Krankheit macht Improvisieren auf dem Instrument vorübergehend unmöglich...

Bernnt
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Äh Leute, sorry für diesen Thread. Er ist unappetittlich, aber ich bin da auf etwas gestoßen, dass mich doch etwas verwundert.

Die Story: Ich hatte über Silvester ziemlich heftig fünf Tage lang Magen Darm. Gut, irgendwann geht das wieder. Als ich dann wieder bei Kräften war, hab ich natürlich nach meinem Akkordeon geschaut. Richtig angeschaut hat es mich nicht und richtig lieb gehabt auch nicht. Ich konnte zwar einfache Stücke nach Noten runterdödeln, hatte aber den Eindruck, das stimmt was nicht so ganz. Als ich anfing zu improvisieren, ging nicht viel. Das Improvisieren hatte irgendwie kein Ziel und nicht den Hauch von Kreativität. Das war auch noch zwei Tage später noch so, da konnte ich nach Noten sicher spielen, aber improvisatorisch ging nicht viel. Es war, als hätte ich mein Improvisationsvermögen rausgekotzt. Heute mit einem Schlag setzte das Improvisationsvermögen wieder ein.

Meine Fragen: Kennt das jemand so auch aus eigener Erfahrung? An die Herrn Doktoren: Könnt ihr mir den Hintergrund der Erfahrung beschreiben? Was passiert da? Warum kann man nach Noten spielen, aber krankheitsbedingt nicht improvisieren? Ich habe keine Erklärung dafür. Das ist doch krank...
 
Eigenschaft
 
. . . was für die X-Akten. Die Wahrheit ist irgendwo da draußen. :alien:
 
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Biochemie.
Nach einem so einen Durchmarsch ist dein Körper nicht nur schwach sonder auch garantiert ein wenig aus der Balance was die Versorgung mit Botenstoffen und anderem betrifft.
Das merkt dein Hirn.

Nur so eine Vermutung.
 
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Mm, aber warum funktioniert dann nach Noten spielen, aber improvisieren nich?
 
Hi @Claus, genauso geht es mir auch. Total kurios. Wenn Du recht hast, hieße das, ich brauche mehr Power zum Improvisieren als zum Spielen nach Noten. Ok. Ich weiß, dass es hier jemand gibt, der das berufsbedingt wissen könnte. Es ist ja in den letzten 10 Jahren auch viel über Musik aus musikalischer und psychologischer Sicht viel geschrieben worden. Stichworte: Musiker-Gesundheit, Auftrittsangst, gezielte und auch per Hirnscan nachprüfbare effektive Übetechniken. Vielleicht hat sich ja jemand mit der Auswirkung von Schwäche oder Krankheit auf das Musizieren beschäftigt. Würde mich nicht wundern. Es gibt ja Berufsmusiker, die spielen müssen, wenn Sie erkrankt sind. Hat Krankheit "musikalische" Konsequenzen?. Dass man da nicht 100% auf der Höhe ist, sportlich nicht so leistungsfähig und nicht wie die Sau über die Bühne hüpft, ist mir schon klar.
 
Wenn Du recht hast, hieße das, ich brauche mehr Power zum Improvisieren als zum Spielen nach Noten.
Ich könnte mir das vorstellen, lt. deiner Aussage oben war das Spielen nach Noten auch schon eingeschränkt.
Wenn mich so ein gesundheitliches Tief erwischt wie z.B. neulich am Tag nach dem Booster, dann lasse ich meine Instrumente in Ruhe und mache es mir einfach nur gemütlich. Je nach Erholungsbedarf lese ich dann nicht einmal, sondern lasse mich höchstens eine Zeitlang mit Musik "berieseln".

Gruß Claus.
 
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Wenn Du recht hast, hieße das, ich brauche mehr Power zum Improvisieren als zum Spielen nach Noten. Ok.
ok - ich bin jetzt zwar kein Arzt, aber ich weiß aufgrund eigener diverser Magen-Darm und anderer zufälligen Krankheiten, dass der Körper in solchen Krisensituation auf "Not-Strom" schaltet und alles was nicht lebenswichtig ist erstmal auf Reserve runterfährt. Und der Erhalt und Wiederherstellung der korrekten Verdauungsfunktion und Erregerbekämpfung hat da aus Sicht des Körpers ganz sicher höherer Priorität als musikalische Improvisation und Gehirnakrobatik ganz allgemein - weil auch das Gehirn einen ordentlichen Teil an Energie verbrät wenn es unter Volldampf läuft. Und dieses "Energiemanagement" in solchen Situationen läuft automatisch und ist willentlich nicht zu steuern, ebenso wie wir uns nicht ums Atmen oder Herzschlagen lassen aktiv kümmern müssen - das läuft alles auf einer tieferen unterbewussten Ebene, die man willentlich so nicht so erreicht.

