Jamsessions-aus dem RealBook spielen

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dadu12
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Hallo!!

Ich habe folgendes Problem: Immer, wenn ich auf JamSession, Proben etc... gehe oder gehen will, hab ich immer Angst, da ich einfach nicht in der Lage bin, einen Standard aus dem RealBook auf Anhieb zu spielen. Ich hab immer nur ein festen Repertoire und ich kann nur das spielen, dann aber gut.

Gibts eine Möglichkeit, das zu üben ?
Wie seit ihr damit klar gekommen?
Kennt ihr das?
 
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Es TROTZDEM tun ... !

In der Regel sind es immer die gleichen oder einander ähnliche Stellen, bei denen es einen schmeißt ... irgendwann hat man sie aber doch soweit im Griff, daß man zumindest ein persönliches und gefahrloses Standardprocedere für sie entwickelt, mit dem es sich zumindest leben läßt ... man darf halt keine Angst vor Spielfehlern haben ...

LG, Thomas
 
Eine gute Möglichkeit ist, die Musiker auf der Session zu fragen, welche Stücke haüfig gespiet werden. Für die nächste Session bereitest Du dann 1, 2 oder 3 von diesen Stücken vor, bittest die Musiker, diese Stücke zu spielen und spielst sie mit. Wenn Du das für jede Session so machst, hast Du irgendwann ein gutes Repertoire.

Außerdem kannst Du zu Hause üben, Leadsheets vom Blatt zu spielen. Dabei nimmst Du aber jedesmal ein anderes Stück, sonst ist es nicht mehr vom Blatt gespielt. Am Besten schaust Du das Stück vorher gut an, ohne zu spielen: Tonart, Tempo, Form (z.B. AABA?), Changes, gibt es Stops, Breaks etc. Dann ein paarmal (langsam?) durchspielen und weglegen. Es kommt auch ein bißchen auf's Instrument an. Wenn Du Klavier oder Gitarre spielst, kannst Du erst mal üben, nur die Akkorde zu spielen und zu compen. Wenn Du ein Melodieinstrumant hast, geht es zunächst mal ums Thema und das Solieren.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Na klar :D da kommen alte, aber intensive Erinnerungen hoch :rolleyes:...

Thomas' und McCoys Tips kann man kaum noch was hinzufügen. Evtl. noch: Wenn Du mit dem Einsteigen auf einer Session, die Du noch nicht kennst, etwas Zeit hast, geh zu Beginn ruhig erst mal ein paarmal "trocken" hin und guck Dir einfach nur an, was auf der Session passiert (denn es kann dort sehr verschieden zugehen) : Was für Leute steigen ein - Anfänger und/oder Fortgeschrittene und/oder Könner? Ist das Klima zwischen den Musikern kooperativ, gehen sie aufeinander ein? Oder stehen da Autisten nebeneinander, die auf ihren Ohren sitzen? (Anatomisch ist dieser Satz eine lustige Vorstellung, :rolleyes: aber das mit dem Auf-den-Ohren-Sitzen passiert gerade auf solchen Sessions gerne mal. :) ) Wie reagieren die anderen, wenn jemand (was immer mal passieren kann, wenn man aufgeregt ist) aus der Form fliegt?
Und schließlich: Welche Stücke werden häufig gespielt? (Es gibt Sessions, auf denen manche Stücke fast jedesmal hervorgeholt werden.) Wie oben schon stand: Auf vielen Sessions wird ein "Neuer" netterweise gefragt, was er denn spielen wolle. (Ich hab auch schon mal erlebt, daß das regelrecht formalisiert wurde.)

Wenn Du eine Session vom Zugucken her etwas kennst, kannst Du Deinen Bauch mitentscheiden lassen, wann es Zeit ist, - am besten so angstfrei wie möglich :) - einzusteigen.

