Mal eine Wiederbelebung, da über den Amp wirklich kaum was zu finden ist - vor allem nicht von Nutzern. Ich spiele seit 3 Jahren das Beast CLASSIC als Top abwechselnd mit Celestion Greenbacks, einem Eminence Wizard und einem Jensen Blackbird mit den üblichen Fender- und Gibson-Verdächtigen. War amp-mässig früher im Fender-Lager, jetzt ist der Laboga mein "one-4-all". Meine Vorlieben: 60s Instrumentals, Ska, Surf punk, 80s Indie, The Who.
Zur Konstruktion: wirklich sehr robust und ordentlich, das macht Marshall auch nicht besser. 4x EL84 mit Auto-Bias in der Endstufe (kein neues Einmessen beim Wechsel auf ein neues Set nötig) dazu nur 2 12AX7 in der Vorstufe - Laboga sagt, bei EL84 braucht man nicht mehr. Gut, man hätte den Effektweg noch Röhrenpuffern können, aber der ist halt transistorbasiert. Dafür kann man den Pegel des Effekt-Wegs umschalten ((+4dB/-10dB). Ein nettes Feature, was man leider in dieser Preisklasse sehr selten findet. Fußschalter gibt es nicht serienmässig, aber ein Standard-2-Fach-Schalter mit Stereo-Klinke kann angeschlossen werden und schaltet dann um zwischen Clean-Crunch-Lead. Der Emulated Speaker-Ausgang ist brauchbar (ist ja nicht häufig so) und genau so sinnvoll wie die 30W/15W-Umschaltung.
Clean/Crunch: kein reiner Cleankanal, da der Gainregler in beiden Modi wirkt. Hat den Nachteil, dass man nur zwei Optionen hat: 1. Clean leicht crunchend und Crunch ein ziemliches Brett und 2. Clean wirklich Clean und Crunch nur leicht crunchend. Dazu kommt noch der übliche Lautstärkesprung beim Umschalten. Der Klangregler ist mehr als eine Höhenblende und kann sich daher sehr gut auf verschiedene Gitarren einstellen lassen: Macht eine Tele weniger schrill und fetter und macht eine Paula schlanker und bissiger. Muß man beim Gitarrenwechsel dann unter Umständen anpassen, aber mit ein paar Aufklebern hat man dann flugs die optimalen Werte für 3-4 Gitarren markiert und kann das dann schnell zwischen den Songs umstellen. Also weniger was für Klangtüfteler, sondern mehr Quick&Dirty - aber sehr wirkungsvoll. Klangmässig eher voxig mit eigener Note. Weit weg von Fender und nur mit den EL84-Amps von Marshall entfernt verwandt. Im Prinzip ein Konglomerat aus den beliebtesten britischen Verstärkermarken der 70er..passenderweise haben die den Amp auch als CLASSIC bezeichnet und nicht als VINTAGE, letzteres wäre doch zu viel versprochen. Also kein perfektes Clean, aber von leichtestem bis räudigstem Crunch klingt alles fein. Mit der passenden Lautsprecherwahl (bei mir: Greenbacks) sind wir aber durchaus auch ein wenig in den Swinging Sixties unterwegs. Dank der Leistungsreduzierung auf 15 Watt können hier auch echte Vintage-Speaker im 1x12-Setup gut behandelt werden. Hier wird die Combo-Version eindeutig durch die verbauten Celestion-70/80-Speaker beschränkt, im Gegensatz zum Lead Kanal...
Lead: Das mag der Laboga sehr, hier gibt es auch die meisten Einstellmöglichkeiten: Höhen, Bässe und ein Mittenumschalter. Klingt nach nicht viel, aber reicht - wenn man nur einen Lead-Sound braucht. Alle Regler haben den richtigen Frequenzbereich im Griff, der Gain lässt sich recht fein dosieren...zumindest in der ersten Hälfte des Regelwegs. Zumindest bei Humbuckern gibt es danach nicht mehr viel Zuschlag, wir sind hier dann aber auch schon in Marschall-JCM-Regionen. Ein wenig behindert durch den Röhrentyp der Endstufe klingt es aber trotzdem sehr schön nach 70ern bis frühe 80er. Trotz eigenem Gain-Regler nochmal ein deutlicher Lautstärkesprung zum Clean-Kanal. Sehr schön: komprimiert erst sehr spät, die Verzerrung bleibt über den größten Bereich sehr dynamisch und lebendig. Dazu sehr wenig Nebengeräusche. Wer es dicker will, kann also ruhig noch einen Kompressor davorsetzen.
Fazit: Hatte mir den Laboga Beast Classic eigentlich als VOX-AC15/30-Alternative zugelegt (was auf dem Papier ja auch halbwegs passt), aber sein Steckenpferd sind kantige Sounds der 70er und frühen 80er. Definitiv ein Geheimtipp für Punk (Clash!), Classic Rock (The Who!) und Indie (Replacements!), wenn es dabei eher crunchig als metallisch sein soll und lieber "rotzig" als "fett" (für die härteren Stufen gibt es ja die anderen BEASTs). Verträgt sich sehr gut mit transparenten Overdrives und Boosts, auch gestacked. Mit deutlich klangfärbenden Verzerrern habe ich eher schlechte Erfahrungen gemacht - als reiner Clean-Amp ist der Laboga nicht wirklich gedacht und der Vorverstärker hat eine so tolle organische Verzerrung, die sollte man nicht ersetzen, höchstens ergänzen. Benutze derzeit einen Rockett Guthrie Trapp und einen TC Spark davon und einen Speaker Cranker (natürlich u. a.) im Effektweg - aber zumeist nur einzeln und auch nur mit minimalem Gain. Der größte Teil der Verzerrung kommt immer aus dem Amp!
Das Beast CLASSIC ist also ein Sonderling mit VOX-Genen und einer Prise Orange, Hiwatt und Marschall, der sich soundmässig so ungefähr in die Ära von 1970-1980 einordnen lässt - mit einem Tubescreamer (und einem Chorus im Effektweg) kann man dann auch noch ein wenig weiter in die 80er vordringen. Das ist dann schon JCM-Flavour (auch dank dem Mittenumschalter), aber nur unterhalb der Metal-Grenze ("Badewanne" geht halt nicht). Wer das sucht, bekommt einen sehr robusten, praxistauglichen Amp mit vielen sinnvollen Features und einem gut gewählten Leistungsspektrum.