Man möchte ja doch so viel wie möglich ausschöpfen aus den Möglichkeiten.
Hi,
zunächst mal zum Grundsätzlichen: ich bin zwar ein Freund vielfältiger passiver Schaltungen, aber Wunder können die auch nicht bewirken. Nicht alle Kombinationen sind praktisch tatsächlich sinnvoll nutzbar. Zum Einen sollten sie ja jeweils als markanter Soundwechsel wahrnehmbar sein, zum anderen erhöht jeder zusätzliche Draht sowohl die Wahrscheinlichkeit von Defekten als auch von Nebengeräuschen. Zumindest nach meiner Erfahrung fangen straightere Schaltungen weniger Einstreuungen ein. Die Fräsung sollte man in dem Fall dann tunlichst an allen Seiten abschirmen. Überhaupt man will ja auch mal zum Spielen kommen...
Aber gut, man kann schon einiges machen. Ein zusätzlicher HB am Hals könnte im Prinzip genauso verdrahtet werden wie der im Duncan-Schaltbild. Das interpretierst Du übrigens nicht ganz richtig, in Position 1 passiert nach dem Bindestrich, also auf der anderen Seite/Schaltebene, erstmal gar nichts. Beide Ebenen sind elektrisch völlig getrennt, aber mechanisch verbunden, d.h. sie werden nur immer gleichzeitig geschaltet.
Das Schaltschema ist dabei so, dass jeweils
ein ganz außen liegender Anschluss einer Ebene, durch den Schleifer
wechselweise mit den anderen drei Anschlüssen verbunden wird, also 1>4, 1+2>4, 2>4, 2+3>4 und 3>4. Interessanterweise sind die drei Einzelanschlüsse zwar gleichförmig belegt (und liegen sich nur etwas schräg versetzt gegenüber), der
Ausgangspin auf beiden Ebenen liegt aber am jeweils
entgegengesetzten Ende.
Etwas OT als kleiner Exkurs zur Funktion:
Ursprünglich hatte die Strat einen 3-Weg-Schalter, der immer nur in einer Stellung einrastete, in der auf jeder Seite ein einziger PU- bzw Poti-Anschluss mit dem Ausgang der jeweiligen Ebene verbunden wurde. Weil der Kontaktschleifer aber so breit ist, dass er "unterwegs" auch zwei dieser Pole untereinander verbindet, kann man in den Zwischenpositionen
zwei PUs parallel mit dem Ausgang in Richtung Volumepoti verbinden. Sinn der Konstruktion war wahrscheinlich, dass weder ein Schaltgeräusch noch eine kurze Signalunterbrechung entstehen sollte, wenn der Schleifer kurz in der Luft hängt und dann wieder Kontakt mit dem nächsten PU-Anschluss bekommt. Es war aber nie die Absicht, diesen "In between"-Sound musikalisch zu nutzen. Die Gitarristen haben dann aber bemerkt, dass dort zwei weitere, ganz anders klingende Sounds rauskamen, die aber leider nicht stabil anzuwählen waren. Wie Musiker nunmal sind, wollten sie die aber
auch nutzen. Manche haben dann schlichtweg die Feder innen rausgemacht, die den Schalter immer in die nächste Position ziehen will. Mit etwas Gefummel blieb der Schalter dann zwischendrin stehen.
Erst Jahrzehnte später wurde dann der 5-Weg-Schalter eingeführt, der elektrisch unverändert war, aber innen auch in den Zwischenpositionen Grübchen im Metall hatte. Leo Fender nannte ihn nur "das Ding" und mochte diese dünnen Sounds nicht. Sein Favorit war ausgerechnet die wohl unbeliebteste Stellung, nämlich der alleine gespielte MittelPU... Die ursprüngliche Schalterauslegung ist übrigens der Grund, weshalb der MittelPU der Strat früher nicht rw/rp war, obwohl Leo das Prinzip durchaus kannte, siehe Precision Bass.
Zurück zum Thema:
Die beiden leeren Anschlüsse auf der zweiten Ebene im oben gezeigten SD-Diagramm sind ein Tonpoti-Anschluss (der auch in Vintage-Strats unbelegt ist, weil der StegPU keines hatte) sowie der gemeinsame Ausgang dieser Ebene, der hier nicht benötigt wurde. In Position 1 werden auf der zweiten Ebene also nur zwei Leerkontakte verbunden. In Pos. 2 wird die oben erklärte Eigenheit das Schalters genutzt, das sozusagen zwei "Eingänge" verbunden werden, hier Masse ud Splitanschluss. Die werden zwar zugleich auch auf den Ausgangspin der Ebene gelegt, aber der ist hier ja leer. In Pos. 3 wird die Verbindung jedenfalls wieder gelöst und bleibt auch in 4 und 5 offen.