Zusätzlich zu dem, was McCoy beschrieben hat, kannst Du noch zuhause beim Musikhören probieren, wie weit Du mitkriegst, wo die Band gerade in der Form des Stückes ist (also wann z.B. ein Chorus zuende ist, wann der nächste B-Teil kommen müßte usw.). Also ggf. auch wenn Du das Radio mitten in einer Musik einschaltest: Wie markiert z.B. der Schlagzeuger Übergänge - was macht der Pianist, um zu zeigen, wo die Band gerade ist :gruebel: usw.? Wenn Du auf einer Session einsteigst, schadet's nix, wenn Du das dort auch hörst - es hilft einem selber auch, die Form zu halten, wenn man etwas aufgeregt ist.

Apropos aufgeregt: Keine Sorge, wenn Du das erste Mal dort einsteigst, wird es nicht so sein, daß alle 97 Zuschauer im Club nur auf Dich gucken und nur darauf lauern, wann Du den ersten Fehler machst :). Auch wenn man beim ersten Mal womöglich das Gefühl hat, es sei so.

Aber wie McCoy schon andeutete: Welches Instrument spielst Du denn? (Da könnten wir mit dem Tips evtl. konkreter werden.) Und welche Stücke gehören bisher zu Deinem erwähnten Repertoire?

Michael
 
danke für die zahltreichen Antworten!
Ich denke, das Problem ist nicht,dass ich aufgeregt bin oder sowas. Ich kann einfach kein Leadsheet sehen und es dann vom Blatt spielen. Licks und Patterns hab ich auhc nicht wirklich drauf, halte aber auch nichts von denen. Ich improvisiere einfach.
Ich werde, sobald wie möglich, zu einer Session gehen, zuhören, beobachten und evt. mitspielen.
Wie lange dauert so eine Session ungefähr und wie viele stücke spielt einer ?

Zu meinem jetzigen Repertoire, das wieder aufgefrischt wird, gehört:
Spain
Stolen Moments
Blues for Alice
My Favorite Things
A Night in Tunisia
Andere müsste ich nochmal gründlich wiederholen.
Achja Chameleon: Da kann man ja super toll drüber jammen ;)
Ansonsten gibt es noch ein paar BigBandArrangements die ich aiuswendig kann, weiß aber nicht ob das für Session relevant ist.
Könnte die ja dann noch hinzufügen

Danke schonaml im Voraus
Darius

EDIT: Ich bin Pianist

ein paar der Stücke sind auf meinem Youtube Channel:
http://www.youtube.com/user/softskill06
 
Hallo Darius,
ein paar der Stücke sind auf meinem Youtube Channel:
http://www.youtube.com/user/softskill06
Nette Sachen bei :). Du bist 13? Respekt. (Oder sind die Filme älter?)

EDIT: Ich bin Pianist
Das ist schon mal nicht schlecht :), Pianisten sind nicht die zahlreichste Spezies auf solchen Sessions. Und sie spielen im Schnitt nicht so laut wie Gitarr... äh ja ;).

Die Herausforderung ist möglicherweise, wenn gleichzeitig eine Gitarre am Start ist, mit dem Gitarristen auf einen schönen Nenner zu kommen, wenn Ihr beide gleichzeitig einen Solisten begleitet oder wenn Du Solo spielst. Da müssen (sollten) beide gucken (bzw. hören), daß sie die Szenerie mit Akkorden nicht zumatschen. Wes Montgomery und seine Pianisten haben das in den 60ern z.B. genial gemacht.:great:

Wie lange dauert so eine Session ungefähr und wie viele stücke spielt einer ?
Kann beides sehr verschieden sein. Zur Länge: Bei den Sessions, die ich kenne, ging/geht die Eröffnung vielleicht so bis halb 10, und dann geht die Session bis 12 oder 1 Uhr.

Tja, wieviele Stücke spielt einer? Von eins bis unendlich. Bei Klavier, Baß oder Schlagzeug hab ich's ab und an erlebt, daß (wenn viele mitspielen wollten) so nach drei Stücken gewechselt wurde. Wenn halt Musiker-Ebbe herrscht, kann's auch schon mal sein, daß einer den halben Abend durchspielt. Der Hausschlagzeuger/-pianist/-bassist ist womöglich froh, nicht weiterspielen zu müssen, aber ohne Baß oder Schlagzeug geht's halt auch nicht so richtig.

