Klaviatur fetten bei einem alten Clavinova -- gute Idee?

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Hallo zusammen,
ich habe ein steinaltes Clavinova CLP-260 vermacht bekommen. Mir ist bewusst, dass das aus heutiger Sicht kein tolles Instrument mehr ist, aber aus nostalgischen Gründen möchte ich es gern gangbar machen und spielen. Anfangs waren einige Tasten tot, was ich aber durch eine Reinigung der Kontakte wieder hinbekommen habe. Es bleibt jedoch noch ein Problem:
Je nachdem, in welchem Winkel ich die Tasten treffe, lassen sie sich spürbar unterschiedlich leicht drücken, was dazu führt, dass Töne in deutlich unterschiedlicher Lautstärke gespielt werden, je nachdem wie sehr die Taste gebremst wird. Eine kurze Google-Suche hat ergeben: Ja, Klaviaturen kann man fetten bzw. silikonifizieren. Bevor ich aber das Gerät komplett zerlege und mit Schmiermitteln rumprobiere, wollte ich mir hier euren Segen abholen bzw. fragen, ob mir jemand sachdienliche Hinweise geben kann, die mich vielleicht davor bewahren, groben Unfug anzurichten.
Dankeschön!
 
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Moin,

habe persönlich noch nie eine Klaviatur fetten müssen, meine erste Idee wäre jedoch Silikonspray gewesen (ganz dünn mit einem Tuch oder Schwämmchen aufgetragen, damit es nicht an die Elektronik kommt), da dieses trocken wird und somit keinen Staub bindet (im Gegensatz zu Fett). Was Fett angeht käme mir noch technische Vaseline in den Sinn, die ist farbneutral und greift keine Kunststoffe an. Warte aber noch ab was die richtigen Kenner sagen:)

Lieben Gruß,

Jerry
 
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Yamaha verwendet zwei Schmiermittel:
White Grease und Blue Grease
MOLYKOTE G1066-Y for Clavinova GH3, GHD, GHS keyboards on CLP and CVP

Blue Grease for the articulation part of keys
10g ca. 15 Euro oder vergleichsweise günstiger 50g für ca. 30 Euro.
Allerdings fand ich keine Angaben, z.B. zur Viskosität und bei synthparts.com sowie audiotronic.fr nur den Hinweis "nicht lieferbar".
yamaha-white-grease-for-clavinova-keys-gh3-ghd-ghs.png

Gruß Claus
 
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Schau Dir mal an, wie es "drunter" aussieht. Ich kann mir vorstellen, dass da drunter einiges an Schmodder klebt, je nachdem, wie das Intrument gelagert war (Raucher, Tiere, Staubbelastung,...). Vor einer blinden "Schmierorgie" würde ich mich mal mit Sauger + Pinsel und dann mit Pinsel + Benzin dran machen, Staub und alte Schmiermittelreste los zu werden. Danach ben sich bei mir (nein, nicht bei Pianos, aber bei allem vom Auto über Computer, Gitarren und HiFi) Ballistol und Silikonöl (Viskosität um die 200-800, je nach Belastung und Beweglichkeitsbedarf) bewährt. Wenn es hauptsächlich um Minimierung der Reibung geht, PTFE Trocken-Spray auf die Oberflächen vor der Fettgabe (z.B. Plattentellerlager, Gebläselüfter, Fensterheber, Tremoloteile an den Gitarren,...

Wichtig finde ich nur eben die Reinigung davor. Was es meist nach kurzer Besserung auf Dauer schlimmer macht: Mal eben mit WD40 (oder ähnlichem) reinsprühen.
 
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Vielen Dank für die Antworten soweit, das macht mir auf jeden Fall Mut, das Ding erstmal zu zerlegen und zu reinigen.

Dieses Clavinova-Modell hat leider keinen Deckel für die Tastataur. Es fand sich zwar ein passender Staubschutzüberzieher, aber in Verwendung hatte ich den noch nie gesehen. Von daher bin ich sicher, dass der Staub der Jahrzehnte sich zwischen den Tasten befindet. Und Tierhaare. Raucherhaushalt war's zum Glück keiner.

