In The Year 1968

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In den letzten Tagen und Wochen habe ich sehr viel Musik "von früher" gehört,
Songs von Springsteen und der E Street Band, Neil Young und... natürlich... von Jimi Hendrix.
Das hat mich wohl dazu gebracht, heute diesen englischen Songtext zu schreiben.
Ich stelle ihn hier vor in der Hoffnung, noch einige Anregungen und Verbesserungsvorschläge
von den ForumsteilnehmerInnen zu erhalten.


In The Year 1968
//Text entfernt//
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo n****t,
ich war 68 noch lang nicht auf dem Plan und kenne die Stars von damals nur teilweise, also fehlen mir da mind. 2 Jahrzehnte Verständnis.
Dein Text kommt mir trotzdem so vor aus hättest du aus andren Liedern Phrasen genommen und für dich neu zusammengestellt? Mit "summer of 68" bist du natürlich haarscharf an 69 dran. Oder ist es etwa gewollt und es sind zahlreiche Anspielungen auf andere Songs drin, die ich leider nicht kenne?
Zum Englisch kann ich nix sagen, ich bin zufrieden wenn ich's verstehe - korrigieren können andere besser.
 
Mit "summer of 68" bist du natürlich haarscharf an 69 dran.

Du meinst wahrscheinlich "Summer of 69" von irgend so einem Mainstream Typen, ich komme grad nicht auf den Namen. Damit liegst Du allerdings ganz falsch, das war nie meine Mucke, hatte zu dem Zeug nie einen inneren Bezug.
Es war halt einfach nur so, dass dieser Sommer 1968 von mir in besonderer Weise erlebt worden ist. Ich war endlich frei, hatte im Mai das Abitur mit Ach und Krach bestanden, das Studium begann erst zum Wintersemester. Keine Schule mehr, ich bin durch halb Europa getrampt, war in Nanterre bei den Mai Demos, war in Berlin beim SDS, hab sozusagen angefangen zu leben. Raus aus dem Mief der Kleinstadt, in der ich gelebt hatte, raus aus dem Elternhaus, wo der Vater als ehemaliges NSDAP Mitglied noch in den 50er Jahren Witze über Juden gemacht hat bei Familienfeiern.
Und niemand hat sich darüber aufgeregt.
Der Song hat also nichts mit anderen Songtexten zu tun, schon aber mit der Musik und dem Lebensgefühl dieser Zeit. Es war tatsächlich ein Aufbruch zu neuen Ufern.
 
Ist wahrscheinlich der Generations- und Sozalisationsunterschied, dass ich nicht so richtig in das Feeling reinkomme. Von den aufbegehrenden 68ern auf unsere Seite der Mauer landeten leider nicht wenige hinter Gittern und wurden übel schikaniert. Zum Glück vor meiner Zeit, aber die Geschichten hört man eben immer noch...

Nichtsdestotrotz, dein Text, glaube ich, wird für einen Song in dem Gengre gut funktionieren und bei den richtigen Leuten bestimmt Resonanz finden.
 
Hi, @n****t ,

Ja, 1968 war ein markantes Jahr, nicht nur für die BRD, sondern auch für mich. Da war ich schon Student und verbrachte ein praktisches Jahr als Englischassistent an einem Bonner Gymnasium, um mein gesprochenes Deutsch zu verbessern. Und die ersten Worte, die ich dazulernte, waren "Notstandsgesetze" und "Kundgebung"! Kurz danach - in der Karnevalszeit - folgten die Worte "ich liebe dich".
Ich hatte in Bonn zwei Kollegen. Wir bildeten die Basis für viele britische Witze: "There were an Englishman, an Irishman and a Scotsman ..." Wir wurden von Party zu Party gereicht, um die Texte der Beatles-Lieder zu erklären ("Sergeant Pepper" war gerade aktuell). Glücklicherweise stammte unser Engländer ausgerechnet aus Liverpool!

Im Gegensatz zu dir verarbeitete ich das Jahr 68 lyrisch zeitnah. Ich habe ein paar lieder aus der Zeit, die ich heute noch bei Gelegenheit singe. Stilistisch liegen sie irgendwo zwischen "Des Knaben Wunderhorn" und Leonard Cohen (Jimi Hendrix war nicht mein Ding.) Aber wie dein nachträglicher Text behandeln sie nicht die politischen Ereignisse, sondern die persönlichen Erlebnisse.

