Hallo,
ja ich out mich mal:
Ich habe mein Akkordeon bei EBay ersteigert. Das Ganze hat eine Geschichte:
Ich habe mir zuerst (ahnungslos wie ich war) ein neues Hohner Amica IV 96 für 1800,- bestellt (in einem großen Internetshop). Das war dann qualitativ, klanglich und von der Ansprache so schlecht, dass ich es nach einer Woche wieder zurückgeschickt habe. Hier schon mal der erste Tipp: Falls Neukauf im Internet, dann nur wenn es eine Garantie auf kostenlose Rücknahme ohne Gründe gibt. Okay, ich habe mir mal erlaubt in das Instrument reinzukucken: Alles Kunststoff...
Ich habe mir dann gedacht: Okay, wenn ich für insgesamt 1800,- EUR was Gebrauchtes bei EBay ersteigere, dann kriege ich für das Geld erstens mehrere Instrumente und zweitens wird schon eines dabei sein, was in Ordnung ist. (Ich weis, das ist eine radikale Denke).
Dann habe ich das erste ersteigert: Ein 30 Jahre altes Weltmeister mit 96 Bässen und drei Chören. Laut Angabe "voll funktionsfähig".
Es kam dann an und der Verkäufer hatte einen Zettel beigelegt so nach dem Motto: "Ach, was ich noch vergessen hatte zu erwähnen..."
Also das Teil war TOTAL verstimmt, manche Stimmzungen waren in den Balg reingefallen... Arrgh!!! Nachdem es eindeutig hinüber war, habe ich die Gelegenheit genutzt, es auseinanderzubauen und was zu lernen ("Wie funktioniert sowas"). Alles schönes Holz, hat gut ausgesehen für einen Laien. Nix vergammelt.
Also hab ich das Dingens mal zu einem Akkordeonbauer gebracht und Ihn direkt gefragt, ob es sich lohnt das Teil herzurichten, was es wert ist danach etc.
Das Ende vom Lied war, dass es Generalüberholt werden musste. Also alle Stimmzungen mussten neu in Wachs gelegt werden, dazu natürlich gestimmt. Die Bassmechanik hatte auch irgendeinen kleinen Nachbesserungsbedarf.
Ich habe dann lange überlegt, ob ich das Teil in den Wind schießen soll (habe nicht viel bei EBay verloren) um das nächste zu ersteigern bei gleichem Risiko. Dann habe ich mich aber dafür entschieden, es zu "nehmen".
Also die Generalüberholung hat ca. 650,- EUR gekostet. Ca. einen Monat nach dem Überholen musste ich dann nochmal zum Akkordeonmeister, weil einige Stimmzungen angefangen haben zu kratzen, bzw. nicht mehr angesprungen sind.
Seitdem funktioniert es (Jetzt anderthalb Jahre lang) einwandfrei und es macht tatsächlich Spass, damit zu spielen.
Eine Grundlage, mich für das Teil zu entscheiden, war damals, dass ich vorher ein Leihinstrument hatte, dass mich 40 EUR im Monat gekostet hat. So habe ich die 650 EUR durch 40 geteilt und mir gedacht: Okay in zwei Jahren hat sich das Teil gelohnt, da stellt sich dann so oder so die Frage ob ich was besseres brauche, weil ich immer noch spiele, oder ob ich ggf. sogar wieder aufgehört habe.
Also Fazit würde ich sagen: Ich würde nur noch ein Instrument per EBay kaufen, wenn
a) Ich es vorher beim Verkäufer anschauen kann, und es in Ordnung ist
b) es in den letzten 5-10 Jahren generalüberholt wurde, oder
c) ich mich vorher informiert habe, was eine Generalüberholung bei soundsoviel Bässen und Chören kostet und ich das Instrument von woanders kenne (probegespielt habe wg. "persönlichem Spiel-Gefühl")
Wenn EBay, dann sollte man das Risiko (in Form von Geld) einrechnen. Ich würde mir ganz klare Preis-Grenzen setzten. Unbedingt vor dem Kauf irgendeine "fiese" Fach-Frage an den Verkäufer schicken, um ein Gefühl zu bekommen, was das für einer ist und ob er es anschauen lassen würde. Und ich würde mich auch bei einem Akkordeonmeister über ggf. anfallen Reparaturkosten bzw. den Wiederverkaufswert und auch die Wiederverkaufschancen zu informieren.
Es hilft nix, wenn man es zu einem Ladenhüter herrichten lässt, den man selbst nicht spielen will.
Gruß,
Axel