Infos zu altem Harmonium gesucht - gebaut von J.G. Gschwind, Stuttgart

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Hallo Leute,
ich hoffe, ich bin hier richtig bei den alten Tasten :D
Ich hab zu Hause ein altes Harmonium stehen und wollte schon immer mal was genaueres zu dem Instrument wissen.
  • Was für ein Art das ist (da gibts wohl verschiedene)
  • Wie alt das ca. sein könnte
Ich hab es geerbt von meiner Großmutter, die es wohl wieder von ihrer Mutter hatte (das weiß ich aber nicht so genau)
Es ist von J.G.Gschwind, Stuttgart
Links ist ein Stempel mit "Karl König von Württemberg" und rechts einer mit "Württembergische Landesgewerbeausstellung Stuttgart 1881"
Vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen - Und vielen Dank im Voraus
Ich hab auch noch eine "Bedienungsanleitung", die muß ich aber erst noch transkripieren
DSC_0167.JPG DSC_0168.JPG DSC_0169.JPG DSC_0170.JPG
 
Eigenschaft
 
Die Registerbezeichnung kann man nicht gut erkennen, deshalb hier separat:
Baß: 8' Diaphasen 8' Dolce 4' Principal
Diskant: 8' Melodia 8' Aeoline 4' Flûte

Wie versprochen hier die Gebrauchsanleitung (leider auch ohne Datum):


DSC_0171.JPG


Da Sütterlin heutzutage nicht mehr ganz so gebräuchlich ist :rolleyes: , hab ich den Text transkripiert:

Einige Winke zum Gebrauch
Die rothen Register sind ganz sanfte zarte Register,
will man stärker spielen zieht man Melodia & Diaphasen,
will man im Diskant oder Baß je stärker spielen nur eines
dieser Register dazu; also z.B. Dolce & Melodia.
Zieht man noch Flute & Principal dazu, so hat man das ganze Werk,
hinzu noch eine Steigerung mit dem Knieschweller;
um crescendo & decrescendo zu spielen. Es ist gut, wenn man
sanft spielt, nur wenig Wind zu treten bei vollem Werk & starkem Spiel
muß dann auch mehr Wind erzeugt werden; Dadurch kann man
die Wirkungen noch verstärken


Danke,
Jonny
 
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Hallo Jonny,

zu dem Hersteller kann ich Dir nichts sagen. Du hast ein kleines Saugwindharmonium mit zwei Chören. Der schwache dritte Chor ist lediglich ein Halbzug, durch den weniger Luft in die Kanzelle dringt und so die Zungen leiser klingen. Das Saugwind war in Deutschland und Amerika sehr verbreitet und verdrängte das Druckwind, das vor allem in Frankreich beliebt war. Ein großes Problem ist das Gummituch für den Balg, welches über die Jahrzehnte altert und undicht wird. Man pumpt sich irgendwann tot, um Luft zu bekommen.

Viele Grüße

Andreas
 
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Hallo Andreas,
super vielen Dank!
Genau die Info hab ich gesucht.

Grüßle,
Jonny
 
hallo Jonny,

falls Deine Harmonium-Bälge hinüber sind, musst Du sie halt neu beziehen. Das ist eigentlich keine Großtat. Den passenden Gummistoff kannst Du bei der Fa. Laukhuff in Weikersheim kaufen; zum Verleimen empfiehlt sich Knochen- oder Hautleim.

Gruß Claus
 
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Du hast ein kleines Saugwindharmonium mit zwei Chören.
Woran siehst Du daß das ein Saugwind ist und kein Druckwind? Ist es nicht so, daß die Druckwindharmonien niedrig gebaut sind und die Saugwind ein hohes Gehäuse haben? Demnach hätte ich dieses eigentlich als Druckwind eingeordnet. Aber ich kenn mich nicht wirklich aus.

Weiter würde mich interessieren was das Register "Prinzipal" genau macht.
 
Ich frage nach dem "Principal" wegen einem Harmonium, das diesem hier ähnelt. Es hat folgende Register:
Forte - Sourdine - Viola - Flute ----- Principal - Expression ----- Flute - Clarinette - Tremolo - Forte

Die Mittige Anordnung des "Principal", zusammen mit Expression und der Abstand zu den anderen Registern deuten darauf hin, daß es sich beim Principal um etwas besonderes handelt. Also nicht einfach um einen weiteren Klang.

Beim Tremolo gehe ich davon aus daß ein rotierendes Bauteil den Klang verändert.
Bei der Sourdine vermute ich eine Abdämpfung des Klanges durch eine Klappe.
Forte wird vermutlich eine Klappe öffnen um den Klang lauter zu machen.
Viola und Flute bzw. Flute und Clarinette dürften jeweils eigene Stimmzugen haben und somit einen anderen Klang erzeugen
Expression dürfte den Magazinbalg ausschalten.

Da ich mich nicht wirklich auskenne freue ich mich über Berichtigungen.
 