An deinem Text finde ich nichts, was ich sprachlich verbessern müsste. Im Gegenteil - du setzt einige feste Redewendungen passend ein (z.B. "moved six feet under", "memories sweetened my years"), und einige originale Formulierungen (z.B. "Time to find and time to lose myself,") sind auch dabei.

Über zwei Wörter grübele ich noch:
1. "... on my sandy shelf" - hat das mit "left on the shelf" zu tun, also "keine abgekriegt" zu haben? "Shelf" ist kein direktes Synonym für "beach", "shore", "strand" o.ä. Oder hat es nur mit Sommer/Strand/Urlaub zu tun? dann wäre "...on my sandy shore" besser. Da schwingt "neue Ufern" mit. Deine Übersetzung "sandigen Riff" entspräche eher "sandy reef" - und da schwingt Abgeschnittenheit mit. Alles richtig - aber immer ein bißchen anders in der Aussage.

2. "I missed the wisdom of the elder ones" - Könnte es sein, dass "I lacked the wisdom of the elder ones" eher zuträfe? To miss heißt, etwas nicht zu finden, was man erwartet hätte oder schon kannte. To lack heißt schlicht nicht zu besitzen. Beides wäre sinnvoll: entweder waren die Älteren nicht so weise, wie ich es mir vorstellte, oder ich besaß nicht die Weisheit des Alters.

Habe ich gern gelesen!

Cheers,
Jed
 
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Es war halt einfach nur so, dass dieser Sommer 1968 von mir in besonderer Weise erlebt worden ist. Ich war endlich frei, hatte im Mai das Abitur mit Ach und Krach bestanden, das Studium begann erst zum Wintersemester. Keine Schule mehr, ich bin durch halb Europa getrampt, war in Nanterre bei den Mai Demos, war in Berlin beim SDS, hab sozusagen angefangen zu leben. Raus aus dem Mief der Kleinstadt, in der ich gelebt hatte, raus aus dem Elternhaus, wo der Vater als ehemaliges NSDAP Mitglied noch in den 50er Jahren Witze über Juden gemacht hat bei Familienfeiern.
DAVON hätte ich gerne etwas in Deinem songtext gelesen bzw. würde ich gerne hören.
Ich kann gut verstehen, was Du mit dieser Zeit verbindest - irgendwie verschränkt sich ja da eine Lebenszeit des Aufbruchs mit einer Generationenzeit und sogar einer gesellschaftlichen Zeit des Aufbruchs - es scheint aber, aus meiner Sicht: leider, in dem songtext nur in allgemeinen Worten und Bildern (sunshine, season) auf.

Paradoxerweise scheint beides zu stimmen: Du verbindest damit sehr konkrete Erlebnisse und Erfahrungen (das Reisen durch den Kontinent, was ja auch mit Kontakten, einem Aufbruch, dem Kennenlernen von anderen Kulturen etc. zu tun hat bleibt völlig unerwähnt) - im Text verwendest Du allgemeine Bilder.
Für Dich mag das ja dann das Erinnern an Konkretes auslösen - für den Leser tut es das nicht (zumindest für mich stimmt das so).

Es ist natürlich Deine Entscheidung als Autor, was Du zeigst und was Du mitteilst - ich wollte Dich nur darauf hinweisen, dass es eine gewisse Kluft zwischen konkreten Erfahrungen und allgemeinen Bildern zu geben scheint - und ich denke, das hat Katz sehr gut zum Ausdruck gebracht: dass für den, der diese Zeit nicht selbst erlebt hat, diese allgemeinen Bilder eben auch nur allgemein wirken.

