... Könnt ihr mir von der 8ten Invention in F Dur eine Analyse schreiben, oder zumindest die Punkte die ich nennen muss ..
Hi Dustoffreedom,
Das Stück ist super und beinnhaltet einiges dass man selbst auch wieder in Eigenem verwerten kann. Man kann eigentlich nur lernen, wenn man Bach analysiert.
Hier nun wie ich, als Improvisator, das Stück sehe:
Das Subjekt wird in alter Manier einstimmig vorgestellt. Es ist sehr schlicht gehalten und besteht aus einer reinen Dreiklangsfiguration. Anfangs- und Schlußton des Subjektes bildet wie in vielen anderen Kontrapunkten der Tonikagrundton.
Das Kontrasubjekt, es tritt im 2. Takt in der 1. Stimme ein, ist in alter Kontrapunktmanier sowohl melodisch als auch rhythmisch konträr zum Subjekt gehalten.
Subjekt und Kontrasubjekt sind nicht gegenseitig abgegrenzt (keine Codetta) und laufen direkt ineinander.
Ab Takt 4 tritt ein 2. Kontrasubjekt in der 1. Stimme ein und wird im nächsten Takt von der 2. Stimme übernommen. Es spinnt sich sequenzartig 3 Takte lang fort. Dieses Motiv wird auch später in der Durchführung wieder aufgegriffen.
Da die 2. Stimme von Beginn an die ersten 6 Takte der 1. Stimme um einen Takt nach hinten versetzt in der unteren Oktave wort wörtlich immitiert, spricht man auch von einem kanonischen Kontrapunkt. (Takt 1 - 6 der 1. Stimme = Takt 2 -7 der 2. Stimme.)
Harmonisch gesehen kommt das Stück sehr langsam in die Gänge. Erst im 6. Takt weicht Bach von der Tonika ab und wechselt durch einen Kleinterzsprung nach unten zur Tp als Sextakkord. Ein Takt später folgt ein weiterer Terzsprung nach unten und Bach landet so auf dem Terzquartakkord der Doppeldominante. Dabei spielt die 1. Stimme wieder das Subjekt (Takt 7) mit nachfolgendem Kontrasubjekt. (Takt 8)
Diese beiden Takte werden wieder kanonisch von der 2. Stimme ab Takt 8 aufgenommen. Dieses Mal allerdings nicht wortwörtlich, sondern figurativ, den Harmonien folgend (tonal).
Das Ganze moduliert nun zur Unterquinte und endet in einem kadenzierenden Ganzschluß.
Die Takte 12 -14 sind eine Kopie in der Unterquinte der Takte 1 -3. Die Rollen von 1. und 2. Stimme sind dabei allerdings vertauscht.
In den Takten 15 bis 20 werden rhythmische Figurationen von Subjekt und Kontrasubjekt benutzt, um von C Dur nach G Moll zu modulieren. Drehpunktakkord dabei ist F#o7 im Takt 15. Auf C Dur bezogen ist dieser Akkord DDv/3rd und auf G Moll bezogen Dv/3rd.
Im Takt 19 kommt die gleiche enharmonische Modulation nochmals, dann aber um von G Moll nach D Moll zu modulieren.Drehpunktakkord ist diesmal C#o7.
Ich würde sagen, "now it starts cooking". Hier, mitten in der Durchführung, liegt es nahe , Eigenes weiter zu spinnen. Bach macht es ansatzweise vor. Tonale, melodische Sequenzen folgen von Takt 21 bis 23. Wunderschön das Melodisch Moll (MM) im Takt 22 gefolgt von MM5 in Takt 23 (das ist mein absoluter Favorit in diesem Stück!!!)
Auch Takt 24 & 25 sind sequenziert . Harmoniefolge hierbei: D- G- | C7 F7 |.
In Takt 26 sind wir schlußendlich in Bb Dur (Jonisch!) angelangt, das bis Takt 28 auf der Tp von Bb Dur anhält. Diese wird nun umgedeutet als Sp von F Dur. Im Takt 29 wird in der 1. Stimme in abgewandelter Form wieder das Subjekt audgenommen und im Takt 30 an die Linke abgegeben. Nochmals wechselt Bach mittels Sekundärdominante nach Bb Dur, aber die Verweildauer ist zu kurz um als Modulation empfunden zu werden. In den Takten 32 bis Ende wird zur Tonika hin abkadenziert, ohne jedoch das Subjekt nochmals zu erwähnen.
So sehe ich das Stück. Wenn ich analysiere,dann nur zum Zwecke des freien darüber Spielens (angedeutete Improvisation).
Alle 2 stimmigen Inventionen eigenen sich hervorragend zu diesem Zwecke.
CIAO
CUDO