Einen Sonderfall kenne ich aus Krefeld (kann sein, daß es das auch anderswo gibt): Der dortige Jazzclub veranstaltet einmal im Vierteljahr eine "Session for beginners", sonntagnachmittags zur Kaffeezeit in entspannter Stimmung (http://jazzklub-krefeld.de/index1.php?page=cms_newsflashLive.php&id=1354436860&top=live). Die sind bewußt straff organisiert: Repertoire wird vorher abgesprochen, Solisten (inkl. Reihenfolge) dito.
Das hat den Vorteil, daß es einfach klarer strukturiert über die Bühne geht. Ich hab mir das mal angeguckt: Die Stücke kommen relativ gut auf den Punkt, niemand hört mit seinem Solo irgendwo mitten in der Form auf (und kickt damit den Laden ins Nebulöse), für die Zuhörer ist es vergleichsweise kurzweilig, und die Bands nudeln sich nicht an irgendwelchen Stücken tot - weil z.B. keiner sich traut, Schluß zu machen. Es kann sich auch keiner mit 87 Chorussen Solo (zu jedem Stück natürlich) auf dem Podium festsetzen, ohne daß man ihn wieder wegbekäme. (Das kann nämlich sehr annnnnnstrengend sein ;).)

Stolen Moments
Blues for Alice
My Favorite Things
A Night in Tunisia
Die passen schon mal prima auf fast jede Session. Bei "Tunisia" sollte man sich lediglich drüber einigen, ob zwischen den Soli das Zwischenspiel laufen soll - aber das ist auch nur eine Kleinigkeit ;). Und bei "Stolen Moments" vorher absprechen, daß die Soli nicht über die Form laufen, sondern über den normalen Moll-Blues (es sei denn, Du willst über die Form solieren).

Auf gut besetzten Sessions kann sogar das funktionieren :great:. Ich erinnere mich da an sehr schöne Gelegenheiten im gewesenen "Blauen Salon" in Leipzig.

Achja Chameleon: Da kann man ja super toll drüber jammen ;)
Na dann :D.
Kann zwar - wenn man Pech hat:
in endlos ermüdende Zwei-Akkord-Nudeleien ausarten - alle Begleiter spielen zu viel, zu laut und immer gleich viel und gleich laut, alle Solisten spielen zu lang, kein Mensch spielt die schönen Riffs aus dem Original - und diejenigen, die wirklich ein schönes Solo aufbauen wollten, hätten keine Chance, durch den allgemeinen Klangbrei durchzukommen :nix: - es ist eine der effektivsten Methoden, einen Club leerzuspielen. Natürlich hab ich irgendwann (mit dem Baß) auch schon bei so was mitgeholfen
rolleyes.gif
, aber es ist nicht schön, weder für die Musiker, noch für die langsam flüchtenden Zuhörer...

kann aber:
mit einer kreativen Rhythmusgruppe, die vielleicht auch mal auf den Solisten hört ;) und fähig ist, auch mal weniger zu spielen als normal, richtig gut werden. :great: Euer Gitarrist in der Youtube-Big-Band-Aufnahme hat ja z.B. schon mal ein sehr nettes WahWah :D und weiß, was man damit macht.

Ansonsten gibt es noch ein paar BigBandArrangements die ich aiuswendig kann, weiß aber nicht ob das für Session relevant ist.
Könnte die ja dann noch hinzufügen
Ja, mach mal :). Die Arrangements selber sind vermutlich in den seltensten Fällen session-relevant, aber die Stücke ja vielleicht schon.

Michael
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Mühe, wirklich toll!!
Danke zum YoutubeChannel, ja ich bin 13, manche Sachen sind von vor 2 Jahren, sollte bald wieder was kommen.
Also mit einem Gitarristen hab ich noch nie wirklich gespielt, aber ich denke mal, eine Erfahrung ist es wert ;)
Das mit dem Absprechen ist so eine Sache :D. Das letzte Mal hatten wir uns null abgesprochen und Chameleon war einfach am Arsch!!! NAJA nächstes Mal
Chameleon ist einfach nur hamma. Das mit der Rythmus stimmt! Wenn die Kooperationa und der Einklang nicht da ist, danndanndannn.....