Womit ich weder beim ersten Lesen noch beim nochmaligen Lesen wirklich klar gekommen bin, ist diese Zeile:
//Text entfernt//
Als Kind vermißte ich keine Weisheit der Welt - da war ich hochzufrieden damit, dass die ganze Welt ein großes Wunder war und jeden Tag neu entstandt ... natürlich habe ich mich darüber gefreut, dass es eine Mutter und ein Pflaster gab wenn mal wieder ein Knie oder ein Arm gelitten habe - aber als Kind habe ich in keinster Weise die Weisheit der Älteren vermißt.
Das habe ich als Jugendlicher, nahe an dieser Zeit, noch weniger: Da sind mir eher die ganzen bedenkentragenden, die Köpfe wiegenden Altvorderen auf den Keks gegangen, die am Alten festhielten, ohne begründen zu können, warum oder - schlimmer noch - so etwas wie die Lüge des Vietnamkriegs unserer befreundeten Amerikaner oder den knüppelnden Schah-Freunden gut geheißen haben - auch wieder nicht vorwiegend mit Argumenten sondern mit so Worten wie "Das verstehst Du noch nicht.", "Das macht man nicht." oder "Komm Du erst mal in die Jahre." oder ähnliches aus der Phrasendreschmaschiene.

Kurz gesagt: Ich persönlich verstehe den Bezug zu Kindheit (!) (ich denke, der Text geht um die Jugendzeit) und der Weisheit der Älteren, die von den Kindern vermißt wird, nicht.

Gibt es Aufklärung?

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Von den aufbegehrenden 68ern auf unsere Seite der Mauer landeten leider nicht wenige hinter Gittern und wurden übel schikaniert

Danke für Deine aufmunternden Sätze! :)
In so einem Regime wie der DDR überrascht mich das nicht wirklich. Aber danke für die Info, solche Details sind leider hier im Westen nur wenig oder gar nicht bekannt.
Schikanen gab es allerdings auch hier. Mit meinen langen Haaren wurde ich auf dem Gymnasium noch kurz vor dem Abi vom Direktor vor der Klasse aufgefordert, meine Haare abschneiden zu lassen. Was ich jedoch nicht tat, weshalb mir ja auch in der Folge das Leben schwer gemacht wurde und ich beinahe bei der Abiprüfung durchgefallen wäre. Dies nur als ein Beispiel von vielen. 68 war ja erst der Beginn einer Bewegung, die Nachwehen der NS Zeit endlich aufzuarbeiten. Das war ja bis dahin nicht geschehen, leider.
 
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Du hast dir eigentlich mit 68 ein sehr vielseitiges Thema rausgesucht, was von jedem anders erlebt/interpretiert wird. Deshalb fände ich es um so spannender, wenn du in deinem Text kongreter und persönlicher wirst, z.B. das mit einfügst was du hier dazu schreibst - klingt nämlich interessanter als die allgemeinen Floskeln :)
 
//Text entfernt//

Ich stimme ein in den Chor: Phonetisch klingt der Text ganz gut. Aber außer daran, dass Hendrix erwähnt wird und das Jahr 68, lässt sich der Text keiner bestimmten Ära zuordnen. Erste Küsse, Sommerferien, Musik: Das ist kein Lebensgefühl einer bestimmten Zeit, sondern schlicht und einfach Jugend in unserem Kulturkreis.
 
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Deshalb fände ich es um so spannender, wenn du in deinem Text kongreter und persönlicher wirst, z.B. das mit einfügst was du hier dazu schreibst

Beim Schreiben meiner Kommentare zu Deinen Anmerkungen gingen mir ähnliche Gedanken durch den Kopf. Für das "Publikum" sind diese doch eher politischen Geschehnisse sicherlich interessanter als dieser Text, der eben nicht politisch sein will, sondern mein persönliches Erleben des Sommers im Jahr 1968 vermitteln soll. Von heute aus gesehen sind die politischen Sachen natürlich viel wichtiger und interessanter als mein persönliches Erleben. Aber zu der Zeit selbst gab es noch nicht das, was heute als "Generation 68", gerade auch wieder anläßlich des 50. Jahrestags in aller Munde ist. Für mich persönlich war es in erster Linie ein ganz toller Sommer, es gab ungewöhnlich viele sonnige Tage, die Anspannung des Abiturdramas war auf einmal weg, die allerersten, zarten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht, die Musik dieses Sommers, dies waren die Dinge, die für mich an erster Stelle standen.
Aber Du hast vollkommen Recht. Es macht Sinn, mich mit dem Thema nochmal auseinander zu setzen und vielleicht entsteht ja ein neuer Songtext daraus, der dann mehr mein Erleben der politische Ebene zum Inhalt hat. Aber wie gesagt, damals waren mir diese politischen Dimensionen kaum bewußt, auch meine Reisen zu den Pariser Maiunruhen in Nanterre oder zum SDS in Berlin waren im Grunde mehr aus Neugier denn aus politischen Motiven heraus unternommen worden. Ich war noch viel zu jung und zu grün hinter den Ohren, um da mitzumischen.
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1. "... on my sandy shelf" - hat das mit "left on the shelf" zu tun, also "keine abgekriegt" zu haben? "Shelf" ist kein direktes Synonym für "beach", "shore", "strand" o.ä. Oder hat es nur mit Sommer/Strand/Urlaub zu tun? dann wäre "...on my sandy shore" besser. Da schwingt "neue Ufern" mit. Deine Übersetzung "sandigen Riff" entspräche eher "sandy reef" - und da schwingt Abgeschnittenheit mit. Alles richtig - aber immer ein bißchen anders in der Aussage.

