Es gab taube Menschen, die qualitativ hervorragenden Klavierunterricht gegeben haben (Beethoven).
Es gibt Klavierlehrer, die (notgedrungen) aus der miserabelsten Internetverbindung noch kleinste Fehler der Schüler beim Onlineunterricht hören und korrigieren können.
Es gibt Klavierbauer, die hören, ob die Schafe, aus denen die Wolle für Hammerfilze eines Klaviers gemacht werden, aus Europa oder aus Australien stammen. (Die europäischen Schafe haben mehr Abgase im Fell als die australischen. Der mir bekannte Klavierbauer, der diese Aussage gemacht hat, hat seinerzeit den Fazioli mitentwickelt).
Es gibt Geiger, die anhand von Fotos erkennen, ob eine Geige etwas taugen könnte oder nicht (an der Maserung des Holzes).
Warum um alles in der Welt sollte ein sehr guter Klavierbauer nicht durchs Telefon grundlegend Qualität und Zustand eines Klavieres einschätzen können? Für mich ist das eigentlich gar keine Frage. Gute Klavierbauer haben eine riesige Erfahrung mit unterschiedlichsten Instrumenten und ein superfeines Gehör. Ich nehme an, daß besagter Klavierbauer die Irmbach-Instrumente aus eigener Erfahrung kennt und dadurch weiß, wo sie ihre Schwachstellen haben. Und sie haben ja offenbar nicht den allerbesten Ruf (habe aber selbst noch keins gespielt). Die Aussage des Klavierbauers war ja im Grunde genommen nur, daß er keine Lust hat, sich mit diesem Instrument auseinanderzusetzen, weil er von vorneherein weiß, wie das ausgeht. Außerdem scheint er genügend andere Aufträge zu haben, so daß er nicht jedem hoffnungslosen Stimmauftrag hinterherlaufen muß. Das wiederum spricht
für seine Qualität.
Ich mußte mal eine Zeit lag an einem alten Ehrbar-Flügel unterrichten, der die Stimmung nicht mehr gehalten hat. Der Klavierbauer hatte alles mögliche versucht: Stimmnägel tiefer schlagen, spezielle Klebstoffe ins Stimmnagelloch einfüllen, dickere Stimmnägel ... Es half alles nichts, und ich mußte manche Töne jede Woche vor dem Unterricht wieder nachstimmen, und am Ende des Unterrichtstages waren sie wieder verstimmt.
Am Ende wurde der Ehrbar verschenkt, und Jahre später sah ich ihn immer noch in den Kleinanzeigen herumgeistern. Den wollte keiner mehr haben, aber keiner hat sich getraut, dem guten Teil endlich mal den Gnadenstoß zu verpassen.
Manchem Klavier kann man noch durch eine Performance zu ewigem Ruhm verhelfen:
Viele Grüße,
McCoy