Lautstärkesprung an einem Ton bei zunehmendem Druck

Wolkensprung
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Hallo Alle

An meinem frisch erworbenen Adria habe ich etwas seltsames festgestellt: Das A im 8-Fuss-Register macht einen komischen Sprung in der Lautstärke, wenn ich zuerst mit minimalem, anschliessend immer stärkerem Druck spiele. Ich habe versucht, das aufzunehmen:



Im 16-Fuss-Register eine Oktave höher, also gleiche Tonhöhe, tritt das nicht auf. Auch nicht im Zug.
Meine These: Da hat sich wohl eine Stimmplatte irgendwie verhängt.

Ist so ein Phänomen bekannt unter Akkordeonbauern und -spielern? Wie entsteht das?

Aber eigentlich interessanter: Kann man das selber beheben? Wenn ja, wie? Ich war mal Mechaniker und traue mir handwerklich schon etwas zu, habe aber noch nie an Akkordeons rumgeschraubt...

Merci d'avance für alle Antworten!
Wolkensprung
 
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  • 13.02.2021 14.31.28.mp3
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Das A im 8-Fuss-Register macht einen komischen Sprung in der Lautstärke, wenn ich zuerst mit minimalem, anschliessend immer stärkerem Druck spiele.

Ja den Effekt kenne ich. So hört sich das normalerweise an wenn ein Ventil irgendwo hängt oder klemmt und dann bei stärkerem Druck schlagartig ganz schließt oder ganz öffnet.

Du sagst es kommt bei dem Ton auf Druck vor.

Dass das auf Druck auftritt , passt ins "typische Fehlerbild" . Wenn man auf Druck spielt dann schwingt die am Stimmstock außenliegende Stimmplatte und das innenliegende Ventil muss/soll die auf Zug wirkende Zunge abschließen.

Es kommt gelegentlich vor, dass ein Ventil etwas zu weit an den Rand geklebt wurde, leicht schrägt aufgeklebt wurde oder auch einfach nen Tick zu lang ist und dann an der Kanzellenwand streift oder an der Spitze an der Kanzellendecke anstößt. Und dann schließt das Ventil nicht suber undlässt immernen Spalt auf uns lässt da dann imemr Luft durch.
Wenn man auf Druck spielt, dann gibt die auf Zug wirkende Zunge keinen Ton ab - selbst wenn gar kein Ventil eingebaut ist... aber Luft geht durch den Zungenspalt. Wenn man jetzt langsam den Druck steigert, dann kommt irgendwann der Punkt, dass der Saugdruck am Ventilspalt und der Innendruck so groß werden, dass das Ventil gegen den mechanischen Widerstand sich losreißt und komplett schleit - das geht schlagartig und genausoschalgartig bekommt dann die Zunge auf Druck auch mehr Luft... und klingt in Folge lauter.


Das zu behebenist normal kein großer Aufwand:

Ton auf dem entsprechende Stimmstock ausfindig machen, Stimmstock ausbauen und mal in den Kanzelleninnenraum reinschauen. Mitunter sieht man dann schon wo das Ventil anstößt.


Soweit so einfach...

Ziel ist es dann das Ventil - sofern schräg oder zu weit seitlich aufgeklebt neu und mittiger einkleben bzw. wenn das Ventil mit der Spitze anstößt das Ventil minimal kürzen...

Das Problemn ist jetzt halt nur, dass die Stimmplatte schon eingebaut ist und das machts dann sehr viel schwieriger, weil man das Ventil durch das Kanzellenloch erstmal lösen muss ohne dass das Ventil beschädigt wird (denn ich vermute du hast keinen Ersatz zur Hand) und anschließend wieder neu reinfummeln und festkleben, ohne dass man weitere Sauereien veranstaltet und neue Fehler einbaut.

Mein Stimmungsmeister ist in der Disziplin ein echter Könner und ventiliert wenns sein muss ganze Akkordeons auf die Art neu, ohne die Stimmplatten auzubauen... Ich schaffe das nicht (zumindest nicht immer zuverlässig) und baue deswegen die Stimmplatte aus, behebe den Fehler und wachse die wieder neu ein.