Danke für das Lesen des Textes und für Deine Anmerkungen dazu.

Offenbar kannst Du durch Dein persönliches Erleben des Sommers im Jahr 1968 besser verstehen, dass uns die gesellschaftspolitische Bedeutung dieses Jahres noch gar nicht so richtig bewußt war, daß das persönliche Empfinden andere Schwerpunkte beinhaltete.

Der Begriff "sandy shelf" kam mir in den Sinn, um auszudrücken, dass ich an einem Wendepunkt im Leben stand, was mir völlig bewußt war, eben dieses Riff, umsäumt von Sand, als Synonym für die Unsicherheit, es gab für mich noch keinen festen Untergrund unter den Füssen. Möglicherweise gibt es einen besseren englischen Begriff, ich lasse mich da gern von Dir beraten.

. "I missed the wisdom of the elder ones" - Könnte es sein, dass "I lacked the wisdom of the elder ones" eher zuträfe? To miss heißt, etwas nicht zu finden, was man erwartet hätte oder schon kannte. To lack heißt schlicht nicht zu besitzen. Beides wäre sinnvoll: entweder waren die Älteren nicht so weise, wie ich es mir vorstellte, oder ich besaß nicht die Weisheit des Alters.

Danke für diese Klarstellung. Da hast völlig Recht, ich habe die falsche Vokabel benutzt. Ich meinte natürlich "I lacked the wisdom of the elder ones". Was ich ausdrücken will, ist " mir fehlte die Weisheit der Erwachsenen, hab zu ihnen hochgeschaut, sie bewundert."
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Kurz gesagt: Ich persönlich verstehe den Bezug zu Kindheit (!) (ich denke, der Text geht um die Jugendzeit) und der Weisheit der Älteren, die von den Kindern vermißt wird, nicht.

Gibt es Aufklärung?

Ja, sicher gibt es die. Ich hatte dazu grad schon Jeds Beitrag kommentiert.

Ich hab einfach die falsche Vokabel benutzt, statt "missed" hätte da "lacked" stehen müssen. Im deutschen gibt es diese wichtige Unterscheidung wohl nicht, da sind die Angelsachsen wohl wie so oft feinsinniger als wir Allemannen. ;-)
 
Aber wie gesagt, damals waren mir diese politischen Dimensionen kaum bewußt, auch meine Reisen zu den Pariser Maiunruhen in Nanterre oder zum SDS in Berlin waren im Grunde mehr aus Neugier denn aus politischen Motiven heraus unternommen worden.
Ich glaube gerade diese naive Neugier wäre eine erfrischende Perspektive für die schon sehr politisierte Debatte. Von daher finde ich deinen Ansatz mittlerweile plausibler - aber noch nicht ganz ausgereift...
 
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Stimme Katz da zu - es geht aus meiner Sicht gar nicht darum, einen "politischen" Text zu machen ob nun mit oder ohne die "jetzt kann ich es "richtig" einordnen" - Perspektive.
Beispielsweise fände ich es sehr spannend zu erfahren, wie Du die Maiunruhen in Frankreich erlebt hast - aus dem damaligen Gefühl heraus. Neugier reicht.