Meine Arrangement Stücke, die ich auswendig kann (ich kann sie nur rauf und runter spielen, weiß nicht wirklich was ich spiele oder wo ich bin, und kenn halt eben NUR diese Voicings. Wäre vlt eine Übung, das umzuformen, aber dann bin ich ja noch mehr beschäftigt.)
Chameleon
Fantasy
Mas Que Nada
(Go Daddy, OH)
(Take the 'A' Train)
() gleich so in etwa ....
 
Das mit dem Absprechen ist so eine Sache :D. Das letzte Mal hatten wir uns null abgesprochen und Chameleon war einfach am Arsch!!!
Genau das passiert dann bei dem Stück nämlich schnell ;). Es sei denn, Du erwischst vielleicht einen der seltenen Fälle, wo ein eingespieltes Tandem an Baß und Schlagzeug sitzt und der Rest Deiner Begleiter die Ohren aufmacht. Na ja, siehe oben :rolleyes:

Meine Arrangement Stücke, die ich auswendig kann (ich kann sie nur rauf und runter spielen, weiß nicht wirklich was ich spiele oder wo ich bin, und kenn halt eben NUR diese Voicings.
Hast Du einen Lehrer, der Dir da evtl. mehr zeigen kann?

Wenn die Voicings schön sind, ist es schon mal was.
Es gibt nämlich - im Kontrast dazu - auch Pianisten, die bei einer Session mit kompletter Rhythmusgruppe immer noch so spielen, als wären sie allein: also volles Baßprogramm in der linken Hand mitsamt durchgezogenem Rhythmus; mit anderen Worten: viel zuviel. Wohlgesetzte Begleitakkorde mit schönen Voicings (und selbst wenn es nicht sooo variable sind) sind da viel besser :)

Mas Que Nada
(Take the 'A' Train)
"A-Train" ist gleich noch ein höchst verbreitetes und geeignetes Session-Stück. :) Wenn Du das vorschlägst, können das mit 95% Sicherheit alle locker spielen.

Und "Mas que nada" ist eine schöne Alternative zu den 17.900mal gespielten "Blue Bossa", "Wave", "How insensitive" oder "One note samba". Zumal es die Zuhörer auch kennen (und sich folglich freuen) werden.
Allerdings solltest Du da Noten in Kopie für den Rest der Band mitnehmen - im alten Real Book steht es nämlich (glaube ich) nicht (es müßte im Latin Real Book stehen - ggf. Noten für Bb- und Eb-Instrumente nicht vergessen). Und den Ablauf mit der Form muß man vorher abmachen, damit der Laden nicht auseinanderläuft.

Von dem Stück gibt's übrigens eine genial dreckige Version :great: auf dieser Platte http://www.allmusic.com/song/mas-que-nada-mt0030239386 mit Ithamara Koorax und Gonzalo Rubalcaba - die ist allerdings weniger session-tauglich ;).

Michael
 
Wo mit Du Dich beschäftigen soltest, ist Comping, d.h. das Begleiten eines Solisten. Was spielt das Klavier, wenn z.B. ein Saxofonist gerade ein Solo spielt? Wenn z.B. auf dem Lead-Sheet ein Dm7 steht, was kann der Pianist da spielen? Es gibt zig Möglichkeiten, so einen Dm7 Akkord zu spielen (das ist das, was man in der Regel Voicings nennt), z.B. enge Lage, drop 2, drop2 and 4, der So What Akkord, rootless Voicings etc. etc. Ein guter Pianist kann eine ganze Menge solcher Voicings für jedes erdenkliche Akkordsymbol und ist in der Lage, innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde intuitiv zu entscheiden, welches davon er gerade jetzt spielen will. Am Anfang brauchst Du nicht zig von solchen Voicings, sondern vielleicht nur eine Handvoll oder 2-3 pro Akkordsymbol. Du solltest aber in der Lage sein, diese einigermaßen flexibel einzusetzen, im Idealfall auch rhythmisch flexibel. Also nicht eine einmal einstudierte Abfolge abspulen zu können, sondern jedesmal neu zu entscheiden, wie man es gerade machen will.