Drum - selber beheben kann man so was grundsätzlich schon...aber es ist mitunter ein tierisches Gefummel bzw. man sollte auch für den Fall der Fälle passende Ersatzventil da haben, falls sich das Ventil nicht beschädigungsfrei lösen lässt.... Und wenn man das als die allererste Arbeit am Akkordeon an den Stimmplatten macht steigt natürlich das Risiko, das was völlig daneben geht, weil man zunächst noch kein Gefühl dafür hat wie viel, wie weit und wie fest man da werkeln kann.

Wenn du das also selber in Angriff nehmen willst, dann schau trotzdem schon vorsichtshalber mal wo die nächste Fachwerkstatt ist, falls die Aktion daneben geht!:redface:... Oder mach gleich nen Termin beim Fachmann aus - der braucht hierfür normal nur ein paar Minuten.:great:
 
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Hallo maxito,
Herzlichen Dank für die ausführliche Antwort! Die Erklärung leuchtet mir ein, die Warnung auch... :eek:

Ich denke, ich lasse da doch lieber gleich einen Fachmann dran und schaue ihm vorzugsweise noch zu - inkl. dumme Fragen stellen. Dann lerne ich gleich noch etwas dazu.

Beste Grüsse
Wolkensprung
 
Nachstimmen nach dem Ventiltausch nicht vergessen.
 
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Danke, werde ich beherzigen (lassen)...
 
Fachmann ist sicher ne gute Idee. Der sollte aber erstmal nachschauen worans wirklich liegt. Sowas kann auch durchaus nur klebriger Schmutz oder ein Wachsrest an der falschen Stelle sein, der das Ventil erstmal daran hindert, richtig zu öffnen und bei zunehmendem Druck gibt das halt irgendwann nach. Gerade Wachs macht sich gerne mal selbständig, wenn ein Instrument zu nahe am Heizkörper oder in der prallen Sonne stand. Deshalb sollte man das immer vermeiden.

Wenns Dreck ist, kann man den vorsichtig entfernen. Am besten mit einem fusselfreien Q-Tip (gibts im Fotozubehörhandel als Sensorreinigungswerkzeug), der mit etwas Lösungsmittel angefeuchtet wird.

Achtung: das Lösungsmittel darf das Ventilmaterial nicht beschädigen und seinerseits keine Rückstände hinterlassen. Also auch da besser den Fachmann machen lassen. Ein Tröpchen Isopropanol auf dem Q-Tip sollte man aber mal riskieren können.

Von Änderungen am Ventil selbst würde ich im Zweifel aber eher die Finger lassen, das muß man wie maxito richtig schreibt wirklich können wenns nicht schief gehen soll.

Bei hohen Tönen kurz vor der Ventilierungsgrenze kann man wenns wirklich ein sehr dringender Notfall ist (Auftritt in 20 Minuten, keine Werkstatt in Sicht, kein Ersatzinstrument greifbar) übergangsweise das Ventil mit einer langen Pinzette komplett entfernen - dann braucht der Ton ein bißchen mehr Luft, aber das Instrument ist erstmal wieder spielbar. In dem Fall sollte man natürlich später in der Werkstatt die Stimmplatte neu ventilieren lassen. Und auch das gilt nur, wenn das Ventil als Übeltäter entlarvt wurde.

Bei tieferen Tönen ist das Entfernen wegen des damit verbundenen höheren Luftverbrauchs eher nicht zu empfehlen.

Das genannte Material (ein paar ml Isopropanol und ein Dutzend fusselfreie Q-Tips) kann man auf Konzertreisen ruhig im Werkzeugkoffer mitführen, das schadet auch für andere Reinigungsaufgaben nicht.
 
