Interessant über II-V-I improvisieren (Akkordtöne klingen langweilig)

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comfortnoiz
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Hallo Zusammen,

ich spiele schon länger Gitarre und gerne auch mal einen Jazz Standard. Bisher habe ich
mich bei II-V-I Akkordverbindungen immer durchgewurschtelt: ich habe einfach mit
den Skalentönen der ionischen Skala der I herumgespielt und einfach intuitiv das gespiel,
was ich gut fand.

Ich wollte jetzt mal etwas systematischer an die Sache herangehen und habe mich
vor allem auf die Akkordtöne konzentriert. Dabei habe ich auch "Guidetones" (so heissen die glaube ich)
bei den Akkordübergängen gespielt (also z.B. die Septime der II auf die Terz der V durch einen
Halbtonschritt aufgelöst).

Aber ich muss sagen: es klingt todlangweilig!

Habt Ihr Tips, wie man etwas interessanter, dreckiger und abgefahrener über II-V-I
improvisieren kann? Welche anderen Skalen, Töne sind empfehlenswert? Welche
Aufnahmen könnt Ihr empfehlen?

Danke und viele Grüsse,

Jens
 
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Ja, EINE generelle Anregung dazu habe ich schon ... :

Das eigentliche Tonmaterial, das man benutzt, ist eine der meist-überschätzten Dinge überhaupt. Natürlich ist das wichtig, aber so richtig wichtig wird es erst in der Meister-Meister-Meisterklasse.

Für (uns) Erdlinge auf diesem Gebiet ist wesentlich entscheidender: Phrasierung, Timing, Rhythmus. D A S macht aus, ob etwas cool klingt, oder nicht. Stichwort: Aus wenigen und/oder unspektakulären Tönen was aufregendes zu machen versuchen.


Meine Meinung daher: Versuch´ lieber, dich in den Bereichen Rhythmische Gestaltung, Phrasierung, Timing zu schulen und zu verbessern, als zwanghaft nach "neuen Tönen" zu suchen ...

LG, Thomas
 
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...Aber ich muss sagen: es klingt todlangweilig!...

Ich sehe das äußerst ähnlich wie Kollege Turko, es kommt auf die musikalische Aussage an und die wird sehr durch Phrasing und rhythmische Gestaltung bestimmt.
Das schaut man sich am besten bei den großen Meistern des Jazz ab, etwas Eigenes wird das mit der Zeit von allein durch das "Verdauen" des Materials, technsich gesehen das Spielen damit und dabei das Verändern durch aufbrezeln oder vereinfachen.

Ein paar konkrete Vorschläge wären:
Spielst Du II-V Verbindungen eigentlich immer nur in Dur? Dann wäre es Zeit, auch Moll-Kadenzen zu üben (z.B. Vol 3 und Vol 16 der Aebersold Play-Alongs). In Moll wäre die Akkordverbindung IIØ - V7+9 - Immaj7 und klingt auch horizontal bespielt schon ganz schön abgefahren. Da kommst Du nämlich nicht mehr unbedingt mit den Tönen einer einzigen Tonleiter aus.

Es klingt ein wenig nach "Trockenübungen", was Du beschreibst.
In einem Standard wie "Ladybird" hast Du in den ersten 8 Takten durch 3 tonale Zentren zu spielen, ist das auch langweilig? Hast Du dir einmal angehört, was bekannte Jazzer darüber und über andere II-V-Verbindungen spielen?

Üben könntest Du z.B. auch so:
- Höre dir in deiner Jazz-CD/itunes-Sammlung oder auf Youtube viele verschiedene Versionen von Standards wie Ladybird an und höre/schreibe dir immer zumindest ersten 8 Takte von Thema und Solo Chorus heraus, um authentisches Vokabular aufzubauen.
- Standards findest Du in den diversen Real Books oder als Liste hier: http://www.jazzstandards.com/compositions/indexa.htm
- lege dir ein "Rhythmus Tagebuch" an, wo Du nur die rhythmische Gliederung von ein bis zwei Takten über Themen oder Solos sammelst, die dir rhythmisch besonders gut gefallen.
- schaue dich nach Rhythm Drills um, z.B. auf der Homepage von Uncle Willie "jazzeveryone.com" oder sonstwo im Netz
- substituiere Skalen, pentatonisch oder wie Emily Remler, angesprochen wird das hier: https://www.musiker-board.de/harmon...enutzt-ihr-zum-improvisieren.html#post5329350
- spiele Tensions aus, auffüllen mit Skalentönen und über Guide Tones verbinden kannst Du ja schon (d-f-a-c <-> f-a-c-e, g-h-d-f <->h-d-f-a )
- beschäftige dich mit diatonic und chromatic approach notes auf Akkordtöne statt nur mit Skalen
- lies dich mehr im Forum ein, da kommen noch jede Menge Tips oder arbeite ein gutes Buch mit vielen Übungen durch, z.B. Fritsch, Kellert, Lonardoni, Improvisation aus dem Leu-Verlag
- beschäftige dich mit ein paar kostenfreien Tips von Jamey Aebersold: http://www.jazzbooks.com/mm5/merchan...re_Code=JAJAZZ

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dein Üben langweilig bleibt, wenn Du ein wenig davon umsetzt.
Es ist super wichtig, Jazz - Stücke zu lernen und zumindest mit musikalischen Freunden zu spielen, allein wird alles irgendwann langweilig.
 
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Es klingt ein wenig nach "Trockenübungen", was Du beschreibst.
Stimmt. Wie gesagt wollte ich von meinem Nudel-Improvisationsansatz im Blindflug auf einen organisierteren Ansatz kommen. Dazu habe ich eine II-V-I Verbindung mit einer Begleitsoftware (irealb für das ipad) engespielt und darauf herumprobiert. Das ist für sich natürlich sehr steril. Vielen Dank für Deine Tips. Ich werde mir einfach ein Stück aus dem Real Book als Vehikel nehmen, um neue Ansätze zu üben. Alles andere ist trocken und langweilig. Viele Grüsse, Jens
 
Hallo Jens!

Ich kann die Aussagen turko und zonquer nur unterschreiben. Rhythmus und Phrasierung und auch Swingfeel, sind sind das A und O im Jazz.

Vielleicht noch diese Tipps:
zur Verbesserung des Swingfeels und der Steigerung des Spassfaktors beim Üben hat sich das CD-Metronome :
http://www.paulcarman.com/store/home.php
als sehr nützlich erwiesen. das sind (sehr gute) live eingespielte Swingdrumloops in verschiedenen Tempi und Taktarten. Als Alternative zu Aebersold finde ich die sehr gut, weil man kann auch mal nur eine Skala oder andere Übungen spielen und ist nicht gleich auf eine Akkordfolge festgelegt.

Als eine Fundgrube von wertvollen Übetipps und Motivationshilfe habe ich zuletzt diese Seite hier entdeckt:
http://jazzadvice.com/
Ich finde es toll was die Jungs da zusammengetragen haben...

Und last but not least: SINGE die Sachen die du spielen willst, erst Skalen (oder Abschnitte davon) und Akkorde später auch kurze Licks, die du am besten versuchst direkt nachzusingen ( Stichwort Solos heraushören). Und singe mit während du spielst.

Viel Spass und Erfolg beim Üben!

Robert
 

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