
Na ja vielleicht auch leicht verschroben,
man möchte sagen, isoliert.

Die große Treibjagd hat begonnen,
der Täter wird ein Shooting Star.
Und schon sehr bald weiß man nicht mehr,
was ist nur Show und was ist wahr?

Experten wissen, Laien rätseln,
das Volk betreibt Selbsttherapie.
Doch wie die Opfer Täter schufen,
darüber spricht die masse nie.

Es ist halt wie in jeder Gruppe,
sie braucht `nen Bock, den sie gern schlägt.
Ein Bock, der ruhig, in aller Stille,
ihre begang'nen Sünden trägt.

Doch so ein Mensch ist nicht wie Jesus,
mit dem man alles machen kann.
er bricht aus, verlässt den Kerker,
er kommt und rächt sich ... irgendwann.

find den anfang echt gelungen, der rest is so lala, weil ich finde, man kann NICHT unbedingt allen opfern von amokläufern vorhalten, sie hätten jemanden dazu getrieben. es trifft immer auch unschuldige. wobei selbstredend auch niemand verdient ermordet zu werden, der mobbt, klare sache. also nen heikles thema jedenfalls, mit der weihnachtmusik drunter mit derbem impact, schätze ich, wenns noch besser ausgearbeitet würde.


gruß,

micha
 
Zuletzt bearbeitet:
find den anfang echt gelungen, der rest is so lala, weil ich finde, man kann NICHT unbedingt allen opfern von amokläufern vorhalten, sie hätten jemanden dazu getrieben. es trifft immer auch unschuldige.

Ja, die Stelle mit den Opfern ist problematisch - selbst wenn man die Opfer als "Gruppe" betrachtet. Aber ich glaube, da muss ich passen. Mir fehlt da momentan irgendwie der Draht. Auch aufgrund der Komplexität des Stoffes.
 
ok, aber bald is weihnachten...:rolleye::D

jedenfalls hats ordentlich potential find ich und sollte nicht ad acta gelegt werden. :)
 
@scraping-micha
Mal sehen, ob ich mich da noch mal hineinvertiefe.
 

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