Jazzstücke im Unterricht wie anfangen

  • Ersteller knobloch.von
  • Erstellt am
knobloch.von
knobloch.von
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
26.09.22
Registriert
11.02.08
Beiträge
36
Kekse
0
Ort
Stutensee bei Karlsruhe
Hallo, ich habe meine Akkordeonlehrerin , nachdem wir ein Klassikstück erarbeitet haben (von Bernau 13. Sonatine und auch weiter daran arbeiten) überredet, Stücke aus Jazz und Swing aufgelegt von Hans Günther Kölz zu erarbeiten. Nun sind wir an autumn leaves, gleich das erste Stück. Hier sind in der linken Hand recht schwere und mir sehr unbekannte Knopfvariationen. Kennt sich da einer aus. Wie kommt man der Materie Jazz auf dem Akkordeon näher oder muß man sich das hart erarbeiten. Jedenfalls ist es schon lange ein Wunsch von mir, auch wenn es am Anfang vielleicht schwer ist.
 
Eigenschaft
 
Hallo Knobloch,

genau dieses Stück nehme ich mit meinem Lehrer auch grade im Unterricht durch. Es zählt sicher nicht zu den schwersten, ist aber auch keinesfalls trivial. Und vor allem braucht es hier ein ordentliches Maß an Übung, bis es so locker und leicht klingt, wie es klingen soll - Hier ist also kräftig üben angesagt.

Die Bassgriffe sind sicher sehr übungsbedürftig, wenn einem die noch nciht geläufig sind. Aus diesem Grund habe ich das Stück derzeit auch noch getrennt in "linke Hand" und "rechte Hand". Denn erst wenn bei de Hände für sich wirklich sicher laufen, kann man das Stück zusammen spielen und darauf hoffen, dass man dann die letzte Hürde schafft: Das Stück locker und leicht klingen zu lassen.

da habe ich für mich sicher noch ein gutes Stück Arbeit und um die vielen Facetten, die dieses Stück in sich birgt, haben wir auch noch weitere kleine Stücke mit ins Programm genommen, um an diesen kleinen Stücken verschiedene Rhytmnische und Phrasierungssituationen für sich zu üben.

Die Vorgehensweise halte ich nicht für schlecht, denn so vermeidet dies zumindest bei mir, dass ich mich zu sehr auf dieses eine Stück konzentriere und auf dessen spezielle problempunkte und dabei immer mehr verkrampfe.

Die Materie Jazz ist egal auf welchem Instrument du da einsteigst nie einfach ein Gebiet, wo du ein Notenheft nachdem anderen durchspielen kannst - kann man natürlich schon, aber so wirst du nie das eigentliche Wesen der Musik dahinter erfassen. Jazz ist in meinen Augen ein Gebiet, in dem man nur durch viel spielen und ständigem daran arbeiten langsam Stück für Stück besser wird. Einen wirklich einfachen Weg gibt es hier glaube ich nicht. Drum bin ich auch der Meinung, es nutzt nichts sich zu sehr in ein Stück zu verbeißen - das engt zu sehr ein. Lieber immer wieder mal auch teilweise wirklich einfache andere Stücke einbinden.

Gruß, maxito
 
Hallo Knobloch,

ich denke, maxito zeigt den richtigen Weg, zuerst einmal mit Noten die schiere Technik zu dem Stück erlernen - dass man's halt spielen kann. Daraus eine gute Interpretation zu entwickeln, ist ein gutes Stück Arbeit. Mit Privatlehrer, der Jazz kann und auch Lust hat, es einem beizubringen, geht es natürlich am besten.

Beim Selbststudium hilft die moderne Kommunikationstechnik: Zu einem so bekannten Stück wie Autumn Leaves gibt es neben sehr durchschnittlichen auch viele interessante YouTube-Aufnahmen, auch mit Akkordeon. Da kann man zunächst den Swing studieren - Bassseite anhören, dann Diskantseite. Die ganzen Verzierungen und Improvisationen, die die Cracks spielen, dürfen einen nicht entmutigen. Das eine oder andere kann man für sich selbst nach und nach übernehmen.

YouTube-Filmchen kann man sich z.B. mit der freien Software FreeYouTubeDownload auf den eigenen Rechner ziehen und dann mit einem beliebigen Player in Zeitlupe ansehen/-hören. Dann kann man jeden einzelnen Ton studieren und notieren, den die Kracks spielen. Aber wie gesagt, das geht nicht so fix und artet in Arbeit aus.

Viele Grüße

morino47
 
Oh Danke für die tollen Antworten. Macht wirklich Mut. Ich will das Problem mit den Handgriffen in der linken Seite jetzt mal angehen. glaubt ihr, dass man sich an solche griffe wie gm Eb gewöhnt. da wird die Hand wirklich gespreizt.
 
glaubt ihr, dass man sich an solche griffe wie gm Eb gewöhnt. da wird die Hand wirklich gespreizt.
Nur Mut, daran gewöhnt man sich schon (wenn auch nicht gleich beim ersten Versuch :D). Du greifst ja auch mit der rechten Hand Oktaven und mehr (auch auf dem Pianoakkordeon) - da wird die Hand noch mehr gespreizt, Du bist es nur gewohnt ...