Wenn Du nun zwei HB einbauen willst, und der zweite soll ebenfalls in der Zwischenposition gesplittet werden, musst Du diese Schalterebene wieder anders belegen, und zwar so:
Auch hier bleibt der eigentliche Ausgang der zweiten Ebene also als einziger Pin des Schalters unbelegt. Er legt im Bild rechts oben und damit wie gesagt spiegelverkehrt zum Ausgang der PU-Ebene.
Die Folge ist, dass in der Stellung "Mittel-PU" auf der gegenüberliegenden Seite der schwarze Masse-Anschluss (Pin 2) ganz ohne Verbindung im Schalter bleibt, und auf den äußersten beiden Schaltpositionen der jeweilige Split-Anschluss nur mit dem leeren Ausgang verbunden wird, was - wie beabsichtigt - gar nichts bewirkt.
Die einzigen Verbindungen zwischen belegten Anschlüssen bestehen damit in den Zwischenpositionen, nämlich einmal Pin 1+2, und einmal 2+3. Da Pin 2 an der Masse hängt, wird dort jeweils der HB gesplittet, und nur dort.
Ich finde, dass diese Schaltung schon sehr viel bringt, eben einen HB-Sound bei Einzelbetrieb und Splitsounds in den Zwischenpositionen. Willst Du nun unbedingt auch en Hals PU und/oder den StegPU auch einzeln splitten, kannst Du statt diesem Diagramm, oder auch zusätzlich, ein Pushpoti zum Splitten benutzen. Dazu müsstest Du nur eine zusätzliche Verbindung von rot/weiß jedes PUs auf Masse schaltbar machen. Ob diese frei hängt oder zusätzlich zum Auto-Splitten am 5-Weg-Schalter hängt, ist für die Funktion gleichgültig, bei Aktivierung des Pushpotis bestünde dann in den Zwischenpositionen halt eine doppelte Verbindung zur Masse.
Es sollte Dir aber klar sein, dass ein HB im SC-Format auch gesplittet für die meisten Ohren nie so überzeugend klingen wird wie ein echter SC. Beim Steg-PU lässt sich das eher verschmerzen, weil ein SC dort vielen eh zu scharf klingt, aber der HalsPU der Strat ist ja schon ein recht "ikonischer" Sound, wie die Amis sowas gerne nennen. Wenn Du auf den wirklich stehst, tauschst Du womöglich Soundqualität gegen -vielfalt ein. Ich würde also lieber Prioritäten setzen: Fehlt Dir wirklich ein HB-Sound am Hals, weil Du vielleicht auch mal Santana- oder Slash-mäßige Solosounds spielen willst? Dann bau einen HB an den Hals, und die Splitsounds werden immer noch okay sein für die gelegentliche Ballade. Oder liebst Du die Sounds von Hendrix, Clapton, Blackmore oder Malmsteen? Dann ist der einzeln gespielte HalsSC mMn so essentiell, dass ich auf den HB verzichten würde. Wenn Du es unbedingt brauchst, könntest Du immer noch einen Schalter einbauen, mit dem Du Mittel- und HalsPU in Reihe schalten kannst, das hat sich bei mir als ganz tauglicher HalsHB-Ersatz erwiesen. Ein Duncan-Diagramm gibts dafür nicht, aber so sieht es aus, wenn man die Zwischenpositionen von parallel auf Reihe umschalten will:
Hier müsstest Du allerdings noch die Schalterebene mit den Tonpotis ändern; wenn Du den StegHB weiterhin splitten willst, musst Du ja wie oben auf ein Master-Tone umbauen.
Außerdem würde ich den StegPU wie gehabt verkabeln und nur die Mittel-und HalsSCs an das Pushpoti anschließen. Ein StegHB im SC-Format nochmals seriell mit dem MittelPU zu verschalten, wird keinen zusätzlichen Gewinn ergeben. Weiß ich deshalb, weil ichs schon mal probiert hab, das matscht nur etwas mehr, und wenn Du keine Noiseless-SCs spielst, gibts mehr Nebengeräusche.
Ich hab jetzt mal in Euren Song "Heat Of The Night" reingehört, das rockt doch eigentlich straight nach vorne. Brauchst Du wirklich so viele Sounds? Ich denke, mit 5 richtig gut klingenden Schalterstellungen, plus vielleicht einem Pushpoti, kann man wirklich alles sinnvoll abdecken, ohne sich verrückt zu machen. Ich hab gerade eine Schaltung für die Strat mit 85 Sounds aus 3 Pushpotis gesehen - ja, das ist möglich, aber das würde ich echt keinem empfehlen.
Gruß, bagotrix