Neulich habe ich mich mit ein paar Leuten darüber unterhalten wie wir eigentlich die Zeit empfanden als die Mauer fiel. Das war sehr spannend, gerade weil es nicht eingeordnet wurde in einen größeren politischen Zusammenhang, in politische Oberbegriffe oder irgendein Fazit. Zum Beispiel haben wir - bzw. diejenigen, die es in direkter Nähe zur Grenze, in Berlin etwa - erlebt haben, als ein Gefühl des Brodelns beschrieben, ein Gefühl, als ob plötzlich alles möglich wäre, eine Zeit, in der viel offen war, viel in Bewegung war, sich Dinge durchmischten: Trabbis auf dem Kuhdamm, permanent überfüllte U-Bahnen, wie man als Wessi seine Einkäufe anders plante, weil in erreichbarer Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln die Lebensmitteldiscounter völlig überlaufen und leergekauft waren, wie die Straßen voller Leute waren, die einfach schauten und rumliefen - ohne Zorn, ohne Wut, eher mit Neugier, so als wäre die Schaufensterscheibe plötzlich eingedrückt, an der man sich die ganze Zeit die Nase platt gedrückt hat und man kann es noch gar nicht so richtig glauben ... diese Gefühl gab es nur eine bestimmte Zeit lang ... und dann hielt wieder so etwas wie Alltag Einzug ...

Was das Fehlen und Vermissen angeht: Vielleicht fehlt mir da irgendwas: als Kind habe ich jedenfalls die Weisheit der Älteren weder vermißt noch hat sie mir gefehlt ... und als Jugendlicher kam es mir extrem selten weise vor, was die Erwachsenen so machten, was sie für wichtig hielten und was nicht und auf welche Welt sie da stolz waren ...

x-Riff
 
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Der Text hat mich jedenfalls zum Nachdenken und Nachschlagen gebracht. Ein paar unzusammenhängende Anmerkungen: Jimi Hendrix war lt. Wikipedia seit 1966 mit eigener Gruppe und unter eigenem Namen erfolgreich unterwegs (Monterey Festival 1967). Das nur als Aufhänger: Es lag schon länger was in der Luft, vor allem bei der Musik. Es gibt da irgendwo einen Einschnitt, wo junge Leute massiv nicht mehr deutsche Schlager hörten, sondern Langhaarige mit kleinen Combos, in dem das Schlagzeug eine große Rolle spielte und die Bassbox die ausgestellten Hosenbeine flattern ließ.
Der Minirock kam schon 1962 auf die Titelseite der Vogue; da war die "Pille" in der BRD schon erhältlich.

All das war dem "Establishment" ein Graus, aber nicht unbedingt "politisch" - auch nicht im weiteren Sinn dieser Formulierung, die in den Folgejahren aufkommen sollte. Der SDS war zwar 1961 von der SPD ausgeschlossen worden und begann 1965, den Blick auf die dritte Welt zu richten - aber wer wusste das ausserhalb kleiner Grüppchen in ein paar Universitätsstädten? Insofern finde ich die Beschreibung eines "Neugierigen", der hier und da auch reinguckt, wo es "politisch" ist, aber mehr nicht, durchaus gelungen: Es gab - vor allem später - Überschneidungen, aber längst keine Identität von politischer und kultureller Abnabelung. Was mich gerade vor diesem Hintergrund irritiert, ist die Zeile mit den irgendwo bewunderten Älteren und ihrer Weisheit - die kriege ich mit dem Rest (und dem, was @n****t über die letzte Zeit in der Schule schreibt) überhaupt nicht zusammen.

Zur Ergänzung: Die Butlers, ein Vorläufer der Renft-Combo, war in der DDR 1964/65 durchaus etabliert und durfte sogar eine LP aufnehmen. Die offizielle Politik änderte sich später; die Butlers wurden im Oktober 1965 und die Sputniks 1966 aufgelöst, und die gerade erst "neu" entstandenen Puhdys bekamen 1970 ein regionales Auftrittsverbot (zu laut, zu viel Englisch). Die Pille wurde 1965 eingeführt und ab 1972 kostenlos abgegeben. Auch östlich der Mauer blieb nicht alles beim Alten, aber da war 1968 weniger wegen Paris als wegen Prag ein Einschnitt.
 
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Was mich gerade vor diesem Hintergrund irritiert, ist die Zeile mit den irgendwo bewunderten Älteren und ihrer Weisheit - die kriege ich mit dem Rest (und dem, was @n****t über die letzte Zeit in der Schule schreibt) überhaupt nicht zusammen.