Noch ein Tipp: versuche, nicht nur die Buchstaben anzusehen, die unter den Noten stehen (die bezeichnen, welche Knöpfe gegriffen werden), sondern auch die, die über den Noten stehen (die zeigen, welcher Akkord insgesamt klingt (linke + rechte Hand zusammen)). Dann hast Du irgendwann mal im Hinterkopf parat, welche (Jazz-)Akkorde sich wie greifen lassen. Denn wenn Du immer nur "eb C" greifst, stehst Du immer noch auf dem Schlauch, wenn Du irgendwann mal Noten begegnet, in denen nur "Cm7" steht. Wenn Du jetzt aber beim "eb C" greifen weißt, dass Du damit "Cm7" spielst, dann wirst Du später "Cm7" lesen und (mehr oder weniger automatisch) "eb C" greifen.

Gruß,
INge
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
glaubt ihr, dass man sich an solche griffe wie gm Eb gewöhnt.

definitiv!

musst dir nur genügend zeit lassen, bis es sich verinnerlicht hat! Diese Griffe sitzen bei mir auch noch gar nicht sicher, aber ich bin sehr zuversichtlich. bei meinem letzten Stück bin ich schier am gm/Bb verzweifelt .. und jetzt läuft der schon richtig flüssig. Du darfst dich nicht entmutigen lassen, wenn der Griff nach drei Tagen noch nicht richtig geht. Solche Griffe kommen bei der "normalen Literatur" kaum vor und sind deshalb auch nicht im Handgelenk abgespeichert. Und genau deshalb brauchts halt auch so lange, bis die mal so ungefähr klappen - aber das geht!

Es ist bei Jazzstücken halt auch so, dass es nicht damit getan ist, die rechte Hand zu üben und die linke läuft dann nach "Schema F" automatisch - die fordert einen genauso und drum war der Tip schon auch richtig ernst gemeint, beide Hände immer wieder einzeln so lange zu üben, dass jede für sich sicher läuft erst dann hast du soviel Freiheit, dass du dich mit dem Gehirn wieder ums "Musik machen" kümmern kannst

Gruß, maxito
 
ich glaube Euch. Ich komme erst langsam darauf, was für mich den Unterschied zwischen normaler Harmonielehre und Jazzharmonien ausmacht. Dazu noch der unterschiedliche Rhytmus. Kommt einiges zusammen, was Neuland ist für mich. Ich hatte vor einiger Zeit mir mal das Heft von Norbert Seidel gekauft über Jazzharmonien auf dem Akkordeon. Peter Haas fand seine Griffe aber viel zu kompliziert. In der Zeitschrift Akkordeon hat er ja einige Kapitel darüber geschrieben. Irgendwie habe ich Schwierigkeiten, das Thema zu verinnerlichen. Wenn ich nur den Akkord lese, bedeuten mir die meisten noch nichts. Könntest du Maxito nicht mal deine Version von autumn leaves auf you tube einspielen oder mir zuspielen. Würde mir sehr helfen. Auf you tube sind leider andere Versionen zu hören. Heinz siemens ist der einzige , der so etwa spielt. Gefällt mir gut.
 
Hallo knobloch.von,

ich glaube du überschätzt mich! ich bin derzeit noch ne gute Ecke davon entfernt, das Stück halbwegs flüssig spielen zu können! (mal ganz abgesehen davon, dass ich derzeit noch keine so rechte Ahnung habe, wie ich das aufnehmen soll).

Dass dir die Akkorde derzeit noch nichts sagen, das glaub ich gerne - das dauert ne Weile, bis sich da der Nebel lichtet. Aber es ist ja auch so, das beim Akkordeon normal nicht das ganze Spektrum verwendet wird, sondern nur eine Auswahl - was auf dem Akkordeon halt gut funktioniert. Und nach einer gewissen Zeit ist s dann zumindest schon mal so, dass die häufigsten Griffe dann einfach schon mal besser lesbar und schnell gegriffen werden können.

Die Akkordgriffe von Seidel finde ich persönlich auch meist recht kompliziert und nicht wirklich praktisch im spielerischen Gebrauch. Da hab ich eher den Eindruck, dass er da einfach darstellen wollte, welche Akkordoe auf dem Bass möglichst nahe an der tatsächlichen Notation gegriffen werden können. Das hat dann aber den Preis, dass etliche davon im normalen Spiel nicht wirklich griffgünstg liegen oder praktisch zu greifen sind. Da gefällt mir die Ansicht von Wolfgang Russ oder Manfred Leuchter schon viel besser, die vom Klang ausgehen und sagen, dass der geschriebene Akkord in vielen Fällen ein Vorschlag ist und man erstens nicht immer alle Töne aus diesem Akkord spielen muss und zweitens den auch gar nicht immer nehmen muss - wenn man einen anderen findet, der auch gut klingt und besser in der Hand liegt - warum nicht!

