Klingen zwei baugleiche Analog-Synthies gleich?

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bubba3000
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Wenn man zwei baugleiche Analog-Synthies (selbes Model, selbes Jahr) vergleicht, hört ihr da einen Unterschied? Bei E-Guitarren, Hammonds und Rhodes hört man's ja, finde ich...Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass sie unterschiedlich klingen können, wem geht das auch so? Und warum ist das so?
 
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Kommt ganz drauf an.

Nehmen wir mal den Minimoog. Der ist analog, spannungsgesteuert ohne jeglichen Anflug von Digitaltechnik und noch dazu diskret aufgebaut, also per Hand Stück für Stück zusammengelötet aus einzelnen Widerständen, Kondensatoren, Transistoren etc., keine ICs. Da hat man dann natürlich Bauteilschwankungen, weil Moog nicht mal für ein Jahr Produktion die Teile genau gematcht hat. Dann hat man wieder Ungenauigkeiten beim Zusammensetzen, die spielen da auch noch mit rein. Ganz klar, daß zwei x-beliebige Minimoogs mit aufeinanderfolgenden Seriennummern sich geringfügig verschieden anhören.

Wenn du "Pech" hast, verändert sich der Klang schon je nach Raumtemperatur oder je nachdem, ob der Synth schon warmgelaufen ist oder nicht. Da hast du außerdem einen gewissen Drift mit drin, das heißt, nichts an dem Ding läuft wirklich konstant. Beim Oszillatorboard mußte Moog sogar mal nachbessern, weil die alten VCOs nicht stimmstabil waren. Noch vor der Halbzeit der Bauzeit wurde serienmäßig das neue Osziboard verbaut, und die meisten älteren Minimoogs wurden nachgerüstet. Heute sind die mit altem Oszillatorboard die gesuchteren und teureren Minimoogs, weil sie gerade wegen dieser ungenauen Stimmung "fetter" klingen sollen.

Oder Roland TB-303. Auch analog und komplett spannungsgesteuert (wobei der Sequencer natürlich digital arbeitet). Die enthält teilweise schon ICs, aber auch noch einiges an Einzelbausteinen. Um das Ding billig zu halten ($400 bei Markteinführung), hat Roland sich nicht die Mühe gemacht, irgendwas auch nur annähernd zu matchen, sondern hat praktisch Bauteile aus der Grabbelkiste genommen und daraus die 303s zusammengelötet. Voilà, keine zwei 303s klingen gleich.

Deswegen ist auch der Vergleich irgendeines 303-Klons mit irgendeiner 303 häufig hinfällig (außer der Klon ist wirklich weit dran vorbei), weil heutzutage der Unterschied zwischen einer 303 und einem Klon dem zwischen einer 303 und noch einer 303 entspricht.

Der krasse Gegensatz sind dann die guten Analogsynths der 80er, die heutzutage enttäuschen, weil sie nicht so fett und organisch wie ein Minimoog klingen, weil sie fast schon digital klingen (Roland JX-**, MKS-70, Korg Poly-61 etc.). Oder manche heutigen Analogsynths (beispielsweise alles von DSI). Die aber um so verläßlicher sind. Da besteht die Klangerzeugung praktisch komplett aus ICs, die um ein riesiges Vielfaches genauer sind als die in diesen ICs enthaltenen Schaltungen mit diskreten Bauteilen nachgebaut. Die Oszillatoren kriegen ihre Frequenzen aus einem quarzgesteuerten Taktgeber und nicht aus einem diskreten analogen Schwingkreis, der seine Frequenz ändert, wenn einer die Tür aufreißt. Die können also auch nicht mehr driften. Sämtliche Einstellungen werden außerdem nicht direkt mit analogen Potis geregelt, sondern aus einem digitalen Speicher geholt, wo sie natürlich als Ganzzahlen abgelegt sind und nicht als Fließkommawerte mit doppelter Genauigkeit.

Da klingen dann wirklich zwei Synths so genau gleich wie die einzelnen Stimmen eines Polysynth. Dadurch ist ja auch erst gegeben, daß man bestimmte Analogsynths wie die von DSI heute zu Polysynths mit noch mehr Stimmen kaskadieren kann, und es klingt am Ende wirklich wie ein Synth - weil man davon ausgehen kann, daß, wenn man zwei Tetras kaskadiert, auch wirklich alle acht Stimmen beider Synths gleich klingen.

Wenn man das mit drei Minimoogs versuchen würde, würde dabei etwas rauskommen, das krasser klingt als "Wish You Were Here".


Martman
 
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