Auf einem Jazzworkshop mal hat der Workshopleiter von einem Bericht (ich glaube aus GEO) erzählt, wo die Gehirnaktivitäten gemessen wurde bei verschiedenen Aktivitäten... unter anderem auch bei Jazzmusikern während der Improvisation. Und die Bereiche des Gehirns die dabei besonders aktiv waren waren auf den Bildern rot hervorgehoben... und das war dann mal der , mal jener Bereich... und beim Jazzmusiker bei der Improvisation war das komplette Gehirn rot!

Von daher ist es für mich völlig normal dass in der Situation der Körper für Extrabelastungen keine Energie bereitstellt und drum dann auch kein Marathonlauf oder anstrengende Gehirnaktivitäten laufen, ganz einfach weil der Körper einem hierfür in dem Moment keine Energie freigibt, weil er das was in dem Moment da ist, woanders braucht.
 
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Mm, aber warum funktioniert dann nach Noten spielen, aber improvisieren nich?
Weil nach Noten spielen nicht die selbe Chemie benötigt die Kreativität benötigt.
Das ist Routine die deine Finger ganz ohne Hirn spielen.

Also wenn ich Gitarre spiele brauche ich nicht nachdenken was ich da tue.

Ich starte ein Lied und der Rest ist in mir einprogrammierte Routine.
Ich denke weder an die Akkorde noch an den Text während ich singe und spiele.
Es geht wie man so sagt "im Schlaf".

Improvisation ist was anderes.
Da brauche ich neben der Routine noch etwas anderes in mir und das muss wach und munter sein.
 
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In einer Phase, wo der Körper geschwächt ist, vermeidet er alles, was zu anstrengend ist. Das ist eine allgemeine Erfahrung, jeder kennt die Phasen der Antriebslosigkeit während einer Krankheit und auch noch eine zeitlang in der Erholungsphase danach, bis die sprichwörtlichen "Lebensgeister" wieder erwachen. Dabei lässt der Körper eine verblüffend gute Ökonomie walten, je anstrengender, desto mehr Unlust. Insofern kann man diese Gefühle fast schon als Indikator dafür nutzen, wie sehr einen eine gewisse Tätigkeit fordert.
Und das Improvisieren ist für dich, @Bernnt, offensichtlich fordernder als das Spiel nach Noten. Da beides von der physischen Anforderung, also dem motorischen Aufwand, im Prinzip gleich ist, wird es die mentale Leistung sein, die den Unterschied ausmacht. Über den Energiehunger des Gehirns haben ja andere schon geschrieben.
Ob sich das verallgemeinern lässt, sei dahin gestellt. Bei Spielern, die mehr oder weniger nichts anderes machen als Improvisation, wie etwa Jazzer, wird das sicher wieder anders sein. Das Gehirn organisiert und trainiert sich ja nach den Anforderungen, die an es gestellt werden. Bei rein improvisierenden Musikern mag diese Routine überwiegen und sie haben dann vielleicht in einer vergleichbaren Situation weniger Antrieb, nach Noten zu spielen.

Ich kenne das selber ganz gut. Wenn ich mich malad und schlapp fühle, bin ich eher noch motiviert, etwas am Klavier zu spielen als auf meinen Hauptinstrumenten Klarinette/Saxophon. Die Blaserei ist halt nun mal physisch deutlich anstrengender. Sogar im Unterricht, wenn ich mal einen "toten Punkt" am Nachmittag habe, beobachte ich mich mitunter dabei, wie ich mal ein, zwei Unterrichtsstunden lieber vom Klavier aus mache, statt mit der Klarinette oder dem Sax mit- und vorzuspielen (da ich oft meine Schüler im Unterricht begleite, ist dieses ´Ausweichen´ je nach Unterrichtsinhalt ja nichts nachteiliges, sondern bietet sich oft sowieso an).