Danke Dir für Deine Anmerkungen, die ich sehr interessant finde.
Ich schrieb:
„As a child I lacked (missed) the wisdom of the elder ones“
Damit meinte ich mein vorpubertäres Kindsein, als die Welt, so wie sie war, für mich noch im Grossen und Ganzen in Ordnung schien, was sich dann während und nach der Pubertät stark verändern sollte.


Auch östlich der Mauer blieb nicht alles beim Alten, aber da war 1968 weniger wegen Paris als wegen Prag ein Einschnitt.

Das ist auch an mir nicht spurlos vorüber gegangen. Mein Lieblingssender 1968 war Radio Free Europe (ich glaube, so hiess er, bin mir aber nicht ganz sicher). Er spielte den ganzen Tag lang die Musik, die ich liebte, Beatles, Stones, Kinks, The Who, Hendrix, Doors, The Pretty Things, Small Faces.... es gab ja damals so viele tolle Gruppen und Songs. Die Ansage dazwischen war auf tschechisch, ich verstand nur die Namen der Gruppen und die Titel der Songs. Aber das machte überhaupt nichts. Auch, dass es sich um einen Sender auf der Mittelwelle handelte, spielte damals überhaupt keine Rolle. Im öffentlich-rechtlichen Radio wurde ja den ganzen Tag nur seichter Schlagerkram von Roy Black bis Peter Alexander gedudelt.
 
Damit meinte ich mein vorpubertäres Kindsein, als die Welt, so wie sie war, für mich noch im Grossen und Ganzen in Ordnung schien, was sich dann während und nach der Pubertät stark verändern sollte.
ABer spräche nicht (auch) das dafür, den Titel zu ändern und die Jahreszahl verschwinden zu lassen, die - gerade weil damit jedeR irgendwas verbindet - in Bezug auf den Text eine falsche Fährte legt?

Ich gebe aber gern zu, dass es eine vertrackte Kiste ist. Auf der einen Seite sind es relativ normale Abnabelungsprozesse, wie es sie spätestens seit den 50er Jahren in vielen Ländern gibt. Auf der anderen Seite gab es in den 60ern ein paar Besonderheiten, die ich oben versucht habe zu skizzieren, und die gab es so nur in wenigen westeuropäischen Ländern. Beide Dimensionen in einem Text unterzubringen und dabei beiden gerecht zu werden, ist vermutlich ne ziemliche Herausforderung.
 
ABer spräche nicht (auch) das dafür, den Titel zu ändern und die Jahreszahl verschwinden zu lassen, die - gerade weil damit jedeR irgendwas verbindet - in Bezug auf den Text eine falsche Fährte legt?

Ursprünglich hab ich den Text unter dem Titel "As A Child" abgespeichert. Damit beginnt ja mehrmals der Chorus. Ich fand dann allerdings, dass es inhaltlich auch nicht ganz passt, weil in den Strophen ja tatsächlich eigene Erlebnisse im Sommer 1968 angesprochen werden.

Ich weiß nicht genau, was Du mit "falsche Fährte" meinst. Wenn es das ist, was ich vermute, dass Du wie andere hier auch konkrete Bezüge auf gesellschaftspolitische Bezüge des Summers 1968 vermißt, dann wäre es für mich nur dann eine falsche Fährte, wenn ich damals schon die Bedeutung dieser Zeit wahrgenommen hätte und so eine Art Kleinstadt- Rudi Dutschke gewesen wäre. Das war ich aber nicht. Ich habe, glaube ich, ganz ähnliche Erfahrungen gemacht wie andere Jugendliche später und heute auch, nur dass es zufällig im Jahr 1968 war. Und ich glaube, daß mein eigenes Erleben der Zeit nicht groß abgewichen ist von dem anderer Jugendlicher in der Zeit des Umbruchs, des Eintritts ins Erwachsenenleben.

