Klangentwicklung und tonale Eigenschaften: Fichte und Zeder

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Hallo,

ich habe mich bisher wenig mit Akustischen Gitarren beschäftigt, habe aber nun eine Konzertgitarre von 1971 "geerbt" (ich hatte hier auch schonmal wegen der Identifikation gefragt)...

Nun bin ich etwas weiter, habe auch im Internet ein wenig recherchiert und bin da auch folgende Aussagen bzgl. der tonalen Entwicklung der (massiven) Decke (des Instruments) gestoßen:
- Die tonale Lebensdauer einer Fichtendeckengitarre erstreckt sich über weit mehr als hundert Jahre.
- Andererseits sind ihre (hier Zederndecke) klanglichen Entwicklungsmöglichkeiten und ihre tonale Lebensdauer (etwa 70 Jahre), bedingt durch die Holzstruktur, geringer

Was bedeutet hier "tonale Lebensdauer"? Muss man damit rechnen, dass sich der Klang danach wieder verschlechtert?

Meine hätte eine Zederndecke... würde sie also in ca. 30 Jahren schlechter werden/sein, so dass weitervererben in die nächste Generation unsinnig wäre? ;)

Vielen Dank für eure Mühe.
 
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Ich gehe davon aus, dass das Zedernholz einfach mit der Zeit an Stabilität einbüßt und irgendwann einfach nicht mehr den für den Klang nötigen nötigen Kräften standhält. Ohne Garantie, das war nur sowas, was irgendwo in meinem Hinterkopf rumschwebt. Etwa 70 Jahre heißt wahrscheinlich auch, dass es auch mal 90 Jahre dauern kann - es sind ja nicht alle Bäume (und deren Holz) gleich, auch, wenn die alle als Zeder verkauft werden.

Zeder hat den Vorteil, dass sie "gleich zu Beginn" ihren vollen Klang bietet, während sich Fichte erst mit der Zeit entwickelt.

Fichte hat den Vorteil, dass sie sich eben stets weiterentwickelt und dass sie sehr zäh ist und unter guten Bedingungen eine halbe Ewigkeit hält. Sieht man ja auch an den Jahrhunderte alten und noch spielbaren Instrumenten, die bekanntesten dürften die Stradivari-Geigen sein, im Gitarren-Bereich die Staufer-Gitarren bzw. Lacôte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für deine Antwort...

Die unterschiedlich schnelle Klangentwicklung von Fichte und Zeder kann ich nachvollziehen bzw. verstehen... Auch, dass die Jahresangaben vermutlich grobe Näherungen und nicht in Stein gemeißelt sind... Das sich aber tatsächlich die tonalen Eigenschaften irgendwann abnutzen, war mir irgendwie nicht so richtig geläufig... Wobei man ja auch immer wieder liest, dass sog. Sammlerstücke häufig nicht gut klingen, weil sie nie gespielt werden/wurden...
 
Das ist insbesondere bei Fichtendecken so. Hat, soweit ich weiß, was damit zu tun, dass Fichte ein sehr harzreiches Holz ist und das Harz irgendwie durch Schwingungen seine Position innerhalb des Holzes verändert. Wenn die Gitarre nicht gespielt wird, gibt es solche Schwingungen nicht.




Falls es irgendwer besser weiß: Jetzt einspringen. :D
 
Gerade zufällig in einem älteren Thema gefunden:

Fichte hat gegenüber Zeder den Nachteil, daß die Gitarre bzw. Decke etwa vier Jahre braucht, bis sie ihr volles Klangvolumen entwickelt hat. Wer viel spielt kann das in etwas kürzerer Zeit schaffen. Zeder hat von Anfang an fast ihr volles Klangvolumen, entwickelt sich aber nicht mehr groß weiter, bzw. kann schlechteres Holz seinen Ton auch wieder verlieren.

[...]

...weil durch die beim Spielen auftretenden Vibrationen das Melanim, also das getrocknete Harz, das in der Maserung noch vorhanden ist, seine Molekularstruktur verändert und damit jede Gitarre eben individuell klingen lässt. Wichtig ist dann, das man die Klampfe dann wirklich über das komplette Griffbrett spielt und eben auch verschiedene Techniken (Rhythmus- wie Singlenote-, Plektron- und Fingerspielweisen verwendet) und möglichst auch durch alle Tonarten geht, um das Dingens wirklich richtig durchzurütteln. Dann kann auch eine billige "NoName"-Gitarre besser klingen als manch teure "Markengitarre".
 
Es gibt unter den Gitarristen und Gitarrenbauern zu dem Thema aber auch geteilte Meinungen. Nicht wenige sind der Ansicht, dass die klangliche Entwicklung einer Fichtendecke einerseits nur ein psychisches Phänomen ist (Man spielt viel, entwickelt sich weiter -> besserer Klang) und andererseits der gute Klang älterer Gitarren eher damit zusammenhängt, dass das Holz über die Jahre getrocknet ist, und das teils mehr als ihm gut tut.

Tatsächlich klingen die meisten Gitarren im trockenen Winter besser als im schwülen Sommer. Die Feuchtigkeit im Holz erhöht die Masse und sorgt so für ein etwas schlechteres Schwinungsverhalten.
Da die Gitarre aber immer ein wenig Feuchtigkeit braucht, sollte man sie jetzt natürlich nicht an die Heizung stellen, und lieber einen Luftbefeuchter (es tut auch eine Schale Wasser auf der Heizung) benutzen. Das tut dem Spieler auch gut. ;)
 
Also bei solchen Themen habe ich immer das Gefühl, daß da viel Esoterik mit im Spiel ist. Wie will man das beurteilen, ob ein Instrument vor Jahren besser oder schlechter geklungen hat? Anhand von Tonaufnahmen? Oder nur rein gefühlsmäßig?
 
Da ich seit Jahren Gitarren mit Fichte und Zederndecke besitze, kann ich definitiv bestätigen, daß es Unterschiede im Klang und vor allem im Einspielverhalten gibt.

Von einem natürlichen Alterstod habe ich aber noch nie was gehört. Wenn überhaupt, führe ich das auf mangelnde Pflege und unsachgemäße Lagerung zurück und nicht auf die verwendeten Holzarten.

Andernfalls währe ein 200 Jahre altes Cello heute kein gesuchtes ( und teuer bezahltes ) Instrument.
 
Ein Cello hat auch keine Stahlsaiten... Im Ernst; damit wird bisweilen begründet, dass z.B. eine Stradivari heute noch super klingt und Steelstrings (klanglich) eine niedrigere Lebenserwartung haben.
 
Allerdings hat der, der die Stradivari damals neu gekauft hat, heute nichts mehr davon.

Mal im Ernst: Wenn sich ein Dreißigjähriger heute eine Gitarre kauft, von der einige Fachleute behaupten, dass sie "nur" eine Lebenserwartung von 60 Jahren hat... spielt das für den Kauf irgendeine Rolle?
 
Ich danke für die weiteren Antworten... (war im Urlaub und daher abwesend)

Akquarius hat sicher recht mit dieser praktmatischen Einstellung... Ich mag die Gitarre ja nun auch deswegen nicht weniger ;)

Interessant ist es trotzdem, unterschiedliche Meinungen und Empfindungen zu dieser Thematik zu hören... Solange man sich nicht blind (bzw. taub) auf bestimmte Aussagen verlässt...
 
I... Solange man sich nicht blind (bzw. taub) auf bestimmte Aussagen verlässt...

Das sollte man sicherlich prinzipiell nicht tun. Wenn wir hier im Board eins richtig gut können, dann ist das "schlau schnacken" ;) :D
 

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