Derzeit geht es mir auch nicht so gut. Kurz vor Silvester bin ich an einem Infekt erkrankt (kein Corona, PCR-Test wurde gemacht), der hat allerdings eine sehr heftige Hautreaktion mit großflächigem Ausschlag hervor gerufen (da ich praktisch seit meiner Geburt Neurodermitis habe, ist mir so etwas nicht grundsätzlich fremd). Infekt und Ausschlag sind in der Kombination sehr belastend und ich bin noch ganz schlapp, auch wenn die Erholungsphase begonnen hat. Meine Motivation, etwas Musik zu machen, geht gegen null. Weder etwas am Klavier spielen, noch bzw. schon gar nicht am Blasinstrument. Alles zu viel.
Aber Musik hören geht immerhin noch, das ist ja auch schön.

@Bernnt, dir weiter gute Besserung!
Kommt alles wieder, auch das Akkordeon wird wieder freundlich, und Improvisation wird auch wieder. Nur Geduld!
 
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Bericht (ich glaube aus GEO) erzählt, wo die Gehirnaktivitäten gemessen wurde bei verschiedenen Aktivitäten... unter anderem auch bei Jazzmusikern während der Improvisation.
Die Sache scheint überall auf das Thema Energie rauszulaufen. Vielen Dank für Eure Beiträge, Leute. Dieser Geo-Artikel würde mich riesig interessieren. Hat den jemand parat?

<OT>
Inzwischen bin ich noch auf einige Artikel draufgestoßen, dass die Hirne von Jazz-Pianisten und von Klassik-Pianisten nachgewiesenermaßen total unterschiedlich ticken, will heißen, die Hirnscans sehen anders aus; z.B. https://www.scinexx.de/news/biowissen/jazz-und-klassik-pianisten-ticken-unterschiedlich/
</OT>
 
Was passiert da? Warum kann man nach Noten spielen, aber krankheitsbedingt nicht improvisieren? Ich habe keine Erklärung dafür. Das ist doch krank...
Was soll da ich erst sagen, ich war noch nie so krank das ich plötzlich nach Noten spielen konnte :unsure: ¿
 
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Ich habe seit 2 Tagen eine neue Brille für den Nahbereich .... und obwohl ich die Noten besser sehe, kann ich damit nicht Akkordeon spielen. Es liegt im Arm und ich kriege keine Verbindung hin. Verwirrt mich auch völlig. Alte Brille drauf, flupp - Konzentration beim Akkordeon. Hoffentlich kriegt mein Gehirn das bald auf die Reihe... hat da jmd. Erfahrung?
 
Mal ein anderer Gedanke. Vielleicht improvisierst Du genauso (gut/schlecht) wie immer, nur Dein Körper kann in Deinem Zustand noch nicht die gleiche Menge an Adrenalin und Endorphinen produzieren, die Dein Gehirn brauchen würde, um es geil zu finden? Wer kennt es nicht, dass ein Solo bei einer Probe oder einem Gig in der Situation „total geil“ war, sich dann in der Aufnahme „ganz anders“ anhört?

Gruß,
glombi
 
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Kann man mit Dünnpfiff eigentlich baden?🤔

Klar, Wenn Du die Wanne damit voll kriegst ...😉
 
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Ja, es wird schon so sein, dass das Hirn mit den neuen Reizen sehr beschäftigt ist.
Als ich damals auf die erste Gleitsichtbrille umstieg, war es mir zwei Tage lang schwindlig und zum K***.
Nachher hatte ich mich daran gewöhnt.
 
Es wird ja sicher nicht nur die jeweilige nächste Note erfasst sondern die anderen folgenden gleichzeitig auch schon.
Dafür könnte konzentriert ausgeblendet werden was sonst noch in der Umgebung erfassbar ist.
Verändert sich jetzt etwas am gewohnten Bild fällt das erst mal direkt mit raus.
Nach Noten spielen wird so einfach automatisch nicht finktionieren sondern müßte mindestens anfänglich eine andere Art antrainierter Konzentration erfordern.
Man glaubt auf dem Fahrrad nach rechts zu lenken wenn man nach rechts fahren will aber tatsächlich lenkt man nach links damit das Rad nach rechts kippt um auch nach rechts zu fahren.
Das ist ein Reflex genannt Soloreflex der unerkannt besonders gefährlich wird wenn jemand etwa Stützräder anschraubte oder an ein Motorrad einen Seitenwagen weil der dann genau entgegengesetzt führe als gewollt oder gedacht. Solche Reflexe können weniger durch Wissen als durch Training verändert oder erweitert werden. Darum steuern manche unwissende Fahranfänger mit einem Motorradgespann beim ersten Fahrversuch sehenden Auges gegen genau das Ziel dem sie ausweichen wollen.
 