Soll ich aber deswegen die Jahreszahl unterschlagen? Ich finde nicht. Mir geht es auch darum, zu zeigen, daß wir damals nicht eine ganz besondere Generation, eben die viel zitierten "68er" waren, sondern gar nicht so viel anders wie andere Jugendliche danach und davor. Und dass so etwas, wie die Jugendbewegung des Jahres 1968 immer wieder (und hoffentlich bald) kommen kann.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
so als wäre die Schaufensterscheibe plötzlich eingedrückt, an der man sich die ganze Zeit die Nase platt gedrückt hat und man kann es noch gar nicht so richtig glauben ... diese Gefühl gab es nur eine bestimmte Zeit lang ... und dann hielt wieder so etwas wie Alltag Einzug ...

Das hast Du sehr anschaulich beschrieben. So ähnlich war das tatsächlich auch für mich gewesen, ob in Nanterre oder Berlin oder später im Jahr 1968 an der Uni, als das Wintersemester begann.
Sicherlich wäre es interessant, darüber einen Songtext zu schreiben. Aber zu dem vorliegenden Text passt es meiner Meinung nach nicht. Da geht es nicht um eine Momentaufnahme außerhalb des Alltags, da geht es für mich um Alltag im Früher und Jetzt. Da geht es auch um das Altern und das Nachdenken über die Vergangenheit, ganz persönlich für mich.

als Kind habe ich jedenfalls die Weisheit der Älteren weder vermißt noch hat sie mir gefehlt ...

Warst Du tatsächlich als Kind schon mit Weisheit gesegnet? Alle Achtung, da kann/konnte ich leider nicht mithalten. Ich war nicht weise als Kind, allenfalls ein Naseweis. :)
 
"Vermissen" würde ich das nicht nennen, aber die Zahl ruft nunmal bestimmte Assoziationen auf, und dazu kommt nicht viel. Ist für mich in Ordnung, aber ich würde das ersma "Coming of Age in the (late) 60s" nennen (und dann nach einem griffigeren Titel suchen :ugly:).

Warst Du tatsächlich als Kind schon mit Weisheit gesegnet? Alle Achtung, da kann/konnte ich leider nicht mithalten. Ich war nicht weise als Kind, allenfalls ein Naseweis. :)
Ich vermute, dass diese Reaktion am Kern der Sache vorbeigeht. Ich hatte eine ähnliche Bemerkung wie @ x-Riff im Kopf - aber keineswegs, weil ich weise war oder glaubte, es zu sein, sondern schlicht und einfach dessen, weil die "Älteren" für mich als Kind auf einem anderen Planeten lebten. Mit ihrer Denke konnte ich in meiner Welt (heute könnte ich sagen "in meiner Parallelgesellschaft") nicht viel, meistens sogar noch weniger anfangen, und deshalb schien sie mir auch nicht erstrebenswert oder etwas in der Art. Es bedeutete denn auch keinen Mangel, nicht über dieses Repertoire zu verfügen.
 
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Mit ihrer Denke konnte ich in meiner Welt (heute könnte ich sagen "in meiner Parallelgesellschaft") nicht viel, meistens sogar noch weniger anfangen, und deshalb schien sie mir auch nicht erstrebenswert oder etwas in der Art, und es bedeutete keinen Mangel, nicht über dieses Repertoire zu verfügen.

wie sie als Mensch so waren, konnte ich als Kind noch nicht wirklich beurteilen. Deshalb hätte ich als Kind nie sagen oder denken können, dass mir ihre Welt nicht erstrebenswert schien. Ich habe als Kind einfach bewundert, dass sie auf fast jede Frage, und ich hab als Kind sehr viel gefragt, eine Antwort wußten. Ich hab meinen Onkel bewundert, der in den 50ern aus Bochum mit einem VW Käfer zu uns in die Kleinstadt kam, ich habe als Kind Autos und Autofahrer bewundert, sobald die sich mal in unsere kleine Stadt verirrten.
Anscheinend haben wir beide Kindheit völlig unterschiedlich erlebt. Ich weiß nicht, in welcher Zeit sich Deine Kindheit abgespielt hat. Möglicherweise in einer Zeit, in der bereits Massenmedien wie Fernsehen und Internet prägend waren. In meiner Welt gab es das alles noch nicht, mag sein, dass es daran liegt.
 
Bei mir geht es tatsächlich in Richtung saitensauber.
Ich hielt mich nicht für schlauer oder weiser als Erwachsene, es war eher eine andere Welt. Klar kannten sie auf viele Fragen eine Antwort, aber sie haben auch merkwürdige Dinge gemacht oder Sachen gemacht, die für uns gar nicht einsichtib waren.