Woran siehst Du daß das ein Saugwind ist und kein Druckwind? Ist es nicht so, daß die Druckwindharmonien niedrig gebaut sind und die Saugwind ein hohes Gehäuse haben? Demnach hätte ich dieses eigentlich als Druckwind eingeordnet. Aber ich kenn mich nicht wirklich aus.

Weiter würde mich interessieren was das Register "Prinzipal" genau macht.
Hallo Seiml,

alleine von der Bauform lässt sich nicht immer auf Druckwind oder Saugwind schließen. Bei Jonny sprechen aber die Register sowie für mich der nur eine (?) Kniehebel auf der rechten Seite dafür. Druckwindharmonien haben außerdem fast immer einen Expressionszug. Bei nur einem Kniehebel ist dieser häufig in der Mitte für das Grand Jeu. Am sichersten weißt Du es, wenn Du das Instrument von hinten anschaust.

Hast Du Bilder von Deinem Instrument? Ich würde vermuten, dass es ein Zweispiel ist, also nur zwei Zungenreihen besitzt. Da der Principal abgesetzt in der Mitte ist, würde ich auf eine seltene Bezeichnung für Grand Jeu, also alle Register zusammen tippen. Bei Sourdine und Forte hast Du recht. Rotierende Tremoloelemente kenne ich nur von Saugwindinstrumenten (dort heißt das Vox Humana), falls Deines französischer Bauart ist, dürfte es sich um eine federbelastete Klappe handeln, die auf das Clarinette-Register wirkt. Das ist normalerweise ein sehr schöner Effekt.

Soviel erstmal:)
 
Danke! Ich hab auch mal irgendwo gelesen, daß Druckwind-Harmonien meistens links zwei schwarze Tasten haben und Saugwind-Harmonien links drei schwarze Tasten. Aber wie sicher dieses Unterscheidungsmerkmal ist, weiß ich auch nicht.

Bilder von dem Instrument sind hier:
Ich weiß nicht, ob die Anzeige noch für jedermann sichtbar ist. Sie wurde rausgenommen, weil jemand das Harmonium holen wollte, was dann aber wohl doch nicht passiert ist.
Eigentlich such ich ja ein Harmonium mit Perkussion. Aber da dieses in der Nähe ist und kostenlos, war ich am Überlegen...
Ob das französischer Bauart ist, weiß ich nicht. Es soll auch nirgends ein Herstellername zu finden sein. Leider ein etwas rätselhaftes Instrument.
Kann jemand einschätzen, wann das ungefähr gebaut wurde?

Ein Register Vox Humana ist also grundsätzlich ein Hinweis darauf, daß es sich um ein Saugwind handelt und nicht um ein Druckwind? Oder gibt´s auch bei Druckwind "Vox Humana"?
 
Ich konnte die Anzeige noch aufrufen. Das ist definitiv ein Druckwindharmonium, Baujahr könnte von 1860-1910 alles sein, ist anhand der eher unscharfen Bilder nicht festzumachen.

Den Tonumfang als Unterscheidungsmerkmal zu nehmen halte ich für nicht sinnvoll, viele halten sich zwar daran, es gibt aber auch einige Ausnahmen, wie zum Beispiel die Liszt-Organs von Mason and Hamlin. Von einer Vox Humana bei einem Druckwindinstrument habe ich noch nie gehört, wäre auch von der Bauart nicht sinnvoll.

Instrumente mit Percussion klingen zwar sehr schön, sind aber schwierig zu bekommen. Der Markt ist ziemlich abgegrast. Wenn man nicht einen Glückstreffer landet findet man nur die Sammlerinstrumente im mittleren vierstelligen Bereich oder welche die stark restaurierungsbedürftig sind.
 
Wenn man nicht einen Glückstreffer landet findet man nur die Sammlerinstrumente im mittleren vierstelligen Bereich oder welche die stark restaurierungsbedürftig sind.
Im Prinzip gibt es noch die Möglichkeit ein neues Harmonium nach eigenen Wünschen bauen zu lassen. Aber zumindest in Deutschland gibt es nur noch ganz wenige die so was machen. Wenn dich das interessiert dann schau Mal bei Reilich Orgel und Harmoniumbau vorbei. https://www.o-h-r.com Dort findest du unter dem Punkt Verkauf auch eine große Auswahl an Instrumenten aus deiner Werkstatt und von anderen Verkäufer. Die Preise sind Recht unterschiedlich und man bekommt ein simples Instrument für einige tausend Euro, aber auch welche mit mehreren Manuale und Pedal für wenige hundert Euro.

Ich selbst habe dort schon öfter einmal Ersatzteile bezogen. Aber allgemein kann man selbst als Laie viel selbst machen. Da kann ich den Arbeitskreis Harmonium der GDO empfehlen, dort findest du als Download ein PDF wo detailliert eine Reperatur beschrieben wird.
 

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