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Hallo Lämbelästigung
Merci für die Anleitung. Ich werde bei sich bietender Gelegenheit mal beim Fachmann vorbeischauen, bzw. das Instrument vorbeibringen. Dass der zuerst schaut und erst dann rumfummelt, setze ich eigentlich voraus bei einem seriösen Berufsmann... Aber einfach mal reinschauen werde ich sicher auch schon mal, vielleicht sehe ich ja gleich, was los ist. Und wenn nicht, dann kommen die Fachhände zum Zug.
 
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Wenn man auf Druck spielt dann schwingt die am Stimmstock außenliegende Stimmplatte und das innenliegende Ventil muss/soll die auf Zug wirkende Zunge abschließen.
Hab jetzt ca ne Std gegrübelt und es net geblickt - ist es vielleicht umgekehrt ? Also "probieren geht über studieren". Hab grad ne kleine Silvestrini offen zum Ventile neu belegen (3-Chörig ohne Tremolo, dafür mit Piccolo ! di Mano Stimmplatten - eine Rarität) Stimmstock gschwind raus und reingepustet - auf Druck wird das innere Ventilleder auf den Sitz gepresst, die außen liegend Stimmzunge bleibt still, gleichzeitig geht das Außen-Ventil auf und die innen liegende Stimmzunge schwingt,
Bei Zug schließt das äußere Ventil, die äußere Stimmzunge schwingt.
guckst Du -> https://www.akkordeon-maurer.de/documents/d/Akkordeon-Service.doc
1. Es gibt für jeden Ton eine einzelne Stimmplatte mit 2 Ton-Zungen und 2 Ventilen.
1.1 Die sichtbare Außenzunge und das sichtbare Außenventil (Aktiv bei Spiel auf Balgdruck.)
1.2 Die versteckte Innenzunge und das versteckte Innenventil , beide gleich geformt wie ihre Außenpartner (Aktiv bei Balgzug)

Ist insofern von Belang - weil ja im letzteren Fall nur die äußere Ventilierung zu betrachten wäre und an die kommt man ja locker ran.
VG
 
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Hallo MaMillan,

nein, maxito hat schon Recht.
Du bläst nur von der entgegengesetzten Seite in den Stimmstock als es das Akkordeon tut.
Auf Druck strömt die Luft (aus dem Akkordeoninneren) von außen durch den Stimmstock. Die Luft strömt so durch den Stimmstock, wie wenn du daran saugst.
Auf Zug wird die Luft von außen in den Balg gesaugt. Sie strömt also in der Richtung durch den Stimmstock, wie wenn du hineinbläst.

Fröhliche Sommerzeit.
 
Heureka - j e t z t hab ich's kapiert (hoffentlich)- hat noch mal 30 min gebraucht
(umgelernter Linkshänder - mit solchen Zusammenhängen hab ich immer Vorstellungs-Schwierigkeiten - fürs Akkordeon spielen ist das dafür gut)

- auf Balgdruck zieht's die Luft von innen nach außen durch den Stimmstock wie Ansaugen
- auf Balgzug drückt's die Luft von außen nach innen durch den Stimmstock wie Hineinblasen.

Merci vielmals - vielleicht hilft das ja noch anderen weiter...
 
- auf Balgdruck zieht's die Luft von innen nach außen durch den Stimmstock wie Ansaugen
- auf Balgzug drückt's die Luft von außen nach innen durch den Stimmstock wie Hineinblasen.
Genau. Im von dir oben verlinkten Dokument steht's auch so:
<Schnipp>
Also zeigt sich das Problem auf Druck , d,h. bei der Außenzunge , muss das gegenüberliegende versteckte Innenventil der Stimmplatte herausgezogen und gereinigt werden.
<Schnapp>
Mein Problem ist also ohne Fummelei nicht zu lösen...
 
Es könnten aber auch beide Ventile sein. Das Innere wenn es nicht richtig öffnet und das Äußere wenn es zu weit absteht und zu spät schließt.
 
Vielen herzlichen Dank für die Tipps und Balgs Angebot der telefonischen Hilfe per PN! Ich werde dann heute Abend mal die Guge auseinanderschrauben und den Schaden näher beaugapfeln.
 

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