Oh, und vielleicht noch zur Beruhigung: Ich weiß, dass WD-40 kein Schmiermittel ist, und in eine unbekannte Mechanik unbesehen reinsprühen würde ich auch nicht versuchen. :)
 
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Ein Tipp noch zur Reinigung der Mechanik. Alles Zerlegen und in einem gut durchlüftetem Raum oder im Freien mit Bremsenreiniger das alte Schmiermittel entfernen.

Michael
 
Ein Tipp noch zur Reinigung der Mechanik. Alles Zerlegen und in einem gut durchlüftetem Raum oder im Freien mit Bremsenreiniger das alte Schmiermittel entfernen.
Das halte ich für ziemlich gefählrich!
Einige Kunststoffe (keine Ahnung was Yamaha da alles verbaut hat) und auch Gummis werden von Bremsenreiniger spröde, da Bestandteile rausgelöst werden. Sieht anfangs noch gut aus, wird nach einiger Zeit dann halt spröde.
Und wenn entfettet wird, natürlich wieder neu schmieren! @Claus hat ja schon geschrieben, welche Schmierstoffe bei Yamaha verwendet werden.
lg Thomas
 
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Empfohlen wird hinter dem Link zu einem der Hersteller, den Bremsenreiniger vor Kontakt zu Gummis und Kunststoffen zunächst an "unauffälliger Stelle" auszuprobieren.:nix:

Ich würde allerdings von derart starken und ziemlich gesundheitsgefährdenden Lösungsmitteln zur Beseitigung mineralölbasierter Schmierstoffe ohne zwingende Not und Anwendungsmöglichkeit unter Frischluftbedingungen auch Abstand nehmen. Ob die Tastaturschmiermittel überhaupt noch mineralölhaltig sind, steht noch auf einem anderen Blatt. Meine Trompetenschmierstoffe sind das jedenfalls schon seit 20 Jahren nicht mehr und leicht mit Wasser plus einem Tropfen Handspülmittel zu entfernen.
Artikelbeschreibung zu Würth Bremsenreiniger

Gruß Claus
 
Aber ja, Bremsenreiniger kann potientiell gefährlich sein. Dafür gibt es ja zu beachtende Sicherheitshinweise.

Und ja, da das Fett nun weg ist, muss man wieder schmieren.

Dass Gummis angegriffen werden könnten, glaube ich auch. Das wird aber nicht passieren, wenn der Reiniger Sekunden nach dem Aufbringen wieder abgewischt wird.

Ich sehe noch mehr Gefahren, wie abgerissene Multikabel, verbogene Kontakte in den Multisteckern, durch statische Entladungen nun defekte Baugruppen und dass man den Euro auf dem Weg zum Einkaufen zerbrechen könnte. :)

Immer noch skeptisch? Gerne doch. Dann einfach das Piano zum freundlichen Fachhändler bringen.

Wünsche Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Michael
 
vor Kontakt zu Gummis und Kunststoffen zunächst an "unauffälliger Stelle" auszuprobieren.

Dass Gummis angegriffen werden könnten, glaube ich auch. Das wird aber nicht passieren, wenn der Reiniger Sekunden nach dem Aufbringen wieder abgewischt wird.
Also meine Erfahrungen mit Bremsenreiniger und Gummi sind definitv anders. Und zwar eher so, wie hier in Wikipedia erläutert wird:

-- begin zitat
Gummi und einige Kunststoffarten werden von Bremsenreinigern zersetzt, indem bindende Bestandteile herausgelöst werden. Das hat zur Folge, dass das Gummi nach der Einwirkung zuerst unverändert erscheint, jedoch versprödet und sich nach wenigen Wochen bis Monaten Risse und Brüche bilden.
-- end zitat

Das, worauf ich hinweisen will, habe ich fett hervorgehoben.
lg
Thomas
 
Der Hinweis Bremsenreiniger können Gummiteile zerstören ist sicher gut.

Es gibt Bremsenreiniger die sich neutral gegenüber Gummi, Kunststoffen und lackierten Flächen verhalten.