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Ich habe seit 2 Tagen eine neue Brille für den Nahbereich
Als es bei mir mit der Alters-Weitsicht (ja, ja, nur die Augen ...) los ging, kannte ich glücklicherweise schon einen sehr guten Optiker. Der ist ein sehr ambitionierter Amateur-Saxophonist und wir hatten schon öfter zusammen musiziert. Als ich sein Geschäft betragt und mein Anliegen schilderte, sagte er sofort "Du brauchst eine Musiker-Lesebrille". Genau das war mein Anliegen und ich wusste, dass ich dort ohne weitere Diskussion sofort richtig bedient werden würde.
Dabei ist "Musiker-Lesebrille" kein Geheimnis, die Stärke ist nur auf einen größeren Lese-Abstand eingemessen als bei einer normalen Lesebrille. Dieser Abstand ist einfach der Abstand, den man üblicherweise zu Noten einhält, und der ist um einiges größer als der Abstand, in dem man z.B. eine Zeitung oder ein Buch zum Lesen vor sich hält. Damit ist auch der Schärfen-Tiefenbereich größer.
Der weitere Vorteil dieser Einstellung ist, dass man damit auch noch größere Abstände besser scharf sieht, beispielsweise zu den Schülern oder zu einem Dirigenten. Auf diese Entfernung sehe ich mit dieser Brille zwar nicht so 100% scharf wie die Noten, aber deutlich schärfer als ohne Brille.

Nachteil dieser Brille ist, dass man damit ganz nah nicht genauso scharf sieht wie mit einer "echten" Lesebrille und auch das "Kleingedruckte" nicht entziffern kann. Ideal ist aber wiederum, dass ich auf den üblichen Abstand PC-/Notebook-Monitore sehr scharf erkennen kann.
Daher ist meine "Musiker-Lesebrille" meine ganz normale Alltags-Brille geworden, die ich die meiste Zeit auf habe.

Für feine Arbeiten, z.B. Reparaturen am Instrument, sehr kleine Schriften usw., habe ich noch zusätzlich eine Nah-Lesebrille. Und da die Akkomodation meiner Augen auch im Fernbereich nachgelassen hat(te), auch eine Fern-Brille, die ich nur beim Auto- und Radfahren benutze.
Das macht zwar sage und schreibe drei Brillen, womit die Frage auftauchen könnte, warum nicht gleich eine Gleitsicht-Brille.
Aber erstens waren alle 3 Brillen zusammen (in Top-Qualität, präzise eingemessen und entspiegelt) immer noch deutlich billiger als 1 Gleitsichtbrille. Und zweitens sind Gleitsichtbrillen bei den Profi-Musik-Kollegen, die ich kenne gar nicht so beliebt (mein Optiker hat mir auch davon abgeraten), da es die Gefahr gibt, dass man seinen Kopf immer sehr genau auf den Punkt ausrichten muss beim Noten-Lesen, was möglicherweise Nacken-Verspannungen provozieren kann. Der scharfe Sehbereich meiner Musiker-Lesebrille ist sehr groß, so dass ich mit ihr keinerlei Verspannungsprobleme hatte und nach wie vor nicht habe.
 
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zweitens sind Gleitsichtbrillen bei den Profi-Musik-Kollegen, die ich kenne gar nicht so beliebt (mein Optiker hat mir auch davon abgeraten), da es die Gefahr gibt, dass man seinen Kopf immer sehr genau auf den Punkt ausrichten muss beim Noten-Lesen, was möglicherweise Nacken-Verspannungen provozieren kann.
…und nicht nur das. Man muss ständig den Kopf den Noten folgend hin und her drehen. Das erschwert die Wahrnehmung längerer Notensequenzen enorm und stresst ungemein. Ich bin zwar nur Amateurin, schätze meine Notenbrille aber sehr. Habe ich den Brillenwechsel aus Versehen mal vergessen, fühle ich mich auf dem Notenblatt wie in einem Irrgarten. Mein Optiker fand es übrigens hilfreich, dass ich vorab meine gängige Entfernung Auge/ Notenblatt mit einem Zollstock ausgemessen habe.
 
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