My Favourite Things wird auf Sessions übrigens ca. doppelt so schnell gespielt wie Deine Youtube-Version. Die Referenz-Version ist die von John Coltrane.

Viele Grüße,
McCoy
 
Hallo dadu,

noch ein paar Anmerkungen zu verschiedenen schon genannten Punkten.

Das Absprechen: Stücke, die man absprechen muss, sind mal generell nicht so geeignet, denn Konfusion ist vorprogrammiert, wenn nicht alle Beteiligten das Stück wirklich gut kennen. Beliebte Problemzonen sind wie Night in Tunisia Stücke, die in unterschiedlichen Formen gespielt werden (z.B. Corcovado ... "kurze" oder "lange" Form), oder Stücke, deren Solochorus sich vom Thema unterscheidet (Stolen Moments wurde genannt, betrifft z.B. auch Goodbye Pork Pie Hat, generell viele Moll-Blues). Absprechen sollte auf jeden Fall in Ruhe in der Pause passieren und nicht auf der Bühne, das ist fürs Publikum nicht so toll. Aber grau ist alle Theorie, in der Praxis siehts oft anders aus. ;)

Die Rolle des Pianisten: ... ist auch oft die, einfach Stücke mitspielen zu müssen, die sich andere wünschen. Der Nachteil ist, man muss ein gewisses Grundrepertoire haben, um sessiontauglich zu sein, am besten die Stücke, die auch üblicherweise auf der Session gespielt werden, die man ins Auge gefasst hat. Da gibts durchaus erhebliche stilistische und regionale Unterschiede. Der Vorteil ist wiederum, man muss nicht überall die Themen können, die spielt defacto immer ein Bläser. Auch kann man ein Solo abwinken, wenn man sich auf dem Stück nicht so sicher fühlt. Solange man es vom Hören einigermaßen kennt und mit den Changes auf dem Blatt was anfangen kann, ist alles in Butter. Hier ist McCoys Hinweis entscheidend zur Begleitung (Comping)!

Die Session: Schau dir die konkrete Location vorher als Zuschauer an, wenn möglich. Finde raus, wer sind die Platzhirsche. Es gibt auf jeder Session Leute, die immer oder häufig kommen, quasi die Stammeinsteiger. Wenn du etwa weißt, was die vom Stil her so spielen und was die häufigsten Stücke sind, kannst du dich heimlich vorbereiten und dann locker ausm Handgelenk spielen. Das braucht vielleicht ein paar mehr Besuche, ist aber auch weiterhin empfehlenswert, falls du da schon mitgespielt hast. Gut zu wissen ist auch der lokale modus operandi, also gibts einen Sessionleiter, wie werden üblicherweise die Positionen durchgewechselt, etc. Das hilft dann, mit den eigenen Lieblingsstücken an der richtigen Stelle zu spielen und nicht am Piano nehmen zu müssen, was übrig bleibt.

Das Auftreten: Du bist jung, da werden Fehler verziehen. Nutze das. Nichts öffnet Türen schneller, als wenn du dich interessiert zeigst und bereit bist, von gestandenen Größen zu lernen. Ganz falsch wäre wiederum die Platz-da-hier-komm-ich-Attitüde. Brauche ich wahrscheinlich nicht weiter zu erklären, du wirst auf fast jeder Session jemanden sehen, der dir das demonstriert. :D Hab auch Verständnis, wenn ein paar gute Jungs es mal richtig krachen lassen wollen und dafür vielleicht nicht unbedingt den "Neuen" am Klavier brauchen können.