Zu Testzwecken habe ich ein altes Gummiteil gerade fett mit Bremsenreiniger eingesprüht und werde es beobachten und in ein paar Monaten hier berichten.

Michael
 
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Kurzes Update nach 3 Monaten. Ich hatte ja abweichend von dem oben genannten einem Gummiteil 3 verschiedene Teile unterschiedlicher Gummiarten mit dem Bremsenreiniger kräftigst geflutet.
Ergebnis heute 1.4.: keine Auswirkungen. Ich berichte nochmals ein ein paar Monaten.

MIchael
 
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Wieder ist ein Vierteljahr vergangen oder in der Summe ein halbes Jahr nach dem Fluten der Gummiteile mit dem Bremsenreiniger.
Ergebnis heute 8.7.: keine Auswirkungen. Ich beobachte weiter.

Damit der Bezug zu den Yamaha Tasten hergestellt wird, habe ich auch eine alte Clavinova Taste eingesprüht. Auch hier, bisher keine Auswirkungen.

Ach ja...und ein Wort zu hängenden Clavinova Tasten. Es tut mir leid, dass ich dies nicht gleich gepostet und mich an dem Bremsenreiniger festgebissen habe. Die Bremsenreinigersache hat mich eben sehr interessiert.

Also.....nun zum Clavinova Piano:
Die weißen Untertasten brechen gerne am hintersten Ende. Ein Haarriß dort verursacht eine (stark) verzögerte Rückbewegung der Taste, bzw. ein Hängen. Eine Reparatur des Risses ist mir bisher nicht gelungen. Ich tausche die Tasten mittlerweile einfach aus.

Wie erkennt man, ob die Taste am hinteren Ende gebrochen ist?: Die Tastenfronten in direkter Draufsicht betrachten. Die hängenden Tasten werden ganz gering schief stehen. Aber: selbst bei einem Ausbau der Taste ist der Riß oftmals nur ganz ganz gering zu erkennen. Taste tauschen und alles läuft wieder einwandfrei.

Michael
 
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Ich sehe keinen Grund, weshalb man Bremsenreiniger oder ein anderes Lösungsmittel verwenden sollte.
Einfach das alte Fett mechanisch entfernen.
Wenn man es ordentlich unter Einsatz einer Rolle Küchenkrepp macht, bleibt eh nur ein hauchdünner Fettfilm übrig, der nicht stören dürfte, weil man ja eh neu schmiert.
Dass Gummis angegriffen werden könnten, glaube ich auch. Das wird aber nicht passieren, wenn der Reiniger Sekunden nach dem Aufbringen wieder abgewischt wird
Was will man denn vom Bremsenreiniger Sekunden nach dem Aufbringen noch abwischen? :unsure:
Meine Erfahrung mit dem Zeug ist, dass es eh so schnell verdunstet, dass man keine Zeit hat, es abzuwischen.
 
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Meine letzter Post zu den mit Bremsenreiniger eingesprühten Gummis. Dann soll es auch gut sein.

Also, was kam nach ca. einem Jahr Wartezeit raus?:
Die Gummis sind nicht versprödet oder gerissen und fühlen sich gleich an.
An der alten Clavinova Taste konnte ich keine Veränderung hinsichtlich Rißbildung oder Versprödung feststellen.

Stille Nacht allerseits

Michael
 
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Danke für die Testreihe!

Ich werde weiterhin Empfehlungen aus den Technikerkreisen folgen: Keine Lösungsmittel, auch kein Öl an die Kunststoffteile der Klaviermechanik! Nur Silikonfett (was wohl chemisch kein Fett ist, sondern nur so heißt) - z.B. das oben von Claus genannte von Yamaha. Bei Empfehlungen in internationalen Foren ('white grease', Deoxit D) muss man immer aufpassen, weil Markenprodukte in unterschiedlichen Ländern unter demselben Namen durchaus komplett andere Rezepturen haben können - z.B. wegen gesetzlicher Vorgaben (gilt z.B. bei der WD40-Produktpalette, unter deren Namen allerhand verkauft wird).
 
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