Es spielten bei mir nicht die Medien eine Rolle - vielleicht eher umgekehrt: ich habe meine Zeit mit Gleichaltrigen verbracht und wir haben unsere Dinge unter uns geregelt. So manche Intervention von Erwachsenen fanden wir merkwürdig und nicht nachvollziehbar. Beispielsweise hat meine Mutter sich total aufgeregt, als eine Lehrerin mich und einen anderen Schüler gemeinsam zu einer Baumschule geschickt haben, um einen Strauch Rosen zu kaufen, den wir bei einer Klopperei auf dem Schulgelände zunichte gemacht haben. Meine Mutter fand das unzumutbar, dass mich meine Lehrerin mit dem Schüler losschickte, mit dem ich mich gehauen hatte und war nahe daran, eine offizielle Beschwerde loszulassen.
Wir beiden Schüler fanden da überhaupt nichts bei: wir hatten uns gekloppt, danach war die Sache bereinigt und natürlich kann man dann gemeinsam einen doofen Rosenstock kaufen gehen ...
So Sachen halt.

Aber im Grunde ist es vielleicht einfach so: Wenn man als Erwachsener durchaus unterschiedliche Ansichten über alles mögliche haben kann - warum nicht als Kinder? Und warum nicht als Erwachsene, die sich an ihre Kindheit erinnern?

Es geht mir auch überhaupt nicht ums "Rechthaben" - ich finde einfach interessant, dass es da Unterschiede gibt und frage einfach nach.

Was für mich bislang auf jeden Fall rausgekommen ist, dass ein Teil der Leute den Text vorwiegend auf Grund des Titeln als einen Text "über die Zeit 68" eingestuft hatten und dementsprechende Erwartungen hatten. Ein Text muss ja Erwartungen gar nicht erfüllen. Und man kann mit Erwartungen auf sehr viele verschiedene Arten umgehen.

x-Riff
 
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Anscheinend haben wir beide Kindheit völlig unterschiedlich erlebt. Ich weiß nicht, in welcher Zeit sich Deine Kindheit abgespielt hat. Möglicherweise in einer Zeit, in der bereits Massenmedien wie Fernsehen und Internet prägend waren. In meiner Welt gab es das alles noch nicht, mag sein, dass es daran liegt.

Ich vermute mal, dass es auch ein bisschen mit dem Verhältnis zu den Erwachsenen und der eigenen Persönlichkeit als Kind zu tun hat. Meine Mutter war z. B. stark von den 68er-Idealen geprägt, frauenbewegt und alternativ, mein Vater dagegen relativ konservativ, auch konservativ erzogen. Zwischen diesen beiden Polen hat sich meine Kindheit abgespielt. Ich war eher der Typ introvertiertes, nachdenkliches Kind, das sich nicht so viel getraut hat. Ich hatte vor der Pubertät wie du eine gewisse Ehrfurcht vor dem Wissen und Können von Erwachsenen und habe da vieles bewundert, mich später aber dann umso energischer innerlich davon distanziert.

Ich würde mich aber auch für eine Titeländerung des Songs aussprechen. Denn du schlägst darin einen viel weiteren Bogen als das, was man als unbedarfter Außenstehender assoziiert, wenn man so einen Titel liest. Du ziehst in gewisser Weise Bilanz, erinnerst dich an deine Kindheit, an den emotionalen Aufbruch und die Ablösung in der Jugendzeit und schwelgst auch etwas in Nostalgie, weil diese Zeit für dich aus heutiger Perspektive eine sehr lebendige, glückliche war. Im Song kannst du die Verweise auf die Zeit ja drinlassen, aber wenn ich "Summer of 1968" lese, habe ich als Erstes die Assoziation an Bruce Springsteen und als Nächstes die an diverse Stereotypen, die ich wie viele hier nur second hand aus Erzählungen und aus dem Fernsehen kenne und die nicht viel mit dem Lebensgefühl zu tun haben, das du schilderst. Was wahrscheinlich daran liegt, dass für dich dieser Sommer 1968 eben mit persönlichen Erfahrungen gefüllt und nicht von politischen und gesellschaftlichen Klischees geprägt ist.
 
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