Die Jazzpolizei: Die wirst du auch treffen. Es wird immer jemanden geben, der dir sagt, dass man diese oder jene Sachen entweder viel cooler oder überhaupt besser spielen kann und dass dieses oder jene Stück ja überhaupt nicht geht. Und zwar nicht um dir zu helfen, sondern um seine Überlegenheit im Genre zu demonstrieren. Ignorier das einfach und "lächle es weg". ;) In dem Moment, wo du am Instrumemt sitzt, bestimmst auch du, was darauf gespielt wird. In erster Linie sollte das Musik sein und keine Technikdemonstration. Und wenn der ganze Raum voller Pianisten sitzt, die alle "besser" sind als du, das spielt keine Rolle. Im Jazz gehts auch um die persönliche Note, und während du spielst, ist das nur deine ganz allein.

Die Wundertüte: Auf einer Session kann alles passieren. Oder nix. Im Guten wie im Schlechten. Also auf jeden Fall mehrmals hingehen, egal, obs lief oder nicht. Nur wenn Leute und Stil dir überhaupt nicht passen, dann wirds vielleicht nix auf die Dauer.

Das Netzwerk: Musiker, die Sessions spielen, trifft man i.d.R. nicht nur auf einer Session. Wenn du einmal ein paar Leute kennst (deren Stil, Stücke) und hier und da wiedertriffst, wirds um so einfacher, auch auf anderen Sessions als deiner Einstiegssession "reinzukommen". Das anfänglich schier unerschöpfliche Füllhorn an Musikern wird sich als überschaubare Runde entpuppen.

Zum Abschluss noch etwas Humor, offensichtlich aus Amerika: http://www.allowe.com/Humor/book/The Jazz Jam Session Primer.htm
Ist nicht überall so hart wie da. :D
 
Zum Abschluss noch etwas Humor, offensichtlich aus Amerika: http://www.allowe.com/Humor/book/The Jazz Jam Session Primer.htm

Kannte ich zwar schon, aber ich mußte nochmal lachen. Einfach köstlich. :rofl:

Die Jazzpolizei gibt es übrigens wirklich, ich habe die mal auf der Freiburger Kulturbörse kenenngelernt:




Noch ein Tipp: Üben mit Playalongs. Bei denen von Aebersold kann man z.B. den Klavierkanal am Stereoregler wegdrehen und hat dann nur noch Bass und Schlagzeug. Dabei kann man z.B. ganz gut Comping üben.

Viele Grüße,
McCoy
 
Danke ihr zwei
Ich werde versuchen, das in meinen Übungsplan mit einzubauen.
Zu den Voicings:
Ich habe das Jazz Piano Book vom Mark Levine, kennnt ihr das, ist das gut um das Comping zu üben?
zu den Playalongs:
Kommt an die auch anders ran, ich halte das für um ehrlich zu sein Geldverschwendung
Kennt ihr sonst noch Seite/TippS/Bücher fürs Comping?

Danke wirklich für die Mühe,
einpaar Locums hab ich schon ausfindig gemacht
 
zu den Playalongs:
Kommt an die auch anders ran, ich halte das für um ehrlich zu sein Geldverschwendung
Also ;) ich hab mir die Platten damals eben aus diesem Grund von Musikerfreunden ausgeliehen und auf zeittypische Analogkassetten umgeschnitten...
Aber sie haben sich zum Üben wirklich bewährt. Aebersold hat sie (zumindest die ich habe) eben auch mit richtigen Könnern aufgenommen, Kenny Barron, Ron Carter, wasweißich. So eine Begleitung hat schon was :great:.

Kennt ihr sonst noch Seite/TippS/Bücher fürs Comping?
Das hier gibt's z.B.
http://www.sheetmusicplus.com/title/How-to-Comp-A-Study-In-Jazz-Accompaniment/3812029
müßte über Advance Music (Rottenburg) zu kriegen sein. Crook hat einen etwas anderen Ansatz als Levine (denkt im Verhältnis Konsonanz-Dissonanz und der daraus resultierenden Spannung, mit der man einen Akkord wohldosiert ausstatten solle - ist allerdings länger her, daß ich in das Buch geguckt habe), aber auch ganz reizvoll. :)

Michael
 
Comping aus Büchern zu lernen halte ich für ziemlich kompliziert, denn du kriegst ja kein Gefühl dafür, wie das, was du spielst, klingt im Verhältnis zum Rest. Grundlage ist erstmal sich ein paar Akkordvoicings draufzuschaffen, und dann Spielen, Spielen, Spielen. Playalongs sind ok, aber nix schlägt eine echte Band. Wenns möglich ist, such dir ein paar Leute, mit denen du dich ab und zu zum Spielen triffst, z.B. auch aus der Bigband. ;) Saxophonisten freuen sich immer, wenn sie jemanden haben, der sie beim Solo begleitet. Nur Bassisten sind nicht immer leicht zu kriegen ...
 