Drum nicht verzweifeln - Wenn dir im Moment die Akkordgriffe noch entschieden zu komplizeiert sind, dann lass doch einfach ab und an mal weg, was so kompliziert ist. Das Stück klingt deswegen immer noch gut und den Rest kann man später noch nachholen quasi als "Upgrade". Das ist auch eine Eigenschaft des jazz, dass die notierte Fassung nicht zwiingend vorgeschrieben ist und man da duchaus seine eigene Note entfalten kann - sowohl von der Rhytmik, vom Ausdruck als auch von der Notierung. Denn eigentlich will ja jeder "sein Solo" drauf spielen können.

Warum also sollte man nicht diese freie Interpretarioin auch für den Notentext an sich anwenden dürfen? Und wenns was ganz anderes wird, dann wirds halt was ganz anderes! Solang es gut klingt, ists ok!

Gruß, maxito
 
Lieber Knobloch.von,

ich habe das Heft auch, spiele das Arrangement aber nicht, da ich schon vorher eine Version von Autumn Leaves hatte und das Aufwand/Nutzen-Verhältnis für ein "Upgrade" bisher noch zu schlecht ist.

Ich habe auch mit dem Heft von Norbert Seidel angefangen. Die hier im Forum verlinkte Liste mit möglichen Akkordkombinationen finde ich auch gut. Da schlage ich manchmal nach. Gute Ideen fand ich auch in dem Grooves und Duo Heft von Peter Haas. Das dort abgedruckte "Autumn Trees" ist auch ein guter Einstieg in die zusammengebauten Bassakkorde und als Herbstlied ein Verwandter :).

Ich bin dann durch einen Freund auf diese minimalistischen Einblattfassungen wie sie auch in den Real-Books Verwendung finden gekommen. Früher habe ich auch immer gern voluminöse Arrangements geliebt, da ich eher etwas weglassen kann, als etwas dazuerfinden. Heute gehe ich oft nach der Devise: "Weniger ist mehr."
Auch Autumn Leaves geht mit noch einigen Freizeilen für Improvisationsideen bequem auf eine Seite. Wenn es Dir also nicht absolut um dieses eine, einzigartige, wunderbare Arrangement geht, würde ich mit so einer einfachen Fassung anfangen, mir die Akkorde für die linke Hand raussuchen (Der Scharfrichter, ob etwas richtig oder falsch ist, ist das Ohr, ein Lehrer ist aber auch hilfreich). Vielleicht würde ich mir auch noch die Akkorde im Violinenschlüssel für die Rechte Hand in eine zweite Zeile unter die Melodie schreiben, damit ich eine Basis für die Improvisation habe. Dabei lernst Du schon eine Menge. Und dann Üben, Hören, Üben, Hören... und meine (Deine) Version suchen. Wenn Du mit dem Ergebnis unzufrieden bist, kann das entweder daran liegen, dass die Phantasie oder die Technik fehlt. Dagegen hilft Hören und Üben. Mir hat mal ein Musiklehrer gesagt, es sei eigentlich zu dumm, dass wir das spielen immer über die Noten + Technik lehren. Das ist fast genauso, als wenn Du das Sprechen erst über das Lesen lernen würdest.
Du wirst feststellen, dass Dein Arrangement vielleicht nach einem Jahr auch recht kompliziert auszunotieren wäre. Für Dich ist es aber recht einfach, da Du Dein System verstehst und das ganze organisch wächst. Unter diesem Gesichtspunkt kannst Du Dir dann nochmal das Kölz-Arrangement anschauen und seine Ideen verstehen und übernehmen.
Übertrieben gesagt, glaube ich, dass der Lerneffekt dabei wesentlich größer ist, als wenn Du Dich nur zu einem virtuosen analogen Notenscanner mit Akkordeonabspielfunktion abrichtest. Natürlich können die oben genannten Verständnisprozesse auch zeitgleich zu einer Erarbeitung des Kölz-Arrangements ablaufen, aber wenn Du schnell an einer einfachen Fassung herumspielen kannst und das Lied mit Dir wächst, kommt vielleicht mehr Freude auf.

Mit freundlichen Grüßen
Sebastian
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Lieber Sebastian,
war jetzt ein paar Tage nicht im Forum. Du hast ja vollkommen recht. Zuerst hören und dann spielen und nicht lesen und dann spielen. Seit ich von Peter Haas den Hörtrainer habe, höre ich mehr. Nun meine Lehrerin im Akkordeon möchte natürlich alles auf Noten aufbauen. Ich habe sie überredet zu diesem Stück von Kölz, Autumnes leaves. Ich habe die Griffe hier verglichen mit den Griffen von Peter Haas in seinem Jazzworkshop. Es sind die gleichen. Z.b. C esmoll mit dem 2.und 5. finger gegriffen oder Dm/B oder Gm/Es oder Cmoll/A. So langsam komme ich mit den griffen zurecht. Braucht einfach eine Zeit. Dann aber und da gebe ich dir recht, sollte ich das Stück mal anfangen, zu verstehen und nicht mehr nach Kölz spielen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben