Krautrock 1968 - 1975 wie Rockmusik aus Deutschland den Durchbruch schaffte

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Ich bin heute 64 Jahre und habe mit 13 mein erstes Festival in Essen in der Grugahalle besucht. Ich glaube, ich habe so ziemlich alle deutschen Bands erlebt, war mit Jerry Berkers von Wallenstein befreundet und gelitten, als er immer häufiger die Beziehung zu sich selbst verlor Ich habe leider vergeblich Bands in meinem Umfeld versucht davon zu überzeugen, 1. überhaupt Vocals in ihre Musik hinein zu nehmen und 2. auf deutsch zu singen.
Mich interessieren eure Erinnerungen an diese Zeit, an die Musik von Guru Guru bis Jane, von Kraftwerk bis Atlantis. Möchte einen Roman über die meiner Meinung nach kreativste Zeit der Rockmusik schreiben.
Was habt ihr erlebt und was hat euch begeistert?
 
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Ich hab das Album "Unterwegs" von ihm in meiner Sammlung ... könnte ich mal wieder auflegen ;)

Auch sonst finden sich viele Bands aus dieser Zeit in meiner Musiksammlung.

Birthcontrol, Grobschnitt, Witthüser & Westrupp, Prof. Wolfff, Bröselmaschine und und und wie sie alle hiessen. Bin auch heute noch ein Fan dieser Musik und auch mein übriger Musikgeschmack (abgesehen vom Jazz) gründet sich ziemlich zentral auf Woodstock (69) und was danach so alles kam.
 
Ja, "Unterwegs" habe ich auch. Er war früh Vietnam und hat angeblich erlebt, wie neben ihm ein Kind erschossen wurde. Erzählte mir Harald Grosskopf letztens. Wenn du "Unterwegs" hörst, ohne die Hintergründe zu kennen, hören sich viele Stücke nach furchtbaren Schlagern an.
"Ich lebte ein Leben in Sorgen und Schmerz, dann fand ich dieses Lied ...." usw. Als er es Aufnahm war er schon ziemlich von den Drogen zerfressen. Wallenstein hatten ihn letztlich rausgeschmissen, weil man selbst bei öffentlichen Gigs nicht mehr sicher sein konnte, dass er auch kam
Wenn er gut drauf war, ging er mit dir durchs Feuer.
Das nur so am Rande. Du kannst bestimmt viel erzählen über diese Zeit
Gruß
Friedrich
 
Hallo, ich erinnere mich noch sehr gut an die Jungs von Hammerfest aus Vlotho. Eine "Schleudertest" und eine "hier bei uns" habe ich auch noch im LP-Bestand. Ach ja, die 70er waren schon witzig. Achim (akopatz) wollte mir damals nach einem Auftritt unbedingt sein Leslie-Kabinett verkaufen, nachdem ich ihm erzählt hatte, dass ich auch in einer Band Keyboards spiele. Dass ich damals zarte 14 und Schüler war, war ihm genauso egal, wie mein Hinweis, dass doch ein paar Tage später für ihn der nächste Gig anstand und er es da doch wieder brauchen würde. War wohl doch ein Bier zuviel damals für ihn, Roadies waren keine da und er hatte einfach keine Lust mehr, die schwere Box irgendwie von der hohen Bühne wieder in den Bus zu wuchten. Hat er am Ende aber doch irgendwie geschafft. Lustig war`s.

keep on krautrockin`
 
Tolle Geschichte. Ende der 60ger war unser Taschengeld knapp bemessen und für Open wir Festivals war uns der Eintritt manchmal zu teuer. Wir haben einen erfolgreichen Trick entwickelt: haben an einigen Orten spioniert, wo sie die Kleintransporter der Bands hineinfahren ließen. Da haben wir uns postiert und versucht, die Musiker (meistens fuhr einer von ihnen selbst) anzuhalten und uns angeboten, ihnen ihre Anlage auf die Bühne zu tragen. Hat öfter funktioniert. Manchmal haben sie uns auch so mitgenommen.
War ne lockere ZEIT, ohne Ordner, die die Bühnen bewachten und mit Musikern wie du und ich, die noch geerdet waren
 
Ich erlaube mir, die o.g. Jahreszahlen ein wenig zu erweitern

Ich war immer mal wieder beim "Finkenbach Festival" im Odenwald.

Das gibt es seit 1977 und ist somit das "Älteste Krautrockfestival Deutschlands", auch Odenwald Woodstock genannt.

Krautrockbands an 2 Tagen. Campen mit Zelt und Womo war Gratis.

Jahrzehntelang war eine der treibenden Kräfte (Veranstalter ist bis heute der Dorffeuerwehr und der Fussballverein) Mani Neumeier von Guru Guru, die natürlich auch immer auf der Bühne standen.
Es war in den Endsiebzigern ein "Geheimtipp" als Hippiefestival.
Man verbrachte dort sein Wochenende mit Kumpels und Kumpelinen.
Die Besetzungsliste wurde immer exklusiver an prominenten Deutschrock-Band (nicht nur), wobei es vielen Besuchern nur zweitrangig um die Bands ging, sondern eher um das Lebensgefühl dort.
Da konnte man als für Woodstock zu spät geborener dieses noch mal nachleben (zumindest dachten wir das), als kleiner Hobbymusiker die "grosse" Welt der Profis bewundern (die, wenn sie auf dem Gelände blieben, erstaunlich klein war), Kontakte zu anderen Musikern knüpfen und irgendwie versuchen einen Mittagsgig von 30 Minuten zu bekommen nächstes Jahr (niemals geklappt).

Eine zweite "Quelle" für Deutsche Bands waren in Mannheim in den 70er die Rockergangs. Diese gab es zuhauf, auch auf amerikanischer Seite (Mannheim war eine der grössten Garnisonsstädte der Amerikaner).
Die (deutschen Gangs) hatten viel Macht in der Szene, ergo recht viel Geld (ein Schelm wer unredliches denkt).

Und so kam es, da z.B zum Geburtstag des "Präsidenten" mal Udo Lindenberg eingeladen wurde (ich glaube 1976) der mit seiner Platte Andrea Doria ein Rockerliebling wurde.
Das waren alles (riesige) Privatpartys, keine Chance, hinzukommen, wenn man nicht jemanden kannte.
Nun als Guzzi Fahrer kannte ich jemanden, dürfte gnädigerweise dabei sein und hab es auch unbeschadet (nicht einfach nachts um 3) überlebt.
 
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Ich erlaube mir, die o.g. Jahreszahlen ein wenig zu erweitern

Ich war immer mal wieder beim "Finkenbach Festival" im Odenwald.

Das ist eine tolle Story, vor allem was die Veranstalter angeht. Und ich finde deine Aussage zu Mannheim und Udo Lindenberg interessant. Ich komme aus der Nähe von Osnabrück und dort gab es ab Anfang der 70er jedes Jahr ein Festival, (nachdem als erstes The Lords 1970 nicht unseren Geschmack trafen) mit den großen deutschen Rockbands. (Den Begriff Krautrock kannten wir damals noch nicht). Die Gage für die Bands, die abends auftraten, Guru Guru, Frumpy, Jane, Birth Control, Tangerine Dream, Wallenstein usw. betrug ca. 1500 DM. Udo Lindenberg haben wir 1975 versucht zu verpflichten. Da war uns die Gage von 6000 DM zu viel. Wie sich die Zeiten ändern, ich habe seine Show vor zwei Jahren in Oberhausen gesehen. Ich glaube er kam mit 12 Trucks an, um alles unterbringen zu können was er benötigte. Es hat nicht mehr das feeling, von dem du erzählst. Aber geil war der Abend trotzdem.
 
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Hi @Friedel1525

Mist, hab mich im Format vergriffen.
passt, alte Männer checken halt das Internet nicht so schnell :D.

Zur Gage von Udo, keine Ahnung, was bei meiner Story dem Udo gezahlt wurde, aber ey, 6000 DM war vermutlich der 1-2 Tages-Ertrag der Gang als "Beschützer" des Rotlichtmilieus.
 

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