Comping aus Büchern zu lernen halte ich für ziemlich kompliziert
Stimmt natürlich, das ist ab einem gewissen Punkt immer eine Krücke:nix: und ersetzt nie das Spielen mit einer Band. Aber ein paar Anregungen holen kann man sich schon - flankiert natürlich auch vom ausgiebigen Hören, wie das die Cracks machen.:great:
Nur Bassisten sind nicht immer leicht zu kriegen ...
Und auch die wollen bei ihren Soli gekonnt begleitet sein ;) (ich bin Bassist).

Michael
 
Danke Leute!
Aber warum sollte das Comping Lernen kompliziert sein? Es ist höchstens nötig, sich damit intensiv zu beschäftigen. Aber kompliziert? weiß nicht.....
Auf jeden Fall werde ich mir das Comping Buch, was mir McCoy vorgeschlagen hatte, zu Weihnachten wünschen.
Kennt jmd das Buch und hat positive Erfahrungen gesammelt?

danke schonmal im voraus
Darius
 
Aber warum sollte das Comping Lernen kompliziert sein? Es ist höchstens nötig, sich damit intensiv zu beschäftigen.
Letzteres machen in der Amateurszene eben offenbar weniger Pianisten und Gitarristen, als es tun sollten (zu den Auswirkungen siehe mein Genöle in vorangegangenen Posts ;) ), und deshalb scheint Compinglernen womöglich kompliziert zu sein.

Unkompliziert ist z.B., was Ron Carter mal einem Pianisten gesagt hat: "An was für einem Flügel sitzt Du gerade?" - "An einem Steinway." - "Siehst Du in dem Wort 'Steinway' das 'S'?" - "Natürlich." - "Gut. Sobald Du mit einem Bassisten spielst, bleibt alles, was Du spielst, rechts von diesem 'S'." ;)
Speziell wenn das Klavier ein elektronisches ist (und deshalb die Baßregister meistens sehr dick kommen), ist das ein segensreicher Tip. :) Carter hat es natürlich nicht dogmatisch gemeint - was wäre die Welt ohne ein paar gezielte satte Baßakzente vom Klavier à la McCoy Tyner - aber Carter meinte das zusätzliche häusliche Einrichten des Pianisten im tiefen Dauer-Brei, gepaart mit Zuviel-Spielen. (Und das machen halt in der Amateurszene doch einige.)

Bei allem scheint mir zum Punkt "intensives Beschäftigen" auch Hören zu zählen: im Falle Klavier auf Leute wie Herbie Hancock, Count Basie, Wynton Kelly, Red Garland, Chick Corea, Thelonious Monk auch :), Hank Jones, McCoy Tyner, Joe Zawinul, Mulgrew Miller... (Such Dir einfach aus der Jazzgeschichte ein paar aus, es gibt unzählige, die es wunderbar können :great:.)

Michael
 
Wobei Hank Jones da mit von den geschmacksichersten ist, Kenny Barron paßt da noch gut in die Liste.

Überhaupt mal checken, wer als Sideman von Solisten häufiger auftaucht - die Musiker, besonders die Vocalisten wissen schon, wen sie buchen!
 
So ich werd mir jetzt mal in den 2 Jahren ein Repertoire anschaffen, von so schönen ebergreens. Aber keiner will mehr blus bossa in der gleichen Version hören . :D Naja also Dur und Moll ii v i er Krieg ich jetzt vom Blatt, der Rest kommt jetzt
Und dann iwann geh ich jede Woche Auf sessions, zmds träumt man Sowas :DD
 

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